Als ich mich im Sommer während des Lockdowns einmal eingesperrt fühlte und mich fragte, wann die Pandemie endlich vorbei ist, wandte ich mich an Gott und betete. Wenn ich bete, halte ich gern inne, um die Gegenwart und Wirklichkeit von Gott, dem Guten, zu fühlen. Dabei helfen mir vielfach Bibelverse wie diese aus den Psalmen: „Gott ist ... eine Hilfe in den großen Nöten“ (46:2) oder „Er hat seinen Engeln über dir befohlen, dich auf allen deinen Wegen zu behüten“ (91:11).
An dem Tag kam mir ein neuer Gedanke. Er stammte aus „Christmas Morn“ [Weihnachtsmorgen], einem Gedicht von Mary Baker Eddy, das auch als Lied vertont wurde: „Du lieber Christus, nie gebor’n, doch immer hier“ (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 23). Diese zwei Zeilen brachten mich innerlich und äußerlich zum Lächeln und halfen mir, überzeugter zu beten. Die Worte kamen durch die Melodie zu mir, die ich im Herzen sang, und brachten eine Freude mit sich, die nicht auf Weihnachten beschränkt ist. Alles, was über Gott und den Menschen wahr ist, kann man selbst wissen, denn der Christus – das Verständnis von Gott, das Jesus hatte – ist wirklich und gegenwärtig, „immer hier“ und aktiv.
Andere Zeilen aus diesem und anderen Gedichten von Mrs. Eddy, die Christus beschreiben, fielen mir ebenfalls ein: „Du heil’ge Gott-Idee, ... gehegt ... Lebend’ger Liebe sanfter Strahl / todloses Sein“; „Auf sturmbewegter Meeresflut / seh’ Christus ich, / erbarmungsvoll, mit mildem Wort / er nahet sich“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 397). Diese Zeilen flossen durch mich hindurch, und ich spürte, wie das Gemüt des Christus meine Gebete belebte und erhellte. Ich bekam Hoffnung und meine Erwartung stieg. Die Worte „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lukas 2:14) nahmen Gestalt für mich an. Ich fühlte solch eine ruhige und vollständige Freude, dass dieses Bewusstsein des „lieben Christus“ durch Furcht und Zweifel oder Frust darüber, eingesperrt zu sein, nicht überschattet werden konnte. Gebet öffnete mein Denken für die gottgegebenen Segnungen, die für alle gegenwärtig und aktiv sind.
Ich musste an Berichte in den Evangelien denken, wie Jesus von Petrus, Nikodemus, der Samariterin am Brunnen und Maria Magdalena als der verheißene Messias, Christus, erkannt wurde. Sie erkannten, dass die heilende und umwandelnde Macht hinter Jesu Werken von Gott kam. Und Jesus verhieß seinen Nachfolgern (damals und heute), dass sie die Werke tun können, die er tat. Das half mir, die gegenwärtige Macht und Tätigkeit des Christus zu erkennen. Alles, was ich wegen der Pandemie gefühlt hatte – Lethargie, Ungeduld und sogar Furcht und Zweifel –, löste sich auf. Das Christus-Licht löste Frust auf und brachte die Überzeugung von Jesu Demonstration und der Lehre der Christlichen Wissenschaft mit sich, dass Krankheit kein echter, unbekannter Eindringling ist, der uns hinter jeder Ecke auflauert. Krankheit ist ein hypnotischer Glaube der menschlichen Vorstellung, keine legitime, gottgeschaffene Realität. Damit verschwand das Gefühl, heruntergezogen zu werden, und ich wachte mit neuer Energie, innerem Gleichgewicht, Zuneigung zu meinen Mitmenschen und der Gewissheit auf, dass Gesundheit gegenwärtig ist, denn Gott, das Gute, herrscht und die Tätigkeit des Christus lässt sich nicht aufhalten.
Jesus war sicher, dass seine geistige Identität als Gottes Sohn untrennbar von Gott war. Er sagte: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10:30), und als Gottes Sohn erklärte er: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14:6). Christus war seine geistige Identität, und der Christus ist immer bei uns. Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „In allen Generationen, vor wie nach der christlichen Zeitrechnung, ist der Christus als die geistige Idee – die Widerspiegelung Gottes – mit einem gewissen Maß an Macht und Gnade zu all denen gekommen, die bereit waren, Christus, Wahrheit, zu empfangen“ (S. 333).
Wir können uns jeden Tag fragen: Bin ich bereit, Christus, Wahrheit, zu empfangen?
Wir können uns jeden Tag fragen: Bin ich bereit, Christus, Wahrheit, zu empfangen? Halte ich Wache wie die Hirten in den Hügeln um Bethlehem? Harre ich aus wie Simeon und Anna, die das Jesuskind im Tempel als erfüllte Prophezeiung erkannten? Mache ich mich auf wie die Weisen und folge dem Licht der Wahrheit? Komme ich wie die Menschenmengen oder der Aussätzige, um die Gegenwart des Christus zu würdigen? Bin ich bereit, mehr von der Wissenschaft des Christus-Heilens zu empfangen, die Mary Baker Eddy entdeckte und lehrte, damit auch ich dem Beispiel von Jesus beim Heilen der Kranken und Sünder folgen und bezeugen kann, dass Leben den Tod außer Kraft setzt?
Die Bereitschaft, den Christus zu empfangen, hat viel damit zu tun, für Heilung bereit zu sein. Ich liebe die Geschichte vom korrupten Steuereintreiber aus Jericho namens Zachäus, der wie ein Kind auf einen Maulbeerbaum kletterte, um Jesus sehen zu können. Jesus sah auf und sagte: „Zachäus, steig schnell herab; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren!“ (Lukas 19:5). Das tat er und „nahm ihn mit Freuden auf“. Seine Bereitschaft, den Christus zu empfangen, begann nicht damit, ein großes Mahl zu bereiten. Seine Beflissenheit war ehrlich, als er demütig vor Jesus stand und ihm sagte, dass er die Hälfte seiner Güter den Armen geben und alles, das er unrechtmäßig eingenommen hatte, vierfach erstatten würde. Jesus war eindeutig zufrieden und sagte: „Heute hat dieses Haus Rettung erfahren“ (Lukas 19:9).
Was hält uns davon ab, Christus zu empfangen? Diese Frage kommt in vielen anderen Formen zu uns: „Wieso gibt es so viele Probleme auf der Welt?“ Oder wie mein Frust im Sommer: „Wann ist die Pandemie endlich vorbei?“ Oder die heimtückische Frage: „Wieso kann ich nicht geheilt werden oder wieso geht die Heilung nicht schneller vonstatten?“ Diese Fragen triefen vor Furcht und Zweifel. Sie enthalten eine Täuschung des materiellen oder persönlichen Sinnes, denn sie sagen, dass wir noch zu viel zu lernen haben oder nicht genug wissen, um das Christus-Heilen zu praktizieren. Doch wir lernen durch den Pastor (die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit), durch Zeugnisse und unsere eigenen Heilungserfahrungen, dass keine Vergangenheit und kein Umstand die Macht und das Licht des Christus aufhalten können. Johannes versichert uns: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns einen Sinn dafür gegeben hat, dass wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Johannes 5:20). Christus erweckt das menschliche Bewusstsein dazu, sich von hypnotischen Behauptungen des Irrtums und der Krankheit abzuwenden. Er befähigt jeden von uns, zu der Wirklichkeit und heilenden Gegenwart der Wahrheit zu erwachen. Das Lied, das mit den Worten beginnt: „O Träumer, lass den Traum für freudig’ Wachen“, verheißt: „Der Christus wird den Traum zunichtemachen. Er sprengt die Fesseln aller Sklaverei“ (Rosa M. Turner, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 202, Übers. ©CSBD).
Diese Idee war mir vor mehreren Jahren eine große Hilfe. Ich hatte in meinem Praxis-Büro mit der Idee gebetet und gearbeitet, dass der Christus den Traum jeder Art von Sklaverei zunichtemacht, und das half mir dabei, die Tätigkeit des Christus zu erkennen, die heilt. Als ich mich nach Büroschluss beeilte, um zum Zug zu kommen, stolperte ich auf dem unebenen Bürgersteig und prallte mit einem Knie auf. Ein junges Paar blieb stehen und bot Hilfe an. Doch die Idee, dass der Christus den Traum zunichtemacht, war mir in dem Moment so klar, dass ich ganz ehrlich sagen konnte: „Herzlichen Dank, es ist alles in Ordnung.“ Ich ging völlig frei zum Bahnhof. Ich freute mich dankbar, dass ich fühlen konnte, wie der Traum eines Sturzes oder einer Verletzung zunichte gemacht wurde – dass der Christus dort auf dem Bürgersteig und im Zug bei mir war. Als ich mich zu Hause umzog, war meine Hose schmutzig vom Bürgersteig und die Strumpfhose, die ich an dem kalten Wintertag darunter trug, hatte am Knie ein großes Loch. Doch am Knie selbst war nichts zu sehen.
Was für ein Geschenk, die Gegenwart und Macht des Christus zu fühlen! Das ist ein Geschenk, das wir zu Weihnachten und immerzu wertschätzen – ein beständiges Geschenk, das die ganze Menschheit segnet, egal wie die historischen oder physischen Umstände aussehen. Wir können zu Weihnachten und immer freudig anerkennen, dass der lebend’gen Liebe sanfter Strahl hier und jetzt bei uns ist. Es gibt keine Situation, ob Unfall, Konflikt, Sünde, Furcht oder Krankheit, die Christus Jesus nicht mit der unerschütterlichen Überzeugung, dass Gott, das Gute, erhaben ist, bewerkstelligt hat. Er heilte Menschenmengen, stillte den Sturm und weckte die Toten auf. Er bewies, dass der Christus, die wahre Idee von Gott, das Böse und Krankheit überwindet und die ganze Welt zur Wahrheit des Seins erweckt. Die Wahrheit, die er demonstrierte, ist immer verfügbar. Daher können auch wir erwarten, dass Bösem und Krankheit durch Gebet, das Gottes Erhabenheit anerkennt, Einhalt geboten werden und Frieden auf Erden herrscht.
„Du lieber Christus ... immer hier“ ist ein Versprechen an jeden von uns, die Erfüllung des immerwährenden Kommens der wahren Idee von Gott.
