Einmal erlitt mein Auto beim Linksabbiegen an einer großen Kreuzung einen Totalschaden. Ein Fahrer, der an der gelb werdenden Ampel anzuhalten schien, war plötzlich aufs Gaspedal getreten, als die Ampel auf Rot wechselte. Wir stießen mit Wucht zusammen, da wir beide beschleunigt hatten.
Ich freue mich, berichten zu können, dass der andere Fahrer und ich beide unverletzt waren. Unsere Autos waren zerstört, doch die Airbags hatten uns beschützt. Abgesehen von einem steifen Nacken und ein paar Blutergüssen im Gesicht war ich unverletzt.
Ein paar Tage später kam mir der Gedanke, dass es nie einen Augenblick gegeben hatte, an dem Gott nicht bei mir gewesen war. Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und Mensch, Vater und Sohn, eins im Sein“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 361). Also konnte ich keinen Augenblick von Gott, der göttlichen Liebe und dem göttlichen Leben, getrennt gewesen sein. Selbst im Moment des Zusammenstoßes war Gott bei mir.
Plötzlich bekam ich den Impuls, zum Spiegel zu laufen, wo ich mitansehen konnte, wie sich die Blutergüsse in meinem Gesicht innerhalb von Sekunden auflösten. Ich hatte ein klares Verständnis der Allheit Gottes und erkannte, dass der Unfall meine wahre Identität als Gottes Kind nie berührt hatte.
Man ist vielleicht geneigt zu fragen: „Wenn Gott bei Ihnen war, wieso ist der Unfall dann überhaupt passiert? Wieso passieren schlimme Dinge?“ Doch diese Denkweise würde Gott vermenschlichen und uns das Gefühl vermitteln, in der Materie gefangen zu sein. Es ist äußerst wichtig zu bedenken, dass das Verständnis unserer Beziehung zu Gott, dem allgegenwärtigen Geist, Heilung bewirkt.
Mrs. Eddy schreibt im Kapitel „Gebet“ in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn wir zu Gott beten, als wäre Er eine körperliche Person, wird uns das hindern, die menschlichen Zweifel und Befürchtungen aufzugeben, die mit einem solchen Glauben zusammenhängen, und so können wir die Wunder nicht fassen, die die unendliche, unkörperliche Liebe bewirkt, für die alle Dinge möglich sind“ (S. 13). Und kurz darauf fügt sie hinzu: „Die Welt des Irrtums weiß nichts von der Welt der Wahrheit – sie ist blind für die Wirklichkeit der menschlichen Existenz –, denn die Welt der sinnlichen Empfindungen kann das Leben nicht erkennen, das in Seele ist, nicht im Körper.“
Seele, Gott, hat keine Kenntnis der Materie. Da Gott, der Schöpfer alles Wirklichen, Seine eigene Vollkommenheit kennt, weiß Er, dass die Schöpfung jetzt und immer geistig und vollkommen ist. Eine andere Wirklichkeit gibt es nicht. Wenn uns diese Veränderung im Denken von der Materie fort und zu Geist hin führt, ändert sich auch unsere Erfahrung.
Heilung bedeutet, das Denken vollständig von der Schilderung des Materiellen abzulösen und die geistigen Beweise für göttliche Liebe, Gott, zu akzeptieren. Doch ich klammere mich häufig an die Vergangenheit, selbst – oder vielleicht besonders – an eine unangenehme. Vielleicht denke ich an einen Missstand zurück, das Gefühl, dass etwas Unfaires passiert ist, wie bei dem Unfall, an dem der andere Fahrer die Schuld hatte. Wieso sollte ich für den Fehler eines anderen bezahlen? Oder vielleicht bedaure ich es, dass mein Vorgehen oder Versäumnis zu einem wichtigen Zeitpunkt irgendwie bewirkt hat, dass ich Gottes Schutz verloren habe. Vielleicht hege ich Groll und meine, dass Gott mein Wohl egal war oder ist.
Wenn ich an diesen Vorstellungen festhalte, akzeptiere ich, dass es ein von Gott getrenntes „Ich“ geben kann. Ich glaube nicht nur, dass ich eine Vergangenheit habe, in der Gott abwesend war, sondern ich möchte auch noch, dass Er mein Leid anerkennt. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir eine überzeugende Richtigstellung: „Lasst uns loskommen von dem Glauben, dass der Mensch von Gott getrennt sei, und lasst uns nur dem göttlichen Prinzip, dem göttlichen Leben und der göttlichen Liebe gehorchen. Das ist der große Ausgangspunkt für jedes wahre geistige Wachstum“ (S. 91).
Um geheilt zu werden, musste ich von dem Glauben loskommen, dass ich irgendwann in der Vergangenheit einen leidenden Körper hatte oder dass ich aufgrund eines vergangenen Fehlers jetzt und in Zukunft einen leidenden Körper haben könnte. Ich glaube, das habe ich vor dem Spiegel erlebt, nachdem ich über Gottes Allgegenwart nachgedacht hatte. Ich gab ein materielles Konzept vom Leben vollständig auf und war fähig, mich so zu sehen, wie Gott jeden von uns sieht – geistig, vollkommen und unzerstörbar.
