Seit meiner Kindheit will ich Probleme beheben, Dinge verbessern und alle beschützen, die mir am Herzen liegen. Ich bin in einer christlich-wissenschaftlichen Familie aufgewachsen und lernte schon früh, dass ich mich immer Gott zuwenden und beten kann, wenn etwas schief geht. Und ich fühlte den Trost und die Heilung, die mit einem Gottvertrauen einhergehen. Doch oft dachte ich: „Sehr gut! Gott kann mir gut dabei helfen, die Sache in Ordnung zu bringen!“
Zwar wollte ich gern alles verbessern, doch ich glaubte ehrlich gesagt, dass die Probleme größer waren als Gott und meine persönliche Hilfe brauchten, um behoben zu werden. Als ich älter wurde, erkannte ich Gottes Güte und Erhabenheit etwas besser, doch meine Bemühungen, Gott als „Hilfsmittel“ beim Beheben von Problemen zu nutzen, waren weniger erfolgreich.
Durch viele demütige Augenblicke des Gebets und meinen mich erschöpfenden und unnützen Einsatz, mit mentaler Gymnastik Lösungen zu erwirken, erkannte ich, dass ich mehrere Fehleinschätzungen hegte, und gelangte schließlich zu folgenden Erkenntnissen:
Gott stützt sich nicht auf uns, um eine mit Problemen angefüllte Welt in Ordnung zu bringen
Die Vorstellung, dass Gott uns braucht, um eine kaputte Welt zu reparieren, macht ein menschliches Selbst zu einem Gott und erhebt das Selbst höher als Gott. Es stimmt, dass Gott jeden Menschen braucht, um Seine eigene Vollständigkeit auszudrücken, und jeder von uns ist ein wichtiger Bestandteil von Gottes Reich. Doch der Gedanke, dass wir irgendwie von Gott dazu ausersehen wurden, ständig als Mechaniker zu fungieren und „liegengebliebene“ Menschen zu reparieren oder eine Welt des Kriegs, der Hungersnot, Armut, Ungerechtigkeit und körperlichen oder psychischen Krankheiten in eine Welt des Friedens, der Versorgung, Gerechtigkeit und Gesundheit zu verwandeln, hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Das würde bedeuten, dass wir uns als eine Art Medium für Gottes Arbeit betrachten. Doch Gott ist Alles-in-allem. Gott ist der Schöpfer. Jesus sagte: „Der Vater ... tut die Werke“ (Johannes 14:10).
Gott, göttliche Liebe, verlangt nicht von uns, dass wir Sachen in Ordnung bringen, sondern es geht immer darum, zu der Wirklichkeit zu erwachen, dass Gottes Arbeit abgeschlossen ist. Wenn wir Ihn verstehen, zum Ausdruck bringen und verherrlichen, passt sich der Rest an, und die Harmonie, die seit Ewigkeit existiert, wird sichtbar. Das erfordert Einsatz, aber dabei geht es nicht um menschliche Kontrolle, sondern darum, die falsche Vorstellung von einem kontrollierenden, menschlichen Selbst zugunsten der Wahrheit unserer geistigen Identität und ihres Platzes in und unter Gottes ewiger Herrschaft aufzugeben.
Gottes Idee (also wir) und das menschliche Gemüt sind nicht dasselbe
Die Christliche Wissenschaft ist kein Werkzeug, mit dem wir das begrenzte menschliche Gemüt oder Selbst in ein besseres verwandeln. Die Christliche Wissenschaft hilft uns zu erkennen, dass da, wo das menschliche Gemüt mal mehr und mal weniger Licht und Wahrheit einzulassen scheint, in Wirklichkeit die volle Kapazität und Erkenntnis der von Gott erhaltenen und fehlerfrei regierten Identität des Menschen vorhanden ist. Und ein Bewusstsein dieser Tatsache gibt den Weg dafür frei, den Anschein eines schwankenden menschlichen Gemüts und dessen illusorischer Ergebnisse zugunsten der vollständigen Tatsachen des Menschen – der von Gott erschaffenen Idee, die wir alle sind – aufzulösen.
Ich dachte lange, dass ich zwar letztendlich geistig bin, dass aber Gott irgendwie das nutzt, was Er und ich beide als einen unvollkommenen Menschen betrachteten. Ich dachte, dass ich (mit ausreichendem Einsatz!) irgendwann geistig werden würde. Und als ich frustrierend langsam vorankam, gab ich mir selbst die Schuld daran.
Dann half mir ein Praktiker der Christlichen Wissenschaft zu erkennen, dass ich bereits Gottes geistige Idee, der Mensch, bin und nicht erst werden muss. Er wies mich auf Stellen in Mary Baker Eddys Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift hin, die Gottes wahre Sicht vom Menschen aufzeigen, wie zum Beispiel: „In der göttlichen Wissenschaft ist der Mensch das wahre Bild Gottes“ (S. 259); „Mensch: Gottes geistige Idee, individuell, vollkommen, ewig“ (S. 115); „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein physischer Organismus. Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes, die alle richtigen Ideen einschließt; der Gattungsbegriff für alles, was Gottes Bild und Gleichnis widerspiegelt ...“ (S. 475).
Gott verlangt nicht von uns, dass wir Sachen in Ordnung bringen, sondern es geht immer darum, zu der Wirklichkeit zu erwachen, dass Gottes Arbeit abgeschlossen ist.
Ich erkannte, dass die Vorstellung eines frustrierten Gottes und eines frustrierend langsam verstehenden Menschen, der im Begriff war, geistig zu werden, nichts mit der Lehre der Christlichen Wissenschaft zu tun hatte und daher nicht von deren Entdeckerin stammte. Diese Suggestion war im sterblichen Gemüt entstanden, das unsere Geistigkeit und unsere Beziehung zu Gott zu verdecken scheint. Die Lehre der Christlichen Wissenschaft besteht seit jeher darin, dass Gott den Menschen als gute und vollkommene Schöpfung sieht. Gott versucht nie, einen unvollständigen, unvollkommenen Menschen in etwas Vollständiges zu verwandeln.
Mrs. Eddy identifiziert die absolut christliche Grundlage der Christlichen Wissenschaft, wenn sie schreibt: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Erlöser Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476–477). In dem Maß, wie uns Gottes Sichtweise offenbart wird, befreien wir uns und unsere Mitmenschen von den falschen Eindrücken, die die Wahrheit über unsere uneingeschränkten Fähigkeiten und unsere vollständige Freiheit verschleiern.
Gebet in der Christlichen Wissenschaft ist nicht wie ein Videospiel, in dem wir uns „hocharbeiten“ und geistige Punkte sammeln, damit Gott sich freuen darf, dass wir endlich die Regeln verstanden haben und Er uns geistig belohnen kann. Gott sieht keine Sterblichen, die besser oder schwächer werden oder versuchen, sich mithilfe begrenzter Mittel, Intelligenz und Möglichkeiten selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Gott sieht uns jeweils als Seine vollkommene, gehorsame und geistig starke Idee – jetzt und immer.
Das göttliche Gemüt ist der alleinige Ursprung des Menschen
Die Gesellschaft legt großen Wert darauf, dass man sich auf das sogenannte menschliche Gemüt, das Selbst bzw. die eigene Persönlichkeit verlässt, um Erfolg zu haben und gesund zu sein. Doch das ist die Bemühung des sterblichen Gemüts, uns von der Tatsache abzulenken, dass wir als Gottes Idee bereits vollständig, vollkommen und aufrecht sind und uns für alles, was wir sind und haben, auf Gott verlassen können. Da Gott das Himmelreich bereits erschaffen und dem Menschen bereitgestellt hat, sollte und kann der Mensch es nicht umorganisieren. Wir lesen folgende Aussage in Wissenschaft und Gesundheit, die die falsche Behauptung des menschlichen Gemüts, dies tun zu können, aufdeckt: „Diejenigen, die in der Christlichen Wissenschaft unterrichtet sind, haben die herrliche Wahrnehmung erlangt, dass Gott der einzige Urheber des Menschen ist“ (S. 29).
Die falsche Behauptung des sterblichen Gemüts, dass die Menschheit ihr eigener Urheber und Ursprung ist, lügt, was die Quelle unseres Wohlbefindens angeht. Gemüt, Gott, ist der Grund für unser Dasein, und unser ewiges und immer vorhandenes Wohlbefinden beruht auf Gott, göttlicher Liebe, und nicht auf einem menschlichen Gemüt oder Selbst. Der Mensch als Gottes Idee ist wirklich, substanziell, und das irrige Konzept eines menschlichen Gemüts ist gefälscht. Sicherheit, Schutz und Erfolg beruhen nicht auf einem von Gott, dem Guten, getrennten Selbst. Gott hat uns nicht dazu bestimmt, ein perfektes Leben zu schaffen. Gott drückt in jedem von uns ein vollkommenes, göttliches Leben aus und hat uns die Fähigkeit verliehen zu erkennen, was Er bereits vollbracht hat.
Die Christliche Wissenschaft hat nichts mit gut gesinnten Menschen zu tun, die geistige Sicht und persönliche Fähigkeiten entwickeln, um die Welt gesund zu machen. Sie stützt sich auf die Erkenntnis, dass Gott dem Menschen die Fähigkeit verliehen hat, das gegenwärtige Himmelreich und die Gesundheit und Harmonie wahrzunehmen, die Gott allen geschenkt hat und weiter schenkt. Wissenschaft und Gesundheit sagt dazu: „Der Mensch ist nicht dazu erschaffen, den Boden zu beackern“ (S. 517–518). Ich verstehe das so, dass Gott uns nicht dazu bestimmt hat, menschlichen Einsatz oder auch nur Gebet zu nutzen, um zu versuchen, Unordnung in Ordnung zu bringen.
Wir sind Gottes Ideen und leben in Gottes Universum der Harmonie. Wir sind absolut fähig, diese Wahrheit zu erkennen und das irrige Denken aufzugeben, durch das diese ewige Tatsache verborgen wird. Sie sind jetzt und immer die geliebte und liebenswerte Idee Gottes, und es gibt kein anderes Gemüt, das Ihnen das Gegenteil einreden könnte.
