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Original im Internet

EDITORIAL

Die (vielleicht mangelnde) Bereitschaft zu arbeiten

Aus der Juni 2025-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. Mai 2025 im Internet.


Ein beliebtes Kinderbuch von Janell Cannon mit dem Titel Stellaluna erzählt die Geschichte von einem Fledermauskind, das seine Mutter nicht mehr finden kann und bei Vögeln aufwächst. Es fällt Stellaluna schwer, als Vogel zu leben – Insekten statt Obst zu essen und in einem Nest zu schlafen, statt mit dem Kopf nach unten an einem Zweig zu hängen. Außerdem soll sie tagsüber statt nachts auf sein. Eines Tages begegnet Stellaluna einer anderen Fledermaus, die sie freundlich darauf hinweist, dass sie kein Vogel, sondern eine Fledermaus ist. Stellaluna lernt, als Fledermaus zu leben, und alles wird anders. Nun hört sie auf zu versuchen, den Tag als jemand zu verbringen, der sie nicht ist. Sie gewinnt ihre Freude zurück, und das Leben ergibt wieder Sinn.

Wissen wir, wer wir sind, was unsere Heilarbeit in der Christlichen Wissenschaft und unsere Herangehensweise an die Kirche angeht? Oder gehen wir das alles manchmal wie eine Fledermaus an, die mit aller Kraft versucht, ein Vogel zu sein? Mit anderen Worten, haben wir die Vorstellung akzeptiert, dass wir problembehaftete Sterbliche sind, die in schwierigen Situationen leben und nicht genügend Mittel an der Hand haben, um die Lage zu verbessern? Wenn ja, dann kommt uns metaphysische Arbeit mühselig und aufreibend vor, von der Erschöpfung gar nicht zu reden.

Geistige Arbeit aus dem Glauben heraus zu tun, dass Leben und Intelligenz in der Materie sind, kommt dem Versuch gleich, eine Schüssel Brühe mit der Gabel zu essen. Man bekommt vielleicht gerade so viel auf die Gabel, um den Geschmack der Brühe zu erkennen, doch die Vorstellung, von der Brühe gestärkt zu werden, geschweige denn, die Schüssel leer zu essen, ist eher mühsam als etwas zum Genießen.

Stellaluna war so von Vögeln umgeben, dass sie dachte, sie müsse alles so machen wie sie. Haben wir uns so in eine herkömmliche, sterbliche Vorstellung vom Leben verstricken lassen, dass wir eine langweilige, routinierte und oft einschläfernde Sicht dessen akzeptieren, was es bedeutet, Gott anzubeten und in einer Kirche aktiv zu sein? Wenn ja, ist es an der Zeit, aufzuwachen.

Die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft ist dazu da, uns die Augen für die Tatsache zu öffnen, dass Gott wahrhaft unendliches Leben und unendliche Wahrheit und Liebe ist und dass das echte Sein des Menschen aus Heiligkeit, Harmonie, Unsterblichkeit besteht – ohne jeden Makel der Materie. Als Mary Baker Eddy Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schrieb und dann eine Kirche gründete, die „dazu bestimmt ist, die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung zu bringen, um dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verloren gegangenes Element des Heilens wieder einzusetzen“ (Handbuch der Mutterkirche, S. 17), verfolgte sie damit kein geringeres Ziel als die Erlösung der Menschheit von Sünde und Krankheit.

Warum fühlt es sich dann oft so schwer an, die mentale Arbeit zu tun, die wir leisten sollten? Weil es, wenn wir uns auf eine materielle Auffassung vom Leben einlassen, bedeutet, dass wir eingeschlafen sind und nicht mehr wissen, wer wir als die geistige Manifestation von Gottes Gegenwart und Macht wirklich sind. Wir müssen dann vielleicht unsere ganze Kraft aufbringen, um uns in solchen Augenblicken sozusagen kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, damit wir wieder vollständig geistig wach sind.

In diesen Momenten liegt die Arbeit darin, uns bewusst von dem abzuwenden, was das materielle Verständnis der Dinge lauthals behauptet, und intensiv auf die leisere, aber mächtigere Stimme des Christus zu lauschen, der geistig zum tiefsten Innern unseres Seins spricht und uns sagt, wer wir wirklich sind und dass wir in Wirklichkeit dazu bestimmt sind, fröhlich in Gottes Liebe zu leben. Wollen wir nicht alle den nötigen Einsatz bringen, wenn es darum geht, das zu sein, wozu wir bestimmt sind? Das wird uns nicht ermüden.

Das Matthäusevangelium berichtet von einer Zeit während Jesu Mission, als er auf einen Berg gestiegen war und einer großen Menschenmenge, die ihm dorthin gefolgt war, viele seiner wichtigsten Lehren vermittelt hatte. Nachdem er das, was wir heute als die „Bergpredigt“ bezeichnen, beendet hatte, könnte man meinen, dass er ein Tagewerk vollbracht hatte und nun eine Pause verdiente. Doch auf dem Weg hinunter ins Tal geschah etwas Interessantes. Ein Mann mit einer ernsten und hochgradig ansteckenden Hautkrankheit kniete vor ihm nieder und sagte: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Jesus legte die Hand auf den Aussätzigen und sagte: „Das will ich! Sei gesund!“ (8:2, 3, Hoffnung für alle). Die Bibel erklärt uns daraufhin, dass der Mann augenblicklich von seiner Krankheit geheilt war.

Das Gute ist, dass diese Art von Heilung auch heute möglich ist. Wissenschaft und Gesundheit ist das umfassende Lehrbuch, das uns zeigt, wie wir nicht aus dem Blick verlieren, wer wir als Gottes Bild und Gleichnis sind. Von uns wird nur verlangt, dass wir bereit sind, die Ideen darin nicht nur zu lesen, sondern in unser Herz einzulassen – zu begreifen, dass das, was wir über Gott und den Menschen erfahren, buchstäblich definiert, wer wir sind, und uns unsere Beziehung zu Geist zeigt.

Dadurch sind wir befähigt zu verstehen, dass wir einer materiellen Einschätzung vom Leben, die uns belastet und uns das Leben schwer macht, nicht verpflichtet sind oder uns damit abfinden müssen. Wenn wir bei der Botschaft von Wissenschaft und Gesundheit ankommen, hungernd nach etwas Höherem und Wirklicherem als der endlichen Materie, werden wir wiedergeboren, von Geist geboren, so wie Jesus es uns als unweigerlich angekündigt hat.

Nachdem eine Patientin mit Tuberkulose die Nachricht erhalten hatte, dass sie nur noch Wochen oder höchstens Monate zu leben hatte, fing sie an, Wissenschaft und Gesundheit zu lesen. Neun Jahre später schrieb sie: „Es wäre schwer, einen gesünderen Menschen zu finden, als ich es jetzt bin“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 623). Und sie fügte hinzu: „Von Anfang an schien es mir, als ob es etwas sei, was ich schon immer geglaubt hatte, aber nicht ausdrücken konnte – es schien so natürlich zu sein“ (S. 624). Das war wie bei Stellaluna, als ihr gesagt wurde, wer sie wirklich ist und warum sie ein ganz anderes Leben führen konnte als das, mit dem sie sich die ganze Zeit herumgeschlagen hatte.

Eine andere Person, die zwanzig Jahre lang an Krankheiten gelitten hatte, stellte fest, dass diese ohne besonderen Einsatz ihrerseits von ihr abfielen, als sie anfing, Wissenschaft und Gesundheit zu lesen (siehe Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften 1883–1896, S. 425). In Bezug auf diese Heilung schrieb sie: „Warum? Ich hätte es nicht erklären können, aber das wusste ich gewiss, in diesem Reich des Wirklichen fand ich Freude, Frieden, Ruhe, Liebe zu allen, schrankenlos und unaussprechlich.“

In diesem Jahr ist Wissenschaft und Gesundheit seit 150 Jahren ununterbrochen erhältlich. Und das bedeutet, dass Menschen seit 150 Jahren durch die darin enthaltene Botschaft geheilt werden. Für diejenigen, die sich fragen, ob Gott Gebete um Heilung erhört, verkündet Wissenschaft und Gesundheit Gottes Gesetz mit dem für heute geltenden „Das will ich.“

Dann stellt sich höchstens noch die Frage hinsichtlich des 150. Jubiläums des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft: Was für eine Sonderausgabe sollte zu diesem Anlass herausgegeben werden? Könnte die Antwort darauf nicht vielleicht sein ... wir? Wie wäre es, wenn wir unsere Herzen dafür öffneten, dass wir diese Gedenkfeier für Wissenschaft und Gesundheit sind? Das könnte bedeuten, dass wir das Buch in diesem Jahr mit neuem Hunger lesen. Das könnte bedeuten, dass es uns so sehr am Herzen liegt, den Bedarf anderer an Heilung zu stillen, dass wir nach Wegen suchen, das Buch weiterzugeben.

Eines ist sicher: Kein noch so großer rein menschlicher Einsatz kann jemals bewirken, dass wir uns das erarbeiten, was Gott uns bereits aus Gnade gegeben hat. Wir sind Gottes Kinder. Wir wollen keine Zeit verlieren zu versuchen, eine bessere Version von etwas zu sein, das wir noch nie waren, ebenso wie eine Fledermaus nicht länger versuchen sollte, ein Vogel zu sein. Doch wenn wir wirklich und wahrhaftig die Kinder Gottes sind und nach Gottes Bild und Gleichnis erschaffen wurden, dann wollen wir alles daransetzen, das zu erkennen. 

Wenn wir das tun, dann fühlen wir die Energie und Freude, uns am diesjährigen Motto der Jahresversammlung der Mutterkirche zu beteiligen: „Durch eure Arbeit kommen die Zeiten voran.“ Diese Worte stammen aus einem ermutigenden Brief von Mrs. Eddy an eine Kirche in Atlanta, Georgia, USA, zur Einweihung ihres Kirchengebäudes. Sie versicherte den dortigen Mitgliedern: „Durch eure Arbeit kommen die Zeiten voran; denn die Majestät der Christlichen Wissenschaft lehrt die Majestät des Menschen“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 188).

Es ist an der Zeit, die Arbeit aufzunehmen, und zwar mit der natürlichen belebenden Energie von Christi Botschaft: „Das will ich!“

Scott Preller
Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft

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