Jesus sagte: „Ich aber sage euch, die ihr zuhört: Liebet eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“
Daraus folgt folgendes Gespräch mit zwei Teilnehmern – A u B
A: Na ja, das war ja wohl damals – vor 2000 Jahren viel einfacher,… Und es ist ja wohl auch zu viel verlangt, dass ich jemanden lieben soll, der mich nicht respektiert, vielleicht noch ständig kritisiert, mich beleidigt – nein, dazu hab ich eigentlich keine Lust und auch keine Zeit! Und was bedeutet das überhaupt den zu lieben? Ich will den überhaupt nicht lieben – ich schimpf da auch viel lieber. Und warum sollte ich mir die Mühe machen, ihn für den Quatsch, den er da verzapft hat, auch noch zu segnen? Was bringt MIR das?
B: Na ja, es bringt dir eine ganze Menge, denn wenn du weiterhin ärgerlich, verletzt und wütend reagierst, fühlst du dich nicht wohl – klar, oder? Es gärt da ja regelrecht in einem, weil sich da einiges in der Zwischenzeit in deinem Denken an Groll, ja an Hass angesammelt hat, und damit schadest du dir doch nur selber, denn du erlebst das, was du denkst.
A: Ja, da hast du eigentlich Recht! So habe ich das noch gar nicht gesehen, dass ich mir selbst damit schade. Für mich ist das Schlimmste momentan aber, dass mich das die ganze Zeit beschäftigt, so dass ich die anderen Aufgaben, die ich heute noch erledigen wollte, gar nicht mehr schaffen kann. Momentan komme ich mir wie in einem Teufelskreis vor. Immer wieder spielt sich das vor meinen Augen ab, …
B: Und da willst du nicht raus?
A: Doch, klar will ich raus.
B: Dann lass uns diese Situation doch mal von einem anderen Standpunkt aus betrachten.
Gehen wir doch mal davon aus, dass jeder Mensch von Grund auf gut ist und eigentlich nur das Gute will.
A:Und warum ist er dann so gemein und macht mich schlecht?
B: Könnte es sein, dass er sich momentan nur so benimmt, weil er selbst mit sich nicht im Frieden ist, sich momentan selbst nicht leiden kann oder weil er vielleicht neidisch auf dich ist?
A: Klar könnte das sein.
B: Und da könntest du ihm doch eigentlich helfen, indem du nicht noch mehr Hass auf ihn legst, sondern ihn davon befreist, oder? Er leidet ja bestimmt am meisten unter sich – und das fühlt sich bestimmt bescheiden an.
A: Ich will aber gar nicht ihm, sondern eigentlich mir helfen.
B: Aber wenn du weiter Hassgedanken hast, schadest du dir nur selber und hilfst dir nicht.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwierig sein kann, überhaupt über Vergebung nachzudenken, wenn ein anderer dir großes Unrecht angetan hat. Durch Christian Science habe ich immer wieder gelernt, dass mein wahres göttliches Ich – also das, was ich wirklich bin - nie von einem anderen auf irgendeine Weise verletzt werden kann; ja, dass wir alle die Ideen und Ausdrucksformen eines liebevollen Gottes sind. Und dass ich das auch nicht mehr zulasse, dass ich mich durch Lieblosigkeit, Gedankenlosigkeit und all so einen Quatsch beleidigen lasse. Es gibt wirklich Wichtigeres zu tun. Und ein anderer wichtiger Gedanke für mich ist, dass ich eins mit dem Guten, eins mit Gott – dieser unendlichen Liebe bin, dass ich darin geschützt bin und dass mich dann nichts angreifen kann. Dass ich weiß, dass da, wo die Verletzung so wirklich für mich zu sein scheint, dass genau da schon die göttliche Liebe ist und dass die wirklich Alles ist und mir hilft, das auch so zu sehen und zu fühlen.
Mir hat das geholfen.
Und dadurch, dass man selber keine Hassgedanken mehr hegt, hilft man sich ja ganz arg – denn wenn du Hass im Denken hast, erlebst du den auch körperlich. Und wenn der weg ist, fühlt sich das doch befreiend an. Und du kommst wieder zu den Sachen, die dir wichtig sind.
A: Versteh ich nicht! Er benimmt sich doch dauernd daneben, nicht ich – warum soll es mir dann schlecht gehen? Ich will mir das Verhalten jedenfalls nicht länger bieten lassen.
B: Das sollst du ja auch nicht; ist ja von ihm auch nicht okay. Du brauchst das auch nicht einfach zu vergessen. ABER: Du sollst mit dir im Frieden bleiben und nicht länger leiden. Es geht in erster Linie um dich, nicht um den anderen. Sag mal STOPP zu DEINEN Gedanken und Gefühlen. Du bist der Chef darüber, was du denkst und empfindest, und warum solltest du unter dem Verhalten eines anderen leiden? Und versuch aufzuhören, andere zu bewerten und zu verurteilen und dich zu rechtfertigen. Man steckt nicht im anderen drin. Und wir sind auch nicht verantwortlich für andere, was die – unserer Meinung nach - denken sollten oder was WIR denken, wie sie sich zu benehmen haben. Dadurch werden wieder nur UNSERE eigenen Erwartungen und Vorstellungen enttäuscht. Weißt du, du kannst nur für dich selber handeln und du bist nur für dein Denken – auch für das, was DU eben über andere denkst, verantwortlich.
Und diese Gedanken wirken sich nun mal aus, auch als Krankheit und warum willst du dir das antun, dass du wegen einem anderen leidest? Und es ist vergangen – und was du tust, ist, dass du den Gedanken an die Verletzung aufrecht erhältst und dem Gedanken immer wieder Leben gibst. Aber du kannst diese Vergangenheit nicht mehr ändern, die ist vorbei – weg. Aber du kannst dein jetziges Denken über diese Vergangenheit und dieses Unrecht ändern. Und das lohnt sich auf jeden Fall!
Und denk auch mal dran, dass es sein kann, dass genau an der Stelle, wo du dich genervt oder verletzt fühlst, ein so genannter wunder Punkt von dir ist, der dir durch diese Situation einfach gezeigt wird. Das Ganze kommt so nur hoch, an die Oberfläche, damit es geheilt wird. Und das tut es so lange, bis da kein wunder Punkt mehr ist – bis der bei dir geheilt ist.
Verstehst du?
A: Ja, schon. Aber da ist so ein Widerstand in mir – ich will nicht gut über den denken, der hat mir so wehgetan.
B: Genau das ist der Punkt. Aber es geht nicht um den anderen – es geht um dich! Und die Frage ist: Willst DU da geheilt werden? Es ist deine Entscheidung.
Doch du kannst dich immer fragen: Will ich jetzt unter der Situation leiden? Statt zu leiden wähle doch um deinetwillen lieber die Liebe – die Liebe v.a. zu dir. Und dann kommst du auch aus dem Kreislauf raus. Das Heilmittel ist immer Liebe, Barmherzigkeit und Geduld und das gibt DIR Freiheit. DU wirst dadurch befreit.
Weißt du, dann landet dieser – sagen wir mal – böse Gedanke nicht mehr bei dir und kann dir deswegen auch nicht mehr schaden. Es ist dann wie bei einem Paket, das nicht angenommen wird: es geht zum Absender zurück – „Ziel verfehlt“.
Und du bist nicht allein; die göttliche Macht hilft dir doch.
Mary Baker Eddy schrieb hierzu ein für mich wunderschönes Gedicht:
„Du bist nicht allein. Die LIEBE ist bei dir und wacht Tag und Nacht zärtlich über dir, und diese LIEBE wird dich nicht verlassen, sondern wird dich erhalten und an all deine Tränen denken und deine Gebete erhören.“ (freie Übersetzung, The Mary Baker Eddy Collection)
Ist das nicht tröstlich?
Versuch hier also bitte, wirklich zu lieben.
Weißt du, Mary Baker Eddy ist auch oft angegriffen worden und sie hat zwei Artikel darüber geschrieben – in ihrem Buch „Vermischte Schriften“. Der eine Artikel heißt „Liebet eure Feinde“ und der andere „Beleidigt-Sein“. Sie wurde auch gefragt, wie man besten heilen könnte und sie antwortete: „Lebt Liebe – seid Liebe. Kennt nichts als Liebe. Es gibt nichts anderes. Das wird das Werk vollbringen. Es wird alles heilen.“
A: Und was ist diese Liebe?
B: Es ist für mich diese göttliche Liebe – diese Liebe, die einfach auf Grund ihres Wesens liebt und vergibt. Ohne Bedingung, ohne Wenn und Aber – ich vergleich das mal mit der Sonne. Stell dir mal vor, es hat gerade geregnet und deine Terrasse ist nass – oder dein Balkon. Und dann kommt die Sonne und sie trocknet das – sie trocknet das nicht, weil sie dich mag oder du Pluspunkte bei ihr gesammelt hast, sondern weil es halt ihr Wesen ist. Und so ist für mich die göttliche Liebe. Ihre Aufgabe ist es zu lieben, zu heilen, zu vergeben. Und das tut sie.
A: Dann brauch ich ja nichts mehr zu tun, wenn die Liebe das tut.
B: Ja, du hast Recht: die Liebe tut es, und sie drückt sich durch mich, durch dich ganz praktisch dabei aus. Für mich heißt das: Ich wertschätze den anderen, sehe den guten Kern in ihm – ja, all seine guten Qualitäten und Eigenschaften, die er ausdrückt: seine Liebe, Ehrlichkeit, Freude, Zuverlässigkeit und so weiter – und dass ich ihn das auch wissen und fühlen lasse, dass ich ihn schätze. Ganz wichtig finde ich dabei auch, dass ich mich selbst liebe.
A: Und wie tut man das?
B: Das ist auch individuell – man sollte sich jedenfalls nicht ablehnen, verurteilen, kritisieren und als schwarzes Schaf sehen, denn dadurch kann man das Gute an sich gar nicht mehr sehen. Man könnte vielmehr auf seine guten Eigenschaften achten, die man ausdrückt, sich darüber freuen und diese immer mehr leben. Sich auch Fehler vergeben, sich Zeit für sich gönnen und es sich auch gut gehen lassen. In der Bibel steht, dass jeder Gottes Kind ist und wunderbar gemacht ist. Was will man denn mehr?
A: Das gilt ja dann auch für den anderen, nicht wahr?
B: Klaro!
A: Also könnte ich den Ärger und all die blöden Gefühle über andere und auch über mich wirklich loslassen?
B: Ja natürlich, und das befreit dich – denk dran: Es ist immer deine Entscheidung, was du denkst – aber vergiss nicht und sorry, dass ich mich dabei wiederhole: das, was du in deinem Denken beherbergst, erlebst du. Und wir können uns jede Minute neu entscheiden, ob wir liebevolle Gedanken in unserem Bewusstsein haben möchten oder eben Hass.
Eddy schreibt dazu in ihrem Buch „Vermischte Schriften“:
„Uns selbst für die Fehler anderer zu strafen, ist überaus töricht. Der vom Bogen eines anderen abgeschossene Gedankenpfeil ist tatsächlich unschädlich, wenn nicht unser eigener Gedanke ihn mit Widerhaken versieht. Es ist unser Stolz, der die Kritik eines anderen kränkend macht, … Unsere eigenen Fehler sollten wir wohl als schmerzlich empfinden, wir können es uns aber kaum leisten, für die Fehler anderer zu leiden. Kann denn Hohes oder Tiefes, oder irgendeine andere Kreatur dich scheiden von der Liebe, die das allgegenwärtige Gute ist – die unendlich segnet, einen und alle?“
A: Dann bin ich eigentlich selbst schuld, wenn ich mich verletzt fühle und leide?
B: Um Schuld geht es hier nicht. Schuld, Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen verstricken uns nur wieder und führen uns da nicht raus. Es geht vielmehr darum, eine Lösung aufzuzeigen, dass man sich nicht als Opfer der Umstände betrachten muss, sondern als Herr der Lage – man selbst ist verantwortlich für die Gedanken, die man mit sich herumschleppt und man ist eben fähig, jeder Situation mit Liebe zu begegnen – zum Segen für sich selbst und für die ganze Welt. Und als DANKE an Gott.
A: Warum für die ganze Welt?
B: Na ja, wenn du mit dir im Frieden bist, wirkt das ansteckend und dieser Frieden verbreitet sich.
Ja, und ich heile die Situation damit nicht nur für mich, sondern diese heilenden Gedanken, die ja von Gott kommen, breiten sich einfach aus. Man kann das mit einem Stein vergleichen, den man in einen See wirft. Es bilden sich viele neue Kreise. Oder denk mal an einen kalten Winterabend (im Hochsommer grad schwer vorstellbar!) – wenn man da ins Zimmer kommt und der Ofen geheizt ist, wärmt er alle, die im Raum sind.
Und so ist es auch mit den guten und wahren Gedanken, die kommen ja von Gott und haben somit eine göttliche Macht und Durchsetzungskraft hinter sich. Alle können durch diese Gedanken gesegnet werden. Und dann gibt es letztendlich gar nichts mehr, was vergeben werden müsste – es wird einfach aus deinen Gedanken und damit aus deiner Erfahrung verschwinden. Das ist dann die Heilung. Oft ist es auch so, dass sich der andere verändert hat, dass er auch Heilung für sich gefunden hat. Dass die Diskrepanz, der Streit wirklich geheilt ist, und nicht nur „unter den Teppich gekehrt“ ist.
A: Eigentlich ist das schon was Tolles!
B: Ja, denk mal, wenn wir uns alle darin übten, liebevoller zu sein, was das für eine Wirkung für uns alle und die ganze Welt hätte!
PS: Unser Gesprächskreis, über den der Herold im Mai 2008 berichtet hat, entwickelt sich übrigens prächtig. Wir treffen uns jetzt 2x/Monat: einmal abends, einmal morgens. Ein Teilnehmer hat sich jetzt als Mitglied beworben. Oft sind wir 8-10 Teilnehmer und es macht sehr viel Freude. Das ist auch Church Alive.
