Im Gartenbau bedeutet der Begriff “Ernten” den Vorgang, bei dem alles eingesammelt wird, was gewachsen und gereift ist. Es ist aber auch ein passender Begriff für das, was die Bibel „die Frucht des Geistes“ nennt (siehe Gal. 5:22-23). Diese Früchte sind geistige Eigenschaften, die uns helfen, Harmonie und Frieden in unserem Leben zu finden. Wir fahren die Ernte ein, indem wir unseren geistigen Sinn des Lebens entwickeln und uns Gott nähern. Wenn sie in unserem Denken und unserem Herzen wachsen, werden wir sie als kostbare geistige Wahrheiten in unserem Leben konstruktiv nutzen.
Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckt hat, zeichnet die neun spezifischen geistigen Qualitäten auf, die die Bibel als Früchte des Geistes beschreibt, und zitiert in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift aus der Bibel: "Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; ..." (S. 106). Diese Früchte bleiben in unserem Bewusstsein und reifen in dem Maße, wie wir sie wertschätzen und ausdrücken. Idealerweise sind sie dann reif zur Ernte – bereit, um sie dann sinnvoll zu nutzen, wenn wir sie brauchen.
Wie in den meisten Gärten sprießt aber auch das Unkraut. Unkraut, das ausgerissen und entsorgt werden sollte, besteht im Gegenteil der geistigen Früchte, die uns segnen. Um diese Unkräuter zu finden, kann es hilfreich sein, nach den Gegensätzen zu den oben genannten Früchten Ausschau zu halten. Alles Lieblose gehört sicher zum Unkraut, aber auch Freudlosigkeit, Ärger oder Unruhe. Und auch Ungeduld muss mit der Wurzel entfernt und verworfen werden.
Wenn auch Unkrautjäten nicht so lohnend erscheinen mag wie Ernten, spielt es beim „mentalen Gartenbau” eine wesentliche Rolle. Negative Gedanken verschwenden nicht nur Raum in unserem Denken, sondern sie tragen auch nicht von selbst nutzbringende Früchte.
Wie kultivieren wir also die Früchte des Geistes? Wiederum können wir für eine Anleitung in den Gartenbau schauen. Der Gärtner beginnt mit der Vorbereitung der Erde, was auch ein gründliches Umgrabe enthalten kann. Es kann hilfreich sein, unser Bewusstsein aufzulockern und herauszufinden, was sich da eingenistet hat. Furcht, unfreundliche Gedanken, wertlose Vorhaben oder negative Einstellungen müssen freigelegt und ausgetrieben werden.
In einem anderen Buch stellt Mrs. Eddy einige aufrüttelnden Fragen dazu: „Säubern wir die Gefilde des Gedankens, indem wir das schädliche Unkraut der Leidenschaft, der Bosheit, des Neides und Haders ausjäten? ... Fühlen wir die Frühlingsfrische und den Sonnenschein eines erleuchteten Glaubens?“ ( Vermischte Schriften 1883-1896, S. 343) Dieser heilsame „Sonnenschein eines erleuchteten Glaubens” hilft, den Boden zu bereinigen und ihn für eine frische Bepflanzung zu bereiten. Diese Aufgabe muss keine mühselige „Hexenjagd“ sein. Genau genommen bringt es uns Gott näher, unsere Gedanken mehr und mehr der Frühlingsfrische und dem Sonnenschein eines erleuchteten Glaubens auszusetzen. Dann kann unsere Hingabe, nach geistigen Früchten zu streben, den negativen Gedanken aufdecken und ihn an die Oberfläche bringen, so wie man Unkraut ausrottet.
Wir sollten aber auch bedenken, dass der gute Same, den wir in den Boden legen, klein ist und seine aufkeimenden Blättchen zunächst kaum sichtbar sind. Und selbst wenn wir noch nicht so viele augenscheinliche Beweise für unser eigenes geistiges Wachstum sehen mögen, können wir uns doch daran erinnern, dass jeder Beweis von Geistigkeit zeigt, dass wir in die richtige Richtung steuern.
Bei der Beurteilung unseres geistigen Wachstums ist es wichtig, nicht in die Falle zu tappen, unseren eigenen Fortschritt mit dem eines Anderen zu vergleichen. Jeder von uns wächst in seinem ganz eigenen Tempo. Anderen hinterherzuhecheln oder darüber zu klagen, dass wir noch so weit zurück sind, bremst uns. Jeden Beleg für eine gewachsene Spiritualität wertzuschätzen befördert hingegen unser weiteres Vorankommen.
Dieser geistige Fortschritt in jedweder Richtung mag zunächst langsam erscheinen, aber er führt zu Heilung - einer Ernte von wunderbar zufriedenstellenden Früchten.
