An der Börse bestimmt das Vertrauen oder eben der Mangel an Vertrauen der Aktionäre, ob eine Aktie an Wert zulegt oder verliert. Gewinnt z. B. der neue Inhaber von Apple das Vertrauen, die Firma weiterhin so innovativ führen zu können, gehen die Aktien hoch. Fällt EON eine unliebsame Entscheidung, die Hälfte seiner Stellen in Düsseldorf abzubauen, befürchten die Aktionäre schlechte Aussichten und die Aktien fallen.
Wovon lassen wir uns leiten, wenn wir an den Euro denken – von Furcht oder von Hoffnung? Wir wünschen uns, dass alles gut geht, dass wir unsere Arbeit nicht verlieren, dass unsere Altersvorsorge ihren Wert behält, dass wir später unser Haus trotzdem noch zu einem guten Preis verkaufen können. Was aber unsere und die Aussichten anderer wirklich sicher bewahrt, ist nicht nur Hoffnung, sondern felsenfestes Vertrauen. Wie kann ich denn Vertrauen haben, wenn die Lage so schlecht aussieht, fragen Sie? Soll man den – hoffentlich guten – Entscheidungen der Regierung oder der Europäischen Zentral Bank vertrauen?
Ich habe einen besseren Vorschlag. Schauen wir uns mal genauer dieses Prinzip der mentalen Einstellung an, genauso wie das Denken der Aktionären die Atmosphäre der Börse bestimmt. Fühlen wir uns traurig, weil es regnet oder weil wir den Regen als einen Grund zum Missmut betrachten? Der Regen an sich macht nicht traurig, denn in Ecken der Welt, wo gerade dringend Regen gebraucht wird, würden die Menschen vor Freude tanzen, wenn es endlich einmal regnen würde. Fühlen wir uns glücklich, weil wir ein Geschenk bekommen haben oder weil es gerade etwas ist, was wir uns sehnlich herbei gewünscht haben? Es gibt durchaus auch Geschenke, auf die man eventuell lieber verzichtet hätte. Also nicht das Geschenk an sich macht glücklich, sondern unsere Betrachtung des Geschenkes bestimmt die Empfindung. Es ist unsere Betrachtung der Situation, die unser Empfinden ausmacht. Diese Beispiele gelten aber nicht nur für alltägliche Banalitäten.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der göttlichen Metaphysik, hat festgestellt, dass unser Denken unser Erleben nicht nur in manchen Situationen bestimmt, sondern in jeder Situation. Und zwar bringt das Denken, das auf den Grundlagen des Guten, des Wahren beruht, positive Veränderungen hervor. Sie nennt es Gebet, weil dieses Gute unabhängig von der menschlichen Situation, so auch unabhängig von einer Rezession, besteht. Gebet macht dieses unbedingt existierende Gute nutzbar. Und das, was unabhängig von der menschlichen Situation besteht, ist eine höhere Macht, die wir üblicherweise Gott nennen. Mary Baker Eddy hat auch andere Namen für diese Macht geprägt, wie Prinzip, Geist, Wahrheit. Gerade der Gedanke von einem absoluten göttlichen Prinzip, das aller Stabilität, so auch der wirtschaftlichen, zugrunde liegt, ist hier sehr hilfreich.
Prinzip ist nämlich unveränderlich, voller Weisheit und Einsicht. Wenn wir nun Befürchtungen fahren lassen und unser Denken auf die Entdeckung dieses Prinzips richten, macht es uns handlungsfähig, gibt uns genau die richtigen Ideen für weise Entscheidungen, lässt uns wieder ins Leben ‚investieren’, wenn man so will. Panik ist keine natürliche Eigenschaft des Menschen, sondern durch Vertrauen auf Prinzip gewinnt man innere Ruhe und Sicherheit.
So weit, so gut; das verändert vielleicht meine innere Haltung, aber nicht die schlechte Lage des Euro, denken Sie? Lassen Sie sich überraschen. Nicht nur die Einstellung der Aktionäre oder Börsenmakler hat einen Einfluss auf den Wert des Euro. Jeder Einzelne trägt zu einer gesunden Wirtschaft bei durch sein individuelles Vertrauen in das göttliche Gesetz des Guten und der Versorgung. Hier folgt ein Beispiel, wie ein verändertes Denken die eigentliche Situation verbessert hat.
Vor einigen Jahren habe ich südlich von Boston gelebt und musste irgendwie mobil werden. Nun bin ich als Niederländerin eher fahrradfreundlich und hätte gerne auch meine Einkäufe mit dem Rad erledigt. Ich habe in meiner Naivität auch eins gekauft, allerdings schnell feststellen müssen, dass weder die Straßen noch die Autofahrer in den USA aufs Radfahren eingestellt sind. Daher war diese Art der Mobilität auf Hauptstraßen gelinde gesagt eine mutige Angelegenheit. Ich musste einsehen: Ich brauchte ein Auto. Nur gab es ein Problem: Ich hatte meine Finanzen von vorne bis hinten durchgerechnet, es war absolut kein Geld für ein Auto übrig, auch nicht für ein gebrauchtes.
Nun bin ich mit der Metaphysik vertraut und habe über die göttliche Versorgung nachgedacht. Wenn ich etwas brauche, das mir zusteht, wird es mir gegeben, dachte ich. Eines Tages dachte ich über die biblische Geschichte nach, wo Jesus die Fische und die Brote vermehrt hat, um eine große Menschenmenge mit Essen zu versorgen. Als sich herausstellte, dass es nicht genügend zu essen für alle gab, hat Jesus dann seinen Jüngern aufgetragen, doch mal hinter dem Baum zu suchen, ob da noch was zu essen rumlag? Oder geht mal schnell was einkaufen? Nein, er ging sofort davon aus, dass alles, was benötigt wird, schon da ist, auch wenn die wenigen Fische und Brote ausgesehen haben mussten wie eine Ameise vor der Schnauze eines hungrigen Tigers. Er wusste, dass das Gute keine Grenzen hat, dass Gott die Quelle aller Versorgung ist. Mir war dadurch klar, dass ich nicht nach Geld oder Lösungen suchen musste, sondern darauf vertrauen konnte, dass für alles, was ich tatsächlich brauche, Gott sorgen wird.
Ein Freund fragte dann, ob ich nicht mal übers Leasen nachgedacht hatte. Ich meinte, dass das ebenfalls nicht möglich wäre, denn ich hatte monatlich nichts übrig, wovon ich die Raten hätte zahlen können. Doch er lud mich eines Tages ein, mit ihm zu einem Händler zu gehen, da gerade President’s Day war und es an dem Tag häufig gute Sonderangebote gibt. Also ging ich mit. Bevor ich mich’s versah, war der Händler dabei, mit mir einen Kaufvertrag für das billigste Auto auszufüllen, das er vorrätig hatte. Ich dachte, wenn dies richtig ist, werde ich es auch zahlen können. Als wir zur Frage der Farbe des Autos kamen, sagte er mir, er hätte gerade eins da, aber die Farbe, naja, die müsse man mögen. Da mir die Farbe egal war, zeigte er mir draußen das Auto. Und ich liebte das schöne Olivgrün! Einige Tage später hatte ich mein Auto, das ich Greeny taufte, und ich konnte jeden Monat ohne Probleme die Leasingrate zahlen. Ich habe nicht extra sparsam gelebt und ich kann das noch heute nicht anders erklären, als dass das Prinzip der göttlichen Versorgung gewirkt hat.
Zurück zum Euro. Wie meine Versorgung nicht von einem bestimmten Gehalt abhängig war, ist die Versorgung der europäischen Wirtschaft eben nicht abhängig von einer Hochkonjunktur, von einer gesunden Haushaltsführung der Regierung, auch nicht von Zufall. Nur Gott bestimmt die Sicherheit jedes einzelnen Menschen, weil Er uns liebt und weil die Notwendigkeit des Guten ein göttliches Gesetz ist. Und unser Vertrauen in diese Tatsache stabilisiert jede Situation. Völlig zu Unrecht wird der Einfluss unseres Denkens auf die Welt deutlich unterschätzt. Jeder Einzelne spielt eine wichtige Rolle und hat jetzt die Möglichkeit, zur einer gesunden Wirtschaft beizutragen.
