Als ich vor einiger Zeit meinen Dienst im Leseraum versah, wollte ein Anrufer wissen, ob der Herold etwas über die Situation in Japan gebracht hat. Er meinte, man müsste mehr wissen, als in den üblichen Zeitungen steht, um zu begreifen, dass wir aus den Geschehnissen lernen müssten. Ich konnte ihn lediglich auf zwei Artikel im Juli Herold von 1987 verweisen, die sich u. A. mit atomaren Unfällen beschäftigen.
Das Gespräch ging mir noch lange im Kopf herum. Zweck und Funktion des Herold ist, „die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden", wie Mary Baker Eddy in Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 353, schreibt. Im Original heißt es: „to proclaim the universal action and availability of Truth". Haben wir bezüglich des Herold etwas missverstanden oder auch gar nicht verstanden? Wenn Sinn und Zweck des Herold ist, die göttliche Wahrheit als universal aktiv und verfügbar zu verkünden, warum haben wir nicht einen Artikel in den letzten drei Ausgaben, der sich mit dem Thema Japan beschäftigt? Mein Hinweis auf den Christian Science Sentinel hatte meinen Anrufer nicht befriedigen können.
Was ist Sinn und Zweck unserer Zeitschriften und erfüllen sie diesen Zweck?
Mary Baker Eddy erwähnt das Wort „Organ“ nur sechsmal in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, zusammen mit „organisch“ und „Organismus“ gibt es rund 33 Einträge in der Konkordanz. Alle beziehen sich auf den physischen Körper, also auf Herz, Lunge, Leber, Auge u.s.w.. Dazu kommen 13 Erwähnungen in den Prosaschriften.
Das Wort „Organ“ hat aber auch die Bedeutung „Zeitschrift“. So erscheint es zweimal in den Vermischten Schriften. Nur im Kirchenhandbuch wird das Wort „Organ“ mit dem Wort „Zeitschrift“ gekoppelt. „Es soll das Vorrecht und die Pflicht eines jeden Mitgliedes sein, auf die Zeitschriften zu abonnieren, die die Organe dieser Kirche sind." (S. 44)
Man kann die Wortwahl von Zeitschrift/Organ damit erklären, dass Mrs. Eddy das Wort Zeitschrift (periodical), nicht wiederholen wollte. Aber das Wort „Organ“ hat, geistig gesehen, eine umfassende Bedeutung.
Die Organe des physischen Körpers, Leber, Milz, Niere, Auge etc. funktionieren und machen das so genannte Leben des Körpers aus, ihr Zusammenspiel den Organismus.
In Wissenschaft und Gesundheit wird dieser Organismus ins Geistige übersetzt als „zusammengesetzte Idee" (siehe Definition „Mensch“, S. 591). Ideen, nicht Organe, machen den geistigen Menschen aus. Den 33 Erwähnungen von „Organ“ und seinen Ableitungen stehen vier Spalten von Idee, Ideen im o.g. Lehrbuch gegenüber. Wenn Organe den physischen Körper oder Organismus ausmachen, dann machen Ideen den geistigen Körper, den von Gott geschaffenen Menschen oder die „Struktur von Wahrheit und Liebe" oder eben Kirche aus.
Dass die Zeitschriften Ideen sind, die der Kirche Leben verleihen, wird aus den Namen und Bestimmungen deutlich, die Mary Baker Eddy ihnen gegeben hat: „Ich habe allen christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften den Namen gegeben. Die erste war The Christian Science Journal, dazu bestimmt, die göttliche Wissenschaft der Wahrheit aufzuzeichnen; die zweite nannte ich Sentinel, dafür vorgesehen, über Wahrheit, Leben und Liebe Wache zu halten; die dritte, Der Herold der Christian Science, die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden; die nächste nannte ich Monitor, er soll die unerschöpflich wirkende Wissenschaft ungeteilt verbreiten.“ ( Erste Kirche und Verschiedenes, S. 353)
In den religiösen Zeitschriften Journal, Sentinel und Herold stehen die Synonyme für Gott im Mittelpunkt, Wahrheit, Leben, Liebe, der Monitor hingegen soll die Wissenschaft verbreiten. Der Zweck oder die Funktionen werden in den Verben „aufzeichnen", „Wache halten", „verkünden", „verbreiten", ausgedrückt. Jede Zeitschrift hat ihre eigene Individualität. Der Journal, der „die göttliche Wissenschaft der Wahrheit" aufzeichnen soll, könnte man Herz und Gehirn nennen, den Sentinel das wachsame Auge, den Herold Mund und Stimme der Kirche. In den individuellen Funktionen und ihrem Zusammenwirken machen sie das Leben der Kirche aus.
Zeitschriften sind Mittel der Kommunikation. Zeitschriften ohne Leser sind wie Rufer in der Wüste, ihre Botschaft kommt nicht an, geht ins Leere, sie erfüllen ihren Zweck nicht, sie sind Remittenden, Exemplare, die nicht verkauft wurden und an den Verlag zurückgeschickt werden. Wenn aber in unseren Zeitschriften die Christliche Wissenschaft und ihre Anwendung erläutert wird und sie nicht gelesen werden, dann heißt das, dass die Christliche Wissenschaft nicht zur Kenntnis genommen wird, ihr Dasein geleugnet wird. Dies ist die Umkehrung der göttliche Wissenschaft, der Versuch, sie zu verneinen, es ist tierischer Magnetismus. Wir wissen, dass tierischer Magnetismus eine Annahme ist, ohne Intelligenz, ohne Macht, ohne Wirklichkeit. Beweisen können wir diese Behauptung nur durch Wachsamkeit.
Sind wir dankbar für den Zugewinn an geistigem Verständnis, den wir durch die Lektüre eines vJournal- oderHerold- Artikels gewonnen haben? Besonders wenn er uns zu einer besseren Praxis der Christlichen Wissenschaft verholfen hat?
Schieben wir die Lektüre aus Zeitmangel auf, aus Unlust, sich mit Christian Science zu beschäftigen, oder weil wir uns über einen Artikel im Herold sogar geärgert haben? Inspiriert uns ein Sentinel- Artikel zu einem Gedanken, der es wert ist, ausgeführt und gedruckt zu werden und schieben wir seine Ausformulierung immer wieder auf, bis nichts daraus wird? In all diesen Fällen sind wir nicht wachsam, keine Praktiker der Christlichen Wissenschaft, sondern Malpraktiker. Das muss uns klar sein.
Beim Propheten Jesaja heißt es: „Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende." (Jesaja 55: 10-11)
Jedes Exemplar des Journal, Sentinel und Herold ist mit einem Bibelwort versehen: Journal und Herold stehen unter dem Motto: „Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören." J. B. Phillips übersetzt das (frei übersetzt) so: „Unser Kampf bedeutet, jedes täuschende Argument und jede eindrucksvolle Verteidigung, die Menschen gegen die wahre Erkenntnis Gottes vorbringen, zu zerstören." (2. Korinther 10:4)
Der Sentinel trägt das Motto „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!" (Markus 13:37) Welche Aufgaben für Autoren, Redakteure und … Leser!
Anmerkung der Redaktion in eigener Sache: Die Frage, ob der Herold etwas zum Thema Tsunami und Reaktorunglück in Japan veröffentlicht hätte, kann ganz klar mit JA beantwortet werden. Nur stand für diese Veröffentlichung nicht die gedruckte Ausgabe des Herold zur Verfügung, sondern die Herold- Website. Dort konnten wir nur zwei Tage später mehrere Beiträge zum Thema veröffentlichen. Wir laden hiermit nochmals alle User ein, die aktuellen Beiträge zu nutzen und gern auch an Mitmenschen zu verteilen, die noch keinen eigenen Zugang zum Internet haben.
