Am Ende eines Gesprächs mit einem Pilotenkollegen in der Lounge für die Besatzungen wandte ich mich zum Gehen in Richtung Abfluggate. Er wiederholte den vertrauten Pilotengruß: „Schönen Tag noch und sicheren Flug!“ Diese Redewendung kommt Piloten viel natürlicher über die Lippen als „Tschüss!“ oder „Mach’s gut!“ Sie spiegelt die eine Priorität wieder, der Piloten verpflichtet sind und für die sie endlos trainiert haben – die Sicherheit.
Die Fluggesellschaften setzen Sicherheit an die Spitze der Prioritätenpyramide, gefolgt von Komfort für die Passagiere und Wirtschaftlichkeit. All das umfangreiche, fortlaufende Training, das ich als Pilot durchlaufen habe, bekräftigt, dass Sicherheit Aufgabe Nummer eins ist und zur selbstverständlichen Gewohnheit werden muss, vor allem wenn unübliche oder gar Notsituationen auftreten. Dann muss man exakte Anweisungen geben und entschlossene Maßnahmen ergreifen.
Beim Studium der Christlichen Wissenschaft war ich dankbar zu erfahren, dass Sicherheit nicht einfach nur Freiheit von Gefahr oder Verletzung ist. Es ist eine Qualität von Gott, Prinzip, das seine unfehlbare Herrschaft über jeden von uns und das ganze Universum ausdrückt. In meiner Laufbahn musste ich viele Trainingshandbücher lesen, um die Besonderheiten des jeweiligen Flugzeuges, das ich fliegen würde, kennenzulernen. Ebenso wichtig sind mir aber zwei weitere Handbücher: die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy. Das Studium der wöchentlichen Bibellektion lieferte mir zahlreiche Beispiele für Gottes schützende Fürsorge und Macht, die mir halfen, meine Aufgaben zu erfüllen.
Der Christus ist unendlich gegenwärtig, um Furcht wegen unserer Sicherheit auszutreiben, ganz gleich, wo wir uns befinden.
Egal, worin die Aufgabe bestand, ich habe erfahren, dass alle wesentlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten von Gott stammen und vom göttlichen Gemüt regiert und geordnet werden. Ich musste verstehen, dass ich nicht ein persönliches Gemüt habe, das anfällig für Fehler, Gleichgültigkeit oder ein aufgeblasenes Ego ist. Ich bin der Mensch Gottes und spiegele alle Fähigkeiten wider, die ich im Pilotenstand brauchte, wie Präzision, Aufmerksamkeit und Anpassungsfähigkeit. Sie waren kein veränderlicher persönlicher Besitz, sondern geistig abgeleitet von Prinzip. Das hat mir eine solide Grundlage verschafft, die durch M. B. Eddys Bekräftigung, dass „das göttliche Gemüt regiert und dass der Mensch in der Wissenschaft Gottes Regierung widerspiegelt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 393), noch verstärkt wurde.
Das klingt ja ganz nett, sagen Sie jetzt vielleicht, doch was mache ich als Fluggast mit der nagenden Sorge, die sich beim Fliegen zu behaupten versucht? Über die Jahre habe ich erkannt, dass bei allen Bedenken, ob es nun um den Piloten, die Fluglotsen, das Wetter, technische Probleme oder eine Reihe anderer Unwägbarkeiten geht, immer eins vonnöten ist, nämlich im Gebet die unfehlbare Herrschaft des Prinzips zu bekräftigen.. Dieses sich selbst durchsetzende geistige Gesetz, das alle Menschen umfasst und sie in unveränderlicher Beständigkeit antreibt, kennt keine Aussetzer und hält uns alle sicher.
Da spielt Zufall keine Rolle, denn Gottes Gesetz macht ihn null und nichtig. Wenn ich für den Abflug zur Startbahn rolle und Gas gebe, denke ich nicht: „Na hoffentlich funktionieren die Gesetze der Aerodynamik heute, damit der Flieger auch wirklich abhebt.“ Wenn ich fliege, vertraue ich darauf, dass die Konstruktion des Flugzeugs den Prinzipien der Aerodynamik entspricht. Die Demonstration dieses Gesetzes, das einen „sicheren Flug“ gewährleistet, wirkt für Piloten und Passagiere gleichermaßen – und ab geht es auf 10 000 Meter Flughöhe. Der Christus, Gottes wirksame Gegenwart und Heilkraft im menschlichen Bewusstsein, ist unendlich gegenwärtig, um jede Furcht wegen unserer Sicherheit auszutreiben, ganz gleich, wo wir uns befinden.
„Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten.“ (Sprüche 1:33)
Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als ich mit einem voll besetzten Flugzeug auf die Startbahn rollte und ein Flugbegleiter über die Gegensprechanlage durchsagte: „Die Kabine ist voller Rauch!“ Das hätte sehr leicht dazu führen können, dass das Flugzeug auf der Rollbahn über die Notrutschen hätte evakuiert werden müssen.
Sofort begann ich zu beten und erkannte die unfehlbare Herrschaft von Gemüt an. Ich schlussfolgerte, dass das göttliche Prinzip alle Ursache, Wirkung und Gesetzmäßigkeit in sich schließt. So wirkt Gott und der Christus enthüllt dieses Wirken. Mary Baker Eddy formuliert es so: „Christus stellt den unzerstörbaren Menschen dar, den Geist erschafft, gestaltet und regiert.“ (WuG, S. 316)
Binnen Sekunden fiel mir ein, dass das Flugzeug vor dem Flug ein Leck an der Hydraulik hatte, das im Bereich der Klimaanlage repariert worden war. Ich schaltete also die Klimaanlage ab und augenblicklich löste sich der Rauch auf. Es stellte sich heraus, dass der Rauch von verdunsteter Hydraulikflüssigkeit stammte, die von einer kleinen Lache angesaugt wurde, die man nach der Reparatur nicht restlos aufgewischt hatte. Wir kehrten sicher zum Gate zurück, die Lache wurde beseitigt und schon waren wir wieder auf dem Weg.
Mir hat diese Erfahrung bestätigt, dass Sorge oder Furcht die Abwesenheit von Gottes Gesetz annimmt. Da ich viel digital fotografiere, kann ich nachempfinden, was mit dem folgenden Spruch gemeint ist: Furcht ist die Dunkelkammer, in der Negative entwickelt werden. Die Christliche Wissenschaft ermöglicht es uns, furchtlos das zu leben, was wir von Gott verstehen. Prinzip ist fest und beständig, aber nicht kalt oder abstrakt. Prinzip ist Liebe. Seine Zartheit und Verfügbarkeit segnet und beschützt stets. Es setzt das Gute durch. Es bleibt bei uns, ob als Passagier oder als Pilot. Wie der Psalmist schreibt: „Gibt es einen Ort, zu dem ich gehen könnte, um deinen Geist zu vermeiden? Um für Dich außer Sicht zu sein? Wenn ich zum Himmel klettere, bist Du da! Wenn ich unter die Erde krieche, bist Du da! Wenn ich auf Flügeln der Morgenröte weit zum westlichen Horizont fliegen würde, würdest Du mich umgehend finden – ja Du erwartest mich schon dort!“ (Psalm 139:7-10, frei nach der englischen Bibelübersetzung The Message).
