Die Titelgeschichte des Christian Science Monitor berichtet diese Woche über Flüchtlinge, die sich auf den Weg von Syrien nach Europa machen. Derzeit sind Millionen von Menschen weltweit infolge von Konflikten und Verfolgung in ihrer Heimat auf der Flucht, und die Aufnahme dieser Flüchtlinge gestaltet sich für viele Länder problematisch. Angesichts dieser Situation verspüre ich die Notwendigkeit zu beten, um einen Sinn vom Zuhausesein und vom Wert eines jeden Einzelnen zu erlangen. Wenn Menschen der äußeren Anzeichen von Würde beraubt wurden, ist es besonders wichtig, ihnen mit Achtung und Wertschätzung zu begegnen.
Meine Gebete führten mich zu den Schriften von Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckte und begründete und u. a. auch diese Tageszeitung, The Christian Science Monitor, ins Leben rief. Zu Beginn ihrer Entdeckung musste sie fast jeden Monat umziehen; auch sah sie sich in ihrem Leben vielen Angriffen auf die Würde ihrer Person ausgesetzt. Dennoch schrieb sie später in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Pilger auf Erden, deine Heimat ist der Himmel; Fremder, du bist der Gast Gottes“ (S. 254).
Dieser Satz vermittelt uns ein Verständnis von der Würde des Menschen, der äußere Umstände nichts anhaben können, denn er berührt den Kern davon, wer wir in Wirklichkeit sind: Geistig betrachtet sind wir die Gäste Gottes, von Ihm erschaffen und für alle Zeiten in Seinem Reich zu Hause. Da unser Heim himmlisch, geistig, ist, gehört es uns, wo immer wir uns auch befinden mögen – es ist im Bewusstsein vorhanden und nicht an eine physische Umgebung oder an einen bestimmten Ort gebunden. Christus Jesus drückte es folgendermaßen aus: „... das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Lukas 17:21).
Die Gewissheit, dass unsere Identität und unser Platz geistig sind, bringt eine Würde mit sich, die jedem innewohnt, nämlich Gottes geistige Kinder zu sein – von Ihm geliebt, versorgt und rundum beschützt. Ganz gleich, was uns genommen wurde oder was wir glauben verloren zu haben – uns kann nie die Würde geraubt werden oder verloren gehen, denn unsere Beziehung zu Gott und unser wohlbehüteter Platz in Seinem Reich ist Teil unserer wahren, geistigen Identität.
Vor einigen Jahren erlebte ich ein berührendes Beispiel dafür, wie ein geistiges Verständnis von Heim und Identität uns befähigt, die Würde, die allen Menschen innewohnt, auszudrücken und anzuerkennen. Auf meinem Weg zur Arbeit begegnete ich täglich einem Mann, der allem Anschein nach obdachlos war. Gleichwohl grüßte er gut gelaunt und unermüdlich einen jeden Passanten. Eines Morgens kam mir der Gedanke, ihm zu sagen, wie sehr mich seine tägliche freundliche Begrüßung erfreute.
Er erzählte mir, dass er zwar weder ein Zuhause habe noch auf menschliche Unterstützung zählen könne, wohl aber eine Verbundenheit mit allen verspüre, die vorbeigingen, da Gott uns doch alle erschaffen habe, ganz gleich was unsere Herkunft auch sein möge. Er fügte hinzu, dass er alle Menschen in seinem „mentalen Heim“ willkommen heißen würde. Die Liebe und Macht dieser Idee war so stark, dass sie seine Entmutigung durch Inspiration und Mut ersetzte, wann immer er sich hoffnungslos oder einsam fühlte.
Das Beispiel dieses Mannes zeigt: Wenn unser Denken in einem geistigen Verständnis dessen, wer wir sind und wo wir wohnen, ruht, wird es unweigerlich zu Gott, der göttlichen Liebe, erhoben. Dort finden wir die uns und allen Menschen innewohnende Würde, die so ewig ist wie Gott selbst.
Durch Gebet können wir einander, nah und fern, unterstützen, indem wir unser eigenes Denken zu einem Verständnis von Gott erheben und wissen, dass die gesamte göttliche Schöpfung eine heilige, immanente Würde besitzt, die Teil Seines Reiches ist. Wir können es dem Mann gleichtun und den kostbaren Wert eines jeden Menschen schätzen, der der göttlichen Liebe entstammt.
