Meine Mutter wollte mich von Kindesbeinen an mit verschiedenen Kirchen und Glaubenslehren bekannt machen. So besuchte ich die Sonntagsschule einer protestantischen Religionsgemeinschaft und ging auf die Schule einer anderen, wo wir jeden Tag auch Unterweisung in der Bibel hatten. Ich zählte mich daher von klein auf zu Christi Jesu Nachfolgern. Doch mein Verständnis davon, was es bedeutet, seinem Weg zu folgen, veränderte sich völlig, als ich anfing, die Christliche Wissenschaft zu studieren.
Als Kind betrachtete ich Jesus als persönlichen Retter, der meine Erlösung dadurch gesichert hatte, dass er am Kreuz gestorben war und meine Sünden fortgewaschen hatte. Wenn ich nur genug an ihn und seine Taten für die Menschheit glaubte, würde Jesus mich erlösen und von meinen Sünden reinwaschen. Doch in den letzten zwanzig Jahren, seit ich anfing, die Christliche Wissenschaft zu studieren und zu praktizieren, habe ich das Konzept von Christus Jesus als unserem Wegweiser lieben gelernt. Christi Jesu Ausrichtung auf den Christus (seine geistige Identität) ist eine lebendige Gegenwart aller Zeitalter, die uns den Weg zur Demonstration der heilenden Macht Gottes hier und jetzt zeigt. Das Konzept des Wegweisers überzeugt mich sehr und liefert einen erreichbaren Standard für mein Leben. Der Christus zeigt jedem von uns heute, wie man auf der Grundlage von Jesu Leben und seiner Lehre von einem Leben der Liebe und Heilung lebt. Wir erwarten also nicht, dass er alles für uns tut, sondern dass er uns „erlöst“, indem er uns zeigt, wie wir diese Lehren selbst leben.
Als ich anfing, mich näher mit diesem Konzept des Wegweisers zu beschäftigen, nahm ich an, dass diese Bezeichnung für Jesus in der Bibel enthalten ist. Dort gibt es so viele Namen oder Beschreibungen für ihn, darunter Messias, Erlöser, Wunderbar, Rat, Immanuel, Gottes Sohn, Friedefürst und Licht der Welt, um nur einige zu nennen. Diese Beschreibungen und Titel illustrieren seine Rolle und das, was seine Gegenwart für die Welt bedeutete und weiter bedeutet. Doch die Bibel bezeichnet Christus Jesus nicht als Wegweiser. Mary Baker Eddy hingegen, die wortgewandte Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, bezeichnet Christus Jesus in ihren veröffentlichten Werken 15 Mal als Wegweiser und verwendet diesen Titel sogar in einem der Glaubenssätze ihrer Kirche.
Das erinnert mich an Jesu eigene Worte, die das Johannesevangelium so wiedergibt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (14:6). Er wusste den Weg zu Gott, Wahrheit und Leben, und wollte, dass wir ihm folgen. Während seines gesamten Erdendaseins war er fähig, seine Einheit mit dem Vater durch seine Demonstrationen von Heilung zu beweisen; er reinigte Aussätzige, erweckte Tote und trieb Teufel aus. Er erwartete von seinen Nachfolgern – nicht nur den frühen, sondern auch den heutigen Christen –, dieselben Werke (siehe Johannes 14:12), und zwar in seinem Namen zu heilen. Das schließt Sie und mich mit ein!
Ich erinnere mich an diese heilende Berührung als Kind, wenn ich morgens und abends in der Bibel las. In der ersten Klasse schenkte mir meine Lehrerin eine Bibel für Jugendliche, die jahrelang meine Lieblingsbibel war. Ich schrieb viele Stellen auf die leeren Seiten vorn und hinten in dem Buch. Diese wichtigen Ideen dienten mir in turbulenten Jahren als Teenager und als meine Familie und mein Zuhause auseinanderfiel, quasi als Straßenkarte. Heute studiere ich die Christliche Wissenschaft und lerne weiterhin, dass Jesu Weg, der mir durch die Bibel meiner Kindheit aufgezeigt und durch die Lehren von Mary Baker Eddy erklärt wurde, der einzige Weg ist, den ich gehen möchte. Wir können diesem Weg sicher folgen und vertrauen, dass er wahres Glück und echte Freiheit mit sich bringen wird.
Mein Mann und ich lebten mit unseren vier Kindern im Lauf von 25 Jahren in vier verschiedenen Ländern Afrikas und erlebten viele Heilungen durch die Praxis der Christlichen Wissenschaft – während der Schwangerschaft und Entbindung, von Hepatitis, Krebs, Malaria, Knochenbrüchen, Kinderkrankheiten, Durchfall und Nahrungsmittelvergiftung; wir waren in einem Kriegsgebiet in Sicherheit, während gefährlicher Reisen auf Landstraßen sowie in einer Schießerei. In jedem dieser Fälle erlangten wir Heilung und Schutz durch die Erkenntnis der Allgegenwart des Christus.
Mary Baker Eddys Verwendung des Begriffs Wegweiser verdeutlicht sehr gut, was uns der Weg Christi heute ermöglicht. Er weist auf ein Leben in und von Gott hin und lässt die Christus-Gegenwart in unser Bewusstsein ein, wodurch Heilung bewirkt wird. Eddy hatte von Kind auf in der Bibel geforscht und studierte später die Bibel, wodurch sie Gottes Offenbarung des allgegenwärtigen, heilenden Christus, der Wahrheit, erlangte. Dadurch erkannte sie Christus Jesus als den Wegweiser zur Demonstration dieser heilenden Gegenwart, wie im folgenden Glaubenssatz der Christlichen Wissenschaft verdeutlicht wird: „Wir bekennen Jesu Versöhnung als Beweis der göttlichen, wirksamen Liebe, die die Einheit des Menschen mit Gott durch Christus Jesus, den Wegweiser, entfaltet; und wir bekennen, dass der Mensch durch Christus, durch Wahrheit, Leben und Liebe, erlöst wird, wie es der galiläische Prophet im Heilen der Kranken und im Überwinden von Sünde und Tod demonstrierte“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 497).
Heute können wir danach streben, so zu leben, wie Christus Jesus es uns vorgelebt hat.
Die Bezeichnung Wegweiser beschreibt die 33 Jahre, die Jesus unter den Menschen wandelte und in denen er den Menschen den Standard zeigte und demonstrierte, nach dem man leben muss und der in seiner bekanntesten Predigt, der Bergpredigt, ausgeführt wurde, die auch die Seligpreisungen enthält (siehe Matthäus, Kapitel 5–7). Die Seligpreisungen (wie „Glückselig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden“) könnten auch als die „Einstellung“ beschrieben werden, die man haben muss, um so zu leben, wie Jesus es uns vorgegeben hat.
Auch die vielen Gleichnisse und Taten Jesu waren Anleitungen für alle Zeiten und Zeitalter und alle Menschen, die in seine Fußstapfen treten wollen. Diese Geschichten und Berichte haben Jahrtausende überlebt. Als Christen sind wir moderne Jünger und Schüler Christi Jesu, des Wegweisers, wenn wir seine Lektionen studieren und seinem Weg folgen wollen.
Die Christliche Wissenschaft erklärt, wie völlig anders der Weg war, den er exemplifizierte, verglichen mit dem, was bis zu seiner Ankunft auf Erden als Standard betrachtet wurde. Man könnte sagen, dass sein Weg den größten Paradigmenwechsel in Gang setzte, den die Menschheit bis dahin erlebt hatte. Gott hatte Mose 1400 Jahre zuvor die Zehn Gebote gegeben. Jesus führte weiter aus, wie wichtig es ist, nur einen Gott zu haben, indem er auf das Wichtigste hinwies, das allen zehn Geboten zugrunde liegt: Liebe. Er betonte, dass wir Gott aus ganzem Herzen lieben sollen, und stellte der Welt ein allen übergeordnetes Gebot vor, als er sagte: „Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Ihr sollt einander lieben, wie ich euch geliebt habe. An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid“ (Johannes 13:34, 35, Neue Genfer Übersetzung). Damit legte er einen neuen Standard für Christen (und andere) für die nächsten 2000 Jahre und mehr fest. Der Weg gründete sich nun auf die Liebe, die er der Welt zeigte und die die beste Anleitung aller sein würde, die nachfolgten.
Sein Jünger Johannes betonte: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4:8).
Und Mary Baker Eddy wies in ihrer Botschaft an die Mutterkirche für 1902 darauf hin, dass die Idee von Gott als Liebe das Christentum verständlich macht und uns anweist, so zu lieben, wie Jesus dies tat. Sie erklärte: „Niemand kann die Menschheit heilen oder umwandeln, ohne von Liebe und Wohlwollen für die Menschen getrieben zu werden. Die Übereinstimmung zwischen Gesetz und Evangelium, dem alten und neuen Gebot, bestätigt die Tatsache, dass Gott und Liebe eins sind. Die Geistiggesinnten sind von Güte, Wahrheit und Liebe erfüllt. Das Leben Christi Jesu, seine Worte und seine Taten, demonstriert Liebe. Wenn wir nicht diese Inspiration und ihre Kraft, zu heilen und zu erretten, besitzen, haben wir keinen Beweis dafür, dass wir Christliche Wissenschaftler sind“ (S. 8).
Als Christliche Wissenschaftlerin, als eine, die diese Wissenschaft (die göttlichen Gesetze) des Christus praktiziert, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich das neue Gebot anwende. Das ist die Tätigkeit des Christus, wie der Wegweiser sie exemplifizierte: einander zu lieben, wie Jesus uns geliebt hat – dass unser Leben den Weg bezeugt, indem wir Jesu Lehren befolgen und das neue Gebot leben. Eddy schrieb: „Wahrhaft beten heißt nicht Gott um Liebe bitten, es heißt lieben lernen und die ganze Menschheit in eine Liebe einschließen. Durch das Gebet machen wir uns die Liebe zunutze, mit der Er uns liebt“ (Nein und Ja, S. 39). Das ist das Leben, das wir führen sollen. Das ist unser wahrer Daseinszweck, wie Gott jeden von uns erschaffen hat, um einander zu lieben und das Lieben so zu lernen, wie Christus Jesus es uns durch sein Beispiel gelehrt hat.
Eins ist sicher: diese Liebe, mit der wir einander lieben sollen, hat keinen menschlichen Ursprung. Sie gehört uns durch Widerspiegelung der göttlichen Liebe als die geistigen Ideen der Liebe, die als Bild und Gleichnis Gottes erschaffen wurden. Der Nexus der Christlichen Wissenschaft ist, dass Gott Liebe ist. Die Wissenschaft des Christus ist wirklich die Wissenschaft der Liebe, denn der Christus ist der „lebend’ger Liebe sanfter Strahl“ (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 23, Mary Baker Eddy, Übers. ©CSBD).
Heute können wir auf individuelle Art danach streben, so zu leben, wie Christus Jesus es uns vorgelebt hat. Ich bete täglich darum, dem Wegweiser in meiner öffentlichen Praxis christlich-wissenschaftlichen Heilens zu folgen. Darin werde ich von meiner Liebe zu Gott und zum Menschen sowie dem Wunsch motiviert, das „neue Gebot“ so gut zu leben, wie ich nur kann. Ich fühle mich privilegiert, die Heilungen und Demonstrationen der Allgegenwart des Christus im Leben der Menschen und in meinem eigenen mitzuerleben. Das allgemeine Denken mag behaupten, dass dieser Weg des Heilens in Jesu Namen nur für die ersten Christen vor Jahrtausenden bestimmt war, doch ich kann ehrlich durch eigene Erfahrung und die anderer bezeugen, dass jeden Tag und hier und jetzt Heilungen stattfinden, weil Menschen dem Weg des Christus folgen. Und wir können uns alle dieser gegenwärtigen Tatsache erfreuen!