Liest man Nachrichten, soziale Medien oder redet man mit Freunden und Angehörigen, so stößt man vielfach auf die Meinung, dass Extremismus, Hass, Ressentiments, Rache und Angst unvermeidlich und unaufhaltbar sind. Doch ist es möglich, etwas Überzeugenderes und Mächtigeres zu finden als diese Gefühle und ihren negativen Einfluss, wenn wir tiefer schauen?
Ich habe durch mein Studium der Christlichen Wissenschaft erfahren, dass es etwas Mächtigeres gibt: die göttliche Liebe. Diese Liebe ist Gott, und sie ist die mächtigste Kraft, die es gibt. Sie ist allumfassend. In dieser Liebe gibt es keinen Extremismus. Dort gibt es keine Bedingtheit, keine Wankelmütigkeit und keine falsche Hoffnung. Sie ist unendliches Gutes. Ihre Kraft und beschützende Macht sind in vollkommener Balance mit ihrer Sanftheit, ihrer Zärtlichkeit und ihrem Frieden.
Die Mission von Christus Jesus lag darin, uns von dieser Liebe zu erzählen und sie uns zu zeigen. In einer Zeit politischen und religiösen Extremismus zeigte Jesus, dass unsere Beziehung zu Gott, Liebe, der von Kindern zu ihren Eltern ähnlich ist. Gott ist unser himmlischer Vater und unsere himmlische Mutter, und wir – alle Menschen – sind als geistiges Ebenbild der göttlichen Liebe erschaffen. Die göttliche Liebe könnte uns niemals einer Sache aussetzen, die lieblos wäre, also auch nicht Krankheit, Furcht oder Hass.
Dieser geistigen Realität liegt die uns allen natürliche Fähigkeit zugrunde, das Gleichgewicht der göttlichen Liebe in allem auszudrücken, was wir tun und sagen, und die Heilung zu erleben, die Gottes Liebe uns und unseren Mitmenschen bringt, wodurch extremistischem oder hasserfülltem Tun und Denken entgegengewirkt wird.
Vor ca. eineinhalb Jahren sollte an einem Sonntagmorgen keine zwei Häuserblocks von meiner Kirche Christi, Wissenschaftler, eine Demonstration von Rechtsextremisten stattfinden. Aus Protest gegen diese Gruppe war eine Gegendemo geplant. Die Polizei ging von Gewalt zwischen diesen beiden Gruppen aus.
Meine Kirche beschloss zusammen mit den vielfältigen Glaubensrichtungen am Ort, im Geist Christi mit dieser Situation umzugehen. Wir beschlossen, unseren Sonntagsgottesdienst wie üblich abzuhalten, und beteten darum, die Macht der göttlichen Liebe zu erkennen, Hass und Gewalt entgegenzuwirken und zu verhindern. Und wir beschlossen, dass wir jedem, der in die Kirche kam, nur mit Liebe und christlicher Anteilnahme begegnen würden.
Die Bibellektion jenes Morgens handelte von der Macht der göttlichen Liebe, die sich in der gesamten Schöpfung ausdrückt. Zum Beispiel: „Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden, dass Gott Licht ist, und in ihm ist keinerlei Finsternis“ (1. Johannes 1:5) und „Das ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns geboten hat“ (1. Johannes 3:23).
Der Gottesdienst war von Frieden, Liebe und Freude durchdrungen. Obwohl wir uns alle der Voraussagen für diese Situation bewusst waren, wurde keine Furcht geäußert.
Nach dem Gottesdienst stellten wir fest, dass die angekündigten Hunderten Rechtsextremisten nicht gekommen waren. Die paar, die kamen, verschwanden innerhalb weniger Minuten. Es gab keine Gewalt, und die Lage war entschärft, bevor sie überhaupt begann. Viele in unserer Kirche und darüber hinaus erkannten dies als Beweis für die Macht der göttlichen Liebe.
Jesus sagte: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut denen Gutes, die euch hassen, betet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid, denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt es regnen über die Gerechten und die Ungerechten“ (Matthäus 5:44, 45).
Jesus lebte dies selbst vor, und zwar mit heilenden Auswirkungen. Als Menschen beispielsweise so mit Neid, Hass und Ressentiments erfüllt waren, dass sie Jesus einen Abgrund hinunterwerfen wollten, konnte er aufgrund seines Verständnisses von der Allmacht von Gottes Liebe durch die aufgebrachte Menschenmenge hindurchgehen und sich in Sicherheit bringen. Er hinterließ uns sein Beispiel, damit auch wir die Macht der göttlichen Liebe beweisen können.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, war eine Nachfolgerin von Christus Jesus und erlebte die heilende Macht der göttlichen Liebe im eigenen Leben. Sie weist in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf die Macht der göttlichen Liebe hin, Irrtum und alles, was der Liebe unähnlich ist, aufzulösen: „Lasst uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums – Eigenwillen, Selbstrechtfertigung und Eigenliebe – aufzulösen, das gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist“ (S. 242).
Es ist möglich, die Liebe zu kennen und zu fühlen, die Gott ist und extremistischen Neigungen entgegenwirkt und Frieden, Liebe und Freude ans Licht bringt.
