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Original im Internet

Individualität ist unzerstörbar

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 26. Oktober 2020


Manche Leute, die einen geliebten Menschen verloren haben, erleben echten Trost – und sogar Heilung von Trauer –, indem sie erkennen, dass sie jede wertvolle Qualität, die sie in diesem geliebten Menschen so geschätzt haben, als Kinder Gottes selbst vollständig und wundervoll ausdrücken. Schließlich sind wir alle Gottes Söhne und Töchter und spiegeln somit hier und jetzt die Vollständigkeit Seiner Natur wider.

Doch inmitten der Trauer reicht selbst eine Erkenntnis dieser großen Wahrheit manchmal nicht aus, um das Gefühl zu überwinden, dass etwas fehlt. Und fragte man die Betroffenen, warum, würden die meisten vermutlich sagen, dass ihr Leid aus der Abwesenheit des geliebten Menschen entsteht; dass der Ausdruck derselben geistigen Gotteseigenschaften – Zärtlichkeit, Humor, Selbstlosigkeit usw. – in ihnen und anderen schlicht und einfach nicht das ersetzt, was ihnen die Anwesenheit dieses Menschen gegeben hat. Und wie sollte es auch? Identität ist nichts Allgemeines; sie ist herrlich und wundervoll individuell. Individualität ist die reiche Kunst unseres Seins, die einmalige Art und Weise, wie jeder von uns die universalen geistigen Qualitäten Gottes zum Ausdruck bringt. Ja, da Gott der unvergleichliche Eine ist, muss alles, was Er erschafft, diese Einheit widerspiegeln und unvergleichlich und unwiederbringlich individuell sein. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, lesen wir: „Das eine Ego, das eine Gemüt oder der eine Geist, Gott genannt, ist unendliche Individualität, die alle Form und Anmut verleiht und die die Wirklichkeit und Göttlichkeit im individuellen geistigen Menschen und in individuellen geistigen Dingen widerspiegelt“ (S. 281).

Was wir wirklich lieben und was wir zu vermissen scheinen, wenn jemand, der uns nahesteht, aus unserem Gesichtsfeld verschwindet, ist die völlig individuelle Art dieser Person, Gottes Eigenschaften auszudrücken. Was wir also vielleicht erkennen müssen, wenn wir mit Trauer zu tun haben, ist die atemberaubende Wahrheit der spezifischen Gegenwart von Individualität.

Selbst wenn wir sicher sind, dass ein geliebter Mensch seinen Weg fortsetzt, scheinen wir ebenso überzeugt zu sein, dass diese Fortsetzung keine eigenständige Gegenwart hier und jetzt darstellt. Doch wie kann das sein, wenn es „hier“ und „hiernach“ nur ein Leben gibt? Und wenn das eine allumfassende, allgegenwärtige Leben beständig bei uns ist, wie kann die gesamte Manifestation von Leben dann nicht anhaltend bei uns sein – all die Individualitäten, die ewiglich untrennbar von dem Leben und Gemüt sind, das sie empfängt? Wie könnten sie in der Allgegenwart jemals abwesend sein?

Die Sache wird verworren durch den irrigen Glauben, dass die Materie mit der Gegenwart eines Menschen verbunden ist oder dessen Medium darstellt; dass ohne Materie eine Ausdrucksmöglichkeit nicht existiert. Das ist der fundamentale Irrtum, der dazu führt, dass wir geliebte Menschen aus den Augen verlieren. Durch das Verständnis, dass Leben von der Materie nicht definiert oder festgelegt wird, konnte Jesus Menschen vom Tode erwecken, und Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Wenn du dich selbst oder andere aus dem Glauben erwecken kannst, dass alle sterben müssen, dann kannst du Jesu geistige Macht ausüben, die Gegenwart derer wieder hervorzubringen, die dachten, sie seien gestorben – doch sonst nicht“ (S. 75).

Der geistige Ursprung, die beständige Gegenwart und ewige Fortdauer des Lebens wurden durch die jungfräuliche Empfängnis, das Leben, die Werke, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi Jesu vollumfänglich demonstriert. Sein eigenes vollkommenes Leben sowie seine beständige, außerordentliche Heilarbeit brachten das Ebenbild Gottes ans Licht und zeigten Männer und Frauen in ihrer wahren Natur – als gottähnlich. Ja, durch seine vielen Heilungen zeigte Jesus uns die gegenwärtige Realität der wahren, geistigen Individualität, eine Individualität, die vor dem Glauben einer materiellen Empfängnis und Geburt existiert. Eine Individualität, die nur für den geistigen Sinn sichtbar ist.

Durch sein Beispiel entdecken wir, dass geistige Individualität nur für das verdunkelte, erdgebundene Denken unsichtbar ist. Jesus erkannte Gottes fehlloses Ebenbild überall – den Menschen, dessen Vater und Mutter das göttliche Prinzip, Liebe, ist. Und er erkannte diese makellose Individualität eben dort, wo die materiellen Sinne nur eine materielle Persönlichkeit wahrnahmen. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Erlöser Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken“ (S. 476–477).

Vor einigen Jahren erkannte eine Frau, dass ihr tiefster Wunsch und ihr innigstes an Gott gerichtetes Gebet war zu verstehen, was es bedeutet, „in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen“ hier auf Erden zu sehen, so wie Jesus dies getan hatte. Sie fand, dass dies die Quintessenz der christlich-wissenschaftlichen Praxis ist. Im darauffolgenden Jahr verstarb ihr Mann. Einige Tage später setzte sie sich in einer schlaflosen Nacht auf und wandte sich aus tiefstem Herzen an Gott mit der einen Bitte zu erhaschen, was es bedeutet, „in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen“ zu sehen. Es kam ihr augenblicklich so vor, als sei das Zimmer von Licht und einer alles durchdringenden und vereinnahmenden Liebe erfüllt. In diese Liebe gehüllt, fühlte sie die Gegenwart ihres Mannes und erkannte seine spezifische geistige Individualität sehr klar. Sie sah nicht den Geist eines verstorbenen Menschen, noch kommunizierte sie mit einem Geist. Vielmehr nahm sie die Identität ihres Mannes aus einer höheren Perspektive wahr – „in der Wissenschaft“ –, die ihn mit einer vom Schleier des materiellen Sinnes unberührten Klarheit definierte und offenbarte. Es war eine Erkenntnis von seiner wahren Natur, die über alles hinausging, was sie bis dahin gewusst hatte.

Ein paar Monate nach dieser Erfahrung rief jemand an und sagte, dass eine gute Freundin einen schweren Autounfall gehabt hatte und im Krankenhaus lag. Viele Wochen später hörte sie, dass die Freundin zwar die Augen geöffnet hatte, aber noch nicht „erwacht“ war – sie schien sich ihrer selbst, anderer Menschen oder ihrer Umgebung nicht bewusst zu sein. Man ging davon aus, dass sie ohne dieses „Erwachen“ nicht genesen konnte. Die Frau beschloss, ihre Freundin im Krankenhaus zu besuchen, und aufgrund der Erfahrung, die sie nach dem Weitergehen ihres Mannes gehabt hatte, war sie absolut sicher, dass sie den Glauben, Materie mache die individuelle Gegenwart und das Bewusstsein dieser Freundin aus, überwinden würde. Als sie das Krankenzimmer der Freundin betrat, fühlte sie, wie dasselbe Licht der göttlichen Liebe ihr die bewusste Individualität ihrer Freundin offenbarte. Sie sah und sprach sie an, ganz sicher, dass ihre Freundin sie erkennen und antworten würde. Das tat sie, und damit war der Wendepunkt zur vollständigen Genesung der Freundin gekommen.

Das wahre Wesen der Individualität ist hier und jetzt als geistige Idee für den geistigen Sinn erkennbar, nicht als Materie oder eine materielle Persönlichkeit. Und wenn wir glauben, dass geistige Individualität vage oder nicht erfassbar ist, müssen wir die Erfahrung unseres Herrn noch einmal näher betrachten: Jesus sprach mit Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung (siehe Matthäus 17:1–8). Das war kein Spiritismus – kein Glaube an eine Kommunikation mit verstorbenen Geistern. Er nahm „in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen“ wahr, der die inspirierte Zusammenkunft ermöglichte – die Wahrnehmung des Menschen, dessen Gegenwart damals wie heute, wie im Himmel, so auf Erden nicht von Materie abhängig ist und nie dazu gebracht werden kann, die Enge von Zeit und Raum zu erleiden.

Als Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch?“ gibt Wissenschaft und Gesundheit folgende revolutionäre Definition: „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein physischer Organismus. Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes, die alle richtigen Ideen einschließt ...“ (S. 475). Vielleicht verstehen wir unter richtigen Ideen die konstruktiven, die jeden Augenblick unseren Bedarf decken, oder Fähigkeiten und Funktionen wie Sehfähigkeit, Erinnerungsvermögen oder Verdauung.

Doch in Wissenschaft und Gesundheit beziehen sich Ideen hauptsächlich auf die individuellen Formen, Identitäten und Einheiten in der Schöpfung. Die Sterne und Planeten, die Berge, Felsen, Steine, Blumen, Sandkörner, Grashalme, alle Geschöpfe, Männer und Frauen – sie alle sind in ihrer wahren Natur Ideen und somit von Dauer und unzerstörbar. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Das göttliche Gemüt erhält alle Identitäten vom Grashalm bis zum Stern als deutlich erkennbar und ewig“ (S. 70). Daher muss jeder von uns „alle richtigen Ideen“ umfassen, denn wir spiegeln das unendliche, allumfassende Gemüt wider. Wir müssen uns jedes Individuums anerkennend bewusst sein, das in der ewigen Entfaltung des geistigen Seins jemals existierte, jetzt besteht oder einst sein wird. Wenn ein geliebter Mensch also aus unserem Sichtfeld verschwindet, haben wir nicht nur seine wundervollen Qualitäten weiter in uns, sondern den geliebten Menschen ebenfalls. Mit anderen Worten, wir können die Gegenwart eines Individuums in unserem Bewusstsein fühlen und erkennen. Und wir können die spezifische Individualität der Person zunehmend wertschätzen. Doch mag die Frage aufkommen, wie man das am besten macht.

Fast jeder lernt in der Grundschule, dass Schneeflocken zwar alle eine erkennbare gemeinsame Identität oder Klassifizierung haben, sich aber völlig voneinander unterscheiden. Wieso sind sie so unterschiedlich? Komposition – die Art und Weise, wie die Elemente, die eine Schneeflocke ausmachen, angeordnet sind; die Beziehung der einzelnen Schneeflockenbestandteile zueinander. Und vielleicht liegt es auf der Hand, dass Komponisten alle wie sie selbst klingen, egal wie viele Hundert Stücke sie komponieren; wir können Komponisten klar voneinander unterscheiden, obwohl alle dieselben Noten verwenden und mithilfe dieser Noten dieselben universalen Qualitäten ausdrücken. Doch wieso ist dieser Klang oder Stil in sich so einheitlich? Wodurch entsteht das?

Es kommt durch die Art, wie die Noten verwendet werden. Oder anders ausgedrückt, die Beziehung der Noten zueinander – eine Beziehung, die eine einzigartige Struktur formt, ein individuelles Muster, das mathematisch konstant ist und eine Person auf ewig identifiziert, auch wenn unendliche Variationen und eine ewige Weiterentwicklung möglich ist.

Für das sterbliche Denken nimmt eine Komposition oder ein Arrangement immer eine Form organisierter Materie an, bei der sich die Struktur aus der Tätigkeit physischer Formen oder Gesetze ergibt. Und sie wird durch den aus Staub geformten Menschen symbolisiert, der im 2. Kapitel der Genesis beschrieben wird, oder vielleicht durch eine modernere Version, die man „aus Atomstaub bestehenden oder DNA-Menschen“ nennen kann. Diese sterbliche Persönlichkeit wird als aus Milliarden genetischer Informationsträger geformt beschrieben, die man manipulieren, neu anordnen oder klonen kann. Doch ist das die grundlegende Realität unseres Seins? Jede durch ein Verständnis der geistigen Identität bewirkte körperliche Heilung zieht dies nicht nur in Zweifel, sondern beweist, dass die Materie eine Illusion der materiellen Sinne ist und keine Wirklichkeit hat. Eine materielle Persönlichkeit ahmt nur die Struktur der wahren Individualität nach, einer geistigen Struktur, zu der nichts hinzugefügt und von der nichts entfernt werden oder bei der ein Element neu angeordnet, manipuliert oder geklont werden kann. Die Bibel versichert uns, „dass alles, was Gott tut, für immer besteht: Man kann nichts dazutun oder wegtun“ (Prediger 3:14).

Die wahre Struktur oder Verkörperung der Individualität eines jeden Menschen ist vollständig geistig und mental. Sie ist eine einzigartige und einmalige Harmonie, die aus „allen richtigen Ideen“ besteht – aus der beständig zunehmenden Tätigkeit der geistigen Macht resultiert, dem Gesetz des göttlichen Prinzips, Liebe. Dieses Gesetz der Liebe offenbart und erhält die Struktur, die unsere geistige Individualität ausmacht. Das Neue Testament nennt diese dynamische göttliche Energie den Heiligen Geist, und Mrs. Eddy erklärt in ihrem Buch Die Einheit des Guten: „Diese Wissenschaft von Gott und dem Menschen ist der Heilige Geist, der die unverletzte und ewige Harmonie von beiden, von Gott und dem Universum, offenbart und erhält“ (S. 52). Da die individuelle Struktur des Selbst ewiglich unterhalten wird, ist die wahre Individualität eines jeden – vollständig getrennt von der Materie – von Dauer und für das mit geistiger Liebe erfüllte Bewusstsein absolut wahrnehmbar. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Der Gedanke wird schließlich in aller Form, Substanz und Farbe verstanden und wahrgenommen werden, aber ohne materielle Begleiterscheinungen“ (S. 310).

Somit ist unser wahres Sein „Idee, das Bild der Liebe“, und kein physischer Organismus. Unser spezifisch „geformtes“, präzise und harmonisch zusammengesetztes individuelles Bewusstsein entwickelt sich ewiglich weiter und macht immer weiter Fortschritt. Jeder von uns ist hier und jetzt unzerstörbar, unersetzlich, ewig geliebt von Gott und Seinen Kindern. Und nichts von uns kann durch eine absichtliche oder versehentliche Unordnung oder durch Verfall jemals verloren gehen oder verändert werden. Ja, eine der messianischen Prophezeiungen war, dass Gottes „Heiliger“ niemals verwest (siehe Psalm 16:10 und Apostelgeschichte 2:25–28). Jesus demonstrierte die unzerstörbare Natur wahrer Struktur, des wahren Körpers, durch die Auferstehung und Himmelfahrt und illustrierte dadurch nachvollziehbar die Tatsache, dass Identität auch hier, in unserer gegenwärtigen Erfahrung, nicht materiell ist. Sie ist geistig. Wir folgen ihm, wenn wir wie befohlen das Kreuz auf uns nehmen und die oberflächliche, persönliche Sichtweise vom Selbst ablegen, die unsere allgegenwärtige geistige Individualität – das Ebenbild der Liebe – verbirgt.

Viele Menschen stellen fest, dass ihre Wertschätzung geliebter Menschen, die weitergegangen sind, weiterwächst und sich weiterentwickelt. Wenn wir die tiefsten Bedeutungen der Individualität und Inklusion akzeptieren, werden wir unsere Untrennbarkeit von abwesenden geliebten Menschen deutlicher fühlen. Und wenn diese erleuchtete Sichtweise aufrechterhalten wird, muss sie die Dunkelheit von Einsamkeit und Trauer vertreiben. Wissenschaft und Gesundheit versichert uns: „Geistig zu verstehen, dass es nur einen Schöpfer gibt, nämlich Gott, entfaltet die ganze Schöpfung, bestätigt die Heilige Schrift, bringt die beglückende Gewissheit, dass es keine Trennung, keinen Schmerz gibt und dass der Mensch unvergänglich und vollkommen und ewig ist“ (S. 69).

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