Es gibt die Redewendung, dass eins sicher ist, nämlich, dass nichts sicher ist. Die Unwägbarkeiten der menschlichen Existenz können solch eine Meinung nur bestätigen. Doch sind Chaos und Veränderlichkeit wirklich die Prinzipien, die der Existenz zugrunde liegen, oder gibt es ein anderes, verlässlicheres Prinzip, auf das wir unser Leben gründen können?
Ich wuchs mit einem Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft auf, das mein Denken auf das göttliche Prinzip, Gott, gerichtet hat. Es fängt so an:
Wo Gottes Liebe führet,
da bleibe ich im Licht.
Da Gott sich nicht verändert,
fürcht’ ich den Wechsel nicht.
Ob auch die Stürme toben,
mein Herz bleibt ungetrübt;
ich werde nie verzagen,
da Gott mich ewig liebt.
(Anna L. Waring, Nr. 148, übers. ©CSBD)
Auf den ersten Blick mögen diese Worte einfach nur tröstlich erscheinen, doch auf den zweiten formen sie eine affirmative und machtvolle Botschaft. Was für ein erstaunliches Konzept: „Da Gott sich nicht verändert, fürcht’ ich den Wechsel nicht.“ Was heißt das, Gott verändert sich nicht? Das Lied erklärt es gleich von Anfang an: Die Führung von „Gottes Liebe“ ist ausschlaggebend.
Ich habe durch mein Studium der Christlichen Wissenschaft gelernt, dass Gott keine Person auf einem himmlischen Thron ist, die bestimmt, wer erhört wird und was berichtigt werden muss. Gott ist das Prinzip des Universums, das göttliche Gemüt, das die ganze Schöpfung liebevoll zu Seinem Ausdruck macht. Gott ist das unveränderliche göttliche Prinzip – fest, stabil, vollkommen und beständig.
Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfasst als Grundlage des Denkens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee – einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen“ (S. 259). Für mich heißt das, dass die gesamte Existenz ein unendliches Prinzip, Gemüt, und seine unendliche Manifestation ist, der Mensch und das Universum. Gott ist Alles-in-allem. Und deshalb verändert Gott sich nicht.
Und was ist mit den Stürmen des Lebens, die um uns toben? Wir können nicht einfach darüber hinweggehen. Und es ist nicht richtig zu behaupten, dass es nichts zu berichtigen gibt, wenn die Menschheit nach Heilung schreit. Doch der offenkundige Umfang der globalen und persönlichen Probleme ist keine legitime Rechtfertigung dafür, die Sicherheit des göttlichen Prinzips beiseite zu schieben; sie erfordert vielmehr, dass wir uns stärker auf Prinzip stützen.
Ich lerne, dass diese Situationen keine echte Wahrheit besitzen oder Wirklichkeit darstellen, sondern Verzerrungen, Fehldarstellungen oder sogar völlige Verneinungen der einen und einzigen Wahrheit, Gottes, sind. So wie auf der Erdoberfläche der Eindruck entsteht, die Erde sei flach, obwohl sie rund ist, wie man aus dem All deutlich sehen kann, scheint das Leben aus unserer persönlichen Sichtweise begrenzt und endlich zu sein. Doch unser Leben ist immer unbegrenzt und ewig und wird vom Standpunkt des göttlichen Gemüts, Gottes, unseres wahren Lebens, auch immer so gesehen. Alles, was wir aus der begrenzten Sicht unserer körperlichen Sinne wahrnehmen, gründet sich somit auf eine nützliche geistige Idee, die aus der Sicht Gottes, des Gemüts, wahrgenommen werden kann.
Die Bibel enthält viele Beispiele von Personen, die aus persönlicher Sicht keine guten Voraussichten hatten, doch durch Gebet – das Lauschen auf Gott, das die unendliche Sichtweise offenbart – erlebten sie vielfach dramatische Änderungen, die Heilung mit sich brachten. Es zeigte sich mehr von der göttlichen Wirklichkeit, wodurch dringender Bedarf wie Gesundheit, Nahrung, Obdach und Schutz vor Feinden gedeckt wurde.
Es gibt eine notwendige Qualität des Denkens – Demut –, die eine solche Erkenntnis möglich macht. Christus Jesus hat das umfassend veranschaulicht. Jesus war bereit, Gott als das einzige Ego anzuerkennen. Sein ganzes Leben demonstrierte Gottes liebevolle Kontrolle. Er lehrte seine Nachfolger zu beten: „Dein Wille geschehe“ (Matthäus 6:10) und sagte „Ich kann nichts von mir selber tun. ... Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat“ (Johannes 5:30). Dazu muss man bereit sein, seine eigene Sichtweise der Dinge aufzugeben und Gott Sein Universum auslegen zu lassen. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Das göttliche Prinzip des Universums muss das Universum interpretieren. Gott ist das göttliche Prinzip von allem, was Ihn darstellt, und von allem, was wirklich besteht. Allein die Christliche Wissenschaft, wie sie von Jesus demonstriert wurde, offenbart das natürliche, göttliche Prinzip der Wissenschaft“ (S. 272).
Das eine und einzige sichere Prinzip der Existenz ist jetzt hier, und wir können üben, unsere begrenzte materielle Sichtweise gegen die geistige, vollkommene auszutauschen, wie Jesus dies tat, und die Unmittelbarkeit der Heilung ans Licht zu bringen. Die Art, wie Jesus seine Göttlichkeit in der menschlichen Erfahrung lebte, resultierte in seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Sein nie dagewesenes Beispiel zeigte uns, dass auch wir alles aus der unendlichen Sichtweise des göttlichen Prinzips, Gemüt, betrachten und unsere Erlösung von materieller Begrenzung erarbeiten können. Er zeigte uns, wie man fest verankert in der Allheit der göttlichen Liebe bleibt, indem man die eigene geistige Identität lebt, während man durch menschliche Erfahrungen geht und über sie hinauswächst.
Von Jesus lernen wir, dass es vorteilhaft ist, Gott Sein Universum auslegen zu lassen. Immer wenn wir uns Gottes Sichtweise fügen, erleben wir Freiheit hinsichtlich unserer Gesundheit, unserer Finanzen und unserer Sorgen um die Welt, und werden von Ängsten um unsere Lieben und die Menschheit befreit. Wir fühlen uns von der Unsicherheit über unser eigenes Leben befreit, und das verleiht uns die Zuversicht und Gewissheit von Gott als unsterbliches und unzerstörbares Leben.
Ich habe unzählige Beispiele der heilenden Wirksamkeit erlebt, die sichtbar wird, wenn man sich im Gebet Gottes Sichtweise fügt. Solch ein Fall trat vor Jahren ein, als ich Schmerzen im Brustkorb hatte. Als ich mehrere Tage darum betete zu wissen, dass Gott das unsterbliche Leben aller ist und dass ich als Widerspiegelung des Lebens so ewig und unsterblich bin wie Gott, ließen die Schmerzen nach. Doch an einem Nachmittag wurden sie plötzlich sehr stark. In diesem Augenblick fühlte ich eine große mentale Veränderung – ich gab „mein“ Leben und meine Bemühungen auf, für die Fortsetzung meines Lebens zu beten, und erkannte Gott als Leben. Ich war mir absolut sicher, dass allein Gott Leben erschafft und versorgt, denn Leben ist Gott. Kurz gesagt, alles, was für Leben, Gott, erforderlich ist, ist Gott. Die Schmerzen hörten augenblicklich auf und kehrten nie zurück.
Wir können sicher sein, dass nichts, was wir mit den physischen Sinnen wahrnehmen, eine Tatsache ist. Es mag Übung erfordern, uns der geistigen Realität von Gottes Universum zu fügen, um Normalität und Harmonie klarer zu erkennen, doch mit Gottes Hilfe sind wir immer fähig dazu. Unser Leben und unser Auskommen sind fest in Prinzip, der göttlichen Liebe, verwurzelt, wo unsere Vollkommenheit unantastbar ist. Mit diesem Wissen können wir uns aufmachen, die Herausforderungen des menschlichen Lebens mit heilender Liebe und Demut zu meistern.