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Original im Internet

Begrüßen Sie die Xanthippen

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 4. November 2021


Sokrates war augenscheinlich der Meinung, dass Geduld in Zeiten ehelicher Spannungen wahre Weisheit war, und er hatte die Gelegenheit, seine Lehre anzuwenden. Seine Frau – Xanthippe – war kein einfacher Mensch. Mary Baker Eddy schreibt im Kapitel „Ehe“ in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dass Sokrates „seine Xanthippe zum Lehrbeispiel für seine Philosophie“ gemacht hat (S. 66).

Es wäre ganz natürlich anzunehmen, dass jeder, dem es wirklich ernst mit einem wahren Nutzen für die Menschheit ist, bereit sein muss, eine angemessene Anzahl an Xanthippe-Erfahrungen durchzumachen – „als Lehrbeispiel für seine Philosophie“ sozusagen. Talente, Ideen, eine ehrliche Bestrebung – Aufgaben aller Art – erfordern Gelegenheiten und Tests zur Stärkung und Läuterung.

Das trifft auf jeden Fall auf die größte Verpflichtung der Nachfolger Christi Jesu zu – die Verpflichtung christlicher Liebe, der Liebe, die Paulus als „die Erfüllung des Gesetzes“ (Römer 13:10) bezeichnet, die niemals aufhört (siehe 1. Korinther 13:8). Es wäre schwierig, sich einer als unerschöpflich definierten Sache nur halbherzig zu verschreiben – einer Liebe, die absolut unveränderlich ist, die Auswirkung von Gott, dem göttlichen Prinzip. Christliche Liebe ist der höchste menschliche Ausdruck des göttlichen Prinzips, Liebe. Durch sie drückt der jeweilige Mensch den Christus aus, das unverrückbare und doch sanfte Licht des Lebens, Gottes, des absoluten Guten.

Christliche Liebe enthält aufgrund ihres selbstlosen Wesens keine Bestandteile, die einen „Amateurstatus“ zulassen – Elemente wie rein persönliches Vergnügen, einen auf sich bezogenen Terminplan, der einem nichts abfordert, eine Errungenschaft, die nur einem selbst dient und andere ausschließt, ein Herz, das nicht bereit ist, die ganze Menschheit einzuschließen. Mit anderen Worten, christliche Liebe fordert Verlässlichkeit und Beständigkeit sowie Bereitwilligkeit, die Herausforderungen zu meistern.

Ja, wenn wir nicht darauf hinarbeiten, Hinterfragungen des Ideals christlicher Liebe zu begrüßen, dann bleibt sie auf dieser Ebene stehen – ein hehres Ideal in unserem Leben, ein schönes, aber abstraktes Konzept. Wir stellen uns vor, diese reine, unbefleckte Liebe zu anderen zu haben. Wir fühlen vielleicht sogar eine emotionale und romantische Verbindung zu ihr, eine melodramatische Begeisterung dafür, ähnlich den emotionalen Gebeten, die über unsere wahre Überzeugung hinausgehen. In Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, werden solche Gebete kritisch gesehen: „Um Demut zu beten, mit welchen leidenschaftlichen Worten es auch sei, bedeutet nicht immer ein Verlangen nach Demut.“ Und ferner: „Wir sollten uns prüfen und herausfinden, was die Neigung und Absicht unseres Herzens ist, denn nur auf diese Weise können wir verstehen lernen, wie wir wirklich sind“ (S. 8).

Die Bereitschaft zu verstehen, „wie wir wirklich sind“, kann der echte Schlüssel zu unserer Fähigkeit sein, Herausforderungen zu begrüßen und die Segnungen wertzuschätzen, die sie unserer menschlichen Erfahrung bescheren. Der erste inspirierende Glanz der Erkenntnis der universalen, unvoreingenommenen Natur von Gottes Liebe – wenn sie keine unreife, emotionale Bindung an ein Ideal sein soll – erfordert Selbstbeherrschung und Reife. Und Reife kommt durch die Demut-schaffende Disziplin der Praxis, bei der man die Tatsache demonstriert, dass Christlichkeit wahrhaftig Wissenschaft ist. Wenn wir unsere Gelegenheiten zu dieser Anwendung nicht nutzen, kann unsere Liebe nicht wachsen und stärker werden. Ohne Prüfung können wir nicht wissen, was wir ehrlich erreicht haben. Wahrheit erfordert Selbstprüfung; wir müssen die Ehrlichkeit unserer christlichen Errungenschaften testen und erhöhen. Wir müssen die Umstände begrüßen und wertschätzen, die uns zeigen, wo wir stehen.

Vor einigen Jahren sprach ich mit einer Freundin, die auf drastische Weise von einer Frau hintergangen worden war, der sie als Freundin jahrelang vertraut hatte. Diese Erfahrung hatte gedroht, das gesamte Glück meiner Freundin zu zerstören. Doch inzwischen waren Jahre vergangen, und sie meinte, der Frau verziehen zu haben und keine Bitterkeit oder Ressentiments ihr gegenüber mehr zu hegen.

Dann erhielt sie allerdings einen Brief von einer ehemaligen Kollegin, die diese andere Frau auch kannte. Die Kollegin erwähnte die bevorstehende Heirat und das große Glück dieser Frau. Meine Freundin rief mich an, außer sich vor Wut. „Ich hasse sie“, sagte sie. „Mir ist klar geworden, dass ich ihr kein Glück gönne. Sie hat nicht das Recht, unbeschwert zu sein und eine glückliche Ehe zu haben.“ „Ich schätze, du kannst dich freuen, nun genau zu wissen, was du fühlst“, sagte ich. „Das ist das Beste, was dir jemals hätte passieren können.“ Eine lange Pause entstand. Dann stimmte sie mir zu.

Sie hatte sich an Gott gewandt, um dieses Problem zu lösen, und danach gestrebt, die göttlichen Gesetze der Gerechtigkeit zu verstehen und anzuwenden, die sich auf die Wirklichkeit von Gottes Schöpfung gründen – auf die Unschuld, die Würdigkeit und den geliebten Status des wahren Menschen. Sie wusste, dass sie nur von Hass geheilt werden konnte, wenn sie ihre Sicht von der wirklichen Natur der Frau durch diese wahre Sicht vom Menschen definieren ließ – wenn sie die Demut und den Mut besaß, sich selbst zuzugestehen, dass der wahre Mensch sündlos ist. Obwohl es ihr nicht bewusst gewesen war, hatte sie sich dieser geistigen Wahrheit nicht vollständig gefügt. Sie musste verstehen, wo sie in dieser Heilung stand, damit sie nicht dazu verleitet wurde, einfach zu glauben, dass sie geheilt war – dass sie die Frau ohne Vorbehalt liebte –, wenn dies nicht wirklich der Fall war. In den Wochen und Monaten nach diesem Vorfall setzte meine Freundin ihre Bemühungen fort, die geistigen Gesetze der Liebe umfassender zu verstehen und umzusetzen.

Mehr als ein Jahr später konnte sie sich davon überzeugen, dass sie vollständig geheilt war. Sie war in ihre Heimatstadt gefahren, um Verwandte zu besuchen, und hatte diese Frau angerufen. Sie gratulierte ihr aufrichtig und ohne Vorbehalt zur Hochzeit und Geburt einer kleinen Tochter. Beide vergossen offenbar ein paar Tränen, und die Frau sagte ihr, dass sie sich gar nicht mehr erinnern konnte, wieso sie sie einst gehasst hatte.

Die Praxis der Gott widerspiegelnden geistigen Liebe – Liebe, deren einzige Erwiderung Liebe ist, Liebe, die bei ihrer Umsetzung eindeutig die Wirklichkeit des Guten und die Nichtsheit des Bösen bezeugt –, erfordert keinen Doktortitel, keine besonderen intellektuellen Errungenschaften. Sie befasst sich mit den alltäglichsten, bodenständigsten Belangen. Unsere Reife in christlicher Liebe wächst im Allgemeinen durch einfache, ganz normale Herausforderungen: Wir erfahren, dass ein Freund oder Verwandter in unserer Stadt war und sich nicht gemeldet hat. Wir stellen fest, dass der Nachbar die neue Farbe unserer Haustür von Anfang an nicht leiden konnte. Jemand erwähnt, dass die Polizei von den Leuten ein paar Häuser weiter gerufen worden war, als unser Hund das eine Mal aus dem Haus entwischt ist. Wir hören, dass Tante Sarah beleidigt ist, weil wir vergessen haben, ihr einen Dankesbrief zu schreiben. Auf christliche Weise an so einfache Ereignisse wie diese heranzugehen, steht am Anfang der Disziplin für unser Leben, so zu lieben wie der Meister – und ist ein Test unserer wahren Hingabe an Gott, göttliche Liebe, Geist.

Der treue Umgang mit diesen scheinbar unwichtigen Herausforderungen ist von großer Wichtigkeit. Wenn wir gehorsam an sie herangehen, zeigen sie uns, wie wichtig es ist, tiefer hinter den Augenschein von Menschen und Ereignissen vorzudringen und auf Gott zu lauschen, um Erkenntnisse über die geistige Natur des Menschen, des Universums und der Gesetze Gottes zu erlangen – Erkenntnisse, die von den Ritualen und Konventionen der Materie unangetastet sind. Und gehen wir gehorsam mit diesen Erfahrungen um, dann bereiten sie uns auf geordnete und sanfte Weise auf die großen, tief gehenden Herausforderungen vor, die uns immer noch enger an die göttliche Liebe binden und uns helfen werden, dem Meister in unserer heilenden Praxis der christlichen Liebe treuer zu folgen.

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