Das Studium der Christlichen Wissenschaft hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, den Unterschied zwischen Gedanken zu kennen, die von Gott – auch göttliches Gemüt genannt – stammen, und solchen, die aus einer anderen Quelle zu kommen scheinen. Christliche Wissenschaftler verstehen, dass Gemüt, Gott, vollständig gut ist. Mary Baker Eddy schreibt in unserem Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Gott ist Gemüt: Alles, was Gemüt, Gott, ist oder was Er gemacht hat, ist gut, und Er hat alles gemacht“ (S. 311).
Doch es scheint zeitweise eine andere Quelle der Intelligenz zu geben, die Christliche Wissenschaftler als sterbliches Gemüt oder fleischliche Gesinnung bezeichnen. Das sterbliche Gemüt ist der Glaube, dass Materie Intelligenz besitzt und dass ein körperliches Gehirn die Quelle der menschlichen Aktivität und der physischen Tätigkeit eines jeden Menschen ist, der jemals gelebt hat. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Der allgemeine Sprachgebrauch klassifiziert das Böse und das Gute gleichermaßen als Gemüt; deshalb bezeichnet die Autorin, um verstanden zu werden, die kranke und sündige Menschheit als sterbliches Gemüt – mit diesem Ausdruck meint sie das Fleisch, das dem Geist entgegengesetzt ist, das menschliche Gemüt und das Böse im Gegensatz zum göttlichen Gemüt oder zur Wahrheit und zum Guten“ (S. 114).
Nach der Regel dieses Glaubens an das sterbliche Gemüt werden Männer und Frauen als Geschöpfe rein materieller Instinkte und Ziele definiert, die sich in veränderlichen materiellen Umständen entwickeln, unter denen sie geformt und definiert werden. Nach dieser Lehre brechen unterschiedliche Einflüsse über den Menschen ein – manche gut und manche nicht –, und jeder unterliegt diesen Einflüssen, die das Gesamtbild seines Lebens formen. Mrs. Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit über diesen Glauben: „Die Illusion des materiellen Sinnes, nicht das göttliche Gesetz, hat euch gebunden, eure freien Glieder umgarnt, eure Fähigkeiten lahmgelegt, euren Körper geschwächt und die Tafel eures Seins entstellt“ (S. 227).
Ich erinnere mich gut an ein Gespräch, das ich als Teenager mit meiner Lehrerin in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft über das sterbliche Gemüt hatte. Sie zeigte mir diese Stelle im Römerbrief in der Bibel: „Fleischlich gesinnt sein bedeutet Tod, und geistlich gesinnt sein bedeutet Leben und Frieden. Denn die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott“ (8:6, 7).
Fleischlich gesinnt sein wendet uns von Gott ab, während eine geistige Gesinnung uns zu Gott hinwendet. Diese beiden Möglichkeiten stehen einander vollständig entgegen. Wir können nicht beides gleichzeitig haben. Entweder richten wir unser Denken an Gott, der wahren Quelle des Lebens und der Existenz, aus, oder wir unterliegen der fleischlichen Gesinnung und somit den verschiedenen Ergebnissen, die mit einem Glauben an die Materie einhergehen. Gott, das Gute, setzt uns keinen negativen Folgen aus, wenn wir Ihm ungehorsam sind; vielmehr führt uns eine falsche Auffassung von Gott und Seiner unendlichen Güte unweigerlich auf einen schwierigeren Weg.
Eine andere Bibelstelle, die ich sehr liebe, ist aus dem 23. Psalm: „Und wenn ich auch wandere im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir“ (Vers 4). Ich denke in Zeiten der Angst und Sorge oft an diesen Vers. Da Gott bei mir ist, brauche ich keine Angst zu haben. Ich kann mutig vorangehen in dem Wissen, dass mein Vertrauen auf Gott den vollständigen, absoluten Schutz vor der Finsternis des Todes und der Furcht mit sich bringt.
Ich verbinde beim Beten gern die Konzepte aus diesen beiden Stellen und betrachte sie dann begrifflich: 1. Fleischlich gesinnt sein bedeutet Tod, und 2. selbst wenn wir im finsteren Tal wandern, müssen wir das Böse nicht fürchten, denn Gott ist bei uns. Auf dieser Grundlage formuliere ich diesen Vers aus dem 23. Psalm gern etwas um: Und wenn ich auch im finsteren Tal der fleischlichen Gesinnung wandere, fürchte ich kein Unglück; denn Gott, Gemüt, ist bei mir, tröstet mich und beschützt mich vor allem Bösen.
Die Menschheit scheint dieses Tal des sterblichen Gemüts zu durchwandern, denn wir hören täglich neue Berichte von ansteckenden Krankheiten, Gewalt und zunehmenden Verbrechen. Das Böse kann reichhaltig und weitverbreitet erscheinen, und es ist leicht, auf diesen Glauben hereinzufallen. Doch damit gibt man der fleischlichen Gesinnung nach. Durch Gebet und das Kultivieren unseres geistigen Sinnes gelangen wir zu dem Verständnis, dass kein Problem zu groß oder zu schrecklich für uns ist, um es wirksam zu handhaben, indem wir uns im Gebet an Gott, Gemüt, wenden.
Im 23. Psalm wird das Böse als Finsternis bezeichnet. Doch das Licht des göttlichen Gemüts, Gottes, das unser Leben erleuchtet, hat absolute Macht, jede Finsternis zu vertreiben, die sich breitmacht. Der Psalm geht weiter: „Dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir übervoll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir mein Leben lang folgen, und ich werde immerdar im Haus des Herrn bleiben“ (Vers 4–6). Diese Worte weisen auf die sicheren Segnungen hin, die wir erlangen, wenn wir uns gänzlich auf Gott verlassen, um in jeder Situation beschützt zu werden.
Ich habe vor ein paar Jahren selbst so etwas erlebt. Beim Essen mit Freunden in einem Restaurant bemerkte ich, wie mir irgendetwas an der Theke ein mulmiges Gefühl gab. Ein Mann hatte das Restaurant betreten und ging zur Theke, während er mit der rechten Hand etwas in der Manteltasche zu umklammern schien. Er war sehr nervös und drückte mehrmals auf die Rezeptionsglocke, begleitet von der lauten Forderung, jemand solle kommen. Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass das Auto, das ihn abgesetzt hatte, direkt vor der Tür stand. Der Fahrer saß hinterm Steuer, der Motor lief und die Beifahrertür stand offen. Es schien mir offensichtlich, dass der Mann hereingekommen war, um das Restaurant zu überfallen.
Während er an der Theke stand, Unruhe verbreitete und rief, jemand solle kommen, schaute er sich im Restaurant um und nahm Blickkontakt mit mir auf. Ich hielt den Blickkontakt aufrecht, und er kniff die Augen zusammen. Dann drehte er sich wieder zur Theke um und verlangte lautstark, jemand solle kommen.
Einen Augenblick empfand ich Furcht; die Situation schien gefährlich zu sein. Ich überlegte, ob ich mit meinen Freunden aufstehen und das Restaurant verlassen sollte, doch der Mann stand vor der einzigen Tür. Stattdessen betete ich. Seit meiner Kindheit ist Gebet für mich eine natürliche Reaktion in jeder Situation, in der ich mich unsicher fühle oder Angst habe, daher war es für mich auch hier natürlich, zu beten.
In dieser Situation betete ich, um zu wissen, dass der Mann keine fleischliche Gesinnung haben konnte, da er die vollkommene Schöpfung Gottes ist, vollständig von diesem Gott, Gemüt, regiert. Gott bringt keinen bösen Einfluss in unser Leben, und so konnte dieser Mann nicht unter dem Einfluss von irgendetwas außerhalb von Gemüt, Gott, sein – und meine Freunde sowie alle anderen im Restaurant ebenso wenig.
Diese Inspiration von Gott kam mir wie ein Licht vor, das den finsteren Schatten der Furcht vertrieb, der über mich gekommen war. Als ich betete, schaute sich der Mann wieder um, nahm wieder Blickkontakt mit mir auf und verließ dann eilig das Restaurant und stieg ins Auto, das schnell davonfuhr. Während des Vorfalls (der vielleicht eine Minute dauerte), behielt der Mann die ganze Zeit die Hand in der Tasche, was mir den Eindruck vermittelte, dass er eine Waffe hatte. Ich war besonders dankbar, dass niemand zu Schaden gekommen war.
Als ich dort saß und über die Situation nachdachte, fragte mich meine Freundin (die heute meine Frau ist), ob mir etwas Seltsames an dem Verhalten des Mannes aufgefallen war. Ich sagte ja, und dass ich besorgt gewesen war, er wolle das Restaurant überfallen. Sie teilte meine Sorge und sagte, dass sie gebetet hatte. Ich auch, sagte ich.
Die Christliche Wissenschaft bietet uns eine ganz besondere Lebensweise mit dem Focus, Gott umfassender zu verstehen und nur ein Gemüt, einen Gott, zu haben, der unser Leben regiert. Wenn wir Ihn umfassender verstehen, stellen wir fest, dass wir unermesslich gesegnet und fähig sind, in jeder Situation Schutz zu erleben, ob es um eine körperliche Bedrohung, die Versuchung, Angst oder Entmutigung nachzugeben, oder das Verlangen zu sündigen geht. Und ein Hinwenden zu Gemüt befähigt uns, andere ebenfalls durch Gebet zu segnen.
Wir müssen das finstere Tal des Todes oder sterblichen Gemüts nicht fürchten, denn wir wissen, dass Gott bei uns ist, und durch unsere geistige Gesinnung und unser Hinwenden zu Gott erlangen wir den Sieg – und dieser Sieg segnet alle.
