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Original im Internet

Der Jugend-und-Moral-Artikel

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 28. Juni 2021


Die Redaktion hatte mich gebeten, diesen Artikel zu schreiben. Eine Weile war ich unschlüssig, denn mir fielen nur Artikel über Jugend und Moral ein, die ich nicht schreiben wollte. Zum Beispiel etwas „Strenges und Kritisches“. Oder einen „Du wolltest ja nicht auf mich hören“-Artikel. Oder gar im Sinne von „Wer hätte gedacht, dass das Niveau so tief sinken kann“. Andererseits sollte es auch kein „Offen für all das sein, was andere tun“-Artikel werden.

Und dann stieß ich auf eine Stelle, die so bedeutungsvoll ist, dass sie den Denker geradezu einlädt, tiefer vorzudringen. Sie steht im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy: „Höhere Freuden allein können das Sehnen des unsterblichen Menschen befriedigen“ (S. 60–61). Mir fiel die zweite Hälfte: „das Sehnen des unsterblichen Menschen“ zuerst ins Auge. Ich wusste aus meinem Studium der Bibel, dass der unsterbliche Mensch der fehlerfreie und sündlose Ausdruck Gottes ist. Gott hat den Menschen nach Seinem Bild erschaffen, in jeder Hinsicht vollständig, mit allem Guten und ohne jeglichen Mangel. Wonach kann sich der unsterbliche Mensch also sehnen?

Als ich darüber nachdachte, betrachtete ich meine Vorstellung vom unsterblichen Menschen genauer. Ja, ich habe angemessene, metaphysisch korrekte Worte benutzt, wenn ich über dieses Thema gesprochen oder geschrieben habe. Aber trotzdem schien etwas in meinem Konzept vom Menschen nicht so recht zu stimmen. Ich hatte Gottes Menschen nicht als dynamisch betrachtet. Aber ein Mensch, der sich nach etwas sehnt, ist nicht statisch! Ich fing an, etwas Lebendiges und Machtvolles über die wahre Natur des Menschen zu erkennen. Es ist ein Fehler zu denken, dass wir nur die Wahl zwischen einem Langweiler haben, der kein Sehnen kennt, und einem vitalen Menschen, der manchmal etwas Übles ersehnt. Der wahre Mensch, Ihre wahre Identität, ist unbegrenzt vital und sehnt sich nach Gutem.

Eine nähere Erforschung der Bibel und der Schriften von Mary Baker Eddy zeigt Konzepte, die nah mit dem Sehnen verwandt sind. Christus Jesus sprach beispielsweise vom Hungern und Dürsten. Mrs. Eddy spricht von tiefem Verlangen und Herzensneigungen. Bei Ihren eigenen Nachforschungen werden Sie feststellen, dass der Leser nicht aufgefordert wird, Herzensneigungen aufzugeben, korrektes Verlangen auszumerzen, den Hunger zu ignorieren oder dem Sehnen nach Gutem nicht nachzugeben. Sie empfiehlt genau das Gegenteil.

Eine Stelle in Wissenschaft und Gesundheit lautet beispielsweise: „Verlangen ist Gebet; und es kann uns kein Verlust daraus entstehen, Gott unsere Wünsche anzuvertrauen, damit sie geformt und veredelt werden, bevor sie in Worten und Taten Gestalt annehmen“ (S. 1). Uns wird in der Bibel gesagt, dass wir Herzensneigungen und Liebe nicht ablegen, sondern bereichern lassen sollen (siehe Handbuch der Mutterkirche, S. 41). Wir sollen nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten – und werden satt werden (siehe Matthäus 5:6). Diese durch meine Studien zutage geförderten Ideen waren wundervoll ermutigend. Verlangen ist wirklich Gebet. Sehnen in seiner wahrsten Form ist geistiges Streben.

Der Wunsch, jemand zu sein und ein vitales Leben mit künstlerischem Können oder athletischer Hochform zu führen, ist beispielsweise etwas Wundervolles. Der Hunger, zu lieben und geliebt zu werden, ist ganz natürlich und verdient es, gestillt zu werden. Unser aller Sehnen danach, der vollständige und erfüllte Ausdruck Gottes zu sein, ist eine wahre und angemessene Art von Sehnen. Die geistige Wahrheit vom Sein des Menschen zeigt sich menschlich in einem natürlichen Verlangen nach Gutem in unserem Alltag.

Doch auch wenn ein starkes Verlangen und Sehnen nicht unbedingt falsch ist, darf man die Behauptung der fleischlichen Gesinnung, sie könne unser Sehnen stillen, nicht gelten lassen. Denn das kann sie nicht.

Fleischliche Gesinnung – ein biblischer Begriff – bezieht sich auf eine gänzlich egoistische und verwerfliche Mentalität, die zudem falsch ist. Die grundlegende Sicht dieser Gesinnung ist, dass das Leben physisch, gottlos und letztendlich bedeutungslos ist. Aufgrund dieser irrigen Prämisse führt fleischliche Gesinnung zu falschen Schlüssen und zerstört unterwegs jeden ehrlichen Wunsch.

Die fleischliche Gesinnung möchte jedes Sehnen runterziehen – weg von dem, was natürlich, gut und gesund ist – und zu etwas Verwerflichem machen. Das Sehnen, in allem gut zu sein, ist beispielsweise positiv. Doch die fleischliche Gesinnung möchte dieses Sehnen darauf richten, den Feind in einem brutalen Videospiel oder einer Streetgang vernichten zu wollen. Das Verlangen, Einsamkeit zu überwinden und mit Freunden verbunden zu sein, ist gut. Nur die „Lösung“ der fleischlichen Gesinnung würde jemanden zu so unsinnigen Dingen wie einer übermäßigen Beschäftigung mit Essen oder Experimenten mit Drogen verleiten mit der Hoffnung, von anderen akzeptiert zu werden.

Leere. Das ist die typische Neigung der fleischlichen Gesinnung: hin zu Dunkelheit, Egoismus, fort von positiven Errungenschaften. Doch das ist niemals die natürliche Neigung des Menschen – von Ihnen und mir! Es ist ganz natürlich für jeden von uns, ein tiefes Sehnen zu haben, ein Hungern und Dürsten nach dem, was wirklich gut ist. Es ist ganz natürlich für jeden Menschen, sich nach der Liebe zu sehnen, die von der göttlichen Liebe ausgeht.

Wenn wir jedoch einmal begriffen haben, dass das Problem nicht ein angemessenes Sehnen oder Verlangen ist, sondern die Lüge der fleischlichen Gesinnung, sie könne diese Wünsche erfüllen, dann müssen wir die falsche Behauptung besiegen, ohne das Sehnen zu zerstören!

Moral – der Kodex für menschliches Verhalten, der uns in der Spur bleiben lässt und von schädlichen Einflüssen fortführt – hat mehr als eine rein menschliche Grundlage. Tatsächlich haben moralische Gesetze ihren Ursprung nicht in der menschlichen Gesellschaft, sondern in der göttlichen Gegenwart. Als Mose auf den Berg Sinai stieg, um die Zehn Gebote entgegenzunehmen, wurde er nicht vom studentischen Ethikkomitee empfangen! Und das, was er herunterbrachte, war kein Dokument, das aus Debatten und Konsens geboren wurde. Das moralische Gesetz Gottes tut Gutes für Sie und mich. Der Zweck der moralischen Gesetze liegt nicht darin, Gutes von uns fernzuhalten, sondern uns zu zeigen, was Spaß wirklich ist, und das richtige Erfahrungsumfeld hierfür bereitzustellen.

Manche Dinge veralten, andere nie. Ich hatte an der Uni einen Professor, der sagte, dass Live-Theateraufführungen veraltet waren und als tot zu betrachten seien. Dann wies ein Freund darauf hin, dass dieses Aussterben seit mindestens tausend Jahren behauptet wird. Mit moralischen Gesetzen ist es ähnlich. Sie gelten als altmodisch, seit Mose vom Berg heruntergekommen ist. Aber sie dienen nach wie vor als unverzichtbarer, sicherer Pfad, auf dem man sich nach Gutem sehnen und danach verlangen kann und auf dem man die Verwirklichung dessen erlebt. Sie sind für die fleischliche Gesinnung nicht fassbar. Moralische Gesetze sind der Weg, aber nicht das Ziel. Wahres Sehnen motiviert uns, auf dem Weg zu bleiben.

Gott, die Macht, die den Menschen erschafft und das Universum regiert, ist das reine Gemüt, vollständig gut. Das göttliche Gemüt ist das genaue Gegenteil der fleischlichen Gesinnung und das einzig wahre Gemüt, die einzig echte Macht oder Quelle des Denkens. Gott, das göttliche Gemüt, ist der Impulsgeber für unser wahres Verlangen, Sehnen und Wünschen. Gott ist außerdem unser treuester Freund. Das, was wir werden wollen und was wir in Wahrheit längst sind, findet sich in Gemüt, in Liebe. Das Gemüt, das den Menschen gemacht hat, ist das Gemüt, das den Menschen als sein reines, geistiges Ebenbild kennt, ihn belebt und motiviert. Gemüt befriedigt und erfüllt den Menschen ewiglich und erhält dessen Vollständigkeit und Wohlbefinden aufrecht.

Unsere Aufgabe liegt darin, dieses Gemüt als das einzig wahre Bewusstsein – unser Bewusstsein – zu beanspruchen. Sie liegt darin, so zu leben, als ob dies wahr wäre, und zu wissen, dass es wahr ist – denn das ist es. Dann halten wir uns vom Sumpf der fleischlichen Gesinnung fern. Wir stellen fest, wie dynamisch es ist, der von Gott erschaffene Mensch zu sein – der Mensch, der sich nach Gutem sehnt.

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