Ehrlichkeit und Ethik sind in den letzten Jahren heiße Themen geworden. Aufgrund der vielen Skandale, die im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich aufgedeckt wurden, sehen sich die Menschen veranlasst, ihre Motive und Handlungen ernsthafter zu überprüfen.
Manchmal meinen wir, ein bisschen schwindeln hier und da könne doch niemandem schaden. Die Bibel allerdings betont immer wieder, wie wichtig Gerechtigkeit ist. Sie sieht einen direkten Zusammenhang zwischen gerechtem, ehrlichem Verhalten und dem Wohl der Menschen und Nationen. In den Psalmen zum Beispiel lesen wir: „Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen und seine Kinder um Brot betteln“ (Psalm 37:25).
Im Grunde sagt die Bibel, dass Ehrlichkeit praktischen Wert hat, weil sie uns in Einklang mit Gott, dem göttlichen Prinzip, bringt, das alles regiert und alles Gute gibt. Ehrlichkeit ist eine Bestätigung unserer geistigen Individualität als Söhne und Töchter Gottes. Und durch die Erkenntnis, dass Geistigkeit die eigentliche Realität unseres Lebens ist, lernen wir, auf Gott zu vertrauen, der uns alles gibt, was wir brauchen. Christus Jesus machte dies ganz klar durch sein Wirken, wie auch aus den Evangelien, besonders dem Matthäusevangelium, hervorgeht.
Aber selbst wenn wir das Richtige tun wollen, ist es nicht immer leicht, auch zu wissen, was das Richtige ist. Und hier kann Gebet ganz entscheidend helfen. Im Gebet können wir uns und unsere Motive überprüfen. Warum wollen wir etwas Bestimmtes tun? Ist es wirklich ehrlich? Oder reden wir nur so lange herum, weil wir versuchen, unser Tun zu rechtfertigen?
Mary Baker Eddy machte einige sehr konkrete Aussagen über Ehrlichkeit, die des Nachdenkens wohl wert sind. In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt sie: „Ehrlichkeit ist geistige Macht. Unehrlichkeit ist menschliche Schwäche, die die göttliche Hilfe verwirkt“ (S. 453).
Unehrlich zu sein heißt also, unsere Geistigkeit zu leugnen und anzunehmen, dass wir von Gottes Liebe getrennt sein können. Solches Verhalten beruht auf der falschen Vorstellung, dass wir von der Materie beherrschte Sterbliche sind. Selbst wenn die menschlichen Umstände uns dies manchmal weismachen möchten, so ist es doch nicht wahr! Wir betrügen uns selbst, wenn wir dem falschen, materiellen Bild von uns Glauben schenken – es hindert uns daran, unser wahres Erbe zu erkennen.
Durch Gebet können wir uns täglich unsere Einheit mit unserem göttlichen Vater vergegenwärtigen. Gott ist mehr als nur ein entfernter geistiger Verwandter. Wir können uns Seiner Gegenwart in unserem Leben hier und jetzt bewusst werden. Und die ständige Gewissheit, dass Er immer gegenwärtig ist, wird uns helfen, in Versuchung und Unsicherheit wie auch in ganz „normalen“ Situationen das Rechte zu tun. Da Gott sowohl Gemüt als auch göttliches Prinzip ist, werden unsere Gebet uns helfen, das Richtige zu erkennen und zu tun, selbst wenn es schwierig ist zu wissen, was der rechte Weg ist.
Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen. Ich arbeitete einmal in einer Firma, in der wir oft unter großem Termindruck standen. Entscheidungen mussten sehr schnell getroffen werden. Ich hatte mir vorgenommen, immer darauf zu achten, dass das, was wir taten, ehrlich war. Auf diese Weise war ich mir der Gegenwart Gottes in meinem Leben und in meiner Tätigkeit sicher.
Eines Tages ergab sich eine Situation, wo wir unbedingt ein gewisses Projekt voranbringen mussten. Ein Mitarbeiter in unserem Team meinte, wir sollten einfach gewisse Informationen nutzen, wobei wir aber nicht sicher waren, ob es legal war. Unsere juristische Beraterin war nicht da, und ihre Vertreterin gab mir grünes Licht, aber mehr aus der Haltung „Das macht jeder so“, und weniger aufgrund rechtlicher Genehmigung. Und das war mir nicht genug.
Jeder, mit dem ich sprach, versicherte mir, die Sache sei ganz unproblematisch. Meine Intuition hielt mich dennoch zurück. Es war mir aber nicht möglich, den Gebrauch dieser Informationen zu verhindern, da zumindest oberflächlich gesehen nichts dagegen einzuwenden war.
So wandte ich mich im Gebet an Gott und bekräftigte, dass ich niemals von Ihm getrennt sein konnte. Ich war überzeugt, dass Er mir helfen würde, ein Unrecht zu vermeiden, falls wir in die Gefahr kämen, einen Fehler zu begehen. Und dann ergab es sich, dass wir durch völlig unerwartete Umstände daran gehindert wurden, die Informationen zu benutzen. Spätere Ereignisse, die keiner von uns hätte voraussehen können, zeigten uns, dass es nicht weise gewesen wäre, die Unterlagen zu verwenden.
Jeder von uns hat durch Gott die Macht, an der Gegenwart des Guten, der Gegenwart von Recht, Ehrlichkeit und Wahrheit in unserem Leben festzuhalten. Wenn wir diese Konzepte besser verstehen lernen und sie in unserem Herzen bewegen, werden wir den Weg der Gerechtigkeit klar erkennen können, auch wenn er zeitweilig mit Dornen und Gestrüpp überwuchert scheint.
Solche Selbstdisziplin wird unsere Familien stärken und ein gutes Beispiel für andere sein. Und sie wird direkt wie auch indirekt zum Wohl der Nationen beitragen.