Es scheint vernünftig, Schlüsse aus dem zu ziehen, was wir mit unseren Augen sehen, mit unseren Ohren hören und was wir schmecken, riechen und fühlen. Unsere Erfahrung vermittelt uns, dass dies normal und natürlich ist. In vielen Lebensbereichen sind die Ergebnisse dieser Herangehensweise auch sinnvoll. In den Naturwissenschaften sammeln wir Informationen, die uns helfen, Probleme zu lösen und Technologien wie Computer, Telefone und Autos zu entwickeln, die der Menschheit große Dienste erweisen.
Wir mögen geneigt sein, unseren Körper in derselben Weise zu sehen und uns von den fünf Sinnen sagen zu lassen, wie wir uns fühlen und welche Prognose auf Heilung oder Gesundheit wir haben. So mag es dem Mann am Teich Betesda ergangen sein, der laut Bibel an einer Krankheit litt, die ihn unfähig machte zu laufen und seit fast vierzig Jahren beschwerte (siehe Johannes 5:2–9).
Und nun kam Jesus, um die Freiheit des Mannes wiederherzustellen. Jesus hat nicht induktiv gefolgert, indem er von augenscheinlichen materiellen Wirkungen auf eine materielle Ursache schloss. Im Gegenteil, er folgerte deduktiv: er ging von der einen großen Ursache, dem göttlichen Prinzip und vollkommenen Gott, Geist, aus, den er seinen Vater nannte. Seine Überlegungen gingen nicht von den Anzeichen der materiellen Sinne aus, noch hingen sie davon ab. Diese Ursache, dieses Prinzip, Gott – allwissend, allmächtig, allgegenwärtig, allliebend – kennt und erschafft nur das Gute, wie es im ersten Kapitel der Genesis in der Bibel erklärt wird.
Diese geistige Argumentationsweise, vom vollkommenen Vater zur vollkommenen Schöpfung mit der Autorität des Christus, befähigte Jesus, den Mann am Teich Betesda zu heilen, indem er die Berichte der materiellen Sinne zurückwies. Als er erklärte, wie er auf diese Weise Freiheit wiederherstellen konnte, sagte Jesus: „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat“ (Johannes 5:30).
Ich verstehe seine Worte so: Die heilende Macht liegt nicht in mir persönlich; sie kommt vom göttlichen Prinzip des Universums, Gott, und jeder, der Gott versteht, kann in seinem Leben die Freiheit von materiellen Begrenzungen erlangen.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft und Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, erklärt dies folgendermaßen: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Erlöser Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken“ (S. 476–477).
Ihr ganzes Buch hindurch lädt Mrs. Eddy Denker dazu ein, geistig zu argumentieren, so wie Jesus es getan hat, und die makellose Logik zu erkennen, dass ein unendlich guter Gott nur etwas erschaffen kann, was gut und ewiglich frei ist. Und da Gott unendlich ist, kann nichts, was dem Göttlichen unähnlich ist, eine grundsätzliche Wirklichkeit haben.
Auf dieser Grundlage trug Jesus seinen Nachfolgern auf: „Heilt die Kranken, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Dämonen aus. Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch“ (Matthäus 10:8, 8). Daher kann jeder von uns so geistig folgern, wie Jesus, seine Jünger und Mrs. Eddy, und in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen wahrnehmen und somit die korrekte Sichtweise vom Menschen erlangen. So werden wir geheilt. Auf diese Weise lernen wir mehr davon, was es bedeutet, von Christus, Wahrheit, belebt zu sein.
Als ich einmal in den White Mountains in New Hampshire wanderte, stürzte ich auf mein Handgelenk, das dabei schwer verletzt wurde. Am Abend hatte sich nichts gebessert und ich konnte das Handgelenk nicht bewegen. Ich ging in mein Hotelzimmer, um tief in die Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, einzudringen – geistig zu folgern, indem ich bei Gott, dem Vater, und Seiner Liebe zu uns als Seine geistigen Nachkommen anfing. Diese Liebe setzt das Zeugnis der materiellen Sinne außer Kraft.
Innerhalb ungefähr einer Stunde war ich so in mein Forschen vertieft, dass ich mein Handgelenk ganz vergaß, und dann kam mir sehr klar der Gedanke: „Du hattest nie einen Unfall!“ Was für eine bemerkenswerte Aussage. Dem materiellen Verständnis der Existenz zufolge hatte ich sehr wohl einen Unfall erlitten. Doch das war nicht das, was Gott über mich, Sein Bild und Gleichnis, wusste. Und in dem Moment sah ich mich, wie Gott mich kennt, und das befreite mich völlig von den Auswirkungen des Sturzes. Mein Handgelenk war ohne Schmerzen oder Einschränkungen vollständig einsatzfähig.
Solch ein Ergebnis ist kein gelegentliches Wunder und auch keine Ausnahme für ein Gesetz und eine Ursächlichkeit, sondern die Auswirkung von Gottes Gesetz, die logische Schlussfolgerung von Gott als der einen unendlichen, göttlichen, unveränderlichen Ursache eines jeden von uns immer und überall.
Dieses beständig wirkende göttliche Gesetz ist viel mehr als eine Nothilfe, die man in Zeiten großer Bedrängnis anwenden kann. Es bildet einen dauerhaften Rahmen für ein Denken und Leben, in dem wir uns in jedem Augenblick an Gott, das göttliche Prinzip, als die Quelle alles wahren Denkens, jeder Heilung und jeder Führung wenden können.
Geistiges Folgern ist nicht einfach eine alternative menschliche Denkweise, sondern das, was das Menschliche überwindet, um das Göttliche, das Gemüt des Christus, zu offenbaren. Wenn wir an den Wahrheitsgedanken festhalten, die wir durch geistiges Folgern kennen, können wir Gottes vollkommene Schöpfung hier und jetzt erkennen und erleben.
Die Welt hat geistiges Folgern heute sehr nötig, da wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert werden, die aus dem Glauben entstehen, dass Leben in und aus Materie ist und all deren Begrenzungen und Schwächen unterliegt. Mit jedem großen und kleinen Sieg beweisen wir zunehmend unsere eigene Freiheit und demonstrieren die aller anderen, indem wir „alles Denken gefangen [nehmen] unter den Gehorsam Christi“ (2. Korinther 10:5).
Warren Berckmann
auf Einladung der Redaktion
