Die ersten Berichte an jenem Abend erschütterten mich. Es ging um einen chemischen Angriff auf Zivilisten. Ich hielt unseren neugeborenen Sohn fester im Arm und schaute hinüber zu unserer dreijährigen Tochter, die neben mir auf dem Boden spielte. Obwohl ein Ozean zwischen mir und diesen Ereignissen lag, hatte ich Tränen überwältigenden Mitleids in den Augen, und ich fühlte mich hilflos. Mein einziger Gedanke war: In was für eine Welt bringen wir diese Kinder?
Als es Zeit war, die beiden ins Bett zu bringen, hatte mich die Furcht über die unbekannten Gefahren, denen sie ausgesetzt sein würden, geradezu ausgehöhlt. Mein einziger Rückzug in jener schrecklichen Nacht war Gebet. Mehr als eine Stunde betete und flehte ich fast schon darum, Gott möge die Menschen in den Nachrichten geborgen halten. Und dass die Kleinen unter meinem Dach sicher aufwachsen mochten.
Nach und nach änderte sich mein wehes Verlangen nach etwas Hoffnung in göttliche Versicherung. Das, was ich durch die Christliche Wissenschaft über Gott als allmächtiges Gutes gelernt hatte, fing an, meine Furcht zu lindern. Ich konnte bestätigen, dass Gott von Natur aus einen sicheren Ort für alle Menschen bereitstellt. Gott, der unendlich ist, war hier bei mir im abgedunkelten Schlafzimmer. Und auch bei den belagerten Menschen in der Ferne. Gott ist die Liebe selbst und löscht alle Furcht und allen Hass aus. Je mehr ich mir der Gegenwart und Macht Gottes bewusst war, desto weniger empfand ich Angst vor der Zukunft.
Am Morgen wurden die Nachrichten korrigiert. Der Angriff hatte keine Chemikalien enthalten, und es machte sich Erleichterung breit, dass die Schäden der konventionellen Rakete nicht schlimmer gewesen waren. Es herrschte weiter Gefahr in der Region, doch in dem Moment hatte die schreckliche Prognose des vorherigen Abends optimistischeren Möglichkeiten Platz gemacht.
Unsere Kinder, völlig unberührt von den erschütternden Ereignissen der vorangegangenen 12 Stunden, begannen fröhlich ihren Tag – erfreut und glücklich über die kleinsten Dinge. Sie brachten mich immer wieder zum Lächeln und Lachen. Alles, was ganz natürlich für sie war, änderte meine restliche Angst in Ehrfurcht.
Und ich erkannte, dass meine Frage nicht lauten musste, in was für eine Welt ich diese Kinder brachte, sondern: Was für Kinder bringen wir in die Welt?
„O Kinder“, schrieb Mary Baker Eddy, „ihr seid das Bollwerk der Freiheit, der Zement der menschlichen Gesellschaft, die Hoffnung unseres Geschlechts!“ (Kanzel und Presse, S. 9). Wenn wir die Stärken und nicht die Angriffspunkte der Kindheit fördern, bereiten wir Kinder darauf vor, konstruktiv auf alles zu reagieren, womit sie konfrontiert werden. Und wenn wir sie mit den göttlichen Ressourcen bekanntmachen, die in Gott zu finden sind, der immer bei ihnen ist, können wir sehen, wie unsere Kinder zukünftige Ereignisse formen, statt von ihnen geformt zu werden.
Diese Gelegenheiten existieren in jeder Generation.
Vor mehr als 3000 Jahren wurde Mose in eine Sklavenfamilie in Ägypten geboren, als Pharao den Tod aller männlichen hebräischen Kinder angeordnet hatte. Welch tiefen Glauben muss Moses Mutter gehabt haben, als sie ihn in einem Korb auf dem Nil aussetzte. Und dieser Glaube wurde dadurch belohnt, dass die Tochter des Pharaos den Säugling aus dem Fluss zog, sein Leben rettete und für sein Wohl sorgte.
Obwohl Mose später zum großen Führer seines Volks wurde, waren seine Schwester Miriam und sein Bruder Aaron ebenfalls anerkannte Propheten. Denken Sie nur an die Erwartungen und das Gottvertrauen, die die Eltern trotz der entmutigenden Umstände um sie herum in ihren Kindern genährt haben müssen.
Hunderte Jahre später erhielt eine weitere junge Mutter Engelsbotschaften, die sie im Herzen verbarg – dass auch ihr Kind ein großer Führer sein würde, ja, die Erfüllung einer Prophezeiung. Und doch kam ihr Sohn Jesus in einem von den Römern besetzten Land und einer Familie zur Welt, die keineswegs zur Klasse der Herrscher und Gebildeten gehörte. Nicht, was die Welt Jesus bot, war wichtig, sondern was Jesus der Welt bot.
Das Johannesevangelium drückt es so aus: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (Johannes 3:17). Trotz des Hasses und der Gewalt, die ihm und seiner heiligen Mission entgegengebracht wurden, stellte er der Menschheit mutig den Christus vor. „Christus, Wahrheit“, schrieb Mary Baker Eddy, „wurde durch Jesus demonstriert, um die Macht des Geistes über das Fleisch zu beweisen – um zu zeigen, dass Wahrheit durch ihre Wirkungen auf das menschliche Gemüt und auf den menschlichen Körper in der Heilung von Krankheit und in der Zerstörung von Sünde offenbar gemacht wird“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 316).
Während seiner kurzen Laufbahn berührte und veränderte Jesus das Leben vieler, einschließlich von Eltern, die um die Zukunft ihrer Kinder bangten: Eine trauernde Witwe erlebte, wie ihr Sohn auf dem Weg zu seiner Beerdigung durch Jesus wieder lebendig gemacht wurde; ein verzweifelter Vater, der Jesus anflehte, seinen sterbenskranken Sohn zu retten, fand diesen gesund vor, als er nach Hause zurückkehrte; ein Ältester der Synagoge schaute mit seiner Frau zu, wie Jesus ihre zwölfjährige Tochter auferweckte; ein entmutigter Vater brachte seinen epileptischen Sohn zu Jesus und erlebte dessen Heilung (siehe Lukas 7, Markus 5, Johannes 4 und Markus 9).
Die Gesellschaft mit ihren feststehenden Erwartungen von Ursache und Wirkung, Naturgesetzen und Begrenzungen, fühlte die umwandelnde Wirkung des Christus, wie Jesus ihn lebte, und fühlt sie noch immer. Er änderte die furchtsame, begrenzte, materielle Sichtweise der Menschheit in eine göttliche Perspektive um – und erhellte damit die unendlichen Ressourcen des Geistes, die Allmacht der Liebe. Kein Wunder, dass er von vielen als das Bindeglied der menschlichen Geschichte betrachtet wird.
Das vielleicht Erstaunlichste ist, dass Jesus die so nötige Veränderung der Welt nicht nach den reifen, gebildeten Erwachsenen modellierte. Als seine Jünger versuchten, Kinder von ihm fernzuhalten, stellte Jesus ein Kind in die Mitte und sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, der wird nicht hineinkommen“ (Markus 10:15). Kindliche Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Furchtlosigkeit und spontane Liebe leiten sich von Gott ab und haben somit die Macht, das Leben einzelner sowie ganzer Menschengruppen umzuwandeln und der Zukunft ein viel besseres Gesicht zu geben.
Als unser Sohn ein lebhafter Zweijähriger war, sah er einige Grundschüler auf dem Spielplatz. Da er daran gewöhnt war, mit viel älteren Kusinen und Cousins zu spielen, die ihn liebten, erwartete er ganz natürlich, bei diesen Jungen mitspielen zu dürfen. Stattdessen wurde er von ihnen gehänselt. Schon bald wurde daraus echtes Mobbing.
Als ich merkte, dass die Situation ausuferte, beschleunigte ich meine Schritte zu ihm hin. Doch unsere Tochter, die damals in den Kindergarten ging, kam vor mir an. Sie legte die Hand auf seine Schulter und schaute die vier größeren und älteren Jungen an. „Das ist mein Bruder“, sagte sie mit der ruhigen Autorität, die mit Liebe einhergeht. „Seid nett zu ihm.“
Ich glaube, wir waren alle etwas überrascht über diesen Satz. Die Jungen wurden kleinlaut und entschuldigten sich, bevor sie wegliefen. Unser Sohn fand schnell eine neue schöne Beschäftigung, und unsere Tochter ging wieder auf die Schaukel.
Ich war erstaunt über das, was ich da beobachtet hatte. Sie hatte weder geschimpft noch Streit gesucht. Ihre Worte hatten nur einen Verhaltensstandard bekräftigt, der freundlich, respektvoll und inklusiv war, und nichts anderes war akzeptabel. Mit dieser machtvollen Erwartung änderte eine Fünfjährige mühelos das Potenzial für Tränen in Harmonie um.
Ich habe diese kindliche Sichtweise unzählige Male in Kindern und Erwachsenen beobachtet. Ja, diese Zuversicht auf das Gute hat nichts mit Alter oder Erfahrung zu tun, mit einem Wissen oder Unwissen von Weltereignissen. Sie kommt aus einem anhaltenden Bewusstsein von Gottes Gegenwart und Macht, in dem die göttliche Liebe so klar gefühlt wird, dass sie die von Furcht geschaffene Leere füllt. Hoffnung schlägt wieder Wurzeln und neue Möglichkeiten erblühen.
Der Prophet Jesaja sah eine Zukunft voraus, in der die raubtierhafte Natur des Löwen so beruhigt wird, dass er zusammen mit den Kälbern Gras frisst, Wölfe und Lämmer beieinander liegen, Schlangen ihr Gift verlieren und alle von einem kleinen Kind geführt werden (siehe Jesaja, Kapitel 11).
Kinder zeigen uns, wie natürlich es ist, das Gute zu erwarten, Zuversicht in Liebe zu haben, mit Autorität gegen drohende Brutalität und Ungerechtigkeit vorzugehen. Die kindlichen Qualitäten werden die furchtsame Welt, die wir vielleicht kennen, in die verheißungsvolle umwandeln, die wir uns vorstellen können. Das größte Geschenk, das wir Kindern – und der Welt – machen können, ist, diese dynamische geistige Macht zu erleben.
