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Original im Internet

Nicht „den Glauben der Welt“ annehmen

Aus der Mai 2022-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 11. November 2021 im Internet.


Stellen Sie sich vor, jemand steht vor Ihrem Haus und behauptet laut und insistierend, dass etwas, von dem Sie wissen, dass es wahr ist, Unsinn ist. Sagen wir einmal, dieses Etwas ist die Christliche Wissenschaft. Als jemand, der die Christliche Wissenschaft studiert und praktiziert, wären Sie vermutlich bestrebt, diese Einstellung von der Person zu trennen. Sie würden beten, um zu verstehen, dass diese Person ebenso ein Kind Gottes ist, wie Sie, und dass deren irrige Behauptung keine Macht hat, Ihnen oder der Person selbst zu schaden. Sie würden beten, um zu erkennen, dass jegliche Lüge, jeder irrige Denkzustand zerstört werden muss und durch die Freude der geistigen Wahrheit ersetzt werden wird.

Stellen Sie sich nun zwei oder drei solche Personen vor. Vielleicht wäre das kein so großer Unterschied – Sie würden die Situation genauso handhaben. Doch was ist mit zehn? Wie ist es mit einer Meute, wie Christus Jesus und später Paulus es mehrmals erlebten? Was ist, wenn Millionen oder sogar Milliarden Menschen Ihnen direkt oder indirekt durch Werbung, Unterhaltung, soziale Medien, Dialoge usw. sagen würden, dass Sie dumm sind, wenn Sie meinen, dass es eine Wirklichkeit gibt, die über das hinausgeht, was die materiellen Sinne uns mitteilen, oder gar, dass Sie verrückt sind, wenn Sie glauben, dass Gott existiert?

Das sollte theoretisch nichts machen. Die Wahrheit ist wahr, egal wer daran glaubt oder nicht. Doch der Druck des Gefühls, verfolgt, missverstanden oder sogar ignoriert zu werden, redet uns als Studierenden der Christlichen Wissenschaft vielleicht ein, ausgelaugt zu sein, oder bringt uns dazu, unseren Glauben und unser Gottvertrauen anzuzweifeln. Vielleicht sind wir sogar geneigt, die Christliche Wissenschaft – oder, subtiler, unsere Fähigkeit, sie zu praktizieren – in Zweifel zu ziehen.

Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezeichnen solch einen mentalen Druck manchmal als den „Glauben der Welt“, und dieser Glaube kann viele Formen annehmen. Einige dieser Formen umfassen die Menschheit allgemein – Überzeugungen in Verbindung mit dem Alter oder ansteckenden Krankheiten –, während andere Verachtung oder gar Hass Religionen gegenüber zum Ausdruck bringen, einschließlich (oder gar besonders) der Christlichen Wissenschaft.

Mary Baker Eddy verwendet den Begriff „Glauben der Welt“ in ihren Schriften nicht, aber sie spricht an mehreren Stellen über das grundlegende Konzept. Sie schreibt beispielsweise auf Seite 155 von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Der universale Glaube an die Physik wirkt den hohen und mächtigen Wahrheiten der christlichen Metaphysik entgegen. Dieser irrige allgemeine Glaube, der die Medizin stützt und der alle ihre medizinischen Resultate bewirkt, arbeitet gegen die Christliche Wissenschaft; und der Anteil an Macht auf der Seite dieser Wissenschaft muss die Macht des allgemeinen Glaubens gewaltig überwiegen, um einen einzigen Krankheitsfall zu heilen.“

Wie können wir konsequent und wirksam beten, um die mentale Last des „allgemeinen Glaubens“, der aus so vielen Millionen gegenteiligen menschlichen Meinungen besteht, aufzuheben? Wenn es einfach darum ginge, unser persönliches Gemüt unzähligen feindseligen Gemütern gegenüberzustellen, wäre die Situation entmutigend oder gar überwältigend. Doch darum geht es nicht.

Der „Glaube der Welt“ ist in sich ein falscher Glaube – eine Illusion, eine Suggestion, die wahr und echt erscheint, aber letztendlich keine Substanz hat, denn sie kommt nicht von Gott, dem einzigen Gemüt und einzig wahren Bewusstsein.

Sie denken jetzt vielleicht: „Moment mal. All die Leute auf der Welt, die hauptsächlich oder nur glauben, was die materiellen Sinne ihnen mitteilen – sind deren Gefühle und Meinungen irgendwie nicht wirklich?“ Jeder einzelne ist als Schöpfung Gottes wirklich; doch der augenscheinliche Gemütszustand, der Materie für wirklich hält, ist nicht wirklich, denn er entstammt nicht Geist, Gott, und stellt daher nicht die wahre Identität oder das wahre Bewusstsein der betreffenden Person als Bild und Gleichnis des göttlichen Gemüts dar.

Denken Sie an das Beispiel der Leute draußen vorm Haus: Gott könnte nicht einen einzigen fehlerhaften oder törichten Menschen erschaffen und hat es auch nicht, und somit hat Gott selbstverständlich auch nicht Millionen von ihnen erschaffen!

Die Idee, dass eine Welt voll törichter oder schlechter Menschen illusorisch ist, mag tröstlich sein, doch wir dürfen sie nicht nur rein intellektuell verstehen. Wir brauchen die feste Überzeugung, ein klares Gefühl, dass dies der Wahrheit entspricht – nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen.

Wie können wir zu dieser Überzeugung gelangen? Zum einen, indem wir uns bemühen, die Eigenschaften von Gott, dem Guten – Barmherzigkeit, Integrität, Geduld, Ausdauer, Reinheit usw. – in unserem täglichen Tun und Denken auszudrücken. Wenn wir dies tun, erscheint uns Güte wirklicher, greifbarer, natürlicher, fester als unsere Identität etabliert, und das Böse löst sich in allen seinen Formen dementsprechend auf. In dem Maße, wie wir geistig Fortschritt machen, fallen die Behauptungen einer Wirklichkeit außerhalb Gottes von uns ab, und wir erkennen klarer, dass diese Behauptungen kein Teil von uns oder jemand anderem sein können, ob individuell oder kollektiv.

Es ist außerdem wichtig zu verstehen, dass nicht wir die Quelle der geistigen Qualitäten sind, die wir ausdrücken, sondern Gott. Noch hängt der Ausdruck dieser Qualitäten von unserem persönlichen Einsatz oder Willen ab. Wie Paulus in Philipper 2:13 sagt: „Denn Gott ist es, der beides in euch wirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ Diese beiden Dinge – das ehrliche Bemühen, geistig zu wachsen, und die Anerkennung von Gott als der Quelle des Wunsches und der Fähigkeit, diesen umzusetzen – sind eine große Hilfe dabei, das zu durchschauen, was der Glaube der Welt uns aufzwingen will.

Niemand in der Geschichte der Menschheit hat mehr mentale Opposition oder Feindschaft erlebt als Jesus. Er wurde außerdem seitens der religiösen und politischen Mächte seiner Zeit öffentlich belästigt, verhöhnt und bedroht. Doch diese sogenannten Mächte konnten ihn nicht davon abhalten, Menschenmengen zu heilen und Werke zu tun, die dem menschlichen Gemüt wie Wunder erschienen, denn er erkannte nur ein Gemüt, Gott, an. Mehr als einmal ging er unverletzt und unbemerkt durch aufgebrachte Menschenmengen, die ihm nach dem Leben trachteten. Er hat die allgemeinen Überzeugungen in keiner Form gefürchtet, denn er wusste, dass sie keine Macht hatten; sie beruhten auf der Lüge, dass das Böse wirklich ist, während er das Böse oder den Teufel – eine andere Ausdrucksweise für das sterbliche Gemüt und die damit verbundenen Überzeugungen – als „Lügner und den Vater [der Lüge]“ betrachtete (siehe Johannes 8:44).

Kurz gesagt, ist der „Glaube der Welt“ nichts, was man fürchten oder bekämpfen muss. Er ist gar nichts. Dieser Begriff beschreibt eine Illusion ohne eigene Wirklichkeit, vergleichbar mit Begriffen wie „buntes Einhorn“ oder „geflügeltes Schwein“. Sie benennen etwas, das es nicht wirklich gibt.

In Gottes Reich – der einzig wahren Wohnstätte eines jeden von uns als Gottes Schöpfung – gibt es keine individuellen sterblichen Gemüter und somit kein kollektives sterbliches Gemüt. Deshalb gibt es auch keine Auswirkungen sterblicher Gedanken oder Meinungen, ob geäußert oder nicht. Vor allem sind wir keine einsamen geistigen Ideen in einer materiellen Welt, die von Sterblichen bewohnt ist. Wenn wir so überzeugt von diesen Aussagen sind, wie von der Tatsache, dass Schweine nicht fliegen können, werden wir von den Überzeugungen oder einzelnen Vorstellungen der Welt immer weniger beeindruckt sein.

Es mag die Frage aufkommen: Wenn der Glaube der Welt keine Wirklichkeit oder Macht hat, wieso müssen wir uns dann damit abgeben? Wieso können wir ihn nicht einfach ignorieren? Aus demselben Grund, warum wir keinen Fehler in einer Matheaufgabe ignorieren können. Aus der Sicht einer guten Mathematikerin ist der Fehler gewissermaßen unwirklich. Er ist auf keinen Fall wahr und definitiv kein Bestandteil der Mathematik als solcher. Doch der Fehler muss erkannt und berichtigt werden, sonst kann man die Aufgabe nicht korrekt lösen. Das Gleiche gilt für den Glauben der Welt. Er hat keine echte Wirklichkeit, muss aber als unwirklich erkannt und durch die Wahrheit ersetzt werden, dass Gott das einzige Gemüt ist.

Konsequentes, tägliches Gebet ist erforderlich, um falsche Suggestionen zu widerlegen und auszuräumen. Mary Baker Eddy spricht an vielen Stellen über diese Notwendigkeit. In Vermischte Schriften 1883–1896 schreibt sie zum Beispiel: „Eines habe ich innig gewünscht, und ich bitte noch einmal ernstlich darum, dass die Christlichen Wissenschaftler, hier und überall, täglich für sich selbst beten, nicht hörbar noch auf Knien, sondern im Herzen, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den himmlischen Vater-Mutter-Gott um Brot bittet, wird ihm kein Stein gegeben, sondern mehr Gnade, mehr Gehorsam, mehr Liebe“ (S. 127). (Andere Stellen über eine solche mentale Selbstverteidigung in den Schriften unserer Führerin: Handbuch der Mutterkirche 40:13 und 42:5–12; Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes 128:35–37; Wissenschaft und Gesundheit 442:31.)

Die Opposition, die wir heute erleben, mag unterschiedliche Formen annehmen, doch sie ist keineswegs neu. Mrs. Eddy wurde häufig als verblendet oder schlimmer beschimpft, weil sie Wissenschaft und Gesundheit geschrieben hat. Die Bibel ist die Geschichte des Kampfes zwischen Geist und der „Welt“. Die Propheten des Alten Testaments waren oft geächtet. Und wie oben erwähnt wurde Jesus selbst ständig verfolgt und letztendlich gekreuzigt. Doch damit war die Geschichte nicht zu Ende. Das war der Anfang, denn am dritten Tag erstand er vom Grab auf, und damit begann ein neues Zeitalter für die Menschheit.

Im 16. Kapitel des Johannesevangeliums sagt Jesus seinen Jüngern, dass sie Probleme und Verfolgung in der Welt erleiden werden, wenn er nicht mehr menschlich bei ihnen ist. Doch er sagt ihnen auch etwas, das heute so ermutigend ist, wie vor zweitausend Jahren: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Vers 33).

Jesus erwartete von seinen Nachfolgern, dass sie seinem Beispiel folgen, und durch tägliche Hingabe können und werden wir freudig alles Weltliche überwinden, das behauptet, uns von der Wirklichkeit zu trennen, dass Gott, Liebe, alles ist.

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