„… oh du selige, gnadenbringende Streitigkeit...“, sang ich ironisch.
Der Raureif knirschte unter meinen Stiefeln, und auch meine innere Haltung war ehrlich gesagt frostig. Ich war zu sehr damit beschäftigt, über eine Freundschaft frustriert und genervt zu sein, und fühlte mich kein bisschen vorweihnachtlich.
Mir war echt nicht danach, die Weihnachtsgeschichte zu lesen. Aber ich musste mich auf meine Sonntagsschulklasse der Christlichen Wissenschaft vorbereiten, also schlug ich meine Bibel auf, als ich nach Hause kam. Ich hatte nicht erwartet, dass diese Geschichte der Wegweiser im Umgang mit schwierigen Beziehungen werden würde.
„Die Geburt Christi ereignete sich so“, sagt die Bibel. „Als Maria, seine Mutter, mit Josef verlobt war, stellte es sich heraus, bevor sie zusammengekommen waren, dass sie schwanger war vom Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, war gerecht und wollte sie nicht in Schande bringen, dachte aber, sie heimlich zu verlassen. Während er aber darüber nachdachte, sieh, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: ‚Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was in ihr empfangen ist, das ist vom Heiligen Geist“ (Matthäus 1:18–20).
Mir tat der Mann leid. Überleg mal. Du hast beschlossen, die Frau zu heiraten, und dann erklärt sie dir auf einmal, dass sie schwanger ist ... und den Sohn Gottes bekommt? Natürlich haben wir keine Ahnung, was Josef dachte, aber ich konnte mir vorstellen, wie verunsichert, verwirrt und vielleicht enttäuscht er zuerst war. „Während er aber darüber nachdachte“, heißt es in der Geschichte. Beschreibt das nicht genau, was bei so vielen Beziehungsproblemen passiert – wenn man sich aufgewühlt fühlt oder besorgt über etwas ist, was die andere Person gesagt oder getan hat oder was sie denken mag?
Doch hier ist der Teil, der Hoffnung macht. Josef und Maria hatten jeweils ihren eigenen Engel. (Marias Seite der Geschichte kannst du im 1. Kapitel des Lukasevangeliums nachlesen.) Zwar waren die Botschaften der Engel ganz unterschiedlich, doch sie hatten eine Gemeinsamkeit. Beide sagten ganz klar und deutlich: „Fürchte dich nicht.“ Und Josefs Engel half ihm zu verstehen, was mit Maria geschehen war, und er teilte ihm mit, dass alles OK sein würde.
Mir wurde klar, dass Reden und Erklären die Beziehung zu meiner Freundin nicht unbedingt verbessern würde. Aber das machte nichts. Wir hatten jede unseren eigenen Engel! Ich holte Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy hervor und las diese Definition von Engel: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Intuitionen, rein und vollkommen ...“ (S. 581). Wir hatten beide Gottes Gedanken, die Gedanken der göttlichen Liebe, die zu uns kamen und uns dort fanden, wo wir waren, und genau so mit uns sprachen, wie es für uns richtig war.
Es ist einfach zu glauben, dass wir diejenigen sind, die das richtige sagen oder jemandem unseren Standpunkt erklären müssen. Aber die Weihnachtsgeschichte hat meine Sichtweise geändert und Gott in den Mittelpunkt meiner „Beziehungsgeschichte“ gestellt. Die Weihnachtsgeschichte hat die harmonisierende, friedensstiftende Macht der göttlichen Liebe in den Mittelpunkt gestellt. Sie nahm mir meine Frustration und Angst und gab mir ein neues Vertrauen, dass Gott das für meine Freundin und mich tat, was Er vor all den Jahrhunderten für Maria und Josef getan hatte. Ist die Geschichte nicht eine super Gebrauchsanleitung für alle Beziehungen?
Das war das Ende der Streitigkeit. Schon bald bekam meine Freundin ihre eigene Botschaft des Friedens, und unsere Freundschaft fand eine noch stabilere Grundlage. Doch das Beste an jenem Weihnachten war das tiefere Verständnis, dass Gottes Engel immer da sind, um uns zu sagen: „Fürchte dich nicht“, egal wie verwirrend oder verunsichernd eine Beziehung zu jemandem sein mag, der uns nahesteht – und dass dadurch alles in Ordnung kommt.