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Original im Internet

Von moralischer Empörung zu moralischem Mut

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 27. September 2021


Eine Freundin von mir wurde jahrelang sexuell missbraucht. Als ich davon erfuhr, tat ich, was ich nur konnte, um ihr zu helfen. Kurz darauf war sie in Sicherheit und auf dem Weg der Besserung, und ich merkte, dass ich auch anderen Opfern helfen wollte. Also trat ich mehreren Organisationen bei, die diese Art von Missbrauch bekämpften.

Ich war von moralischer Empörung motiviert. Doch ständig empört zu sein war anstrengend, weil es die schreckliche Wirklichkeit des Bösen bestärkte, das zu beenden ich bestrebt war. Als ich mich aus ganzem Herzen im Gebet Gott zuwandte, fühlte ich, wie sich mein angsterfüllter, wütender Fokus auf Ungerechtigkeit in einen gezielten Fokus auf die erhabene Macht Gottes, die Quelle alles Guten, verwandelte. Das bewirkte eine riesige Veränderung. Ich fing an, aus selbstlosem moralischem Mut heraus zu handeln statt aus selbstgerechter moralischer Empörung.

Moralische Empörung ist eine Reaktion auf den Glauben, dass das Böse wirklich ist und Macht hat. Moralischer Mut gründet sich auf ein Verständnis, dass Gott, Wahrheit und Liebe, erhaben und allmächtig ist. Moralischer Mut und moralische Empörung können beide auf Ungerechtigkeit hinweisen und Veränderungen in Gang setzen. Doch Empörung kann sich schnell in Selbstgerechtigkeit verwandeln und hypnotisch wirken – sie eskaliert sichtbare oder subtile Ängste in eine scheinbare Macht neben Gott, anstatt uns zu befähigen, diese Ängste zu meistern. Dann wird es schwer, die mentale Grundlage zu finden, um wirksame Änderungen zu bewirken. Wütende Meinungsverschiedenheiten darüber, was richtig oder falsch ist, schaffen nur selten den nötigen Abstand.

Moralischer Mut folgt ganz natürlich, wenn wir Gottes Erhabenheit verstehen und uns auf die Seite dessen stellen, was universal und geistig wahr ist: dass jeder von uns göttliche Wahrheit und Liebe widerspiegelt. Er schärft den Blick für die höhere, geistige Wirklichkeit wahrer Männlichkeit und Weiblichkeit, in der Missbrauch, Bigotterie und Opferdasein keinen Platz haben. Er gibt uns eine Vision von dem, was erreicht werden kann, und die Richtung, in der unser Ziel liegt.

Im Lauf der Geschichte hat es Leuchten gegeben, deren Nähe zu dieser göttlichen Wirklichkeit sie dazu motivierte, den moralischen Mut zu leben, den sie mit Überzeugung, Furchtlosigkeit und Demut zeigten, und selbstlose Liebe ebnete den Weg für zunehmenden Fortschritt und Frieden für alle. Ihr Vorgehen entsprach den beiden großen Geboten, die Christus Jesus uns auftrug: Gott über alles zu lieben und andere so zu lieben wie uns selbst. Jesus kehrte Ungerechtigkeit um und revolutionierte das Leben anderer, indem er von diesem Standpunkt moralischer und geistiger Klarheit aus lebte. Wir können seinem Beispiel folgen und auf die geistige Höhe hinstreben, auf der wir erkennen, wie die göttliche Wahrheit alles aufdeckt und zerstört, was zu Empörung führt, und die menschliche Gerechtigkeit so umwandelt, dass sie die göttliche besser nachahmt.

Als ich meine oben erwähnte Freundin fragte, wie ich ihr am besten helfen konnte, sagte sie mir, dass das Liebevollste, was ich tun könnte, war, Heilerin zu sein. Das bedeutete, den moralischen Mut zu leben, der sich auf diese beiden großen Gebote gründet, auf denen Christi Jesu Mission aufbaute, das Himmelreich auf Erden zu schaffen. Um dies zu tun, fragte ich mich: „Was bedeutet es, moralisch zu sein?“ Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft und eine geistige Reformatorin, identifiziert die folgenden Eigenschaften als moralische Wegzeichen: „Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Zuneigung, Barmherzigkeit, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 115). Diese Eigenschaften führen uns zu geistiger Weisheit, Reinheit, Gesundheit und Liebe – Eigenschaften, die die Mittel und Früchte wahrer Umwandlung und die Substanz des geistig Wahren repräsentieren. Wir sind moralisch, wenn wir danach streben, Gottes Natur als göttlichen Geist, göttliche Wahrheit und Liebe, widerzuspiegeln. Wir sind moralisch, wenn wir die Liebe verstehen und ausdrücken, die uns als Gottes geistigen Nachkommen innewohnt.

Moralischer Mut, der auf diesem Verständnis beruht, bringt uns dazu, die Spiritualität aller zu unterstützen – für die Vollständigkeit, Güte und Intelligenz, die jeder von uns als Schöpfung Gottes mitbringt. Er ermächtigt uns ferner, das Böse nicht zu fürchten, zu ehren, anzuerkennen oder zu befolgen, egal welche Konsequenzen das Einstehen für das Richtige mit sich bringt.

Diesen Mut zum Ausdruck zu bringen, beginnt bei jedem von uns. Es bedeutet, Gott in unserem Herzen wirken zu lassen. Wir neigen eher dazu, Ungerechtigkeit zu überwinden, wenn wir erst daran gearbeitet haben, Gedanken der Ungerechtigkeit, des Vorurteils, der Selbstgerechtigkeit oder der Selbstrechtfertigung in uns zu überwinden. Jesu zeitlose Lehren weisen uns an: „Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen!“ (Matthäus 7:5). Moralischer Mut vertreibt Emotionalität und gibt uns Zugang zu unserem natürlichen geistigen Verständnis von Ehrlichkeit, Fairness, Gnade und Güte. Er ersetzt Schuldzuweisung und Entrüstung durch Kraft und konkrete Umwandlung, die in unserem eigenen Denken und Leben anfängt.

Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Lasst Selbstlosigkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Heiligkeit, Liebe – das Himmelreich – in uns herrschen, und Sünde, Krankheit und Tod werden abnehmen, bis sie schließlich verschwinden“ (S. 248). Wenn wir uns in dieser Weise gegen die Leiden und Ungerechtigkeiten der Welt stellen, werden unsere Gebete und Hilfseinsätze uns nicht auslaugen. Sie bringen neue geistige Energie mit sich, die uns stärkt und alle erhebt, auf denen unsere Gedanken ruhen.

Kim Crooks Korinek
auf Einladung der Redaktion

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