„Ich hätte gern ein Kännchen Kamillentee mit drei Zitronenspalten – nicht Scheiben – und etwas von dem grünen Süßstoff.“
Als ich hörte, wie die Frau am Nebentisch ihre Bestellung aufgab, musste ich an meine eigenen Vorlieben denken, und mir wurde schnell klar, dass ich nicht gerade wenige habe. Ich mag zum Beispiel Bitterschokolade lieber als Milchschokolade, Kaschmir als Wolle, große Hunde als kleine, Tennis als Basketball – mir fielen immer mehr Sachen ein. Nun fragte ich mich, wann ich eigentlich so wählerisch geworden war!
Ich überlegte: Ist etwas schlecht daran, persönliche Vorlieben zu haben? Sind sie nicht das natürliche und unweigerliche Ergebnis meines Lebenslaufs und meiner Persönlichkeit? Doch ich verstand auch, dass Vorlieben Gefahren bergen. Sie können Kreativität, Spontaneität und unsere Bereitschaft begrenzen, Gutes von Gott anzunehmen. Wenn Gewohnheiten und Neigungen unser Denken und Handeln steuern, können sie uns vom ersten Gebot ablenken: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir [Gott]“ (2. Mose 20:3) und zu einem Leben führen, das in einer ganz eigenen Bahn verläuft, unter dem Einfluss vieler kleiner „Götter“. Das kann besonders dann der Fall sein, wenn unsere Vorlieben aus Stolz, Ehrgeiz, Angst, Mangel, Eigenwillen oder gar dem Wunsch erwachsen, andere zu beeinflussen. Eine zunächst harmlose Marotte kann uns vom göttlichen Gemüt, Gott, fortführen und an den Glauben an eine materielle Existenz ketten.
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