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Original im Internet

Vorlieben überdenken

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 12. April 2021


„Ich hätte gern ein Kännchen Kamillentee mit drei Zitronenspalten – nicht Scheiben – und etwas von dem grünen Süßstoff.“

Als ich hörte, wie die Frau am Nebentisch ihre Bestellung aufgab, musste ich an meine eigenen Vorlieben denken, und mir wurde schnell klar, dass ich nicht gerade wenige habe. Ich mag zum Beispiel Bitterschokolade lieber als Milchschokolade, Kaschmir als Wolle, große Hunde als kleine, Tennis als Basketball – mir fielen immer mehr Sachen ein. Nun fragte ich mich, wann ich eigentlich so wählerisch geworden war!

Ich überlegte: Ist etwas schlecht daran, persönliche Vorlieben zu haben? Sind sie nicht das natürliche und unweigerliche Ergebnis meines Lebenslaufs und meiner Persönlichkeit? Doch ich verstand auch, dass Vorlieben Gefahren bergen. Sie können Kreativität, Spontaneität und unsere Bereitschaft begrenzen, Gutes von Gott anzunehmen. Wenn Gewohnheiten und Neigungen unser Denken und Handeln steuern, können sie uns vom ersten Gebot ablenken: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir [Gott]“ (2. Mose 20:3) und zu einem Leben führen, das in einer ganz eigenen Bahn verläuft, unter dem Einfluss vieler kleiner „Götter“. Das kann besonders dann der Fall sein, wenn unsere Vorlieben aus Stolz, Ehrgeiz, Angst, Mangel, Eigenwillen oder gar dem Wunsch erwachsen, andere zu beeinflussen. Eine zunächst harmlose Marotte kann uns vom göttlichen Gemüt, Gott, fortführen und an den Glauben an eine materielle Existenz ketten.

Je mehr Vorlieben wir im Leben entwickeln, desto mehr können sie ein Eigenleben annehmen. Demgegenüber riet Paulus seinen Nachfolgern, sich in allem von ihrer Liebe zu Gott leiten zu lassen: „Esst alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht um des Gewissens willen nach. ... Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr tut, das tut alles zu Gottes Ehre“ (1. Korinther 10:27, 31).

Wir waren nicht immer so wählerisch, oder? Als Kinder waren die meisten von uns in vieler Hinsicht flexibler und offener für neue Ideen und trafen Entscheidungen schnell und unkompliziert. Doch als Teil des Erwachsenwerdens gaben wir etwas von dieser Spontaneität und Offenheit zugunsten der Vertrautheit und des Komforts einer geregelteren Lebensführung auf. Viele von uns sehnen sich aber nach einem einfacheren, argloseren, Geist-zentrierten Leben – einem Leben, in dem alles, was wir wissen, sagen oder tun müssen, durch Gebet direkt von Gott zu uns kommt und in dem wir nicht an eine materielle Geschichte gebunden, sondern in der Fülle und Unmittelbarkeit unseres geistigen Erbes fest verankert sind. „Die Bereitwilligkeit, wie ein kleines Kind zu werden und das Alte für das Neue aufzugeben, macht das Denken für die vorgeschrittene Idee empfänglich“ erklärt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. „Die Freudigkeit, die falschen Orientierungspunkte zu verlassen, und die Freude sie verschwinden zu sehen – diese Einstellung hilft die endgültige Harmonie herbeizuführen“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 323–324).

Diese kindliche Arglosigkeit und Zuversicht zurückzugewinnen, ist kein Rückschritt, sondern ein großer Schritt nach vorn. Es muss auch nicht mühsam sein, denn diese Eigenschaften sind uns als den Kindern Gottes angeboren und natürlich. Sie entstammen unserem Vater-Mutter-Gott, also können wir darauf vertrauen, dass sie uns immer zu richtigem Denken und Handeln führen werden. Doch wir können nie wahrhaft von der Grundlage unserer echten, geistigen Identität und Reinheit leben, ohne die gottgegebene Demut, Gnade und Gerechtigkeit anzunehmen, die unsere Wünsche und Entscheidungen ganz natürlich lenken. Jesus sagte seinen Jüngern: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, dann werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigen wird wie [ein] Kind, der ist der Größte im Himmelreich“ (Matthäus 18:3, 4).

Vor einigen Jahren beschlossen meine Frau und ich, eine berufliche Chance in Kalifornien wahrzunehmen. Auf einmal hatten wir nur drei Tage Zeit, um ein neues Haus zu finden. Als Vorbereitung auf die offenkundig intensive Haussuche an einem Wochenende erstellten wir eine gut organisierte Liste all der Dinge, die wir unbedingt haben wollten. Sie war lang! Wir schickten sie an eine Maklerin vor Ort in der Hoffnung, dass sie Objekte vorschlagen konnte, die alle unsere Wünsche erfüllten.

In San Francisco angekommen, verbrachten wir zwei Tage mit dieser Maklerin, stellten aber fest, dass keines der Häuser, die wir besichtigten, alle unsere Kriterien erfüllten. Als ich am zweiten Abend mit Sorge und Entmutigung kämpfte, wurde mir klar, dass das richtige Haus nicht nur bereitstand, sondern auf uns wartete! Ich betete, um diese Idee besser zu verstehen, und die Panik und das Gefühl, nur noch einen Tag für die Suche zu haben, lösten sich auf und wurden durch Ruhe und Zuversicht ersetzt. Am folgenden Tag sahen meine Frau und ich ein Haus, das zwar fast keines der ursprünglichen Kriterien erfüllte, aber unserer Meinung nach unsere Bedürfnisse perfekt decken würde, und genau so war es auch.

Ich habe mir jetzt angewöhnt, Vorlieben bewusst wahrzunehmen und zu prüfen, sobald sie mir auffallen. Dadurch, dass ich einst instinktiv getroffene Entscheidungen überdenke, bin ich demütiger, empfänglicher für Gottes Führung, zuversichtlicher über meine Wahl und überzeugter von meiner Identität als Gottes geistiges Kind geworden. Und ich bin erfüllter, erlebe mehr Harmonie in meinen Aktivitäten und spare manchmal sogar Zeit oder Geld.

Wenn wir bereit – und sogar beflissen – sind, unsere größten Vorlieben loszulassen und uns von Gottes Weisheit führen zu lassen, stellen wir fest, dass uns eine große Last genommen und durch erfrischende Einfachheit und Vollständigkeit ersetzt wird. Da Gott, die göttliche Liebe, nur Gutes für uns alle bereitstellt, müssen wir nie befürchten, dass uns etwas mangeln wird, wenn wir der göttlichen Führung folgen, sondern wir können sicher sein, dass wir immer zur richtigen Zeit alles haben werden, was wir brauchen.

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