Manche Menschen empfinden trotz Augenblicken echter Freude und des Guten in ihrem Alltag vorrangig Düsterkeit und Belastung, ja sogar Trostlosigkeit oder Depression. Sie meinen, dass es echte Gründe gibt, verzweifelt über das Leben und die Welt im Allgemeinen zu sein. Die Dinge fühlen sich einfach nicht richtig an oder scheinen keinen Sinn zu ergeben.
Während eines Großteils meines Studiums bis in meine Zwanziger hinein rang ich mit solcherlei Gefühlen der Traurigkeit und zeitweise sogar Hoffnungslosigkeit. Ich dachte nicht wirklich ernsthaft an Selbstmord, sah aber oft keinen Grund, weiterzumachen. Ich wollte einen Ausweg finden, wusste allerdings nicht, wie.
Dann kam mir eines Tages ein ganz einfacher Gedanke: Frag Gott. Konkret gesagt, fühlte ich mich dazu geführt, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zu lesen und darin nach Antworten für meine tiefsten Sorgen zu suchen. Da ich mit der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen war, kannte ich deren auf der Bibel basierendes Lehrbuch und wusste, dass darin Gottes Güte und Wirklichkeit sowie die heilende Macht der geistigen Wahrheit unmissverständlich verdeutlicht werden. Also probierte ich es aus, fest entschlossen, Lösungen für mein Unglücklichsein zu finden.
Schon bald war ich ganz in das vertieft, was ich las; ich verlangte immer wieder nach Antworten – und Hoffnung. Im Lauf der Tage sah ich erste Lichtblicke. Dann wachte ich eines Morgens mit einem Kirchenlied auf den Lippen auf. Ich fühlte mich sogar ein wenig fröhlich, als ob ich wieder Luft holen konnte. Und dann fing ich an zu verstehen: Das war Gott und gottgegebene Hoffnung – Frieden von meinem Vater-Mutter-Gott, der liebevoll, intelligent und anwesend ist. Die göttliche Liebe bewog mich, meinen Blick nach oben und außen zu richten: auf Ihn, nicht das Selbst, und auf andere, nicht nur mich. Ich wusste, dass ich von Grund auf verändert – aufgeweckt – wurde und während dieses Vorgangs ein neues Verständnis von mir selbst erlangte. Ich drang weiter in das Buch ein, und die Depression verließ mich, ohne dass ich den Zeitpunkt bemerkte. Sie kehrte nie zurück. Ja, ich werde gelegentlich mit schwierigen Angelegenheiten konfrontiert, aber jetzt sind Licht und stetige Hoffnung und sogar Freude – nicht Dunkelheit – meine ständigen Begleiter.
Ich bin mit dieser Geschichte nicht allein. Es gibt viele Berichte in der Bibel, in denen der Weg von Dunkelheit zum Licht beschrieben wird. Und ich habe entdeckt, dass sie alle eine zweiseitige Tatsache aufzeigen: Gott kennt uns, und wir wiederum lernen Gott kennen.
Wir lesen in der Bibel von Josef, der als Teenager von seinen Brüdern verraten, in die Sklaverei verkauft und später unschuldig ins Gefängnis geworfen wurde. Doch Josef stellte fest, dass Gott eine immer gegenwärtige Hilfe ist, und vertraute darauf, dass Er einen unverrückbaren Plan für ihn hatte. Dies führte mehrfach dazu, dass er in Sicherheit kam und Fortschritt machte. Mit dreißig wurde er eine Führungskraft in seinem neuen Land und rettete die Bevölkerung vor dem Hungertod. Und dann gab es Ruth, die in ihren Zwanzigern bereits ihren Mann verloren hatte und nun alles hinter sich ließ, um ihre ebenfalls verwitwete Schwiegermutter auf dem langen und beschwerlichen Weg in deren Heimat zu begleiten – für Ruth ein fremdes Land. Dort hätte sie ohne Einkommen in Verzweiflung versinken können. Stattdessen bereitete das, was sie über Gottes beständige Fürsorge gelernt hatte, ihr ein neues Leben – und bescherte ihr eine wichtige Rolle in der menschlichen Geschichte, indem sie Davids Urgroßmutter wurde.
Für Josef und Ruth zeigten sich Möglichkeiten, als sie sich an Gott wandten. Sie kannten Gott als eine Macht, die über sie selbst hinausging und immer bereitstand, als ihren immer liebevollen und vertrauenswürdigen Vater-Mutter-Gott und Freund, als Fels, auf dem man sich ausruhen konnte. Und die Ängste und Unterdrückungen, die Niederlagen und die Isolation verschwanden, als sich etwas Neues und Wundervolles zeigte. Beide erhaschten einen Blick auf ihre wahre geistige und vollständige Natur und erkannten, dass sie fähig und umfassend geliebt wurden und einen unzweifelhaften Lebenszweck hatten.
Gott, Leben, kennt uns als dynamisch, friedvoll und freudig. Als Gemüt sorgt der Vater dafür, dass wir weise, einfallsreich und rücksichtsvoll sind. Und selbst wenn wir Probleme meistern müssen, die uns das Gefühl von Hoffnungslosigkeit vermitteln – wie z. B. Ungerechtigkeit, Klimakatastrophen und psychische Belastungen des Einzelnen und der Gesellschaft –, können wir dank der Kenntnis unserer wahren, geistigen Identität und der Erkenntnis, dass Gott uns auf die beste Art und Weise liebt und kennt, Fortschritt machen, Hoffnung erlangen und Heilung erleben, oft bevor wir eine vollständige Lösung überhaupt erkennen. Das gibt uns die Sicherheit, dass eine Lösung existiert.
Christus Jesus exemplifizierte die Gottähnlichkeit des Menschen besser als jeder andere, und seine Lehren verdeutlichen, dass jeder Mensch in jedem Zeitalter und jeder demografischen Gruppe immer das Kind Gottes – ewiglich Christus-ähnlich, weil Gott ihn erschaffen hat – und unersetzlich ist. Und er bewies durch seine Heilungen, dass niemand ein hoffnungsloser Sterblicher ist, der dazu verdammt wurde, in Verzweiflung, Furcht und Unverständnis zu leben. Jesus verstand das, was Gott versteht, und brachte die natürliche Freiheit und Wertigkeit eines jeden Menschen ans Licht. Und der heilende Christus, die Wahrheit Gottes, die Jesus verkörperte, tut dasselbe auch heute.
Ethel A. Baker
Chefredakteurin 
    