Die Schwerkraft hat positive und negative Seiten, beispielsweise, wenn ich morgens aus dem Bett springe. Ich stoße mir dabei nicht den Kopf an der Zimmerdecke. Das ist das Gute an der Schwerkraft. Sie hat aber auch Nachteile, z. B. als mir neulich etwas auf den nackten Fuß fiel. Die meisten von uns denken sicher nicht oft an Sir Isaac Newton und seine Entdeckung – es sei denn, wir landen etwas unsanft auf dem Boden.
Für Astronomen ist es bestimmt wichtig zu wissen, dass die Schwerkraft proportional zur Masse eines Objekts und umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands zweier Objekte ist. Für jemanden wie mich steht diese wichtige Tatsache allerdings nicht an vorderster Front. Und doch wirkt sie sich eindeutig auf die Art und Weise aus, wie sich mein Körper fortbewegt, wie sich die Erde dreht und sogar wie unser Sonnensystem positioniert ist.
Doch es geht hier um eine noch größere Frage.
Was mag Christus Jesus über die Schwerkraft – und diese größere Frage – gewusst haben, als er oben auf dem Wasser blieb, während Petrus einsank (siehe Matthäus 14:22–33)? Mary Baker Eddy, eine Jüngerin Jesu neuerer Zeitrechnung, muss sich diese Frage ebenfalls gestellt haben, denn sie hatte ungewöhnlich interessante Dinge über die Schwerkraft zu sagen. Ja, sie brachte einige bemerkenswerte Erkenntnisse über die verschiedensten materiellen Gesetze hervor, Gesetze der Veränderung, der Natur, des Alterns, der Ansteckung, der Ökonomie – sogar Gesetze über die grundlegende Essenz der Materie selbst. Aufgrund ihrer Erkenntnisse über die Gesetze Gottes, die Jesus demonstrierte, erklärte sie, wie heutige christliche Jüngerinnen und Jünger das infrage stellen können, was im Allgemeinen als unumgängliche materielle Gesetze betrachtet wird – besonders solche mit schädlichen Auswirkungen.
Die Menschen gehen beispielsweise im Allgemeinen davon aus, dass das Altern einer Gesetzmäßigkeit unterliegt. Die Jahre sammeln sich an, auch wenn wir persönlich anderer Ansicht sind. Selbst Botox kann letztendlich nicht dagegen ankommen! Und doch mögen im Verlauf der Jahre viele gute Dinge geschehen, zum Beispiel eine reifende Weisheit und die Möglichkeit, weniger Hektik im Alltag zu haben. Aber es gibt auch Nachteile – mögliche gesundheitliche Probleme und verschiedene Begrenzungen, die mit einem „Zurückschrauben“ der Aktivitäten einhergehen. Viele Menschen schätzen das Altern, wenn es sich beispielsweise um Wein handelt (da nennt man es „Reifen“), aber nicht unbedingt, wenn es um ihren Körper geht.
Mrs. Eddy hat eine auf Christus beruhende wissenschaftliche Erklärung gegeben, wie man Probleme, die mit den sogenannten Gesetzen des Alterns verbunden sind, nicht einfach hinnimmt. Und einige Menschen beweisen die befreiende Macht geistiger Wahrheitsgedanken, wie der 107-jährige Herr, der 2007 beschloss, unserer Kirche beizutreten (siehe Herold, März 2008). Doch wer von uns hat wirklich ernsthaft daran gedacht, sich quasi über die materielle Schwerkraft zu erheben? Und sollten wir einen solchen Gedanken überhaupt zulassen? Wofür halten wir uns, dass wir eine große Theorie anzweifeln, die ganze Galaxien zu regieren scheinen?
Ich habe vielleicht keinen Grund, die Gesetzmäßigkeit infrage zu stellen, die das gesamte materielle Universum in Ordnung hält, doch ich habe im kleinen Rahmen etwas erlebt, als ich vor ein paar Jahren auf einen 3,5 m hohen Holzstapel gestiegen bin, um einige große Scheite herunterzuholen. Auf dem Weg nach unten verlor ich das Gleichgewicht und fiel rücklings auf den Zementboden. Es kam mir jedoch vor, als wäre ich auf einen riesigen Sack Verpackungschips gefallen. Ich dachte tagelang intensiv über die Bedeutung dieses Vorfalls nach. Ich war vollständig unverletzt – es blieb nichts als die Überzeugung zurück, dass die Schwerkraft ein Konzept ist und kein Gesetz. Sie hatte sich in meinem Leben eindeutig nicht als unabwendbare Wahrheit erwiesen. Vielleicht trug dies dazu bei, dass ich anfing, über ein viel tiefergehendes Gesetz nachzudenken, das die Substanz und Bewegungen dieser Galaxien definiert. Dennoch muss ich auch sagen, dass ich andere Begegnungen mit der Schwerkraft hatte, die sehr viel geistiges Lernen und Wachstum erforderten.
Ich bin fasziniert von den vielseitigen Erklärungen in Mrs. Eddys Schriften, wie man das Konzept der Schwerkraft betrachten und handhaben kann. Sie schrieb, dass wir „zu Gott hinstreben“ müssen, dass die göttliche Wissenschaft „zur Seele hinstrebt“, sie erwähnte „des Menschen geistige Gravitation und Anziehung zu dem einen Vater“ und dass die Menschheit „sich vom Sinn zur Seele erheben“ muss, wobei jede dieser Stellen einen Bezug zur Schwerkraft bzw. Gravitation hat. Und sie warnte vor „den herabziehenden Tendenzen und der auf das Irdische gerichteten Anziehungskraft von Sinnlichkeit und Unreinheit“ und sagte, dass wir uns durch mentale Gewalten der materiellen und geistigen Schwerkräfte entweder in Materialität und Sünde hinein oder aus ihnen heraus bewegen. Und sie hat diese vorgebliche, mit der Materie verbundene Macht auf sehr buchstäbliche Weise als keine echte Gesetzmäßigkeit konfrontiert und zurückgewiesen. Sie hat mir verstehen geholfen, dass im Hintergrund dieser angenommenen Kraft die nicht erkannte, aber wahre Macht des göttlichen Gemüts liegt, das Gesetz des intelligenten Guten, das alle Dinge in harmonischer Bewegung hält, statt der vielfach „gnadenlosen Kräfte der Materie“. (Oben zitierte und weitere Stellen zu Schwerkraft, Gravitation und verwandten Begriffen: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift 265:5; 272:20; 323:20; 536:10; Vermischte Schriften 1883–1896 19:28; 22:33; 256:25 bis 259:24; 267:23; Die Einheit des Guten 35:15 bis 36:31.)
Obwohl die Schwerkraft als die schwächste der vier natürlichen Kräfte angesehen wird, erscheint sie den meisten Menschen als so überwältigende Tatsache, dass es unrealistisch ist, sich gegen sie aufzulehnen. Zumindest können wir manche Kräfte aufhalten, zum Beispiel in Bezug auf das Altern. Doch die Schwerkraft? All das hat viel mehr damit zu tun, Gott in unserem Leben zu akzeptieren, als die angebliche Kraft des Alterns oder die Schwerkraft oder etwas anderes abzuwehren, das nicht von Geist ausgeht. Die unerschütterliche Gegenwart von Gottes Harmonie vertreibt diese „Gesetze“, die vorgeben, eine Mischung aus Positivem und Negativem, Gut und Böse, Freuden und Enttäuschungen bereitzustellen. Gott ist unendliches Gutes. Seine Allheit enthält weder Ängste noch Verluste. Er erhält uns aufrecht. Er lässt uns nie im Stich.
Die Schwerkraft mag als materielles Gesetz den Anschein erwecken, als hielte sie ein gewisses Maß an Ordnung statt Chaos. Aber das bringt auch Nachteile mit sich. Wenn wir das Beispiel des Alterns nehmen, kann die Schwerkraft eine erhebliche Rolle spielen. Mit der Zeit gehen manche Menschen gebeugter. Im Verlauf der Jahre sollen bestimmte Organe diesem Zug nach unten nicht mehr standhalten können. Es gibt Menschen, die gelegentlich Kopfstand machen, um den Wirkungen der Schwerkraft entgegenzuwirken. Für die meisten ist das allerdings keine sehr praktische Lösung. Und wenn die Leute in Ihrer Nachbarschaft das mitbekämen, könnte das Gerücht hinzukommen, dass Sie zusätzlich ein wenig unter Demenz leiden. Wir können sicher alle erzählen, wie wir zu verschiedenen Zeiten herabgezogen und von Ereignissen beschwert wurden oder uns einfach seelisch belastet oder körperlich schwerer als sonst gefühlt haben.
Gäbe es so etwas wie Höhenangst, wenn das Konzept der Schwerkraft keine Nachteile hätte? Würde der Kuchen, den Sie backen, jemals zusammenfallen? Würde die Wirtschaft weiter gelegentlich bergab gehen und von verschiedenen psychologischen Kräften runtergezogen werden? Ich hätte nicht mitten in der Nacht das Haus durchsuchen müssen, wenn wir Gottes Gesetz, das alle Objekte an ihrem richtigen Platz hält, besser verstanden hätten. (Ein Schuh meiner Frau war nämlich in unserem begehbaren Kleiderschrank vom obersten Regalfach gefallen.) Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich sei gegen die Schwerkraft. Ich bin dankbar für all die Hilfen, die sie uns zu geben scheint. Ich bin nur sehr für Geist, der keine Nachteile hat.
Die Bibel ist unter anderem deshalb ein so inspirierendes Buch, weil sie uns aufrichtet. Sie verleiht uns Hoffnung. Sie inspiriert uns und zieht uns zu Geist hin und schwächt die herabziehende Macht der Welt ab. Leserinnen und Leser staunen seit Jahrtausenden, dass eine geborgte Axt aus Eisen an die Wasseroberfläche des Jordans heraufkam, obwohl Elisas Begleiter befürchtete, dass sie hoffnungslos verloren war (siehe 2. Könige 6:1–7). Jesu Jünger sahen, wie ihr Meister über die materielle Sichtweise der Existenz gehoben wurde (siehe Lukas 24:51). Es gibt eine göttliche Kraft, die unserem Leben Auftrieb verleiht und uns zu den Möglichkeiten erweckt, aufwärts zu einem himmlischen Denken gezogen zu werden, statt hinunter zum Grab.
Als ich auf der Oberstufe war, gingen ein paar Freunde und ich klettern. Die anderen hatten einen Felsvorsprung weit über mir erreicht und zogen mich am Seil hinauf. Nachdem ich auch auf dem Felsvorsprung war, setzten wir uns und ruhten uns etwas aus. Plötzlich bemerkte einer, dass das Seil an einer scharfen Felskante aufgerieben worden war und ich nur noch an ein paar Fäden gehangen hatte. Ein anderer Freund zerriss das Seil mit einem kleinen Ruck. Wir waren alle ein paar Minuten still. Hatten mich diese paar Fäden gehalten? Hatte die Schwerkraft Erbarmen mit mir gehabt? Meine Freunde waren keine Christlichen Wissenschaftler, doch wir waren uns einig, dass wir gerade etwas gesehen hatten, das über die Gesetze der Physik hinausgegangen war. Ich wusste, dass ich mich zu Anfang des Tages mit der Bibel beschäftigt hatte, und das hatte mein Denken zu Gott erhoben und mir meiner Verknüpfung mit Ihm bewusst gemacht.
Es geht hier nicht darum, dass die Schwerkraft als angenommenes Gesetz außer Kraft gesetzt werden soll, weil sie uns gelegentlich Probleme bereitet. Es geht darum, Gottes Gesetz des Guten zu demonstrieren. Sein Gesetz der Vollkommenheit. Sein Gesetz der Ordnung und Harmonie. Diese göttliche Kraft kann, wenn sie angemessen verstanden wird, jedes materielle Ereignis außer Kraft setzen, das uns Schmerzen oder Schaden zufügt. So groß unsere Sicht des materiellen Universums auch sein mag, sie ist ziemlich gering verglichen mit der Unendlichkeit Gottes. Seine Gesetze haben das letzte Wort. Es gibt eine universale Kraft. Doch wenn wir glauben, dass sie in Materie verwurzelt ist, dann kann sie gut sein – oder auch nicht. Wenn diese Macht andererseits als in Gottes Wirklichkeit verwurzelt erkannt wird, dann kann sie nur Segen bringen.
Diese Wirklichkeit der göttlichen Liebe setzt uns auf einen heiligen und dauerhaft aufsteigenden Kurs. Es gibt keine authentische Kraft, die uns nach unten zieht. Sie unterliegen mit Ihrem Leben keinem materiellen Gesetz der Schwerkraft. Sie können mit dem Psalmisten singen: „Ich preise dich, Herr; denn du hast mich erhoben ...“ (Psalm 30:2). Sie bewegen sich zu Geist hin. Das ist Gottes Gesetz.
