Die Bibel versichert uns, dass das Gebet des Gerechten viel vermag, wenn es ernsthaft ist (siehe Jakobus 5:16). Christus Jesus fasst wirksames Gebet zusammen, indem er erklärt, dass wir frei werden, wenn wir die Wahrheit erkennen (siehe Johannes 8:32).
Jesus sagte nie, wir sollten auf die Wahrheit hoffen, uns Wahrheit wünschen oder über Wahrheit nachdenken. Es geht darum, die Wahrheit zu kennen. Kennen bedeutet, sich einer Sache vollständig bewusst zu sein; eine Sache im Bewusstsein oder in der Erinnerung klar zu wissen oder zu etablieren. Geistige Demonstration der Wahrheit, von der Jesus sprach – das, was wir Heilung oder Erneuerung nennen –, beinhaltet eine absolute Kenntnis bzw. eine unmissverständliche Klarsicht der geistigen Wirklichkeit.
Wenn ich an die Heilungen zurückdenke, die ich erlebt habe, wird deutlich, dass sie manifestiert wurden, wenn außer der göttlichen Wahrheit nichts in meinem Denken existierte – wenn die Allheit Gottes und der geistigen Natur Seiner Idee oder Widerspiegelung, des Menschen, entfaltet wurde. Ein Bewusstsein der Harmonie führte dazu, dass Harmonie ans Licht trat. Harmonie zeigte sich bzw. wurde genau da manifestiert, wo zuvor ein unharmonischer Zustand vorzuherrschen schien.
In der Christlichen Wissenschaft wird Wahrheit durch die uneingeschränkte Überzeugung demonstriert, dass außer Gottes Allheit nichts vorhanden ist. Sie wird durch das Wissen erlangt, dass neben Gott nichts existiert. Wissen ist unabhängig von äußeren Umständen. Es ist absolut, vollständig, abgeschlossen und hat kein Gegenteil. Wissen bedeutet, dass man eine klare Erkenntnis von dem hat, was wahr und wirklich ist. Geistiger Sinn, den jeder von uns aufgrund unseres Wesens als beständige und dauerhafte Widerspiegelung Gottes besitzt, ermöglicht dieses Wissen.
Wenn wir um Heilung beten, halten wir sehr oft auch den Irrtum oder die Disharmonie im Bewusstsein, den bzw. die wir durch unser Gebet überwinden wollen. Mit diesem Irrtum im Bewusstsein erfüllt Wahrheit unser Denken nicht vollständig, und die Heilung verzögert sich. Wir lesen im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Das sterbliche Denken überträgt seine eigenen Bilder und formt seine Nachkommen menschlichen Illusionen gemäß“ (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 259). Daraus folgt: „Wir sollten verhindern, dass die Krankheitsbilder im Denken Gestalt annehmen, und wir sollten die Krankheitsumrisse, die sich bereits in den Gemütern der Sterblichen gebildet haben, auslöschen“ (S. 174–175).
Die Christliche Wissenschaft offenbart, dass Christus Jesus durch das Wissen bzw. Bewusstsein von nichts anderem als der gegenwärtigen Existenz des vollkommenen Gottes und Seiner Idee, dem vollkommenen geistigen Menschen, geheilt hat. Warum? Weil Jesus die Wahrheit kannte, und die Wahrheit ist, dass es in Wirklichkeit nichts anderes gibt. Aus diesem Grund erleben wir Harmonie, wenn wir keine andere Ursache oder Wirkung außer Gott und der Harmonie Seiner Schöpfung anerkennen bzw. uns keiner anderen bewusst sind.
Das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20:3) ist unsere Autorität für dieses Gesetz des Guten. Jesaja drückt es so aus: „Ich bin der Herr, und sonst keiner“ (45:6). Wenn Gott alles ist – und das ist Er –, dann muss uns klar sein, dass es keine gegenteilige Behauptung und keine Disharmonie geben kann. Gott allein ist die einzige Gegenwart, wie Synonyme für Gott beweisen, die Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, erkannte: Gemüt ist die einzige Intelligenz; Geist ist die einzige Substanz; Seele ist das einzige Bewusstsein; Prinzip ist die einzige Ursache, das einzige Gesetz; Leben ist das einzige Sein; Wahrheit ist die einzige Wirklichkeit und Liebe ist die einzige Natur – die Natur Gottes, die wir widerspiegeln.
Ein Beispiel für ein angebliches gegenteiliges Bewusstsein wird in der Allegorie eines Krankheitsfalls gegeben, der vor Gericht verhandelt wird (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 430–442). Die Geschichte berichtet von einem Patienten, der über sein „Leberleiden“ grübelt. Dieses Nachdenken über die unharmonische Situation hilft ihm nicht, von dem Problem frei zu werden, sondern bindet ihn vielmehr noch enger daran.
Eine Art zu grübeln ist die Frage: „Warum habe ich zu leiden?“ Wir leiden im Grunde, weil wir akzeptieren, dass Gott, das Gute, nicht absolut und über alles erhaben ist. Dass Er abwesend und somit nicht alles ist. Doch die Wahrheit bleibt bestehen, dass Gottes Gesetz des Guten kein Gegenteil zulässt, auch nicht den Eindruck von einer angeblich externen Quelle mit der Bezeichnung „Zeugnis der materiellen Sinne“ oder „Einfluss der fünf körperlichen Sinne“.
Mit Bezug auf die Geschichte von Adam und Eva im ersten Buch Mose und den „wankelmütigen Mann“, von dem Jakobus spricht (im folgenden Zitat in Anlehnung an die King James Bibel als „zwiespältig“ übersetzt), schreibt Mrs. Eddy: „Alles Leiden ist die Frucht vom Baum der Erkenntnis von beidem, Gut und Böse; es ist ein Festhalten an den ‚zwiespältigen‘ Sinnen, an irgendeiner Annahme, einer Furcht, einer Theorie oder einem schlechten Tun, die sich auf ein physisches, materielles, sogenanntes Gesetz gründen, das das Gegenteil des Guten ist – all dies wird allein durch die Wissenschaft, das göttliche Prinzip und seine geistigen Gesetze berichtigt“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 198). Wenn wir glauben, dass es zwei gegensätzliche Mächte gibt, Gut und Böse, dann werden sie einander bekämpfen und die angestrebte heilende Wirkung unserer Gebete neutralisieren. Doch da Gott allgegenwärtig ist, gibt es nur eine Macht, eine Schöpfung und somit eine Widerspiegelung, ein Ebenbild – das Ergebnis des göttlichen Gemüts, Gottes.
Befürchtung oder Fluktuation im Denken ist Zweifel. Zweifel bedeutet Dualismus. Er stellt das Absolute auf der Grundlage falscher Überzeugungen oder des materiellen Zeugnisses infrage und schafft Unsicherheit. Zweifel resultiert aus Angst.
Das größte Hindernis für die Praxis der Christlichen Wissenschaft ist Furcht. Furcht ist der falsche Glaube, dass Gott nicht anwesend ist – dass es eine Gott entgegengesetzte Macht gibt. Sie ist der falsche Glaube, dass Materie wirklich ist und Intelligenz hat, dass Materie einen Zustand hervorrufen kann, dass sie uns beherrschen kann. Furcht ist der falsche Glaube, dass unser Sein aus Materie besteht, die uns Leben verleiht. Furcht, so geht der Glaube, ruft weitere Furcht hervor. Keine dieser Vorstellungen entspricht der Wahrheit, denn Furcht ist ein fingierter mentaler Zustand, nicht geistige Wirklichkeit. Sie wird nicht vom Gemüt Christi hervorgerufen. Furcht ist weder ein Schöpfer noch eine Körperschaft. Sie hat keine Macht, keine Identität und keine Existenz.
Irrtum bzw. falsches Wissen führt dazu, dass die fünf körperlichen Sinne die Grundlage unseres Wissens und dessen sind, was in unserem Denken vor sich geht, und dass sie uns die Wirklichkeit vermitteln. Doch nichts von dem, was die körperlichen Sinne uns mitteilen, entspricht der Wahrheit. Nicht einmal dann, wenn es gut ist, denn das gibt vor, dass in der Materie etwas Gutes enthalten und dass das Gute somit zeitlich ist. Geist, Gott ist die einzige Quelle des Guten.
Ich erlebte unlängst die heilende Macht dieser Wahrheitsaussagen, als ich Zahnschmerzen bekam. Ich betete mit folgender Tatsache aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Geist ist die einzige Substanz und das einzige Bewusstsein, das von der göttlichen Wissenschaft anerkannt wird“ (S. 278). An diesem Wahrheitsgedanken hielt ich Tag und Nacht fest. Ich redete nicht einfach die Worte vor mich hin, sondern wusste und fühlte im Herzen, dass Geist alles ist, die einzige und somit meine einzige Substanz. Ich wurde mir allein des Geistes bewusst, und die Schmerzen ließen nach und verschwanden dann vollständig. Und ich hatte keine weiteren Schwierigkeiten mit den Zähnen.
Wirksames Gebet hält sich im Grunde an die folgenden Anweisungen unserer Führerin: „Man sollte niemals den Gedanken an Krankheit im Gemüt festhalten, sondern um seiner selbst willen ebenso wie um des Patienten willen alle Formen und Arten der Krankheit im Denken auslöschen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 396). Es gibt keine Macht, die das Bewusstsein der Seele und das geistige Wissen des Gemüts davon abhalten kann, sich in unserem Leben zu manifestieren. Warum? Weil sie alles sind, das es gibt. Und die Christliche Wissenschaft beweist dies durch die Beweismittel der Harmonie – und unseres Einsseins mit Gott.
