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Original im Internet

Lassen Sie den Bleistift los

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 11. Dezember 2023


Als meine Tochter ca. zwei Jahre alt war, kam sie mit einem glänzenden, gelben Bleistift ins Zimmer, den sie mit der scharfen Spitze nach oben hielt. Natürlich nahm ich ihn ihr schnell weg – oder versuchte es jedenfalls. Sie wollte ihn nicht hergeben. In diesem Augenblick war er das Wichtigste in ihrem Leben. Als es mir endlich gelang, ihr den Stift aus der Hand zu nehmen, war sie am Boden zerstört. Sonst war sie ein fröhliches Kind, aber nun vergrub sie das Gesicht im Teppich und weinte herzzerreißend.

Ich versuchte ihr zu erklären, dass sie so viele Bleistifte haben konnte, wie sie wollte, wenn sie etwas älter war und dass Bleistifte gar nicht so wichtig waren. Das half nicht, und ich verstand, dass ich nichts tun konnte, als sie zu trösten in dem Wissen, dass sie die Wahrheit mit der Zeit verstehen würde. Ein kleiner Vorfall, aber vielleicht einer, mit dem eine nützliche Erkenntnis einherging.

Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass ein Objekt, eine Arbeitsstelle oder eine Beziehung für mein Glück unerlässlich war. Derlei Dinge mögen wichtiger erscheinen als ein Bleistift, doch bin ich mir nicht sicher, dass sie mir zum jeweiligen Zeitpunkt wichtiger waren als der glänzende, gelbe Bleistift für meine kleine Tochter gewesen war.

Und wenn meine Tochter mir unvoreingenommen vertraut hätte, statt sich darauf zu versteifen, den Bleistift zu behalten, wäre sie nicht so traurig gewesen, denn sie hätte verstanden, dass es um ihr Wohl ging. Zwar vertraute sie mir ganz allgemein, doch das Vertrauen schien sich aufzulösen, als der starke Wunsch überhandnahm.

Ist es bei unseren eigenen Wünschen wirklich anders? Im Allgemeinen vertrauen wir auf Gott. Wir erkennen Ihn als allumfassende Liebe an, die nur Gutes für uns bereitstellt, und als allwissendes Gemüt, das genau weiß, was dieses Gute ist. Wir glauben es – bis wir etwas unbedingt wollen. Dann legen wir allzu oft unser Gottvertrauen beiseite und lassen uns von diesem Verlangen vereinnahmen, was Frust und Enttäuschung mit sich bringen kann. Wir lesen in der Bibel bei Jakobus: „Ihr ... habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Begierden zu verschwenden“ (4:2, 3).

Nach meinem Studium verbrachte ich 15 Jahre im Geschäftsleben. Ich war einigermaßen erfolgreich, aber nicht sonderlich zufrieden, denn ich wollte schon immer mein Geld mit Schreiben verdienen. Letztendlich gab ich meine Stelle auf, um fürs Fernsehen zu schreiben. Erste Erfolge waren gefolgt von einer Zeit des Frusts; meine Ersparnisse wurden immer weniger, und ich hatte eine Familie zu ernähren. Als ich anfing, darüber nachzudenken, ob ich aufgeben sollte, erhielt ich eine große Chance, bei der mir meine Kenntnisse im Geschäftsleben zugutekommen sollten. Es fühlte sich an, als würde alles zusammenpassen – als sei dies der Durchbruch, auf den ich gewartet hatte. Voll Elan machte ich mich an die Arbeit – aber das Ergebnis war unzulänglich und die Chance löste sich auf. Vom Schreiben leben zu können erschien unwahrscheinlicher denn je, und die Zeit lief davon. Ich begrub mein Gesicht zwar nicht schluchzend im Teppich, fühlte mich aber danach.

Ich hatte durch andere Erfahrungen gelernt, dass ich Gottes Willen akzeptieren muss, nicht meinen eigenen. Aber diesmal fühlte es sich anders an. Es war sehr schwer, den Wunsch loszulassen, denn ich hatte schon immer gern Texte verfasst. Im Verlauf der Jahre hatte ich immer mal wieder dahingehend gebetet, aber jetzt war mir klar, dass ich die Sache ein für alle Mal metaphysisch behandeln musste.

Ich wusste, dass Gott, das allwissende göttliche Gemüt, Seinen Kindern die Weisheit und Intelligenz bereitstellt, die nötig sind, um gute Entscheidungen zu treffen, und dass Er die Ideen und Eigenschaften zusammenbringt, die notwendig sind, um diese Entscheidungen umzusetzen. Aus geistiger Sicht können wir in Wahrheit immer nur an unserem richtigen Platz sein und das tun, was wir tun sollten. Wir haben die Aufgabe, demütig und ehrlich auf Gott zu lauschen, bis diese Wahrheit fest in unserem Denken verankert ist. Und dann werden wir unweigerlich auf den Weg gebracht, der richtig für uns ist. Die Herausforderung für mich war, über eine rein intellektuelle Akzeptanz dieser Ideen hinauszugehen und sie auch wirklich in mein Herz einzulassen.

Ich betete mehrere Tage lang tiefgehend in dieser Sache. Dann wurde mir eines Tages recht abrupt klar, dass mein Traum, Texte zu verfassen, aus war. Es würde nicht passieren, und ich musste mich damit abfinden. Das tat ich, wenn auch widerstrebend. „Das war’s dann also“, jammerte ich. „Nun muss ich wohl den Rest meines Lebens im Büro hinterm Schreibtisch sitzen und Strategiepläne oder Organigramme erstellen.“

Sofort erhielt ich folgende strenge Antwort: „Und warum nicht? Hältst du dich für etwas Besseres? Wenn das der Platz ist, wo du am meisten Gutes tun und den größten Beitrag leisten kannst, solltest du nicht nur bereit sein, sondern mit Freude gehorchen. Sei dankbar, dort zu sein, wohin die göttliche Liebe dich führt, denn das ist der beste Platz, an dem du jemals sein könntest!“

Wie heller Sonnenschein den Nebel vertreibt, lösten diese Gedanken augenblicklich meinen hartnäckigen Wunsch auf, mein Leben mit Schreiben zu verbringen. Ich hatte die große geistige Tatsache erkannt, dass es „nichts Gutes gibt ... außer dem Guten, das Gott verleiht“, wie Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt (S. 275). Ich war vorbehaltlos bereit, alles Gute zu akzeptieren, das Gott für mich bereithielt. Nun hatte ich endlich meine eigene Version des glänzenden, gelben Bleistifts losgelassen.

Ich machte mich fröhlich auf die Suche nach einem Arbeitsplatz im Geschäftsleben, doch zu meiner Überraschung erhielt ich plötzlich eine neue Chance, Texte zu schreiben – gefolgt von einer zweiten und dritten. Jetzt war es fast überwältigend! Ich musste darüber lachen, wie das menschliche Gemüt manchmal von einem Extrem zum nächsten geht. Aber ich wusste, dass diese Chancen aufgrund meiner Gebete und nicht meines menschlichen Willens zu mir gekommen waren und dass ich mich darauf verlassen konnte, dass das göttliche Gemüt mir helfen würde, sie erfolgreich zu nutzen. Kurz darauf zeigte sich eine Möglichkeit, mein Geld mit Schreiben zu verdienen, und sie war viel besser als die vermeintlich goldene Gelegenheit, die mir durch die Finger geglitten war.

Es ist seitdem nicht alles ganz glatt gegangen – ich musste etliche Hürden überwinden. Doch insgesamt bin ich durch meine Karriere sehr gesegnet worden, und ich bin sehr dankbar für diesen Weg. Dennoch glaube ich, dass ich mich, wenn mein Weg mich in eine andere Richtung geführt hätte, genauso gesegnet fühlen und ebenso dankbar sein würde, denn die wahre Heilung, die wichtigste Lektion dieser Erfahrung, lag im geistigen Wachstum – im ehrlichen Umdenken, das mich dazu befähigte, meinen eigenen Willen loszulassen und das Gute, das Gott verleiht, vorbehaltlos anzunehmen. Die Manifestation dieses Guten, was es auch sein mag, bringt immer großen Segen für uns und andere mit sich – einen größeren Segen, als wir uns vorstellen oder erhoffen könnten. Wir sollten also niemals zögern, den Bleistift loszulassen – dann ist er in viel besseren Händen als unseren.

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