Jeder von uns hat einen richtigen Platz und einen Lebenszweck, die unsere jeweilige Nützlichkeit verdeutlichen. Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt: „Jeder einzelne muss in Zeit und Ewigkeit seine eigene Nische ausfüllen.“ Und sie hilft uns zu verstehen, wie wir unsere einzigartige, göttlich zugewiesene Mission erkennen: „Ein Schüler, der in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen möchte, kann und wird dieses Ziel erreichen, wenn er sein Kreuz auf sich nimmt und der Wahrheit nachfolgt“ (Rückblick und Einblick, S. 70, 86).
Obwohl ich in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen war und als Kind viele Heilungen durch Gebet erlebt hatte, wandte ich mich ca. zehn Jahre lang von ihr ab, weil mein Mann gegen sie eingestellt war. Ich kehrte zurück, als ich in einer schwierigen Lage meine beiden Kinder im Grundschulalter allein erziehen musste. Wir waren gerade in einen neuen Bundesstaat gezogen, wo ich weder eine Arbeitsstelle noch Freundinnen und Freunde hatte.
Ich ging in einen Leseraum der Christlichen Wissenschaft, lieh mir ein Exemplar von Mrs. Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift aus und las Tag und Nacht darin. Mir war bewusst, dass die Antworten auf meine Fragen über Gott und meinen Lebenszweck in diesem Buch enthalten waren.
In der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft hatte ich gelernt, dass Gott Liebe ist und uns in den großen Nöten hilft. Das hieß für mich, dass Er mich und meine Kinder liebte und nie zulassen würde, dass wir zu Schaden kämen. Ich fand folgende Aussage in Wissenschaft und Gesundheit: „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden“ (S. 385). In Gedanken erweiterte ich die Stelle um die Worte „oder den Kindern zu schaden“. Dadurch war ich beruhigt, auf jede Lösung vertrauen zu können, die sich mir offenbarte, und ich verließ mich darauf, dass Gottes Liebe alle unsere Bedürfnisse decken würde.
Ich ging zu einer Arbeitsvermittlung und erklärte, dass ich eine Stelle suchte, die es mir gestatten würde, meine Kinder morgens für die Schule fertig zu machen, und wieder zu Hause zu sein, wenn sie heimkamen. Aus meiner Sicht waren dadurch Vollzeitstellen oder entfernt gelegene Arbeitsplätze ausgeschlossen. Die Arbeitsvermittler sagten, dass sie keine Teilzeitjobs hatten, die meine Bedingungen erfüllten.
Ich ging nach Hause und studierte und betete weiter. Ich weiß noch, dass ich auf der ersten Seite des ersten Kapitels in Wissenschaft und Gesundheit, „Gebet“, folgende Stelle las: „Verlangen ist Gebet; und es kann uns kein Verlust daraus entstehen, Gott unsere Wünsche anzuvertrauen, damit sie geformt und veredelt werden, bevor sie in Worten und Taten Gestalt annehmen“ (S. 1). Ich vertraute Gott meinen Wunsch hinsichtlich des Wohls meiner Familie an. Ich wusste, dass Er uns nie irgendwo hängenlassen würde. Was ich auch zu lernen hatte und wie lange es auch dauern würde, ich war zuversichtlich, dass Gott mich zu einem Job führen würde, mit dem es mir möglich war, die Kinder angemessen zu versorgen.
Später am selben Tag rief die Arbeitsvermittlung an, um mir zu sagen, dass sie einen Job gefunden hatte – die Informationen waren zuerst im falschen Ordner gelandet –, der bis auf eine Sache alle meine Kriterien erfüllte: Ich musste dafür in die 40 Minuten entfernte Innenstadt fahren. Dennoch willigte ich ein, mit dem Arbeitgeber zusammenzutreffen.
Das Vorstellungsgespräch verlief gut, und der Arbeitgeber klang so, als sei ich bereits eingestellt. Ich musste keine Schreibmaschinenprüfung machen, keine Fragen über meine vorherige Arbeitsstelle beantworten, sondern nur: „Wann können Sie anfangen?“ Ich antwortete: „Sofort!“ Doch zwei Bedürfnisse standen noch aus – die Versorgung der Kinder, wenn sie von der Schule nach Hause kamen, und eine erschwingliche Parkmöglichkeit in der Stadt.
Das erste Bedürfnis wurde durch Teenagerinnen gedeckt, die ich dafür bezahlte, auf die Kinder aufzupassen, bis ich heimkam. Das zweite Problem sah schwieriger aus. Es war so teuer, in der Stadt zu parken, dass es die Hälfte meines Gehalts verschlang. Doch als ich einem neuen Bekannten davon erzählte, sagte er mir, dass sein Vater der Verwalter des Parkhauses gegenüber von meinem Arbeitsplatz war. Er erhielt einen täglichen Freischein, den er mir überließ, während er selbst sein Auto in einer Seitengasse parkte.
Einige Wochen nach meinem Arbeitsantritt fuhr mein Arbeitgeber auf Geschäftsreise. Einmal musste ich etwas aus seinem Schreibtisch holen und sah dort ein Exemplar von Wissenschaft und Gesundheit. Als er wiederkam, fragte ich ihn, ob er Christlicher Wissenschaftler sei. Er sagte ja und fügte hinzu, dass er wochenlang vor meiner Anstellung in der Mittagspause zum Leseraum der Christlichen Wissenschaft in der Innenstadt gegangen war, um zu lesen und zu beten. Er hatte darum gebetet, die richtige Person für die Stelle zu finden und auch zu erkennen. Von dem Moment an, als ich zum Einstellungsgespräch ankam, wusste er, dass ich die richtige Person war. Wir arbeiteten mehrere Jahre zusammen, und die Stelle war eine wundervolle Gelegenheit für mich, meine individuelle Mission, andere zu segnen, zu erfüllen.
Kurze Zeit, nachdem ich die Stelle angetreten hatte, bekam ich auch meinen ersten Fall als Praktikerin der Christlichen Wissenschaft. Eine Nachbarin bat mich, für sie zu beten, und war sehr schnell geheilt. Angehörige und andere baten mich dann ebenfalls, für sie zu beten. Letztendlich widmete ich mich hauptberuflich dem christlich-wissenschaftlichen Heilen und fing an, als Praktikerin im Christian Science Journal zu inserieren. Das war eine weitere Erfüllung meiner Mission, anderen zu helfen. Wenn wir unser Vertrauen auf Gott setzen, stellt Er alles bis ins kleinste Detail bereit, was wir brauchen, um unsere Nützlichkeit zum Ausdruck zu bringen.
Jahre später fiel mir diese Aussage von einem unbekannten Verfasser in die Hände, die das zusammenfasst, was ich hinsichtlich unseres richtigen Platzes gelernt habe: „Der Platz, den du suchst, sucht dich auch; der Platz, den du brauchst, braucht auch dich. Das göttliche Prinzip, Liebe, führt den Bedarf und die Versorgung zum gegenseitigen Nutzen zusammen.“
Kathryn B. Johnson
