Mein Cousin und ich befanden uns gemeinsam mit zwei Freunden auf einem Angelausflug in der kanadischen Wildnis. Wir hatten unser Zelt am Ufer einer kleinen Halbinsel aufgeschlagen, die in einen großen See hineinragte. Es war gegen ein oder zwei Uhr morgens, als jemand laut „Hilfe!“ rief. Hohe Wellen des Sees brachen direkt vor unserem Zelt, und stürmische Winde drohten es zum Einsturz zu bringen. Es regnete in Strömen, und begann unsere Sachen zu durchnässen.
Der Wind schlug mit solcher Wucht auf das Zelt ein, dass eine der Streben, die das Dach hielten, durchbrach und eine andere verbogen war und ernsthaft zu brechen drohte. Mein Cousin und ich schlüpften aus unseren Schlafsäcken und stützten mit den Schultern die Wand ab, wo das Dach einzustürzen drohte.
In der Bibel heißt es in einem Psalm: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenn das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. ... Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz“ (Psalm 46:2–4, 8).
In dem Chaos jener dunklen, beängstigenden Nacht musste ich der Aussage des Psalmisten vertrauen und mir zu Herzen nehmen, was der Apostel Paulus verstand – dass wir in Gott „leben, weben und sind“ (Apostelgeschichte 17:28) – und Gottes Macht, Gegenwart und Kontrolle über die Situation spüren.
Mein Cousin und ich erhielten zeitgleich die Engelsbotschaft bzw. geistige Eingebung, das Lied „Näher, mein Gott, zu Dir“ zu singen. Wir schlugen es den anderen vor, und als wir anfingen, gemeinsam zu singen, stellten wir fest, dass es genau das war, was wir brauchten. Sowohl die Worte als auch die Musik halfen uns, unsere Gedanken auf Gott, die göttliche Liebe, zu richten.
Wir konnten uns nur an die erste Strophe erinnern, also sangen wir diese Strophe inmitten des kreischenden Windes und mit absoluter Überzeugung immer wieder:
Näher, mein Gott, zu Dir,
näher zu Dir,
weist aufwärts auch ein Kreuz
die Wege mir.
Sing’ ich doch für und für:
Näher, mein Gott, zu Dir,
näher, mein Gott, zu Dir,
näher zu Dir.
(Sarah F. Adams, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 192, Übers. © CSBD)
Als wir allmählich die Tatsache der Nähe Gottes akzeptierten, waren wir nicht mehr so auf den Sturm und die Angst vor dem Einsturz unseres Zeltes fixiert. Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass der Sturm aufgehört hatte. Alles wurde still und friedlich. Wir spannten einige der Seile, die das Zelt stützten, neu, fanden eine Notlösung für das Gestänge und konnten sogar den Rest der Nacht schlafen.
Durch das Gebet fühlen wir uns Gott nahe, und Gebet kann viele Formen annehmen, auch die Inspiration aus einem geliebten Kirchenlied. Das Singen dieses Liedes mit meinen Freunden hatte in mir die zutiefst spürbare Sicherheit geweckt, dass Gott nahe ist und sich zärtlich um uns kümmert und dass wir tatsächlich in Gott „leben, weben und sind“. So machte es für mich Sinn, dass der Sturm vor unserem Zelt abflaute, als sich der Sturm der Angst, der in unseren Gedanken wirbelte, durch unser Bewusstsein von Gottes Nähe legte.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Durch die göttliche Wissenschaft vereint Geist, Gott, das Verständnis mit ewiger Harmonie. Das ruhige und erhobene Denken oder das geistige Erfassen hat Frieden“ (S. 506).
Das von ganzem Herzen gesungene Lied war ein Gebet, das uns half zu verstehen, dass Gott, unendlicher Geist, direkt bei uns war und es meinen Gefährten und mir ermöglichte, die Wirklichkeit Seiner ewigen Harmonie und Seines Friedens zu erblicken.
Diese Erfahrung bestätigte mir die unverbrüchliche Beziehung, die wir alle zu Gott haben – dass wir niemals von Ihm getrennt sind. Deshalb konnte Paulus sagen, dass uns nichts jemals von der Liebe Gottes scheiden kann. Nach der Heiligen Schrift, Gottes Wort, ist Er allmächtig, allwissend und immer gegenwärtig, und jede und jeder von uns ist nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen (siehe 1. Mose 1:26, 27). Es ist wunderbar zu wissen, dass wir als Gottes eigene Kinder niemals von Seiner Macht, Liebe und Fürsorge getrennt sein können, egal wie beängstigend die Situation auch sein mag.
