Voriges Jahr wurde ich einige Tage vor einer Mittwoch-Zeugnisversammlung unserer Kirche gefragt, ob ich unsere Erste Leserin vertreten würde. Obwohl ich eine sehr arbeitsreiche Woche vor mir hatte, kam die Anfrage für mich genau im richtigen Moment, um in die Lehrbücher der Christlichen Wissenschaft, die Bibel und Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift einzutauchen und die Lesung zusammenzustellen. Ich war froh, helfen zu können, und dankbar für den Anstoß, etwas mehr zu beten und zu studieren. Gleichzeitig war ich erstaunt über die Synchronizität der Anfrage mit der mir zur Verfügung stehenden Zeit.
Mir kam das Thema „geistige Ehrlichkeit“ schnell in den Sinn. Ich hatte darüber nachgedacht, wie wichtig es ist, uns über das, was wir wirklich glauben und wissen, im Klaren und dann ehrlich mit uns selbst zu sein, wenn wir unseren Erkenntnissen nicht wirklich zustimmen und vertrauen. Ich staunte darüber, wie reibungslos die Woche verlief, als ich mich auf die Versammlung in der Kirche vorbereitete.
Der Mittwochabend kam, und ich stand am Pult und hörte der ersten Zeugnisgeberin zu, die von einer schnellen körperlichen Heilung berichtete, die sie während eines Fluges erlebt hatte. (Im zweiten Teil der Zeugnisversammlung, so wie sie im Handbuch der Mutterkirche von Mary Baker Eddy vorgesehen ist, gibt es für die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes Zeit, über Heilungen und Erkenntnisse aus ihrem Studium und ihrer Praxis der Christlichen Wissenschaft zu berichten.) Ich begann mich sehr unwohl zu fühlen. Als ich dort während der ruhigen Pause stand, nachdem die Zeugnisgeberin fertig war, erschien mir der Raum dunkel und unscharf, und ich fühlte mich, als könnte ich das Bewusstsein verlieren. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt.
Was mir kam, war etwas Einfaches: „Ich liebe die Kirche, und ich bin hier, um Gottes Gegenwart und Seine Liebe für alle hier und in meiner Gemeinde zu feiern.“
Es schien mir das Beste zu sein, mich zu setzen. Als ich den wundervollen Ausführungen der anderen zuhörte, erkannte ich die Wahrheit an, die zum Ausdruck gebracht wurde, und ließ sie mich durchdringen. Eine Zeugnisgeberin sprach von einer körperlichen Heilung, die einige Zeit in Anspruch genommen hatte, aber sie hatte die ganze Zeit über die geistigen Wahrheitsgedanken bekräftigt, von denen sie wusste, dass sie der Wirklichkeit entsprechen. Und es wurde ein Sieg errungen.
Ich fühlte mich ruhig und sehr dankbar für meine Kirche, für die Lehren der Christlichen Wissenschaft, die das Werk von Christus Jesus erläutern, und für die hingebungsvollen Freundinnen und Freunde, die nicht nur an diesen Wahrheitsgedanken festhielten, sondern auch an einem dunklen und kalten Mittwochabend in die Kirche kamen, um ihre Heilungen mit anderen zu teilen.
Als es an der Zeit war, aufzustehen, um das Lied anzusagen, das die Versammlung beschließen sollte, war ich wieder vollständig gesund, und es hat keinen Rückfall und kein Wiederauftreten der Symptome gegeben.
In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Die Kirche ist diejenige Institution, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt und die die Menschheit erhebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt“ (S. 583).
An dem Abend bewies mein Zweig der Kirche Christi, Wissenschaftler, gewiss ihre Nützlichkeit, erhob mein Denken und erweckte mein schlafendes Verständnis, und das alles führte zur Heilung.
Kirche ist seit langem ein wesentlicher Teil meiner Woche, der meinen Glauben stärkt und es mir ermöglicht, mit anderen zusammenzukommen, um gegenseitig unser geistiges Verständnis zu vertiefen. Obwohl ich seit vielen Jahren regelmäßig die Sonntagsgottesdienste und die Mittwochabendversammlungen besuche, gab es eine kurze Zeit, als meine Arbeit und der Sport unserer Tochter den Besuch am Mittwoch nicht möglich machten. Später, nachdem sich unser Terminkalender gelichtet hatte, war ich überrascht, wie einfach es doch war, nicht zu den Zeugnisversammlungen am Mittwoch zurückzukehren. Die Selbstverständlichkeit, in die Kirche zu gehen, war gedämpft worden, und ich verspürte nicht nur keinen Drang mehr zu gehen, sondern hatte sogar den Wunsch, es nicht zu tun. Ich hatte Gedanken wie: „Ich war den ganzen Tag unterwegs und hatte eine lange Fahrt nach Hause. Das Abendessen muss zubereitet werden. Ich fühle mich hier wohl und möchte nicht noch mal raus gehen“, und: „Es ist zu spät, vielleicht ist es besser, zu Hause zu bleiben und still zu sein.“
Ich erkannte, dass dieser Widerstand eine Form des tierischen Magnetismus ist – eines Glaubens an eine unwirkliche Macht, die uns von Gott wegzieht. Als Ausdruck von Gott, dem unendlichen Gemüt, wusste ich, dass es keine Macht gibt, die mich von meiner göttlichen Bestimmung oder irgendeiner Aktivität, die diese unterstützt, abziehen kann. In gewisser Weise konnte ich mir eingestehen, dass die Ausreden, die mir durch den Kopf gingen, nicht zulässig waren, auch wenn sie mir vernünftig erschienen. Ich wusste auch, dass ich mich im Grunde genommen einer für mich förderlichen Aktivität beraubte und mich meiner Verpflichtung zur geistigen Aktivität von Kirche widersetzte, die Engagement und Tätigkeit erfordert.
Ich bat Gott, mir zu helfen, diesen hartnäckigen und ungewöhnlichen Widerstand zu durchbrechen. Diese Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit kam mir öfter in den Sinn: „Gemüt ist die Quelle aller Bewegung, und es gibt keine Trägheit, die seine unaufhörliche und harmonische Tätigkeit verzögern oder hemmen könnte. Gemüt ist dasselbe Leben, dieselbe Liebe und Weisheit ‚gestern und heute und auch in Ewigkeit‘“ (S. 283).
Obwohl sich das nicht spezifisch auf Kirchenbesuche bezieht, ist das Konzept, dass es keine Trägheit gibt, die meine normale von Gott geleitete Aktivität behindert, zutreffend. Das göttliche Prinzip, Gott, hat mich immer zur Kirche geführt und zu den vielen Segnungen, die all die Jahre meiner Kirchenmitgliedschaft und meiner Kirchenbesuche mit sich gebracht haben. Deshalb konnte ich nicht in einem gedankenlosen, unproduktiven Verhaltensmuster feststecken.
Ich dachte auch an eine Metapher meiner Großmutter, einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, von der sie mir berichtete, als ich klein war. Ihre Familie lebte im Südwesten der Vereinigten Staaten und fuhr manchmal durch die Wüste. Sie beschrieb, wie sie einmal eine Schlange beobachtet hatten, die sich auf dem Boden unterhalb eines Vogels hin und her schlängelte, der von ihrem Blick gefesselt war. Der Vogel flog immer tiefer auf das Raubtier zu, doch im letzten Moment wurde der Bann gebrochen, und der Vogel flog in die Freiheit (siehe Evelyn Grover Bucher, „You are free!“ [Du bist frei!], The Christian Science Journal, Januar 1951). Dieses Konzept, von etwas mesmerisiert zu sein, das keine wirkliche Macht über uns hat, ergab für mich in meiner Situation viel Sinn und half mir, mich aus festgefahrenem Denken zu befreien.
Kurz darauf begann unser jüngster Sohn an Mittwochabenden darauf hinzuweisen, dass es Zeit sei, zur Kirche zu gehen! Ich hatte natürlich nicht vor, ihn zu Hause zu lassen, wenn er gehen wollte. Es war sowohl wunderschön als auch bedeutungsvoll, dass Gottes Engelsrufe mir von einem Kind überbracht wurden, und so gehorchte ich. Nicht ein einziges Mal habe ich die Mühe bereut, die es manchmal kostete, aufzustehen und loszugehen. Das aktive Engagement in der Kirche hat mir oft bei Alltagssituationen geholfen, und ich verließ die Kirche mit einem Gefühl der Erfrischung durch die Lesungen, die Musik und die dort gegebenen Zeugnisse. Seitdem hat es seit über neun Jahren keine Unterbrechung mehr gegeben.
Ich wurde dorthin zurückgeführt, wo ich sein wollte und sollte. Wir alle können das Geschenk annehmen, uns an Kirche zu beteiligen und gesegnet zu sein.
