Viele Menschen haben die Macht von Gebet zu heilen selbst erlebt; etliche stützen sich regelmäßig mit Erfolg auf Gebet. Doch es kann Zeiten geben, wenn ein Problem, das durch Gebet gelöst wurde, wiederauftritt, in manchen Fällen mehrfach. Und dann schleicht sich die Versuchung ein, die Macht von Gebet oder sogar Gottes Existenz anzuzweifeln.
Beim Beten hinsichtlich dieser aggressiven Erscheinung eines Wiederauftretens des Bösen im Leben des Einzelnen und auf der Welt wurde ich zu einer hochinteressanten Aussage von Mary Baker Eddy geführt: „Der Kreislauf des Guten schaltet den Nebenkreislauf des Bösen aus“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 270).
Eine Definition von Kreislauf ist „Kreis oder Umlaufbahn im Himmel“ (Oxford Wörterbuch). Ein Synonym für Kreislauf, Zyklus, basiert auf dem griechischen Wort kyklos, das „Kreis“ bedeutet, etwas ohne Anfang und Ende, das somit beständig, ununterbrochen und vollständig ist. Gott ist das unendliche, immer-gegenwärtige Gute, daher ist das Universum, Seine Schöpfung, unendlich gut; es setzt sich gleichmäßig fort wie ein Kreis und ist in alle Ewigkeit harmonisch.
Ein Nebenkreislauf bzw. Epizykel bezieht sich wiederum auf einen Himmelskörper, der sich auf einer kleinen Kreisbahn bewegt, die ihrerseits auf einer großen Kreisbahn um einen festen Mittelpunkt wandert (siehe Wikipedia, „Epizykeltheorie“).
Diese Definition eines Epizykels ruft den Eindruck von etwas hervor, das zyklisch weggeht und wiederkehrt und damit anschaulich das darstellt, was man vielfach beim Bösen beobachtet. Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen bemühen sich sehr, Ordnung, Frieden, Gesundheit und Wohlstand für einzelne und die ganze Menschheit zu schaffen, finden sich aber in einer scheinbar unendlichen Folge von Epizykeln aus Misstrauen, Unstimmigkeit, Krankheit oder Zerstörung wieder.
Doch wir lesen in Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die Wissenschaft kennt weder ein Abfallen von der Harmonie noch eine Rückkehr zu ihr, sondern sie hält die Tatsache aufrecht, dass die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er erschafft, vollkommen und ewig sind, in ihrer ewigen Geschichte unverändert geblieben ist“ (S. 471).
Statt den Kreislauf des Guten durch einen Nebenkreislauf des Bösen behindern zu lassen, ist das Gute erhaben und hat die Macht, den Glauben an das Böse auszumerzen, sodass ein Wiederauftreten des Bösen ganz und gar unmöglich ist. Die Bibel versichert uns: „Was plant ihr gegen den Herrn? Er wird doch ein Ende machen; das Unglück wird nicht zweimal kommen“ (Nahum 1:9).
Wie schaltet der Kreislauf des göttlich Guten den Glauben an einen Nebenkreislauf des Bösen aus?
Die Antwort beginnt mit einem Verständnis der wahren Natur des Guten. Der Gott des gesamten Universums – die Macht und Quelle der vollständigen Schöpfung – ist gut. Gott, Geist, erfüllt allen Raum und regiert die gesamte Schöpfung harmonisch. Dem ersten Kapitel des 1. Buches Mose zufolge ist alles, was Gott erschafft, „sehr gut“. Demnach muss das Gute ein natürlicher Bestandteil von uns allen, das Böse jedoch machtlos sein – ob es sich als unheilbare Krankheit, ein korruptes Unternehmen oder eine schädliche Regierung zu manifestieren scheint.
Christus Jesus lebte in einer von Gewalt, Ungerechtigkeit und wirtschaftlicher Unausgewogenheit gekennzeichneten Zeit, und doch speiste er Tausende Menschen mit wenigen Broten und Fischen, erweckte die Toten auf, stillte Stürme und bahnte sich ungehindert den Weg durch aufgebrachte Menschenmengen. Er konnte dies, da er die Allmacht der göttlichen Güte und die Machtlosigkeit des Bösen verstand. Er lehrte, dass es nur einen Gott, eine Macht und Wirklichkeit gibt, nämlich Geist, göttliche Liebe – unveränderliches, immer-gegenwärtiges, harmonisches Gutes.
Naturwissenschaften, Philosophien, Religionen und materielle Therapeutika akzeptieren den Glauben, dass nur Materie Substanz, Macht und Wirklichkeit hat und dass die Materie in Zusammenarbeit mit einem mentalen oder geistigen Zustand funktionieren kann. Doch nichts davon ist möglich. Geist und Materie sind Gegensätze. Sie schließen sich gegenseitig aus und widersprechen einander. Materie ist von Natur aus ein Nebenkreislauf aus Sünde, Leiden und Tod und kann niemals verbessert werden. Doch wenn wir verstehen, dass Geist ewiglich unser Leben ist – dass wir schon immer existiert haben und als die vollkommene Widerspiegelung Gottes ewiglich existieren –, dann löst sich die angstvolle Erwartung eines wiederkehrenden Bösen mit seinen körperlichen Problemen und seinem ständigen Unfrieden auf.
Ich habe das vor vielen Jahren selbst erlebt. Mit 12 Jahren kugelte sich bei mir beim Feldhockey ein Knie aus. Da ich in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen war, bekräftigte ich sofort im Gebet, dass ich niemals aus Gottes Fürsorge hinausfallen konnte. Das Knie kugelte sich wieder ein und die Schmerzen verschwanden.
Doch meine Freundinnen waren besorgt und brachten mich teilnahmsvoll auf die Krankenstation der Schule. Ich war ihnen zwar für ihre freundliche Anteilnahme dankbar, aber durch diese Ablenkung wich mein Denken von der Wahrheit über meine Vollkommenheit unter der Fürsorge Gottes ab. Als wir bei der Krankenstation ankamen, war das Knie angeschwollen, und ich wurde für eine Woche zur Genesung nach Hause geschickt.
Ich bat meine Eltern um Erlaubnis, hinsichtlich dieses Problems allein zu beten. Da ich bereits viele Heilungen durch Gebet erlebt hatte, erklärten sie sich einverstanden. Allerdings hatte ich keine Schmerzen und fand es prima, eine Woche nicht zur Schule gehen zu müssen, und so dachte ich, es sei nicht wirklich nötig, diesbezüglich zu beten. Die Schwellung ging schon bald zurück, und ich konnte wieder normal laufen.
Doch im Verlauf der weiteren Jahre kugelte sich das Knie bei anstrengendem sportlichem Einsatz immer wieder aus. Jedes Mal betete ich sofort; das Knie kugelte sich wieder ein, die Schwellung ging zurück und die Schmerzen verschwanden. Als ich anfing, Ballettunterricht zu nehmen und auf Spitze zu tanzen, wurde allerdings deutlich, dass das Knie nicht mehr verlässlich funktionierte. Ich brauchte ein tieferes Verständnis des göttlichen Gesetzes, das alle Bewegung und alles Sein regiert, sowie einen klareren Sinn davon, wie Jesus und Mrs. Eddy beide fähig waren, so sicher, verlässlich und vollständig zu heilen.
Als ich daran zurückdachte, was beim ersten Mal passiert war, erkannte ich, dass ich mich zwar ursprünglich auf Gott gestützt hatte, dann aber von diesem absoluten Vertrauen abgewichen war. Und ich hatte die Vorstellung akzeptiert, dass wir manchmal nicht wirklich beten müssen, da Probleme wahrscheinlich von selbst weggehen. Diese Einstellung hatte mein Denken für den Glauben an Zufall und Physiologie geöffnet, bei denen Unfälle und Verletzungen natürlich und unvermeidlich sind.
Das bedeutete wiederum, dass es Augenblicke geben könnte, in denen Gott uns nicht regiert, beschützt und aufrechterhält, doch das ist unmöglich. Gottes Regierung des Universums und Seiner Kinder ist unfehlbar, beständig und harmonisch. Jesus lehrte und demonstrierte dies.
Als ich mich tiefergehend mit unserem Pastor, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, beschäftigte, stieß ich auf zwei Stellen, die meine Fragen klar beantworteten. Paulus erklärt, dass wir ausschließlich in Gott leben, weben und sind (siehe Apostelgeschichte 17:28). Ich erkannte, dass meine Bewegung nicht durch Glieder, Muskeln und Knochen entsteht, sondern durch die Macht und Kraft des allmächtigen Geistes, des göttlichen Gemüts, das immer gegenwärtig und unveränderlich ist. Gott erhält unsere vollkommene Gesundheit ewiglich aufrecht und kommuniziert uns gegenüber nichts als vollkommene Harmonie.
Außerdem las ich in Wissenschaft und Gesundheit: „Gemüt ist die Quelle aller Bewegung, und es gibt keine Trägheit, die seine unaufhörliche und harmonische Tätigkeit verzögern oder hemmen könnte“ (S. 283). Keine Trägheit hieß für mich keine Furcht, kein Unfall, keine Krankheit und keine Alterung. Und da Gemüt nicht kommt und geht, können wir uns nur ununterbrochener Bewegung und eines schmerzlosen Seins bewusst sein. Ich verstand, dass ich mich auf diese Wahrheitsgedanken verlassen konnte, da sie Gottes Gesetzgebung zum Ausdruck bringen – und immer universal gültig sind.
Nicht lange danach fing mein Knie im Ballettunterricht an, sich auszukugeln. Diesmal richtete ich mein Denken augenblicklich auf die Allheit Gottes und verstand, dass eine Fehlfunktion unmöglich war, da nur Gott, Geist, alles Denken und alle Tätigkeit regiert. Es konnte also niemals einen Augenblick geben, in dem eine andere Macht meine harmonische Bewegung, Balance, Freiheit, Kraft oder Gesundheit unterbrechen konnte.
Das Knie kehrte an seinen rechtmäßigen Platz zurück. Ich erlebte keine Schwellung und keine Schmerzen und musste meine Tanzstunde nicht unterbrechen. Danach hat sich das Knie nie wieder ausgekugelt. Das Problem ist verschwunden, obwohl ich in einer Balletttruppe getanzt habe und dann in Wettbewerben im Eiskunstlauf und später im Langstreckenlauf angetreten bin.
Wenn Güte, Reinheit und Gesundheit unser Normalzustand sind, wieso erscheint das Böse so wirklich und einflussreich in unserem Leben?
Die Antwort liegt in dem, was Paulus eine „fleischliche Gesinnung“ und Mrs. Eddy „sterbliches Gemüt“ nennt und das Bilder des Bösen weiterzugeben scheint. Dieses sogenannte Gemüt glaubt an eine Macht, ein Gemüt oder eine Tätigkeit außerhalb von Gott. Es verbreitet den aggressiven Glauben, dass der Körper, die Materie und das Böse Substanz, eine Ordnung sowie Einfluss haben und dass sie befähigt sind, Genuss oder Schmerzen hervorzurufen und Menschen zufriedenzustellen, zu fördern oder zu kontrollieren. Doch das ist unmöglich, da Gott, das Gute, die einzige Wirklichkeit ist; Er allein steuert uns und stellt alles Gute bereit.
Die fleischliche Gesinnung ist der Glaube, dass wir materiell und geistig zugleich sind und einen eigenen, unabhängigen Willen haben. Da die fleischliche Gesinnung an Dualismus – Gut und Böse – glaubt, verlieren sich deren Bemühungen, etwas zu verbessern, immer in dem Glauben an einen Nebenkreislauf des Bösen. Wissenschaft und Gesundheit sagt: „In dem unendlichen Kreislauf des ewigen Daseins treffen Geist und Materie weder im Menschen noch im Universum zusammen“ (S. 319) und „Entweder ist Geist oder Materie dein Vorbild. Wenn du versuchst zwei Vorbilder zu haben, dann hast du im Grunde gar keines“ (S. 360).
Indem wir unser Denken und Leben an Gottes Gesetzgebung ausrichten – Geist über alles lieben und unsere Mitmenschen als Gottes reine, geistige Schöpfung lieben –, werden wir aus dem Dualismus menschlicher Argumentation herausgehoben. Dann löst sich der scheinbare Nebenkreislauf des immer wiederkehrenden Bösen in unserem Bewusstsein und somit in unserem Leben auf.
Der göttliche Kreislauf von Gottes Güte setzt sich ungehindert fort. Nichts kann ihn aufhalten. Es ist also unnötig, darauf zu warten, dass der Körper, eine Organisation, eine Regierung oder eine Wirtschaft sich ändert, damit wir Vollständigkeit und Frieden erleben können. Der illusorische, aber aggressive Glaube an einen Nebenkreislauf des Bösen wird ausgemerzt, indem wir den unendlichen Kreislauf des göttlichen Guten als die sich immer weiter entfaltende Schöpfung Gottes geistig verstehen.
