Als ich das Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon las, der ungefähr 400 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung geboren wurde, konnte ich Parallelen ziehen zwischen dieser Allegorie und dem, was die Gründerin der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddy über Gott und den geistigen Menschen als Seinem Bild entdeckt hat.
In dieser Allegorie, die in seinem bedeutenden Werk Der Staat zu finden ist, stellt sich Platon einige Gefangene in einer Höhle vor, die dort ihr ganzes Leben verbracht haben. Sie sind gefesselt, schauen auf eine leere Wand und haben niemals die Sonne gesehen. Hinter ihnen brennt ein Feuer. Zwischen dem Feuer und den Gefesselten ist ein Querweg, an dem eine kleine Mauer erbaut ist, wie sie Gaukler vor dem Publikum haben, über die sie ihre Wunder zeigen. Entlang der Mauer tragen Leute Menschenstatuen und Abbildungen von anderen lebenden Wesen, die über die Mauer hinausragen. Diese Objekte werfen Schatten auf die Wand vor den Gefangenen, die glauben, dass sie tatsächliche Dinge sind und nicht nur Schatten.
Einer der Gefangenen befreit sich und läuft davon. Erstaunt sieht er zum ersten Mal die Außenwelt: Landschaften, Bäume und Tiere – lebendig und beweglich, samt lebhaften Lichtern, Farben und Geräuschen. Er ist von dem, was er sieht, so beeindruckt, dass er zurückkehrt, um den anderen zu erzählen, wie die Welt wirklich ist. Aber bemerkenswerterweise glaubt ihm niemand. Weil sie sich an ein falsches Konzept ihrer eigenen „Welt“ klammern, gefangen durch ihre Unwissenheit, haben sie schon so lange begrenzte Schatten als ihre Wirklichkeit akzeptiert, dass sie, als jemand zu sagen wagt, es gebe etwas darüber hinaus, etwas viel Besseres, diese Möglichkeit ablehnen. Sie treffen die Entscheidung, unwissend zu bleiben.
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