Wenn eine Heilung auf sich warten lässt, mag es einem vorkommen, als ob Gutes und geistige Vollkommenheit in weiter Ferne sind. Und doch deutet der Psalmist an, dass es unnötig ist zu warten: „Herr, womit soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich“ (Psalm 39:8).
Als Christus Jesus tätig war, musste niemand auf Heilung oder Erlösung warten. Er gab seinen Nachfolgern auch nicht einfach Mittel an die Hand, mit denen sie die furchtbaren Umstände, in denen sie sich befanden, aushalten konnten. Er stellte das Leben und die Gesundheit jeder Person augenblicklich wieder her, indem er den jeweiligen unharmonischen Zustand so vollständig beseitigte, dass es sich wie ein Neuanfang angefühlt haben musste.
Als Jesus beispielsweise eine Frau heilte, die „seit achtzehn Jahren einen Geist der Krankheit“ hatte, verkrümmt war und sich nicht aufrichten konnte (siehe Lukas 13:11–17), wurde der Oberste der Synagoge unwillig, weil es ein Sabbat war, an dem die Frau zu Jesus gekommen war und dieser sie geheilt hatte. Doch Jesus verteidigte ihr Recht auf sofortige Freiheit. Er wusste, dass die geistige Wirklichkeit, die er demonstrierte, nicht erst zu irgendeinem späteren Zeitpunkt zutraf oder relevant war, sondern immer – hier und jetzt – wahr, gegenwärtig und tätig ist.
Diese Art von Heilung war die Norm, wenn Jesus heilte, und verdeutlichte die Unmittelbarkeit von Gottes Macht und Gegenwart in jeder Situation. Jesus erkannte Gott als die Quelle und Grundlage solch einer Fürsorge an, als er sagte: „Der Sohn kann nichts aus sich selber tun, sondern was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn“ (Johannes 5:19).
Linderung und Fortschritt kamen nicht durch die Person Jesus, sondern durch das korrekte Verständnis von Gott. Jesus sah Gottes Güte in allem. Er wusste, dass jeder Mensch – Gottes geliebtes Kind – bereits von Natur aus einer Heilung würdig ist. Die Anwendung dieser universalen Wahrheit befähigte Jesus, kranke, sündige und sogar gestorbene Menschen augenblicklich zu heilen. Selbst wenn es den Anschein hatte, als sprächen die Umstände gegen einen Menschen oder als sei die Situation nicht zu retten, machten Jesu Verständnis von Gott, dem Guten, und sein Vertrauen in den himmlischen Vater aller Menschen eine Heilung oder Erlösung möglich.
An diese Prämisse hält sich die Praxis der Christlichen Wissenschaft. Jesus in dieser Hinsicht nachzufolgen, hebt unser Denken auf eine höhere Ebene und bewirkt hier und jetzt Heilungen. Die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft veröffentlichen seit weit über hundert Jahren Zeugnisse, aus denen hervorgeht, welche Auswirkungen es hat, sich auf die von Christus Jesus gelehrten Erkenntnisse zu verlassen, wie sie in der Christlichen Wissenschaft erklärt werden.
Doch manchmal verzögern Furcht oder Vielbeschäftigung oder eine Unkenntnis des besten Vorgehens das zügige, gebetvolle Herangehen an Probleme. Mary Baker Eddy, die Gründerin der Kirche Christi, Wissenschaftler, die den Herold herausgibt, kannte diese Schwierigkeit. Sie schrieb über Gott: „Statt Ihn in Zeiten körperlicher Not beiseite zu schieben und auf die Stunde der Stärke zu warten, um Ihn anzuerkennen, sollten wir verstehen lernen, dass Er in Krankheit wie in Gesundheit alles für uns tun kann“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 166).
Vor Jahren hatte ich einen Knoten in meiner Achselhöhle. Er tat weh und vergrößerte sich; An- und Auskleiden wurde schwierig. Außerdem hatte ich Angst. Die meisten meiner anfänglichen Gebete drehten sich einfach darum, die Sorgen zu handhaben, die mich ergriffen hatten. Ich wollte mein Verständnis der göttlichen Liebe, Gottes, vertiefen, die Furcht vollständig auflöst – sie zu nichts macht. Das gründet sich auf die Aussage in der Bibel: „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1. Johannes 4:18). Auf diese Weise zu beten verringerte meine Befürchtung, und ich konnte tagsüber den Großteil meiner Arbeit erledigen. Doch in der Nacht konnte ich kaum eine bequeme Stellung finden, und manchmal war ich von meinen Vorstellungen übermannt, die in mir die Frage aufwarfen, ob ich überhaupt geheilt werden könne.
Ich beschloss, meine Gebete auszuweiten, um klarer zu fühlen, dass Gott mich liebt. Jesus kannte Gott als Liebe, und er spiegelte die göttliche Liebe wider bei allen Begegnungen mit anderen und allem, was er tat. Das schien mir wie die wundervollste Beziehung, und ich wollte sie gern selbst erleben. Ich erkannte, dass Liebe nicht nur Furcht austreiben konnte, sondern auch den Knoten. Diese Erkenntnis wurde durch folgende Aussage im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, untermauert: „Wenn die Furcht verschwindet, ist die Grundlage der Krankheit verschwunden“ (S. 368).
Während dieser Zeit brachten wir unseren ältesten Sohn zum Schnupperstudium an eine Uni in der Nähe. Obwohl der Tag mit vielen Aktivitäten erfüllt war und es mir die ganze Zeit nicht so gut ging, war mir bewusst, dass die göttliche Liebe mir die Fähigkeit gab, ohne Einschränkung an allem teilzunehmen. Doch als wir nach Hause fuhren und die Kinder auf dem Rücksitz eingenickt waren, hielt ich mich mit Mühe davon ab, vor Schmerzen und Frust zu weinen. Ich weiß noch, wie ich aus dem Fenster sah und dachte: „Ich weiß, dass das irgendwann nicht wahr sein wird.“
Und sofort kam der Gedanke: „Das ist jetzt nicht wahr. Du brauchst nicht zu warten!“ Während ich leise lachend darüber nachdachte, wachten die Kinder auf. Wir fingen an, miteinander zu reden, und ich vergaß das Problem.
Als ich mich an jenem Abend ins Bett legte, fiel mir auf, wie lässig ich meinen Pullover aus- und meinen Schlafanzug angezogen hatte. Mit großer Freude merkte ich, dass der Knoten und die Schmerzen vollständig verschwunden waren. Sie hatten keine Spur hinterlassen.
Eine bemerkenswerte Aussage von Mrs. Eddy half mir zu verstehen, was geschehen war. Sie schreibt in Bezug auf das Wesen des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis: „Da diese so bedeutungsvollen Tatsachen in der Wissenschaft des Seins eines Tages erkannt werden müssen, so ist jetzt die angenehmste Zeit, mit dieser Aufgabe zu beginnen. Wenn die Wissenschaft den Weg weist und es sich zeigt, dass sie Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit mit sich bringt, dann ist es keineswegs zu früh, diesen Pfad schon heute zu betreten. Der Beweis dafür, dass die Christliche Wissenschaft der Weg des Heils ist, den Christus gewiesen hat, ist meiner Ansicht nach klar erbracht. Gegenwart wie Zukunft enthüllen die Tatsache, dass die Wahrheit nie zu früh verstanden wird“ (Nein und Ja, S. 28).
Selbst wenn es scheint, als ob eine Heilung nicht umgehend vonstattengeht, geht doch nie die Tatsache verloren, dass sie unvermeidlich ist. An der Erkenntnis der Allheit und Wirklichkeit der göttlichen Wahrheit, Gottes, festzuhalten, befähigt uns, sie zu demonstrieren. Da das geistige Sein ewiglich wirklich ist, können wir die inspirierenden und heilenden Ideen der Lehre der Christlichen Wissenschaft jederzeit verstehen und demonstrieren. Ein sehr guter erster Schritt ist, sich zu bemühen, sie nachzuvollziehen und in die Praxis umzusetzen. Ihre Lehrinhalte zu meistern trägt zu unserem geistigen Verständnis bei, unserer Grundlage zur Demonstration dieser Wissenschaft. Auf dieser Basis erleben wir Heilungen. Das, was Jesus uns vor so vielen Jahrhunderten gezeigt hat, ist heute ebenfalls aktiv und verfügbar. Wir brauchen nicht zu warten.
