Schmerzen als Illusion zu durchschauen, mag angesichts der Tatsache, dass viele Menschen ihr Leben auf den Umgang mit Schmerzen einstellen, geradezu unmöglich erscheinen. Die meisten von uns waren sicherlich schon einmal durch schmerzhafte körperliche Empfindungen verängstigt.
Meine eigenen Erfahrungen mit Schmerzen entpuppten sich als eine Gelegenheit, mehr über die alle und alles tröstende Liebe Gottes zu lernen und zu erfahren, wie sie das auflösen kann, was wie ein unüberwindlicher und hypnotischer Wall körperlicher Disharmonie erscheint. Immer wenn ich den Weg durch das Trugbild der Schmerzen finden konnte, verstand ich besser, was für eine aufdringliche und gleichzeitig vollständig unwirkliche Bedrohung sie sind, und das verleiht mir den Mut, diese Illusion immer schneller zu durchschauen.
Mary Baker Eddy gibt uns in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift folgende sehr klare Anweisung über den Umgang mit Schmerzen: „Wenn die Illusion von Krankheit oder Sünde dich in Versuchung führt, dann halte dich unerschütterlich an Gott und Seine Idee. Lass nichts als Sein Gleichnis in deinem Denken weilen. Lass weder Furcht noch Zweifel deinen klaren Sinn und dein ruhiges Vertrauen trüben, dass die Erkenntnis des harmonischen Lebens – wie Leben ewiglich ist – jede schmerzvolle Empfindung von dem oder jeden Glauben an das, was Leben nicht ist, zerstören kann“ (S. 495).
Die Einleitung: „Wenn die Illusion von Krankheit oder Sünde dich in Versuchung führt“, ist von großer Bedeutung. Sie hilft uns zu erkennen, dass Schmerzen ebenso eine Versuchung sind wie Sünde – eine Versuchung zu glauben, dass Gott etwas anderes als allgegenwärtige, allmächtige und allwissende göttliche Liebe ist. Schmerzen würden Gott die Ehre versagen, indem sie Materie und Disharmonie wirklicher und mächtiger aussehen lassen als Gott. Und Gott die Ehre zu versagen ist manchmal gewissermaßen genau die Sünde, derer wir uns schuldig machen.
Vater-Mutter-Gott, göttliche Liebe, würde nie zulassen, dass Seine Schöpfung Schmerz erleidet. Liebe könnte niemals ein schädliches Element erschaffen, einschließen oder zulassen. Sich also „unerschütterlich an Gott und Seine Idee“ zu halten ist das, was die Versuchung, etwas anderes als Gott, das Gute, als wahr und echt zu akzeptieren, unschädlich macht.
Doch das ist nicht immer einfach. Was ist, wenn Sie die aggressive Natur der Versuchung von Schmerzen so sehr empfinden, dass Sie meinen, nicht für sich selbst beten zu können? Natürlich ist es hilfreich, in solch einem Augenblick eine Praktikerin oder einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft um Hilfe zu bitten, doch es ist nicht deren bzw. dessen Aufgabe, Ihre Schmerzen zu lindern, sondern, Ihre direkte Beziehung zu Gott durch den Tröster, die göttliche Wissenschaft, zu bezeugen. Die Praktikerin bzw. der Praktiker bezeugt die Wahrheit, dass Gott immer gegenwärtig und allmächtig ist, und weiß, dass nichts Gottes zärtliche Fürsorge davon abhalten kann, Sie von hypnotischem Leiden wegzuführen. Der Tröster dringt zu Ihnen durch und führt Sie zu der Erkenntnis, wie Sie Schmerzen so angehen können, dass diese Versuchung abgewiesen, als Illusion offenbart und dann aufgelöst wird, wenn Sie durch das Trugbild hindurchgehen und eine vollständige Heilung erlangen.
Ich möchte hier von einigen Heilungen berichten und kurz erklären, was jede mich dahingehend gelehrt hat, Schmerzen nicht als gegeben zu akzeptieren, sondern zu erleben, wie sie durch Harmonie ersetzt wurden.
Lernen, dass wir nicht mit einem Gehirn beten
Bei dieser Heilung ging es um starke Schmerzen im Fuß. Ich lag auf dem Bett und versuchte zu beten, bewegte aber das Bein ständig auf der Suche nach einer bequemen Stellung, die mir hoffentlich das Beten erleichtern würde. Plötzlich erlangte ich in einem Augenblick der gebetvollen Klarheit: „Das ist Unsinn!“ Ich begriff, dass Gott unsere heilige Kommunikation nie durch ein materielles Gehirn filtern würde.
Wenn unsere Kommunikation mit Gott, Gemüt, vom Gehirn abhängig wäre, dann würde jemand, der bewusstlos, überwältigt, deprimiert, nicht bei klarem Verstand oder ein Baby ist, unfähig sein, Gottes Botschaften zu hören. Das ist unmöglich! Wir beten durch den geistigen Sinn, von dem Mrs. Eddy uns sagt, dass er die „bewusste, beständige Fähigkeit [jedes Menschen ist,] Gott zu verstehen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 209).
Auf dieser Grundlage sagte ich meinem Fuß, er solle „still liegen“ (im Sinne der Aufforderung, Besitz von unserem Körper zu ergreifen und sein Empfinden und sein Tun zu regieren, siehe ebd., S. 393), und dann hörte ich froh der geistigen Inspiration von Gott zu, die mir direkt durch den geistigen Sinn übermittelt wurde.
Ich stellte es mir ein wenig vor, wie ein Satellit die Kommunikation direkt an einen Empfänger übermittelt, anstatt ein Hilfsmittel wie Telefonkabel (oder das Gehirn) zu verwenden. Der Schmerz war weiterhin schlimm, aber nun hinderte er mich nicht daran, eine Verbindung zu dem Strom der Beruhigung und Hilfe herzustellen, die ich von Gott, der göttlichen Liebe, hörte und bekam.
Nach einer Dreiviertelstunde dieses gebetvollen Vergnügens klingelte das Telefon und jemand bat mich um Hilfe durch Gebet in der Christlichen Wissenschaft. Ich sprach ca. 10 Minuten mit der Person und berichtete von den wunderschönen Wahrheitsgedanken, die ich gerade zuvor von Gott empfangen hatte. Als das Telefonat beendet war, hatten sich die Schmerzen in meinem Fuß aufgelöst. Ich stand auf, lief problemlos die Treppe hinunter, ging zu Fuß zur Post und nahm meine normalen Aktivitäten wieder auf.
Als ich über diese Heilung nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass wir trotz Schmerzen beten können, wenn wir begreifen, dass wir nicht mit dem Gehirn beten. Dann stellen wir fest, dass wir zunehmend aus dem Leib ausgezogen und daheim beim Herrn sind, wie der Apostel Paulus es ausdrückt (siehe 2. Korinther 5:8). Genau das ist passiert, als ich vollständig darauf fokussiert war, jemandem Wahrheitsgedanken weiterzugeben. Diese Augenblicke der selbstlosen Liebe sorgten dafür, dass ich den Schmerzen keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Der geistige Sinn ließ keinen Platz für die Mechanik von Gehirn und Nerven zu, mit der Botschaften des Schmerzes übermittelt und empfangen wurden, und so war ich frei.
Gott gehorchen und durch das Trugbild hindurchgehen
An einem kalten Wintertag litt ich an Zahnschmerzen. Ich hatte an dem Tag viel zu tun gehabt, ein heißes Bad genommen, mir den Schlafanzug angezogen und wollte nun ins Bett gehen in der Hoffnung, Wohlbefinden zu erlangen. Da erhielt ich folgende geistige Botschaft: „Gib diesem Trugbild des Schmerzes nicht nach, indem du schlafen gehst. Bleib wach und geh da durch.“
Ich dachte daran, wie eine Luftspiegelung, die uns Wasser auf einer Fahrbahn vorgaukelt, verschwindet, wenn wir zu der Stelle gelangen und erkennen, dass es nur ein Trugbild ist. Daraufhin bekam ich den starken Impuls, mich anzuziehen, das Auto aus der Garage zu holen und in mein Praxisbüro zu fahren, um dort so lange zu beten, bis die schmerzhafte Suggestion zum Schweigen gebracht war.
Ich gebe zu, dass das absolut nicht das war, was ich an diesem kalten Abend tun wollte, doch ich wusste auch, dass der Versuch, den Schmerzen durch Schlaf zu entkommen, das Problem nur verlängerte. Das würde keine Lösung bringen, wo ich doch wusste, dass Gebet sie bereitstellen würde. Ich wusste, dass Gebet mein Denken auf echten Trost ausrichten würde – in Übereinstimmung mit dem Tröster bringen, der die Immer-Gegenwart Gottes als Liebe offenbart und der uns alle für immer in vollkommener und harmonischer Beziehung zum Prinzip der Harmonie, der göttlichen Liebe, hält. Also zog ich mich gehorsam an und fuhr zu meinem zehn Minuten entfernten Praxisbüro. Auf dem Weg dorthin lösten sich die Schmerzen auf.
Ich war so froh und verbrachte eine Stunde dort, um in Ruhe zu betrachten, was sich gerade zugetragen hatte, und um Gott, Liebe, zu danken. Es schien mir klarer denn je, dass Schmerzen, selbst wenn sie eine Ursache, einen Standort, eine Dauer, eine gewisse Substanz und sogar ein zugrunde liegendes Gesetz zu haben scheinen, nicht mehr sind als eine aggressive Suggestion. Demütiger Gehorsam, sich gegen diese Suggestion zu wehren, kommt dem Augenblick gleich, an dem Mose die Schlange beim Schwanz ergriff und feststellte, dass sie ein Stab war, als er Gottes Anweisung befolgte, die illusorische Natur der Schlange zu erkennen (siehe 2. Mose 4:1–5).
Uns von Gott vollständig trösten und heilen lassen
Eines Nachts ging ich unter Tränen in meinem Hotelzimmer auf und ab. Ich hatte starke Schmerzen und war besorgt, ob ich am folgenden Tag auf mehreren Etappen nach Hause fliegen könnte. Ich hatte gebetet, um Gottes Liebe und Fürsorge zu spüren, doch die Situation hatte sich nicht gebessert.
In einem besonders demütigen Augenblick bat ich Gott einfach um Hilfe. Die Antwort war: „Lass Mich dich vollständig trösten!“ Mich von Gott vollständig trösten zu lassen hieß für mich in dem Moment, jeden Versuch aufzugeben, durch anderweitige Mittel Linderung zu finden. Ich hatte ein paar kleine nicht-medizinische Tricks angewandt, um die Schmerzen zu handhaben, während ich betete, und verstand nun, dass ich damit aufhören musste.
Ich fühlte mich dazu veranlasst, ganz normal ins Bett zu gehen und darauf zu vertrauen, dass ich alle Sorgen, die ich empfand, loslassen, mich mental in die Arme der göttlichen Liebe begeben und von ihr tragen lassen konnte. Das tat ich und schlief überraschenderweise sofort ein und bis zum Morgen durch.
Als ich aufwachte, waren die Schmerzen verschwunden, und ich konnte ohne Probleme meine Heimreise antreten. Ein paar Monate später traten sie mit Macht wieder auf, als ich kurz davor war, Elementarunterricht zu geben, doch diesmal wusste ich, was ich zu tun hatte: „Lass Gott den Unterricht vollständig geben!“ Ich spürte, wie sich alle Sorgen hinsichtlich des Unterrichts auflösten und die Schmerzen verschwanden. Sie sind nie wieder aufgetreten.
Ich habe etliche Heilungen erlebt, die zeigen, dass uns die Weigerung, einen Bereich des Körpers zu schonen, besonders zu pflegen oder überhaupt nicht zu nutzen, Macht gibt. Mrs. Eddy schreibt: „Wir müssen dorthin schauen, wohin wir gehen wollen, und wir müssen handeln wie einer, der alle Macht von Ihm besitzt, in dem wir unser Sein haben“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 264).
Ich erlange weiterhin neue Erkenntnisse über dieses Konzept. In ihrem Gedicht „Christus meine Zuflucht“ schreibt Mrs. Eddy: „Ich küss’ das Kreuz, erwach’ und schau’ die lichtre Welt“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 397).
Wenn uns eine Situation wie ein Kreuz erscheint, das wir auf uns nehmen müssen, sollten wir dieses Kreuz küssen und die Gelegenheit dazu nutzen, mehr von dem zu lernen, was wirklich wahr ist. Dann werden wir nicht nur immer weniger leiden, sondern die geistige Freude von Gottes umfassender zärtlicher Fürsorge empfinden und überhaupt nicht mehr leiden.
