Unser Denken in Gott ruhen zu lassen, kann ein sehr machtvolles Gebet sein, das uns wahren Frieden und wahre Ruhe beschert. Das ist keine Wirklichkeitsflucht – wir ignorieren damit nicht das, was uns zu konfrontieren scheint. Vielmehr richten wir unsere volle Aufmerksamkeit auf die göttliche Wahrheit, auf alles, was Gott, das Gute, ist und tut.
Gebet kann bedeuten, einfach innezuhalten, um die vollständige, souveräne Gegenwart der Wahrheit intensiv zu lieben. Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass in Wirklichkeit nichts außer Wahrheit, Gott, sowie der Mensch als Manifestation der Wahrheit, tätig ist. Wenn wir dieses Konzept auch nur ein wenig verstehen, empfinden wir ganz natürlich Frieden und fühlen uns ruhig und in der Wahrheit dessen etabliert, was wir als Ausdruck Gottes, des Geistes, sind.
Ein Bericht in der Bibel, als Jesus und seine Jünger den See von Galiläa überquerten, ist ein lebendiges Beispiel dieses wirksamen Gebets. Als sie in einen Sturm gerieten, der ihrem Boot heftig zusetzte, schien Jesu Gebet in der Tat die Bestätigung der immer gegenwärtigen Ruhe von Gottes Gegenwart und Güte dort zu sein, wo hohe Wellen sie bedrängten. Die Bibel sagt, dass Jesus, nachdem seine Jünger ihn aufgeweckt hatten, dem Wind befahl: „Schweig und verstumme!“, und „es entstand eine große Stille“ (Markus 4:39).
Wir können es Jesus hier nachtun und uns bei den Stürmen, die in unserem Alltag drohen und wüten, demütig der beständigen Ruhe der Wahrheit anvertrauen. Gott macht dem hebräischen Führer Mose in der Bibel Mut, indem Er ihm versichert: „Mein Angesicht soll vorangehen, und ich will dich zur Ruhe bringen“ (2. Mose 33:14).
Tiefen geistigen Frieden zu empfinden beginnt damit, auf göttliche Wahrheit zu lauschen und zuzulassen, dass sie unsere Gedanken und Gefühle lenkt. Daraus entstehen dann immer neue Aspekte des reinen Guten, das Gott, das unendliche Gute, hervorruft. Dann ruhen wir unweigerlich in der Ehrfurcht der Gegenwart und Vollkommenheit der Wahrheit.
Das in Übereinstimmung mit den Tatsachen von Gottes Allheit und Autorität befindliche Denken nimmt nur Gottes Unfehlbarkeit wahr. An allen Enden der Welt und in jedem Bereich des Denkens können wir Seine Wirklichkeit, Güte und Heiligkeit erkennen.
Meine Familie und ich waren einmal auf einer kleinen Insel, die nur 16 km lang und 1,6 km breit war. Dort erfuhren wir, dass sich ein tropisches Tiefdrucksystem südlich von uns zu einem Hurrikan entwickelt hatte und das Auge des Hurrikans direkt auf unseren Aufenthaltsort mitten im Meer zusteuerte.
In den Tagen davor hatte ich in meinen Gebeten Gott ganz ohne Worte als das absolute Gute und als immer gegenwärtig geehrt. Ich liebe es, Inspiration von dem vollkommenen Guten, Gott, zu erhalten.
Und dann erreichte uns der Sturm in der Nacht. Der Wind war unablässig und sehr laut. Doch im Innern fühlte ich den Frieden Gottes. Obwohl meine Familie und ich eifrig das Gebäude, in dem wir untergekommen waren, festigten, und damit beschäftigt waren, das Eindringen des Meerwassers zu verhindern, war mein Denken weiterhin ganz auf Gott gerichtet. Diese Stelle aus den Psalmen drückt wunderbar aus, wie ich bei der Arbeit gebetet und Ruhe gefunden habe: „Alle Welt fürchte den Herrn ... Denn wenn er spricht, dann geschieht es; wenn er gebietet, dann steht es da“ (Psalm 33:8, 9).
Bis zum späten Vormittag hatte sich der Wind gelegt. Später erfuhren wir, dass der Sturm weniger als 30 km vor unserer Insel angehalten hatte, dann kurz umgekehrt war und schließlich seinen Weg 80 km in Richtung Westen fortgesetzt hatte. Anschließend hatte er eine nördliche Richtung eingeschlagen, weit von jeglichem Land entfernt, und sich aufgelöst.
Welche Stürme die Welt auch immer bewältigen muss – geopolitische, wirtschaftliche, meteorologische oder pandemische –, wir können auf folgendes machtvolles Gebet zugreifen: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“ (Psalm 46:11). Mit großem Verständnis für die Ängste der Menschen gehen wir voran, weg von Drama und Sorge, und ruhen in der Herrschaft der Wahrheit, die uns den unberührten Status des vollkommenen Seins zeigt, den wahren Status aller Menschen. Dies zu tun tröstet und heilt unweigerlich.
Die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, bemerkt: „Mein Glaube an Gott und an Seine Nachfolger beruht auf der Tatsache, dass Er das unendliche Gute ist und dass Er Seinen Nachfolgern Gelegenheit gibt, ihre verborgenen Fähigkeiten zu nützen, die Kraft zu betätigen, die in der Stille schlummert und durch Stürme zur Aktivität und zum Sieg erweckt wird“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 204).
Eine unserer verborgenen Fähigkeiten kann die Bereitschaft sein, in Gottes Allheit zu ruhen. Selbst wenn wir in unseren Gebeten feststellen, dass wir dies nur jeweils kurze Zeit bewerkstelligen, erkennen wir, dass die Allmacht der Wahrheit jedem dieser Augenblicke zugrunde liegt und sie alle unterstützt. Und dann beweisen wir wie Jesus, dass in Gott zu ruhen ein machtvolles Gebet ist. Ein Kirchenlied, das ich sehr liebe, beginnt mit den Worten: „Ich liebe Deine Freiheit, Herr“ und versichert uns dann: „Du wendest mir Dein Antlitz zu, Dein Friede geht mit mir“ (Violet Hay, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 136, Text und Übers. © CSBD).
