Die Geschichte des Altertums und der Neuzeit zeigt uns den Verlauf allgemein anerkannter, wenn auch falscher Konzepte. Absolute Fakten schwächen diese Konzepte, bis sie schließlich zerfallen.
In der griechischen Antike galt es beispielsweise als gesichert, dass der Olymp von Gottheiten wie Zeus, Athene und Apollo bewohnt wurde. Stellen Sie sich vor, Sie könnten nur so zum Spaß ins antike Athen zurückreisen. Dort könnten Sie dann mit Menschen sprechen, die glaubten, dass diese Gottheiten nicht nur echt waren, sondern über ihren Alltag herrschten. Wenn Sie ihnen erklärten, dass diese Gottheiten nichts als Mythen sind, würden Sie sich vermutlich Verhöhnung oder etwas Schlimmerem aussetzen.
Und was wäre, wenn Sie dann auch noch das Konzept von Gott als dem einzigen göttlichen Geist vorstellen würden? Dann bekämen Sie vermutlich Antworten wie diese: „Die Götter auf dem Olymp müssen existieren! Alle um mich herum reden ständig über sie. Wir haben überall Denkmäler für sie. So viele Menschen irren sich nicht! Wieso soll ich dir glauben, wenn alle, die ich kenne, etwas ganz anderes denken?“
Der Druck, die allgemein herrschende Sichtweise von der Welt zu übernehmen, war mit Sicherheit groß. Selbst wenn ein Mensch im antiken Athen Kenntnis einer anderen Sichtweise gehabt hätte, wäre ganz sicher die Versuchung groß gewesen, an diesen oder jenen griechischen Gott zu glauben. Es hatte ja niemand die bewusste Entscheidung getroffen, an Mythen zu glauben, sondern die mentale Suggestion, dass sie der Wirklichkeit entsprechen, war ständig da.
Wenden wir uns nun unserem Zeitalter zu. Gibt es moderne Fälle von Mythologie? In Anbetracht dessen, wie die heutige Gesellschaft den Menschen einschätzt, ist folgender Satz von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, bemerkenswert: „Die Sterblichkeit des Menschen ist ein Mythos, denn der Mensch ist unsterblich“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 545–546).
Diese Aussage ist für viele Menschen in der heutigen Welt ebenso kontrovers, wie wenn man die griechischen Gottheiten im alten Athen als Mythen bezeichnet hätte. Der Mensch soll unsterblich sein? Geht das nicht ein bisschen zu weit? Gut, die Bibel sagt „Gott ist Geist“ (Johannes 4:24) und „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild“ (1. Mose 1:27). Doch diese Aussagen sind sehr, sehr alt. Soll jede und jeder als Gottes Ebenbild somit vollständig geistig sein – ohne ein einziges materielles Molekül? Was sind Menschen dann wirklich? Mythen?
Ein Mythos ist der Mensch nun wirklich nicht, auch wenn aus den Überzeugungen unserer Kultur über die Natur des Menschen eine moderne Mythologie entstanden ist. Doch selbst wenn wir überzeugt sind, dass sich der Mensch aus Materie zusammensetzt, wird die Menschheit letztendlich feststellen, dass wir nicht der Materie entsprechen, sondern Gott-ähnlich sind. Gott, Geist, bringt göttliche Eigenschaften im Menschen zum Ausdruck, also ist der Mensch geistig, nicht materiell. Die Christliche Wissenschaft offenbart, dass Gott jederzeit und ganz und gar körperlos ist und der Mensch als Sein Ebenbild somit ebenfalls. „Die menschliche Philosophie hat Gott dem Menschen ähnlich gemacht. Die Christliche Wissenschaft macht den Menschen Gott ähnlich“, lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit (S. 269).
Wir kommen vom Kurs ab, wenn wir uns von den fünf körperlichen Sinnen etwas über unser Wesen sagen lassen. Statt auf das zu schauen, was wie eine materielle, fehlerhafte Schöpfung erscheint, können wir uns im Gebet Gott zuwenden und erkennen, dass die wahre Schöpfung geistig und vollkommen ist, ebenso wie der Schöpfer selbst.
Wird die Gesellschaft Ihnen helfen, sich von den verbreiteten, einschüchternden Vorstellungen über den Mythos zu befreien, wir würden Minute für Minute als Sterbliche existieren? Das ist unwahrscheinlich. So wie die alten Griechen von der Existenz der Gottheiten auf dem Olymp überzeugt waren, so sind die Menschen von heute völlig davon überzeugt, dass die Existenz des Menschen im Staub beginnt, sich entlang einer Zeitschiene entwickelt und dann wieder zu Staub wird. Diese Verbindung aus Materie und Zeit wird nicht nur für authentisch gehalten, sondern soll den Menschen regieren und für dessen Tod verantwortlich sein.
Warum soll dann jemand das glauben, was Jesus vor zweitausend Jahren gesagt hat – und was die Christliche Wissenschaft heute sagt – in Bezug auf die intakte Gegenwart von Gott und dem Menschen, beide geistig und vollkommen, wenn die meisten der Milliarden Menschen auf der Erde etwas anderes für wahr halten? Sie können es glauben, weil die Wissenschaft des Christentums beweisbar ist. Das, was diese Wissenschaft von Legenden und Überlieferungen trennt, ist die Tatsache, dass wir heilen können, wenn wir Gott so verstehen, wie Jesus Ihn verstand – als unseren liebevollen Vater, der ohne Fehl für Seine Schöpfung sorgt. Das wissenschaftliche Christentum führt die Welt fort von Mythen in die Wahrnehmung geistiger Tatsachen. Der Herold ist voll mit Beispielen von Personen, die geheilt und geistig erhoben wurden, als sie die Wahrheit über die ewige, geistige Identität des Menschen verstanden.
Irgendwann in der Zukunft wird die Menschheit staunen, wie weit verbreitet dieser Mythos der Sterblichkeit war. Die Menschen werden ihn ebenso erstaunt betrachten, wie wir heute auf die griechischen und römischen Mythen zurückschauen. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Wie die Mythologie des heidnischen Rom einer geistigeren Vorstellung von der Gottheit gewichen ist, so werden unsere materiellen Theorien geistigen Ideen weichen, bis das Endliche dem Unendlichen, bis Krankheit der Gesundheit und Sünde der Heiligkeit Raum gibt und Gottes Reich ‚auf Erden wie im Himmel‘ kommt“ (S. 339).
Paulus sprach über den sozialen Druck, die jeweils aktuelle Denkweise anzunehmen, selbst wenn sie auf Vorstellungen statt Tatsachen beruht. Er schrieb an die Römer: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eurer Gesinnung, damit ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (12:2).
Dieser Rat war vor Jahrhunderten sinnvoll und ist es heute ebenso. Das Denken in Übereinstimmung mit Gott zu bringen, ist erhörtes Gebet. Warum? Weil auf diese Weise Mythen außer Kraft gesetzt werden und die Wirklichkeit offenbart wird. Die mythologischen Darstellungen eines fehlerhaften Menschen werden überworfen. Mythen entsprechen nicht dadurch der Wirklichkeit, dass viele Menschen an sie glauben. Und wir brauchen das Unwirkliche nicht zu fürchten. Wir müssen es nicht berichtigen. Wir brauchen es nicht zu bekämpfen. Wir zerstören nur den Glauben daran, indem wir das anerkennen, was wirklich ist. Das bedeutet, sich nicht dieser Welt gleichzustellen.
Gesellschaftlichem Druck zu widerstehen und sich der Wahrheit zuzuwenden, erfordert Einsatz. Wissenschaft und Gesundheit sagt dazu: „Wenn man das biblische Gebot befolgt: ‚Geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab‘, setzt man sich dem Missfallen der Gesellschaft aus; aber dieses Missfallen hilft uns mehr als Schmeicheleien, ein Christ zu sein“ (S. 238). Jesus ging gelegentlich allein fort und verbrachte Zeit in Kommunion mit Gott. Das war eine private, inspirierende Zeit für ihn. Er ermunterte seine Nachfolger, dasselbe zu tun (siehe Matthäus 6:6).
Wir können vielleicht nicht tagelang allein mit Gott sein, doch wir können wundervolle Augenblicke damit füllen, auf die Wahrheit über Gott und Seine vollkommene Schöpfung zu lauschen und sie in uns aufzunehmen. Das wird uns helfen, uns diesem unbewussten gesellschaftlichen Druck zu widersetzen. Wenn die Welt versucht, uns durch Verhöhnung oder aus einem eingefleischten Glauben an Mythen heraus zu verbieten, die Wahrheit über einen vollkommenen Gott und eine vollkommene geistige Schöpfung zu akzeptieren, dann können wir uns durch unsere Liebe zu Gott stärken lassen.
Wir können zulassen, dass unsere Liebe für das unendliche Gute, Gott, schlicht und einfach in unserem Bewusstsein leuchtet, bis jeder Zweifel sich auflöst und wir uns vollständig sicher sind, dass Gott allmächtig ist. Vollständig sicher, dass alles das göttliche Gemüt und seine Manifestation ist. Vollständig sicher, dass nach dem Gesetz Gottes alle Dinge zum Guten dienen. Vollständig sicher, dass die geistige Vollkommenheit der einzige Zustand des Menschen ist. Kein Wunder, dass David betete: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir mein Leben lang folgen, und ich werde immerdar im Haus des Herrn bleiben“ (Psalm 23:6).
„Uns tut der Geist not, der Paulus erfüllte, als er auf dem Gerichtsplatz von Athen stand und das Christentum zuerst nach Europa brachte“, sagte Mrs. Eddy (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 344–345). In Athen war Paulus in der Minderheit, doch er hatte Recht und wusste dies. Es gibt durchaus Parallelen zwischen dem gegenwärtigen Zeitalter in der Weltgeschichte und dem der Antike. Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht den allgemeinen, aber unzutreffenden Überzeugungen der Welt über die Wirklichkeit gleichstellen.
Es kommt der Punkt, an dem jeder Mensch Inspiration und Wahrheit ausschließlich bei Gott suchen wird. Die verbreiteten Mythen, die uns alle als schwache Sterbliche darstellen, werden sich auflösen, und wir werden wissen und fühlen, dass wir jeweils Gottes Manifestation und daher vollständig geistig sind. Trotz gesellschaftlichem Druck können wir hier federführend sein und mit Gebet vorankommen, durch das jeder einzelne Gedanke in Einklang mit Gott gebracht wird.
