In der Oberstufe bin ich zur Fahrschule gegangen, wozu Theorieunterricht und Fahrstunden mit einem Fahrlehrer gehörten. Die speziell ausgerüsteten Autos hatten eine Bremse auf der Beifahrerseite, sodass der Fahrlehrer bremsen konnte, falls es nötig war.
Wir lebten in einer bergigen Gegend, in der viele Straßen nur schlecht einzusehen sind. Unsere Familie fuhr oft auf einer Straße, die einen Berg hinabführte. Sie war sehr kurvenreich und führte auf der einen Seite direkt am Abgrund und an der anderen an einer steilen Felswand entlang. An vielen Stellen konnte man nicht mehr als ein paar Autolängen weit sehen. Die Straße war schmal; sie war einspurig in beide Richtungen, hatte keine Abzweigungen und auf beiden Seiten kaum Möglichkeiten, neben die Fahrbahn auszuweichen.
Während einer Fahrstunde hatte der Fahrlehrer diese Strecke für mich ausgewählt, und da ich sie gut kannte, freute ich mich darauf, sie selbst zu fahren.
Als ich gerade einen schmalen Streckenabschnitt der Straße erreicht hatte, hörte ich eine Stimme im Kopf, die sagte: „Fahr von der Straße ab.“ Das kam überraschend, aber ich erkannte die Stimme. Ich hatte in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt, dass man das als Engelsbotschaft von Gott bezeichnet. Mary Baker Eddy definiert Engel in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 581) als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Intuitionen, rein und vollkommen“. Ich hatte Botschaften dieser Art schon häufig erhalten und immer davon profitiert, den Anweisungen zu folgen. Aber hier gab es keine Möglichkeit, die Straße zu verlassen.
Sofort erschien das Bild einer bestimmten Stelle in meinem Denken. Es war eine sehr kleine Ausbuchtung am Rand des Abgrunds, direkt da, wo die Straße eine scharfe Biegung nach links macht. Ich war sicher, dass das ebenfalls eine Engelsbotschaft war, die mich genau führte.
Ich beschleunigte, um zu dieser Stelle auf der Straße zu gelangen, weil die Botschaft von Gott so dringlich gewesen war. Ich fuhr schneller als die erlaubte Geschwindigkeit, und der Fahrlehrer fing an zu bremsen, damit das Auto langsamer wurde, doch er sagte nichts zu mir, weil er wohl sehen konnte, wie sehr ich mich auf die Straße konzentrierte.
Das ging so, bis ich die Stelle sehen konnte, die mir in den Kopf gekommen war: eine kleine mit Kies bestreute Ausbuchtung direkt am Abgrund. Es war die einzig verfügbare sichere Stelle. Dort bin ich ausgeschert und habe angehalten. Nun standen wir sicher am Rand des Felsens, eingehüllt in eine Staubwolke.
Kaum hatte sich der Staub gelegt, tauchten zwei Autos auf, die wir nicht hatten sehen und hören können. Sie machten nebeneinander eine Wettfahrt den Berg rauf – jedes Auto auf einer Fahrspur. Sie rasten um die Kurve an uns vorbei.
Es war mucksmäuschenstill im Auto, als uns klar wurde, was wir da gerade gesehen hatten. Ich sagte einen stillen Dank, denn ich wusste, dass Gott uns geführt und beschützt und dafür gesorgt hatte, dass wir nicht die Nerven verloren. Er hatte eine Lösung für eine Situation bereitgestellt, die keiner vor uns hätte voraussehen können.
Einer der Fahrschüler auf dem Rücksitz fragte: „Woher wusstest du das?“
Nach kurzem Nachdenken sagte ich in etwa: „Ich bete und studiere, um mich von Gott führen zu lassen und Seinen Schutz in meinem Leben zu erkennen – zusammen mit den Segnungen, die Er für mich und alle bereitstellt. Und in diesem Fall wurde ich an diese Stelle geführt, damit wir nicht im Weg waren.“
Einen Moment lang hat niemand etwas gesagt, und es erschienen in beide Richtungen auch keine weiteren Autos. Dann hat der Fahrlehrer, der auf meine Intuition zu vertrauen schien, gefragt: „Ist es jetzt sicher, weiterzufahren?“
Mich überkam ein Gefühl der Ruhe wie die Umarmung einer Mutter, und ich wusste, dass Gott mir damit versicherte, dass es sicher war, weiterzufahren. Also fuhren wir wieder los.
Danach haben mich die anderen beiden Fahrschüler und der Fahrlehrer mit anderen Augen betrachtet als vorher. Und obwohl sie nicht ganz begreifen konnten, was passiert war, wusste ich, dass sie Gottes Schutz und Führung genauso erlebt hatten wie ich.
Ich bin so dankbar für die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, die uns alles über Gott lehren und wie wir Seine Führung, Seinen Schutz und Seine Liebe im Alltag erleben können. Und ich bin Gott für alles sehr dankbar.
