Was bedeutet es, nicht die Ruhe zu verlieren, wenn wir unangenehme Zeiten erleben? Sollen wir gute Miene zum bösen Spiel machen? Oder sollen wir kraft menschlichen Willens trotz Schmerzen weitermachen? Keineswegs.
Wir können viel Beruhigung und Trost aus diesem Vers aus dem 23. Psalm erlangen (Vers 4): „Und wenn ich auch wandere im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.“ Gott, Liebe, ist hier und jetzt bei uns, auch inmitten von Angst, Krankheit, Schmerzen und innerem Aufruhr. Liebe versichert uns (Jesaja 66:13): „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.“
Dieser Vers zeigt uns, dass Gottes Trost fühlbar ist. Doch was können wir tun, wenn es den Anschein hat, dass wir diesen göttlichen Trost nicht erfahren? Die Lehre der Christlichen Wissenschaft macht uns das Wesen Gottes und unsere Beziehung zu Ihm sehr deutlich, und das kann ein hilfreicher Anfangspunkt sein.
Gemäß dem 1. Johannesbrief (4:8) im Neuen Testament ist Gott Liebe. Gott ist außerdem Geist. Wir sind alle Kinder der göttlichen Liebe und wurden zu Gottes Ebenbild, dem Ebenbild des Geistes, erschaffen. Als Kinder Gottes sind wir keine separaten kleinen Einheiten, die die Liebe erst erschaffen und dann sich selbst überlassen hat. Wir sind eins mit Liebe, und diese vollkommene Beziehung dauert in alle Ewigkeit ohne Unterbrechung fort. Die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen hebt und senkt sich nicht wie der Tidehub. Sie ist beständig und endlos, denn Gott, Liebe, ist beständig und endlos.
Doch es mag Zeiten geben, in denen wir meinen, die Forderung, standhaft zu bleiben, sei zu groß für uns – zu enorm, zu überwältigend. Wir fragen uns, ob Gottes Macht wirklich ausreicht, um uns zu helfen, die Prüfung zu überstehen. Sie ist ganz sicher ausreichend, und wir können das fühlen, wenn wir von Angst, Trauer und Verzweiflung ablassen und uns der allumfassenden Fürsorge der Liebe unterstellen. „Der Schatten Seiner rechten Hand ruht schon auf dieser Stunde“, schreibt Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 233). Aus meiner Sicht bestätigt dies die immer-gegenwärtige göttliche Fürsorge.
König Hiskia von Juda muss Gottes Liebe gespürt haben, als er einmal sehr krank war (siehe Jesaja 38:1–6). Nachdem der Prophet Jesaja ihm gesagt hatte, er solle sein Haus bestellen – die letzten Dinge seines Lebens regeln –, da er sterben würde, muss Hiskia überwältigende Angst empfunden haben. „Da wandte Hiskia sein Gesicht zur Wand und betete zum Herrn“, lesen wir. Zwar wissen wir nicht, welche Gedanken seinem Gebet zugrunde lagen, doch es hat den Anschein, dass er die Bedrohung des Todes aus seinen Gedanken verbannte, als er ihr den Rücken zugedreht und sein Denken vollständig auf Gott gerichtet hat, denn sein Gebet bewirkte eine Umwandlung. Er erholte sich vollständig und lebte weitere fünfzehn Jahre, während derer Jerusalem, die Hauptstadt Judas, vor feindlichen Invasionen beschützt war. Hiskia gab nicht auf und siegte mit der göttlichen Liebe.
Man könnte sagen, dass Hiskia eine Möglichkeit präsentiert hat, wie man in schweren Zeiten standhaft bleibt. Und wie er können auch wir das Gesicht zur Wand wenden –dem mentalen Gezeter den Rücken zukehren, das uns mit angstvollen, krankhaften, verzweifelten und ähnlichen Gedanken herunterzieht. Das erfordert geistigen Mut und geistige Kraft. Wissen wir nicht aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, sich von der Flut falscher Suggestionen der Trennung von Gott, dem Guten, abzuwenden und auf die Wirklichkeit und Allheit der göttlichen Liebe zu schauen, wenn der Körper mit Krankheit oder Schmerzen konfrontiert ist, wenn Beziehungen in die Brüche gehen oder wir Anlass zur Trauer haben? Und doch wissen und sehen wir auch, dass die göttliche Liebe mit ihrer Allmacht und Allgegenwart ausreicht, um die Umstände zu korrigieren. Um eine sofortige Heilung zu bewirken, reicht es, unser Gesicht, unseren Blick auf Gott zu richten – unser Denken für Gott zu öffnen – um Seinen Trost, Seine Fürsorge und Seinen Schutz zu erkennen und zu spüren. Christus Jesus versichert uns (Johannes 14:27): „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Vor vielen Jahren wachte ich einmal mit schrecklichen Schmerzen auf. Ich fing an zu beten, und als es mir nicht sofort besser ging, weckte ich meinen Mann auf und bat ihn, mit mir zu beten. Ich wandte mich so gut ich konnte von den Schmerzen ab und betete, indem ich bekräftigte, dass Gott hier und jetzt bei mir war, genau da, wo die Schmerzen zu sein schienen. Ich bestand auf meinem Recht, die zärtliche Berührung der göttlichen Liebe zu spüren. Als ich mein Denken demütig auf die Allheit der Liebe richtete, lösten sich die Schmerzen schnell und widerstandslos auf. Ich dankte Gott – und meinem Mann – und legte mich friedlich wieder zur Ruhe. Und die Schmerzen sind nicht zurückgekehrt.
Womit wir auch konfrontiert sein mögen, es ist möglich, in schweren Zeiten nicht aufzugeben. Es geht nicht um menschlichen Willen oder „Mumm“ – darum, es einfach nur zu schaffen –, sondern wir müssen den irrigen Glauben durch ein Verständnis unserer wahren Natur als das geistige Ebenbild Gottes, des Geistes, ersetzen. Diese Christus-ähnliche Natur erfordert keinen Eigenwillen und keine Selbstrechtfertigung, um ein gutes Ergebnis zu bewerkstelligen. Vielmehr müssen wir uns Gott mit ehrlichem, reinem Verständnis der untrennbaren Beziehung von Gott und dem Menschen zuwenden und uns dieser geistigen Tatsache unterordnen. Standhaft zu bleiben hat nichts mit körperlicher Kraft zu tun, obwohl dies zu körperlicher Kraft führen kann. Es geht um geistige Kraft, die sich den Stürmen des Alltags mit Vertrauen auf die immer-gegenwärtige Liebe stellt. Wenn wir von ganzem Herzen auf die göttliche Liebe vertrauen, fühlen wir die Gegenwart und heilende Macht Gottes.
Lynn G. Jackson
auf Einladung der Redaktion
