Ganz plötzlich war ich in eine Kontroverse verwickelt, die so heftig und beängstigend war, dass ich eine Zeitlang glaubte, eine Ausnahme für Gottes Gesetz des allmächtigen Guten gefunden zu haben. Das ist natürlich unmöglich. Die Christliche Wissenschaft hat mir geholfen zu erkennen, dass jede scheinbare Abweichung vom göttlichen Gesetz eine Lüge sein muss, und im Sonnenschein der Wahrheit, Gottes, lösen sich Lügen gezwungenermaßen auf. Diese Tatsache zu verstehen und selbst zu erleben erforderte eine Disziplin des Denkens von mir, die ich davor noch nie erreicht hatte.
Während dieser Kontroverse entdeckte ich, dass ein erhebliches Unrecht gegen meine Familie und mich vollzogen wurde, erkennbar begleitet von Betrug, Vorsätzlichkeit und Verleumdung. Es schien unmöglich zu sein, diesen Zustand zu stoppen, geschweige denn, umzukehren. Schlimmer noch, unsere Kinder würden am meisten von den Auswirkungen betroffen sein.
Für mich war die Situation überwältigend. Sie dominierte mein Denken. Ich gab mich immer wieder neuen aussichtslosen, selbstgerechten Überlegungen hin, die nichts weiter bewirkten, als mich noch wütender zu machen und mein Gefühl von Hilflosigkeit weiter zu verstärken. Ich brütete darüber. Ich machte mir im Stillen Luft. Ich vertraute niemandem mehr. Es zehrte an meinen Kräften, und ich wusste im tiefsten Herzen, dass es der falsche Weg war. Doch eine ganze Weile weigerte ich mich, Gott um Hilfe zu bitten.
Schließlich gab ich nach. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „... unsere Enttäuschungen und unaufhörlichen Leiden treiben uns wie müde Kinder in die Arme der göttlichen Liebe“ (S. 322). Ich war ein müdes Kind, und ich wandte mich an Liebe, Gott. Ich bat ferner eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft um Behandlung durch Gebet.
Es stellte sich heraus, dass ich viel über mentale Wachsamkeit und Disziplin zu lernen hatte. Ich musste immer und immer wieder die göttliche Liebe um Hilfe bitten. Auch wenn ich nach wie vor keinen Weg erkennen konnte, die Ungerechtigkeit aufzuhalten, konnte ich doch zumindest darauf hinarbeiten, von der Tortur befreit zu werden, die sich in meinem Denken abspielte.
Meine Gebete zeigten erste Früchte, als ich diese Anweisung in Wissenschaft und Gesundheit befolgte: „Steh Wache an der Tür des Denkens“ (S. 392). Wirksam Wache zu stehen, so stellte ich fest, bedeutet nicht, sich auf Diskussionen mit ungöttlichen Gedanken einzulassen, über sie entsetzt zu sein oder dem vorgeblichen Ursprung und der darin enthaltenen Botschaft auf den Grund gehen zu wollen, sondern auf jeden Gedanken, der Gottes Denken nicht entspricht, mit „sofortiger Zurückweisung“ zu reagieren, wie uns Wissenschaft und Gesundheit nahelegt (S. 218). Mit anderen Worten: die Tür zuknallen!
Doch ich lernte außerdem, dass es nicht ausreicht, böse Gedanken einfach auszusperren. Ein guter Wächter steht auch bereit, um die rechtmäßigen Bewohner – gute Gedanken bzw. Engelsbotschaften von Gott – einzulassen. Man muss diesen Gedanken zuhören und sie beherzigen – dankbar für sie sein, sie sich zu eigen machen, sie schätzen und beherzigen.
Ich erlangte Herrschaft über mein Denken, doch eine Lösung für die ungerechte Situation schien weiterhin nicht in Sicht zu sein.
Ein Durchbruch ereignete sich während eines Sonntagsgottesdienstes in der Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, einer Stadt, die meine Frau und ich gerade besuchten. Wir waren früh, noch vor dem Vorspiel, angekommen. „Ach“, dachte ich, „was für eine wunderbare Gelegenheit, über das Problem zu beten, mit dem ich konfrontiert bin.“ Doch dann musste ich an Mrs. Eddy Anordnung im Handbuch der Mutterkirche denken: „Die Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft sind insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden darzubringen“ (S. 42). Ich zögerte, gehorchte dann aber. Ich wandte mich von meinen eigenen Sorgen ab, um diese Gemeinde und sämtliche Anwesenden in allen anderen Kirchen der Christlichen Wissenschaft jenes Tages in meine Gebete einzuschließen.
Das Vorspiel begann. An dem betreffenden Sonntag wurde es auf einem Flügel gespielt, und die Musik war wundervoll. Sie schwebte, war fehlerfrei und füllte den gesamten Raum. Und das war der Augenblick, an dem ich eine machtvolle Engelsbotschaft der göttlichen Liebe empfing: „Jeder Mensch kann Gottes Lied hören.“
Diese Idee beflügelte und erfüllte mich augenblicklich. Ebenso wie ich den Anwesenden die Schönheit der Musik nicht erklären musste – sie konnten sie ja selbst hören –, so konnte ich darauf vertrauen, dass Gott den anderen an meiner Situation Beteiligten die Wahrheit so vermitteln würde, dass sie sie nachvollziehen, annehmen und sich zu Herzen nehmen konnten. Ich musste nicht verzweifelt versuchen, einer anderen Person die Dinge so verständlich machen, wie ich sie sah. Meine Aufgabe war zu verstehen und anzuerkennen, dass Gott auf eine Weise kommuniziert – singt! –, die jeder Mensch vernehmen kann. Und ich musste ebenfalls zuhören. Alle Botschaften von Gott sind „rein, dann friedsam, gütig, nachgiebig, voll Barmherzigkeit und guter Früchte“ (Jakobus 3:17). Gott, so verstand ich, verlangte nicht von mir, dass ich eine ungerechte Situation aushielt. Mein Vater-Mutter-Gott sang mir ein Lied des Friedens, der Hoffnung, der Zuversicht, des Trostes, der Gerechtigkeit und des Zusammenhalts vor.
Kurz nach diesem inspirierenden Augenblick in der Kirche flogen meine Frau und ich nach Hause. Die Kontroverse hielt an, doch nun war ich hoffnungsvoll und gefasst. Ich hatte eine machtvolle neue Möglichkeit erhalten, hinsichtlich des Problems zu beten.
Am Ende führten mehrere eindrucksvolle Schritte, die weder von meiner Frau noch von mir in Gang gesetzt wurden, zu einer friedvollen und befriedigenden Lösung des Problems. Wir sind sehr dankbar und erleichtert, aber aufgrund der Lektionen, die wir im Verlauf dieser Sache gelernt haben, auch geistig stärker.
Ich beschäftige mich weiterhin dankbar mit dem Ergebnis dieser Engelserfahrung. Zunächst änderte sie meine Sicht der Kontroverse und meine Rolle beim Umgang damit vollständig. Und wie dies immer der Fall sein muss, führte ein Schritt des inneren – geistigen – Fortschritts zu äußerem Fortschritt. In dieser Situation schloss diese Änderung sowohl eine friedliche Lösung als auch die Befreiung von mentalem Kummer ein.
Die bleibenden Auswirkungen dieser Situation gehen viel tiefer. Die Idee, dass Gott zu uns allen singt und dass jeder Mensch das Lied der Liebe hören und in sich aufnehmen kann, ist ein vielseitiges und wirksames Gebet. Das ist eine Möglichkeit, über Zwistigkeiten und Konflikte aller Art zu beten – insbesondere die tiefen politischen Zwiespalte in vielen Gemeinden und Ländern und die Feindschaft und das Misstrauen, die mit ihnen einhergehen. So sehr ich in Versuchung sein mag zu glauben, dass ich andere von meiner Sichtweise überzeugen muss, so muss mir stattdessen klar sein: „Die wechselseitige Kommunikation geht immer von Gott aus zu Seiner Idee, dem Menschen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 284). Gott ist die höchste Macht und Autorität. Er spricht zu uns allen. Und manchmal hört sich das an wie ein Lied.
