Die Tatsache, dass Sie diesen Artikel lesen, zeigt, dass Sie ein geistig denkender Mensch sind. Geistige Denkerinnen und Denker in der Kirche Christi, Wissenschaftler, beweisen seit weit mehr als hundert Jahren durch ihre Heilungen, dass Gott, Geist, und Gottes Schöpfung die einzige Wirklichkeit sind. Ja, diese Lehre ist grundlegend für die Praxis der Christlichen Wissenschaft und für geistiges Heilen als Solches.
Die drängenden Probleme der heutigen Zeit verlangen von uns allen, wirksame geistige Heilerinnen und Heiler zu sein – nicht nur für uns und unsere Familie, sondern für die Welt. Ich weiß aus Erfahrung, dass Heilungen am verlässlichsten eintreten, wenn ich die Lehren Christi Jesu im Licht dieser Wissenschaft befolge und die falsche Vorstellung einer Wirklichkeit von Materie und Bösem bewusst dem wahren geistigen Verständnis von Gottes Allmacht und unendlicher Güte opfere. Dieses „Opfer“ hat nicht nur zur Folge, dass wir selbst weniger mit Missständen umgehen müssen, sondern dass die Missstände der Menschheit insgesamt verringert werden.
Dies entspricht nicht dem herkömmlichen, seit Jahrhunderten praktizierten Konzept von Opfer als einer physischen Form der Anbetung. Die Bibel berichtet, dass Menschen auch zu Jesu Lebzeiten Gott materielle Opfergaben darbrachten, um Segnungen sowie Vergebung für Unrecht zu erlangen. Doch Jesus maß solchen materiellen Gesten wenig Bedeutung bei, sondern betonte eine inwendige Buße. Er zitierte das Alte Testament, als er sagte: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer“ (Matthäus 9:13).
Gottes beständige Liebe löscht Sünde im reumütigen Herzen aus. Christus Jesus erhob das Konzept der Opfergabe zu einer geistigeren Anbetung, indem er das Denken vom Glauben an Materie als Grundlage des Wissens und der Praxis fort und hin zum reinen Bewusstsein des Geistes gelenkt hat, wodurch der Weg für geistiges Heilen geebnet wurde.
Mit Mary Baker Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft wird das Konzept des Opfers in seiner geistigen Dimension klar erklärt und in unserem Alltag als ein Verständnis von Gnade als etwas Inwendigem deutlich gemacht, durch das jeder Tag ein heiliger Tag ist, ein bewusstes Anerkennen der geistigen Wirklichkeit. In der Christlichen Wissenschaft ist Opfern keine unangenehme religiöse Pflicht, sondern eine freudige Erfahrung. Ein Opfer zu geben bedeutet die Umwandlung des Denkens von einem materiellen zu einem geistigen Verständnis von Leben, und dieses geistige Verständnis bereichert unser Leben, wodurch wiederum andere gesegnet werden.
Wahres Opfer, bei dem auf das Falsche zugunsten des Wahren verzichtet wird, ist die Grundlage der erfolgreichen Praxis der Christlichen Wissenschaft. Mary Baker Eddy sagt uns in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Wir wissen, dass ein Verlangen nach Heiligkeit erforderlich ist, um Heiligkeit zu gewinnen; aber wenn wir Heiligkeit mehr als alles andere begehren, werden wir alles für sie opfern. Wir müssen dazu bereit sein, damit wir sicher den einzig praktischen Weg zur Heiligkeit beschreiten können“ (S. 11).
Als ich vor vielen Jahren die Christliche Wissenschaft erst neu studierte, habe ich erlebt, was wahres Opfer bedeutet. Beim Lesen von Wissenschaft und Gesundheit lernte ich etwas über meine geistige Reinheit als Nachkommin Gottes, die vollständig zufrieden mit dem von Gott bereitgestellten Guten ist. Daraufhin löste sich jedes Verlangen nach Zigaretten vollständig auf. Ich konnte das Rauchen aufgeben, ohne irgendwelche Nachwirkungen zu erleben (siehe „Smoking habit – healed“ [Rauchen – geheilt], Christian Science Journal, Januar 2007).
Jede Heilung wird durch Opfer bewerkstelligt, das Aufgeben einer falschen, materiellen Vorstellung. Das, was Sünde reinigt, Krankheit heilt und die Toten auferweckt, ist die Tätigkeit der göttlichen Wissenschaft – das reine geistige Gesetz der Liebe, das wir als das Bild und Gleichnis der Liebe alle widerspiegeln. In dem Maße, wie wir ein falsches, sterbliches Bewusstsein mithilfe des auf dem Christus beruhenden Verständnisses der Allheit und Einzigkeit Gottes aufgeben, erleben wir echtes Leben und echte Heilung.
Das menschliche Gemüt tendiert dazu, das Materielle mehr zu achten als das Geistige, doch immer wenn wir ein Stück Abhängigkeit von der Materie und von rein menschlichen Wahrnehmungen und Vorstellungen opfern, wachsen wir geistig. Jede materielle Vorstellung vom Guten wird, wenn wir sie aufgegeben haben, durch größere geistige Segnungen ersetzt – ein höheres Verständnis des Guten, das sich so manifestiert, dass es menschlich fassbar wird und fähig ist, unseren gegenwärtigen Bedarf zu decken.
Wir legen das unwirkliche, materielle Verständnis ab, indem wir das Denken auf den wahren Begriff von Gott als dem einzigen Gemüt richten. Hat Jesus während seiner Mission und letztendlich am Kreuz nicht genau das getan? Verbinden wir das Kreuz mit Leiden statt mit höherem Denken? Die Kreuzigung war die schwerste Herausforderung, die Jesus zu meistern hatte, doch ihr Sinn lag nicht darin, dass seine Feinde versuchten, ihn auf grausame, herabwürdigende Weise hinzurichten. Es ging darum, dass er die Herausforderung meisterte, indem er auch die letzten Reste seines Vertrauens auf ein sterbliches, materielles Verständnis bzw. auf die Materie opferte, was sein Leben oder seine Gesundheit anging.
Jesus hatte ein umfassendes, wissenschaftliches Verständnis von Gemüt, Gott. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Diese wissenschaftliche Auffassung vom Sein, die Materie für Geist aufgibt, bedeutet keinesfalls, dass der Mensch in der Gottheit aufgeht und seine Identität einbüßt, sondern sie verleiht dem Menschen eine erweiterte Individualität, eine umfangreichere Sphäre des Denkens und Handelns, eine umfassendere Liebe, einen höheren und beständigeren Frieden“ (S. 265).
Keine Doktrin verlangt von uns, etwas Wirkliches und Wertvolles aufzugeben, um geistiger zu werden. Und es bringt uns keine Vorteile zu versuchen, die Materie mithilfe von menschlichem Willen aufzugeben. Vielmehr erkennen wir die Allheit des Geistes, Gottes, des Guten, besser, und dabei fallen falsche Wünsche und Einflüsse, die Gott niemals hervorgerufen hat, so von uns ab wie Entenmuscheln vom Schiffsrumpf, wenn ein Schiff in einen Süßwasserfluss einbiegt. Wachstum im Verständnis, dass Gott unendliche Liebe ist und alles gemacht hat, was gut ist, nimmt Seiner Schöpfung nichts Gutes, sondern offenbart, dass das Gute immer gegenwärtig ist. In Wirklichkeit ist es unmöglich, etwas zu opfern, das gut ist – das Gott erschaffen, bereitgestellt und beschützt hat.
Freude, Unschuld, Gesundheit, Frieden und Fülle sind uns bereits dauerhaft und ewig zu eigen, und wir können uns im Gebet klarmachen, dass diese Wirklichkeit auf jeden Menschen zutrifft. Wahres Opfern geht mit der Erkenntnis einher, dass alles, das nicht gut ist und nicht von Gott kommt, gar kein Bestandteil der wahren Identität eines Menschen gewesen ist. Wir können frei und freudig alles in unserem Denken und Handeln aufgeben, was unsere Ideale und Werte in etwas Materielles verwandeln würde – alles, was behauptet, uns von Gott zu trennen. Wir haben die Freiheit, jegliche Macht oder Wirklichkeit abzuweisen, die die Reinheit und Freude, aus denen sich das Leben in Gott zusammensetzt, degradieren würden.
Die Christus-Wissenschaft leben – ein falsches materielles Verständnis zugunsten des wahren geistigen Verständnisses opfern – ist die kostbare Perle, die ein geistig denkender Mensch der Welt liebevoll und selbstlos bietet. Vielleicht ist anbieten ein besser zugängliches Wort als opfern. Wenn wir die Christliche Wissenschaft leben, wird alles in unserem Erleben auf eine höhere Ebene gehoben, umgewandelt und ausgeweitet. Wir erkennen, dass Gott hier und jetzt bei uns und das Himmelreich inwendig in uns ist, und so wird unser Weg ein Licht in der Welt.
Denken Sie an die wundervollen Personen in der Bibel, die wegen ihrer Liebe zu Gott auf den Prüfstand gestellt wurden – Josef, der von seinen eifersüchtigen Brüdern in eine Grube geworfen und dann in die Sklaverei verkauft wurde, Mose mit all den Herausforderungen, als er die Kinder Israel aus Ägypten geführt hat, David, der sich einer riesigen Bedrohung seines Volkes stellen musste, Daniel, der in die Löwengrube geworfen wurde, weil er Gott anbetete, die drei Hebräer, die in den Feuerofen geworfen wurden, und Jesus, der verfolgt und gekreuzigt wurde. Keiner von ihnen wurde vor diesen Prüfungen bewahrt, doch sie konnten sich und andere segnen, indem sie die Prüfungen durch ihr Verständnis von Gottes Gegenwart und Herrschaft bestanden.
Nun ist es an uns, materielle Herausforderungen zu überwinden. Wenn wir vor schwierigen Situationen stehen, können wir sie mit Abenteuergeist angehen, statt uns zu fragen: „Wieso passiert mir das?“ Wir bereiten den Weg für andere, wenn wir das Falsche gegen das Wahre eintauschen, damit alle den Christus, den Tröster, erleben können – hier heute, so wie er schon immer bereitstand, um die ganze Menschheit zu erheben, aufzurütteln und zu heilen. Mrs. Eddy beschreibt es in ihrem Gedicht „Christus meine Zuflucht“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 397) folgendermaßen:
O lass mich täglich Gutes tun
für sie, für Dich,
ein Opfer reiner Lieb’, zu dem
Gott führet mich!