Ich hatte von klein auf eine Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht, doch als ich in die 11. Klasse kam, wollte ich absolut nicht mehr hingehen. Ich ließ mir Ausreden einfallen, um nicht zu den Mittwochabend-Zeugnisversammlungen in der Kirche zu gehen, und verdrehte die Augen, wenn meine Eltern das Thema Christliche Wissenschaft ansprachen. Ich glaubte, nicht mit ihnen darüber reden zu können, weil ich fürchtete, sie würden enttäuscht sein, wenn sie wüssten, dass ich Zweifel hatte, was die Christliche Wissenschaft anging.
Zur selben Zeit, als ich mich nicht mehr mit der Christlichen Wissenschaft verbunden fühlte, kam es mir so vor, als ob alles andere in meinem Leben ebenfalls auseinanderfiel. Ich hatte große Mühe, in der Schule mitzukommen, machte keine Fortschritte in meiner Sportart, und als die Weihnachtsferien anfingen, war eine meiner wichtigsten Freundschaften am Ende. Die betreffende Freundin sprach mich darauf an, und wir konnten die Beziehung so weit kitten, dass wir freundlich miteinander umgehen konnten. Aber ich hatte Probleme, ihr zu verzeihen.
Auch meine Beziehung zu meinem Freund sah wackelig aus. Erst haben wir eine Pause eingelegt, doch kurz danach trennten wir uns. Ich war sehr aufgewühlt und fühlte mich verraten und allein.
Dann schlug eine Freundin, die Christliche Wissenschaftlerin ist, vor, gemeinsam online einer Zeugnisversammlung zuzuhören; diese Versammlung enthält eine Lesung aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy und Berichte von Heilungszeugnissen und Erkenntnissen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch ihr Praktizieren der Christlichen Wissenschaft erlebt haben. Ich zögerte, denn ich war schon lange nicht mehr bei einer Zeugnisversammlung gewesen. Aber am Ende habe ich dann doch mit zugehört.
Die Hauptidee der Lesung war, dass Gott uns alles bereitstellt, was wir brauchen, und dass wahre Erfüllung dadurch kommt, dass wir Gott kennen. Das war genau das, was ich brauchte. Ich verstand zum ersten Mal, dass wir nicht von Beziehungen, Menschen, Zensuren oder sonst etwas abhängig sind, um Erfüllung zu erlangen.
Nach dem Gottesdienst schlug ich einen Vers aus der Bibel nach, den ich dort gehört hatte. Er geht so: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln“ (Jesaja 54:7). Jetzt verstand ich, dass Gott die ganze Zeit dagewesen war und mich geliebt und versorgt hatte, auch wenn ich glaubte, von Ihm getrennt zu sein und keinen Kontakt mit Ihm aufnehmen zu können. Das Gefühl, Gottes Stimme nicht hören zu können, sagte nicht, dass Gott nicht jetzt genauso bei mir war wie immer.
Aber ich hatte weiter Schwierigkeiten, meiner Freundin und meinem Exfreund zu verzeihen und Ruhe zu finden, was diese beiden Beziehungen anging.
Ein paar Tage später verletzte ich mich bei meinem Job als Badeaufsicht. Da es während meiner Arbeitszeit passiert war, musste ich aus rechtlichen Gründen zu einem Arzt gehen, bevor ich wieder arbeiten durfte.
Der Arzt erklärte mir, dass ich eine schlimme Muskelzerrung an der Ferse hatte. Er sagte, dass ich nicht arbeiten könne und mindestens eine Woche lang so wenig laufen sollte wie möglich. Außerdem riet er mir, Schmerzmittel zu nehmen. Er sagte, das wäre die einzige Möglichkeit, die Ferse schnell wieder in Ordnung zu bringen. Aber mir war klar, dass ich mich wegen der Heilung ganz und gar auf die Christliche Wissenschaft verlassen wollte.
Meine Eltern und ich beteten während der nächsten Tage, und meine Mutter machte mich auf diese Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit aufmerksam: „Ununterbrochene Schwerstarbeit, Entbehrungen, gefährliche Situationen und alle widrigen Umstände kann man, wenn ohne Sünde, ohne Leiden ertragen. Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden. Wenn du dir die Muskeln zerrst oder das Fleisch verwundest, ist dein Heilmittel zur Hand.“ Und etwas weiter unten auf derselben Seite steht: „Jede vermeintliche Information, die vom Körper oder von der trägen Materie ausgeht, als wären beide intelligent, ist eine Illusion des sterblichen Gemüts – einer seiner Träume. Vergegenwärtige dir, dass der Augenschein der Sinne im Fall von Krankheit ebenso wenig zu akzeptieren ist wie im Fall von Sünde“ (S. 385–386).
Das half mir zu verstehen, dass Schmerzen und anderes Unwohlsein nicht von Gott kommen. Sie sind nur eine irrige Denkweise über eine Situation. Und da ich die vollkommene und geistige Schöpfung Gottes, der göttlichen Liebe, bin, kann ich nie von Gott getrennt sein und nie verletzt werden.
Am darauffolgenden Mittwochabend handelte die Lesung in der Zeugnisversammlung von Vergebung. Das passte haargenau! Jedes Zeugnis war relevant für das, was ich in meinen Beziehungen erlebt hatte. An diesem Abend war ich in Bezug auf alle Einzelheiten sehr ruhig. Ich merkte, dass ich meiner Freundin und meinem Exfreund von ganzem Herzen verzeihen konnte. Ich verstand ganz und gar, dass meine Freundin, mein Exfreund und ich alle Gottes Kinder waren – die Nachkommen der Liebe – und keine seelischen oder körperlichen Verletzungen hatten.
Bei meinem Arzttermin am nächsten Tag bekam ich die Erlaubnis, wieder zur Arbeit zu gehen. Das war viel schneller möglich, als der Arzt zuerst vorausgesagt hatte. Als er mich fragte, ob ich Medikamente genommen hatte, sagte ich nein. Er schien überrascht zu sein, wie schnell alles wieder in Ordnung gekommen war.
Ich konnte alle meine normalen Aktivitäten sofort wieder aufnehmen, einschließlich meiner Arbeit.
Ich bin sehr dankbar, wieder in der Christlichen Wissenschaft zu sein und zu erleben, wie mein Studium und meine Praxis der Christlichen Wissenschaft Heilung nach sich ziehen.
