Jesus schritt über die Wogen – er musste nicht mit der Brandung fertig werden. Er ging durch eine aufgebrachte Menschenmenge hindurch, unberührt von Gewalt. Und er lehrte seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, das ebenfalls zu tun.
Als sein Jünger Petrus dem Knecht des Hohepriesters, der mit anderen gekommen war, um Jesus zu verhaften, ein Ohr abschnitt, heilte der Meister den Mann und sagte zu Petrus: „Stecke dein Schwert in die Scheide! Sollte ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“ (Johannes 18:11).
Jesus vertraute Gottes Fürsorge für ihn vollständig, egal, wie die Umstände aussahen. Er konnte trotz der Angriffe des Bösen gegen ihn sagen (Matthäus 11:30): „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ Er sah die Wahrheit von Gottes himmlischem Reich jenseits des falschen materiellen Bildes – harmonisch und immer gegenwärtig.
Jesus zog sich immer wieder zurück, um Zeit allein mit Gott zu verbringen, und er empfahl uns, in unser „Zimmer“ – das mentale Heiligtum des Geistes – zu gehen. In diesem Heiligtum festigen wir unser mentales Gleichgewicht und nehmen die zärtliche Liebe unseres Vater-Mutter-Gottes in uns auf, bis wir uns ganz und gar sicher fühlen. Und nicht nur wir sind in Sicherheit, sondern im Reich Gottes ist die ganze Welt vollständig versorgt – unsere Familie und unser Umfeld, jedes Land und jede Regierung, unser Planet bis hin zu den hintersten Winkeln des Universums. Es gibt nichts in Gottes Schöpfung, das leiden oder von dem Zweck abgehalten werden kann, Gott zum Ausdruck zu bringen und zu verherrlichen.
Vielleicht sind wir nicht mutig genug, uns unseren Herausforderungen so zu stellen, wie Jesus sich seinen stellte. Egal wie groß ein Problem sein mag, mit dem wir konfrontiert werden, wenn wir uns von ganzem Herzen an unseren Vater-Mutter-Gott wenden, können wir sicher sein, dass Er uns keine Hilfe vorenthält. Das kommt, weil unser gesamtes Sein als individueller, geistiger Ausdruck Gottes einzig und allein in Geist existiert und somit gänzlich außer Reichweite der materiellen sogenannten Kräfte des Bösen ist.
Wir überwinden den Irrtum nicht, indem wir ihn ignorieren. Wenn das Denken sich über das sterbliche Bild erhebt, löst sich der Irrtum auf. Solange eine Situation uns bedrohlich vorkommt, wissen wir, dass wir daran arbeiten müssen, unser Denken am göttlichen Gemüt auszurichten, bis wir nicht mehr länger von dem Augenschein beeindruckt sind, sondern erkennen, dass er in Gottes Reich nicht existieren kann.
Das Licht des Geistes in unser Denken einzulassen, vertreibt die Schatten der Angst, des persönlichen Sinnes und der Wut. Das erfordert oft Sorgfalt, und wir müssen uns vielleicht mehrfach und demütig an Gott wenden, bis wir uns der Herrschaft der Liebe in der jeweiligen Situation sicher sind und die Wahrheit deutlich erkennen.
Ich habe Jesu Leben und Heilungen genau studiert und daraus gelernt, dass der Anschein des Bösen noch so dringlich sein mag – das Böse hat keine Wirklichkeit, keine Macht, die geistige Schöpfung zu beeinträchtigen, denn sie bleibt vollständig intakt und unberührt. Wenn wir uns auf die Illusion von Chaos und Elend fixieren, wird unser Denken durch das belastet, was uns wie eine böse Wirklichkeit erscheint.
Wie folgen wir Jesu Beispiel und erheben uns über das Böse? Wenn er auf jemanden zuging, der Hilfe brauchte, sagte er oft als Erstes: „Fürchte dich nicht.“ Angst kann uns die Sicht auf die Wahrheit nehmen, dass Gott uns liebt und bei uns ist. Doch Jesus sagte (Matthäus 6:8): „Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn darum bittet.“ Er bewies das durch sein Verständnis, dass er an keinem Ort und in keiner Situation sein konnte, wo Gott nicht bereits war und für alles sorgte.
Ein solches Beispiel wird im Johannesevangelium (6:4–21) wiedergegeben. Nachdem Jesus eine hungrige Menschenmenge mit Nahrung versorgt hatte, zog er sich zurück, um mit seinem Vater zu kommunizieren. An dem betreffenden Abend befanden sich seine Jünger in einem Boot auf dem See. Dann brach ein Sturm aus, der ihre Sicherheit bedrohte. Doch Jesus ging in aller Ruhe auf dem See zu ihnen, vertrieb ihre Angst und stieg zu ihnen ins Boot. Statt von dem Augenschein der Sturmwellen beeindruckt zu sein, vertraute Jesus vollständig auf Gottes Fürsorge für sie alle. Er stillte die Ängste der Jünger, und alle waren augenblicklich am anderen Ufer.
Jesus war mit vielen Herausforderungen konfrontiert – ganze Menschenmengen Kranker, die gesund werden wollten, Scharen hungriger Menschen, Leute, die ihm Schaden zufügen wollten und sogar nach dem Leben trachteten. Aber bei allem war seine Haltung der Herrschaft ungebrochen. Wenn wir seinem Beispiel folgen, können wir sicher sein, dass wir dazu lernen und in unserem Verständnis Gottes wachsen, bis auch wir uns mit solch einer heilenden Herrschaft über unsere Probleme erheben werden.
Manchmal scheinen uns Probleme beharrlich und aggressiv zu verfolgen. Einmal haderte ich mehr als ein Jahr lang mit einer Entscheidung, die in meiner Zweigkirche getroffen worden war. Ich fühlte mich negativ davon betroffen und glaubte, dass sie auch unsere Gemeinschaft innerhalb der Kirche beeinträchtigen würde. Meine Versuche, das Problem zu berichtigen, fruchteten nicht. Während dieser Zeit bat ich mehrmals eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft um Hilfe durch Gebet in der Hoffnung, das Gefühl der Belastung durch die Situation ablegen zu können.
Und dann stand eine weitere Mitgliederversammlung bevor, von der ich sicher war, dass wir uns des Problems annehmen würden. Ich fühlte mich ruhig, überzeugt, dass Gott das Problem auf richtige Weise lösen würde. Ich war nicht länger daran interessiert zu analysieren, wer in Bezug auf diese Sache welche Einstellung hatte, und verstand, dass wir nicht daran arbeiteten, menschliche Gemüter zu vereinigen, sondern unser eigenes Denken an dem einen göttlichen Gemüt auszurichten. Ich verstand, dass die einzige Möglichkeit, das Problem zu beheben, auf Gott beruhte und nicht darauf, welche menschliche Meinung die Mehrheit von Stimmen erhielt. Während der Versammlung wurde eine sinnvolle Lösung diskutiert und umgesetzt, die den Konflikt vollständig beseitigte und die Harmonie der gesamten Situation wiederherstellte.
Manchmal denken wir vielleicht, wir wenden die Christliche Wissenschaft nicht korrekt an, wenn wir mit einem Problem konfrontiert sind, das wir augenscheinlich nicht lösen können, oder wir meinen, nicht wirksam zu beten. Glücklicherweise enthält die Bibel Beispiele von Heilungen für praktisch jedes Problem, das der Menschheit je begegnet ist. Und wir haben Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, das Mrs. Eddy von Gott zur Erlösung der Menschheit offenbart wurde. Mit diesen Werkzeugen und einem empfänglichen Herzen haben wir alles, was wir brauchen, um Böses jeder Art in unserem Denken zu konfrontieren und zu zerstören.
Mrs. Eddy versichert uns in ihrem Gedicht „Christus meine Zuflucht“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 396–397):
Auf sturmbewegter Meeresflut
seh’ Christus ich;
erbarmungsvoll, mit mildem Wort
er nahet sich.
So auf des Lebens Felsen stellt
mich Wahrheit hehr;
der Wind, die Woge stürmisch droh’n
mir nimmermehr.
