Als ich die jüngste Bekanntmachung eines vom US-Präsidenten ernannten Fachmanns im Bereich öffentliche Gesundheit – des US Surgeon General – zum Thema Stressfaktoren las, mit denen Eltern konfrontiert sind, wurde ich neugierig (siehe Ali Martin: „Parent stress is a national health issue: Asking for help is a strong first step“ [Der Stress von Eltern wirkt sich auf die Gesundheit aus: Um Hilfe bitten ist ein wichtiger erster Schritt], Christian Science Monitor, 5. September 2024). Erst stimmte ich ihm zu, dass Vater bzw. Mutter zu sein eine mögliche Bedrohung unserer seelischen Gesundheit und unseres Wohlbefindens ist, denn es kann eine schwere, undankbare Aufgabe sein!
Als der „Papa“ von drei wundervollen und sehr geliebten kleinen Kindern stelle ich fest, dass eine tiefe Kluft besteht zwischen dem Leben von Eltern und dem von Personen gleichen Alters, die keine Kinder haben. Unser Alltag unterscheidet sich so sehr, dass ich mich von kinderlosen Menschen oft missverstanden fühle. Vielleicht könnte solch eine Aussage helfen, diese Kluft zu überbrücken und den Druck zu senken, der von außen auf Eltern ausgeübt wird.
Doch selbst wenn dies bewerkstelligt würde – wollte ich mich wirklich selbst in solch eine Schublade stecken: Vater, dessen seelisches Gleichgewicht und Wohl gefährdet ist?
Meine Frau und ich praktizieren schon unser Leben lang die Christliche Wissenschaft und beten über alle Aspekte unseres Lebens – besonders in unserer Rolle als Eltern – bei dem Balanceakt von Familienleben und Berufstätigkeit. Eine Sache, die auf Gebet beruht und zu der wir immer wieder zurückkehren, ist die Idee, dass Gott unser aller einziger Vater und unser aller einzige Mutter ist.
Wir erkennen an, dass unsere Kinder – und ebenso wichtig, dass wir – die Kinder Gottes sind. Das hat uns geholfen, uns von einer überwältigenden Last der Verantwortung zu befreien.
Dann fragen wir uns vielleicht: Was bedeutet es, ein Kind Gottes zu sein? Und was bzw. wer ist Gott?
Wir brauchen nicht lange zu suchen, denn die Bibel erklärt gleich ganz zu Anfang in der Genesis: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1:27). Doch das wurde vor sehr langer Zeit geschrieben. Ist es auch für uns heute gültig?
Ja, absolut! Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, hat durch ihr Studium der Bibel erfahren, dass Gott heute so präsent ist wie immer. Gott, Geist, ist ewig und unveränderlich. Gott ist allmächtig. Und Gott ist gut – keine Mischung aus Gut und Böse, sondern schlicht und einfach vollständig gut. Daher sind wir ebenfalls geistig und gut, denn wir wurden als Gottes Ebenbild erschaffen.
Gott auf diese Weise klarer zu verstehen, ist eine große Hilfe dabei, das Gleichgewicht zu finden, das Eltern so oft zu fehlen scheint. Wenn wir uns in die Vorstellung verstricken, dass wir unsere Kinder erschaffen haben und in alle Ewigkeit für sie verantwortlich sind, haben wir unsere Rolle ungewollt missverstanden. Dann leiden wir an einem falschen Verantwortungsgefühl, statt freudig Gottes Elternschaft zum Ausdruck zu bringen und uns über das Wachstum unserer Kinder zu freuen, wodurch wir mehr Harmonie bei der Kindererziehung und in unserem Alltag insgesamt zu erleben können.
Wie können wir also unsere Denkweise in diese höhere Richtung lenken?
Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass ein Synonym für Gott Gemüt ist, immer-gegenwärtige göttliche Intelligenz. Wenn wir aufwühlende oder begrenzende Gedanken als illegitim erkennen, da sie nicht von Gott kommen, werden wir empfänglicher für Botschaften des göttlichen Gemüts.
Nach meiner Erfahrung kommen diese Botschaften häufig in Form von Intuitionen zu uns oder als geistige Ideen, die ein dem Göttlichen nicht entsprechendes Konzept ersetzen, an dem ich festgehalten habe.
Auf diese Botschaften von Gott zu lauschen hilft, mich von dem Gefühl abzubringen, ich müsste jede Einzelheit im Leben und Verhalten meiner Kinder steuern oder ich hätte einen großen, bedauerlichen Fehler gemacht. Außerdem führt es mich zu einem richtigen Vorgehen als Vater.
Wir lesen im ersten Johannesbrief in der Bibel: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater geschenkt, dass wir Gottes Kinder heißen sollen!“ (3:1). Wir sind alle Gottes Kinder. In unserer Familie fällt immer wieder der Satz, dass Gott keine Enkel hat. Eltern, Kinder und Großeltern sind alle die Kinder unseres Vater-Mutter-Gottes.
Wir erklären unseren Kindern, dass wir sie nach unserem besten Wissen erziehen und dass sie lernen müssen, liebevoll, rücksichtsvoll und gehorsam zu sein, aber auch, dass wir uns auch als Schwestern und Brüder in Christus, der wahren Idee von Gott, betrachten. Denn „denen, die Gott lieben, [dienen] alle Dinge zum Besten“, lesen wir in der Bibel (Römer 8:28).
Diese geistige Sichtweise von Familie zeigt, dass es keine Last, sondern ein Segen ist, Kinder zu haben!
Ursprünglich erschienen in der Kolumne „Christian Science Perspective“ [Aus Sicht der Christlichen Wissenschaft] im Christian Science Monitor.
