F: Ich finde es schrecklich, wie fies und kritisch alle in den sozialen Medien sind, aber manchmal bin ich selbst so. Wie kann ich damit aufhören?
A: Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir ehrlich gesagt selbst schon gestellt habe.
Als Tänzerin habe ich früher viel Zeit vor dem Spiegel verbracht. Nicht, um mich zu bewundern, sondern um Fehler beim Tanzen zu finden. Und ich habe immer welche gefunden. Diese Angewohnheit hat sich dann auch auf meinen Alltag übertragen, bloß war ich nicht nur bei mir selbst äußerst kritisch, sondern auch bei anderen.
Aber es war mehr als nur eine Angewohnheit. Ich merkte, dass der wahre Grund, warum ich alle um mich mit kritischem Auge prüfte, mein Eindruck war, selbst nicht gut genug zu sein. Und das Schlimmste ist, dass ich diese Vergleiche vornahm, um mich selbst besser zu fühlen.
Ich weiß noch, wie ich dachte: „Ich habe schönere Arme als Susie, auch wenn sie eine schmalere Taille hat.“ So ging es ohne Pause.
Und nach und nach habe ich dann alles an allen kritisiert. Ich konnte an anderen immer etwas zu bemäkeln finden und tat es dann auch.
Aber es gefiel mir gar nicht. Bloß wie sollte ich damit aufhören?
Am Ende lag die Antwort ziemlich auf der Hand: Wenn ich mich selbst mehr akzeptierte, brauchte ich anderen gegenüber nicht mehr so kritisch zu sein. Doch wie sollte ich das machen, wo es Sachen gab, die ich an mir selber nicht mochte?
Ich musste eindeutig lernen, mich selbst in einem besseren Licht zu sehen. Da ich eine Christliche Wissenschaftlerin bin, dachte ich, dass Gebet vermutlich die beste Herangehensweise an dieses Problem war.
Mir fiel etwas ein, das ich in der Bibel gelesen hatte, nämlich dass Gott den Menschen nach Seinem Ebenbild erschaffen hat. „Gut und schön“, dachte ich. „Doch was bedeutet das?“
Ich habe das Wort Ebenbild im Wörterbuch nachgesehen. Es gab allerlei Definitionen, die mich zum Verb bildhaft machen führten, also etwas Unsichtbares sichtbar machen. Wow! Heißt das, dass wir erschaffen wurden, um Gottes Existenz sichtbar zu machen?
Zuerst hielt ich mich damit auf zu denken, dass „sichtbar“ bedeutet, materiell zu sein. Doch als ich ein bisschen mehr darüber betete, wurde diese falsche Vorstellung korrigiert. Gott ist Geist, und Gott ist Alles. In dieser Allheit des Geistes ist kein Platz für Materie.
Wenn wir also nicht materiell sind, wie machen wir dann Gott sichtbar? Vielleicht durch unser Denken, statt auf greifbare, äußerliche, erkennbare Weise? Anders gesagt, durch die gottähnlichen Eigenschaften, die wir zum Ausdruck bringen, machen wir Gott sichtbar.
Ich verstand klarer, dass wir als Beweis von Gottes Allgegenwart existieren. Also können wir nur sein, was Gott erschafft: gut, klug und sogar schön. Gott, das Gute, definiert uns. Das bedeutet, dass wir alle – jede und jeder von uns – von Natur aus gut sind.
Und dieses Gute, das uns ausmacht, ist wundervoll! Als ich das nach und nach verstand, vergaß ich irgendwie, dass ich dachte, so schlecht zu sein, und ich hatte es nicht mehr nötig, mein Selbstwertgefühl aufzubessern.
Ich entdeckte etwas von dem, was Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift geschrieben hat: „Das Rezept für Schönheit heißt, weniger Illusion und mehr Seele zu haben ...“ (S. 247). Für mich hieß das: Je mehr von Gottes Eigenschaften ich in mir erkennen konnte, desto zufriedener würde ich mit mir selbst sein.
Ich lernte, dass ich mich nicht mit anderen vergleichen muss, um ausgeglichen zu sein. Und ich verstand, dass Vergleiche unwichtig und nicht hilfreich sind, denn sie halten nur eine falsche Sichtweise von uns in unserem eigenen Denken aufrecht.
Ich kann nicht behaupten, einen perfekten Körper, perfekte Haare oder einen perfekten Teint zu haben. Ganz und gar nicht. Aber ich bin nicht mehr darauf versessen, andere zu kritisieren, um mich besser zu fühlen. Stattdessen halte ich nach dem Guten um mich herum und in anderen Ausschau. Das, zusammen mit einem besseren Selbstwertgefühl, weil ich weiß, dass Gott mich erschaffen hat, macht mich zufrieden.
Ist es mir gelungen, andere sofort nicht mehr zu kritisieren? Nein, aber ich konnte erkennen, dass es einen Weg in diese Richtung gab, und zwar, von Gott immer mehr darüber zu erfahren, wer ich bin.
Ich habe damals die körperliche Erscheinung als besonderen Fokus meiner Kritik benutzt, doch ein Verständnis unserer geistigen Identität hilft bei allen Aspekten unseres Selbstwertgefühls. Ob es darum geht, die Überzeugungen anderer zu kritisieren oder ihre Lebensweise oder sonst etwas – wir können diese Augenblicke dazu nutzen, uns zu fragen, was wir uns von dieser Kritik versprechen. Und dann können wir über das beten, was uns zu fehlen scheint. Wenn wir unsere eigene Vollständigkeit erkennen lernen, die auf dem basiert, wie Gott uns erschaffen hat, verschwindet der Drang, andere zu kritisieren oder uns mit ihnen zu vergleichen, ganz natürlich. Und ich kann dir sagen, dass sich das sehr gut anfühlt!
