F: Ich möchte ganz ich selbst sein, aber ich habe ein bisschen Angst davor, weil ich mir Gedanken darüber mache, was andere Leute denken könnten. Kannst du mir helfen?
A: Ich bin ein Pferdemädchen, was bedeutet, dass ich schon immer gerne Jeans und Stiefel getragen habe. Aber dann stand der Mittwochabend vor der Tür, an dem ich zur Zeugnisversammlung in meiner Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft ging. Was habe ich also getan? Ich habe eine weiße Hose, eine Seidenbluse und eine goldene Kette angezogen (damals eine akzeptable „Kleiderordnung“).
Das mochte ich nicht, denn ich hatte das Gefühl, nicht ich selbst sein zu können. Der Druck, den ich verspürte, den Erwartungen anderer entsprechen zu müssen, bestimmte eindeutig meine Art, mich zu kleiden. Aber ich fühlte mich auch nicht wohl, wenn ich nicht einen bestimmten „Look” an den Tag legte.
Worum ging es hier wirklich? Es war ein klarer Beweis dafür, dass ich die Meinungen anderer als Maßstab für mein eigenes Verhalten übernommen hatte. Hatte ich Angst vor der Meinung anderer Leute, wenn ich es wagte, mich so zu kleiden, wie ich es selbst gerne tat, es aber nicht deren Vorstellungen entsprach? Ja, und das war schrecklich!
Aber hier geht es um mehr als nur darum, was wir unserer Meinung nach anziehen sollten. Es wirft auch eine tiefere Frage auf: Wie können wir wirklich wir selbst sein und uns dabei wohlfühlen? Vielleicht müssen wir damit beginnen zu erkennen, wer wir wirklich sind – ich meine geistig gesehen.
Eines der großartigen, wirklich erstaunlichen Dinge an Gottes Schöpfung ist ihre unglaubliche Vielfalt. Jedes einzelne Element des Universums ist einzigartig und individuell. Und jede und jeder von uns, als Gottes Geschöpf, ist anders als alle anderen Individuen. Wir sind keine Klone. Jede und jeder von uns ist das, was Gott als unsere eigene individuelle Konstellation von allem Guten zum Ausdruck bringt. Jede und jeder von uns hat von Gott gegebene Gaben, die nur wir auf unsere ganz eigene Weise zum Ausdruck bringen können. So wie keine zwei Schneeflocken genau gleich sind, sind auch keine zwei Menschen genau gleich. Und das ist eine gute Sache! Es zeigt, dass wir alle gebraucht werden – jede und jeder einzelne von uns ist ein wesentlicher Teil dieser wunderbaren, unendlichen Schöpfung.
Dieses Verständnis gibt uns eine solide Grundlage dafür zu wissen, wer wir sind. Gott definiert uns. Äußerlichkeiten nicht.
Es erfordert Mut, dieser von Gott definierten Version unserer selbst treu zu bleiben. Wir mögen anders als andere erscheinen oder das Gefühl haben, nicht dazu zu passen. Es ist ganz natürlich, dass wir Teil der „Szene“ sein wollen. Es ist dieser Wunsch, akzeptiert zu werden, der uns manchmal dazu veranlasst, für die Art und Weise, wie wir uns präsentieren, Entscheidungen zu treffen, die uns nicht wirklich entsprechen. Das kann von Kleidung, die sich nicht richtig anfühlt, bis hin zu gelegentlichen Fehlentscheidungen reichen.
Gott ist zu 100 Prozent gut. Wenn wir also wissen, dass wir von Gott geschaffen und daher gut sind, gibt uns das die Kraft, Dinge nicht nur deshalb zu tun, weil andere Menschen sie tun. Zu wissen, dass wir dank unseres inneren Wesens – dank unserer geistigen Natur – immer okay sind, gibt uns diesen Mut.
In jeder und jedem von uns gibt es einen stillen Raum, mit dem wir in jeder Situation wissen, was richtig ist. Er ist Teil dessen, wer wir sind. Schließlich sind wir mit all den guten Eigenschaften geschaffen, die Gott uns allen mitgegeben hat. Durch Gebet können wir mit diesen Eigenschaften in Kontakt treten und erkennen, dass sie uns Orientierung, Schutz und das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist. Das gibt uns das Selbstvertrauen, Entscheidungen zu treffen, die gut sind. Und es bewahrt uns davor, von schlechten Entscheidungen in den Bann gezogen zu werden.
Wie beten wir für diese Art von Mut? Manchmal bitte ich Gott, mich mir selbst vorzustellen. Ich bitte Gott, mir zu sagen, wer ich bin. Und dann höre ich auf die Gedanken, die mir kommen. Als Antwort kommt ein stilles, sanftes Empfinden, dass ich gut bin, weil mein Schöpfer gut ist.
Und wie hat das bei mir geklappt? An einem Mittwochabend habe ich mich nicht so angezogen, wie es gesellschaftlich erwartet wurde, sondern einfach eine saubere Jeans und ein schönes Hemd, die Stiefel dazu, und bin zur Kirche gegangen. Und was ist passiert? Im Grunde genommen nichts. Außer, dass ich mich besser fühlte, weil ich ehrlich damit war, wer ich bin.
Shakespeare bringt es auf den Punkt, indem er betont, wie wichtig es ist, dem treu zu bleiben, wozu Gott uns geschaffen hat, anstatt dem, was wir – oder andere – denken, das wir sein sollten. Und Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, bezieht sich in ihren Schriften auf dieses Zitat. Hier ist es:
Sei dir selber treu,
und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tag,
du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen.
(Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften 1883–1896, S. 226)
Mit anderen Worten: Wir können wirklich wir selbst sein, und das ist etwas Wunderbares.