Christian Science bietet durch ihr göttliches Wirken jedem Sterblichen ein unfehlbares Hilfsmittel dar. Weil sie ihrer eigensten Natur und ihrem Amt nach heilend ist, wird die Botschaft von denen am meisten beachtet, die der Hilfe am nötigsten bedürfen. Heilung unter ihren Flügeln, sucht sie den Zugang zu jedem beladenen Herzen und ihr Einziehen gewährt endgültige Befreiung von jeder Bedrückung der Sünde und des sie begleitenden Leidens. Wo immer Christian Science bewillkommnet wird, wo immer ihr göttliches Wirken gehegt und gesucht wird, fängt sofort eine Wiederherstellung des Gedankens und des Lebens an. Dem Menschen, der in Sorgen ist, wird ein Ausweg aus seiner Not gezeigt, und wenn seine Liebe zur Gerechtigkeit nur in einem geringen Maße sein Verlangen nach der Sünde, oder seine Furcht vor dem Übel überwiegt, wird er getrieben unter einer neuen göttlichen Offenbarung, damit zu beginnen seine Erlösung praktisch herauszuarbeiten.
Die eine klare Forderung der Christian Science ist, daß das Böse mit Gutem überwunden werden muß. Der Vertreter der Christian Science kann anderen viel durch metaphysische Analyse zu sagen haben, aber ehe Rechtschaffenheit sein tägliches Leben beherrscht, sind seine Erklärungen wertlos. Das christliche Element ist das belebende Element. Der Schüler, der seine Forschungen, mit diesem Punkt klar im Auge, beginnt, hat den schmalen Weg zur Erlösung erblickt und wandelt auf ihm. Wer Christian Science aus selbstsüchtigen Beweggründen sucht, müht sich im Gestrüpp und auf den Nebenwegen selbstsüchtigen Denkens ab, und verfehlt den Weg der Erlösten, bis diese Selbstsucht sich selbst so verwundet, daß eine gereinigte Natur erscheint. Es darf nicht vergessen werden, daß der große Meister sagte, daß die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden. Viele, die Einspruch erheben, weil ihre persönliche Heilung eine langsame ist, oder weil die Bedrängungen des Übels nicht augenblicklich zum Schweigen gebracht werden, richten ihre Augen auf das Erbe, und übersehen die Schritte, die zu ihm führen. Das Christentum hat immer erklärt, daß der Weg des Kreuzes der Weg der Erlösung ist, und Christian Science bietet keinen anderen Weg der Befreiung als den, den Jesus forderte, als er sagte: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird’s finden.”
Das herkömmliche Christentum hat das Kreuz getragen, während es für seine Krone auf einen entlegenen und weit entfernten Himmel blickte. Christian Science fügt dieser Hoffnung die Erkenntnis bei, daß es unter Gottes Gesetz zwischen Opfer und Lohn keinen Zwischenraum gibt, und daß das Kreuz selbstlosen Bemühens, wenn recht getragen, augenblicklich die Erfahrung mit Segen krönt. Rechtschaffenheit erbt nicht nur das Himmelreich, sondern Sanftmut erbt das Erdreich, und ist es nicht vernünftig mit der weiteren Annahme von Jesu Erklärung: „Das Himmelreich ist inwendig in euch,” den Schluß zu ziehen, daß das Erben des Himmelreiches jetzt und hier auf Erden stattfinden kann, sobald Sanftmut einen passenden Platz bereitet hat? Es gibt keinen Zeitabschnitt in dem man warten darf, sondern es ist eine Unmenge Arbeit zu tun, die uns befähigt das himmlische Erbe anzunehmen. Und weil es im Bewußtsein keinen leeren Raum gibt, insofern als das Bewußtsein von etwas bewußt sein muß, müssen Heilung und Freudigkeit in dem Verhältnis in das menschliche Leben einströmen, als Unwissenheit und Selbstsucht daraus verschwinden. Die Krone ruht unter dem Kreuz.
Jesu Gleichnis vom Säemann zeigt dem Anfänger das Werk, das er tun muß, um sein Herz für das Wort der Wahrheit empfänglich zu machen. Wenn er nicht will, daß alles, was er liest, hört und sieht an den Weg fällt, um von den Vögeln gefressen, unter die Dornen, um erstickt zu werden, oder auf steinigen Grund, um nicht Wurzel schlagen zu können, so muß er viel Zeit auf Selbstprüfung verwenden. Gebet und Wachsamkeit sind dringend notwendig, damit Trübsal oder Verfolgung die begeisterten Anfänger nicht abschrecken und damit die Sorgen dieser Welt, der Trug des Reichtums und die Begierde nach anderen Dingen nicht eindringen, und das Wort ersticken. Wer sieht, daß es seine persönliche Arbeit ist Wache zu halten über die eigenen Angelegenheiten, wird sicherlich Samen empfangen der da Frucht trägt „etlicher dreißigfältig, etlicher sechzigfältig und etlicher hundertfältig.”
Welcher Mensch kann außerhalb seines Selbst etwas falsch finden, wenn er bedenkt, daß der Säemann nur guten Samen zum säen hat? Und welcher Mensch wird über die Güte des Samens streiten, wenn er erfährt, daß der steinige Grund oder die erstickenden Dornen die Ursache zur dürftigen Ernte sind?
Fraglos ist der Same, den Gott in Seiner Welt ausgestreut hat durch die heiligen Äußerungen der Bibel und deren erleuchtete Auslegung in dem Werk „Science and Health with Key to the Scriptures,” gut, ganz gut. Daß es einem mißlang seinen Garten für den Samen bereit zu machen, braucht keinen anderen Menschen zu hindern nach dem Samen zu suchen, oder seinen eigenen Acker für den Samen vorzubereiten. Wiederum, wenn die Ernte eines anderen Menschen schön und lieblich anzusehen ist, sollte da der Anfänger, im Bewundern dieser Früchte seine Kräfte vergeuden, sich davon abhängig machen, oder davon stehlen? Lieber sollte er dazu angetrieben werden, denselben guten Samen für sich zu suchen; geduldig seinen eigenen steinigen Boden zu bearbeiten, und seine werdende Christus-ähnlichkeit vor allen vernichtenden Zerstreuungen und überwuchernden Dornen zu bewahren.
Jedes Wort der Wahrheit, das in der Bibel und in „Science and Health“ enthalten ist, wurde für jeden Menschen geschrieben, es zu hören und zu bewahren. Folglich sollte keines Menschen Mißerfolg unserem Suchen Einhalt gebieten, und keines andern Menschen reiches Feld sollte uns genügen. Die Beziehung dieser beiden Bücher auf den Einzelnen ist eine unmittelbare. Der Säemann säet den Samen. Gott allein gibt alles Gute. Das Amt der Lehrer und Heiler ist erfüllt, wenn sie verständnisvoll den Samen säen. Die geistige Erleuchtung geht von Gott zum Menschen, denn Gott allein ist Leben, und der Quell allen Lebens und Seins. Weil Jesus über das alles die Wahrheit wußte, konnte er zum Übel sagen: „Ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest, und fahrest hinfort nicht in ihn!” Auf diese Weise erfüllte er seine Sendung als Vermittler zwischen Gott und den Menschen, so wurden Tausenden die Fesseln abgenommen, so wurden sie frei gemacht ihr Eigentum zu finden. Durch denselben Vorgang wird jeder Einzelne in einem gewissen Maße frei gemacht, wenn der klar sehende Christian Scientist strebt den Hilfesuchenden aus den Banden falschen Denkens zu erlösen und ihn auf das geschriebene Wort Gottes zu seiner Erleuchtung und Heilung hinzuweisen.
Man lasse keinen Anfänger die Überzeugung gewinnen, daß jemals über das Thema der Christian Science etwas geschrieben worden ist, oder geschrieben werden wird, was leichter als „Science and Health“ zu verstehen ist. Jedes Textbuch über eine gewisse Sache ist grundlegend und maßgebend. Es muß naturgemäß so viel enthalten, daß ein einfaches Durchlesen desselben nur einen sehr kleinen Teil von dem offenbart was es enthält. Eine Abhandlung oder ein Artikel über Mathematik kann sehr schnell verstanden werden, während ein Werk über die Mathematik, das erschöpfend genug ist um als Textbuch betrachtet zu werden, Monate und Jahre geduldigen Studierens und geduldiger Ausübung erfordert, damit seine Lehren völlig bewiesen werden können. „Science and Health“ ist im höchsten Sinne ein Textbuch und legt das Prinzip und die Gesetze für die Ausübung des wissenschaftlichen Christentums dar. Solch ein umfangreiches Thema kann nicht ohne anhaltendes Forschen und ohne beständigen Gehorsam gegen seine Vorschriften verstanden werden; aber daß seine Darlegungen verständlich sind, von der ersten Erklärung bis zur letzten Schlußfolgerung, können Tausende und Tausende der Wiedergeborenen und Geheilten auf Erden bezeugen. Es lasse sich also niemand verleiten, das Textbuch selbst über allen dem, was über das Textbuch geschrieben und gesagt wird, zu vernachlässigen. Für den, der zu verstehen wünscht, und der das wenige was er schon gelernt hat praktisch ausübt, sind die Darlegungen von „Science and Health“ so klar wie das Sonnenlicht. Nur der Gedanke, der absichtlich widerstrebt und falsch auslegt, kann verwirrt bleiben. „Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen.”
„Es ist nur eine Ruh’ vorhanden.” — Doch
Die träge Ruh’ im Grabe ist sie nicht!
Die Ruhe ist die stille Kraft des Geistes,
Der in der Welt, doch über aller Welt
Festschwebend, alles Übel niederhält,
Nur voll vom Guten nicht das Böse kennt,
Und rein die Liebe walten läßt. Ihm ist
Das regste Leben: ungestörte Ruhe.
