In seiner Epistel an die Römer erklärt der Apostel, „Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubet, der ist gerecht.” Daß es notwendig ist, einen höheren und geistigeren Sinn der Gerechtigkeit zu erlangen, als durch das Halten vom Buchstaben des rituellen Gesetzes erlangt werden konnte, ist ersichtlich aus des Meisters Worten, als er sagte: „Es sei denn eure Gerechtigkeit besser denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.”
Die Pharisäer waren in der Beobachtung von Gebräuchen und Ceremonien so weit gegangen, als es für den sterblichen Menschen möglich ist, aber sie waren weit entfernt von dem Himmelreich. Sie schienen den Zweck, um deswillen verschiedene Gesetze und Verordnungen den Kindern Israel in der Wüste gegeben worden waren, aus den Augen verloren zu haben. Anstatt danach zu streben, über das Zeichen und Sinnbild hinauszublicken, waren sie zufrieden, das Letztere zu beobachten, selbst obgleich diese Beobachtung kein Wachstum geistiger Wahrnehmung brachte. Für Moses war das Darbringen von Opfern und die Beobachtung von Ceremonien bloß ein Mittel zum Zweck; für die Pharisäer war es der zu erreichende Zweck, und sie waren so selbstzufrieden im Halten der Fasten und dem Geben der Zehnten, daß sie Gott dankten, daß sie nicht wie andre Menschen seien. Wie Paulus sagt: „Sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten.”
Der Mensch, welcher heute das Himmelreich im Innern finden möchte, dessen „Gerechtigkeit muß besser sein, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer.” Das Gesetz wird sein Lehrmeister sein, um ihn zu Christus zu bringen, aber bis der Christus nicht erkannt ist, ist der Himmel nicht erreicht. Wenn das Gesetz verstanden und seinen Regeln gehorcht wird, so ist der Christus offenbart, und der Mensch fängt an, den „Weg und die Wahrheit und das Leben” zu erfassen, und in dem Maße seiner Treue, findet er das Himmelreich auf Erden.
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