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Christus des Gesetzes Ende.

Aus der Juli 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In seiner Epistel an die Römer erklärt der Apostel, „Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubet, der ist gerecht.” Daß es notwendig ist, einen höheren und geistigeren Sinn der Gerechtigkeit zu erlangen, als durch das Halten vom Buchstaben des rituellen Gesetzes erlangt werden konnte, ist ersichtlich aus des Meisters Worten, als er sagte: „Es sei denn eure Gerechtigkeit besser denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.”

Die Pharisäer waren in der Beobachtung von Gebräuchen und Ceremonien so weit gegangen, als es für den sterblichen Menschen möglich ist, aber sie waren weit entfernt von dem Himmelreich. Sie schienen den Zweck, um deswillen verschiedene Gesetze und Verordnungen den Kindern Israel in der Wüste gegeben worden waren, aus den Augen verloren zu haben. Anstatt danach zu streben, über das Zeichen und Sinnbild hinauszublicken, waren sie zufrieden, das Letztere zu beobachten, selbst obgleich diese Beobachtung kein Wachstum geistiger Wahrnehmung brachte. Für Moses war das Darbringen von Opfern und die Beobachtung von Ceremonien bloß ein Mittel zum Zweck; für die Pharisäer war es der zu erreichende Zweck, und sie waren so selbstzufrieden im Halten der Fasten und dem Geben der Zehnten, daß sie Gott dankten, daß sie nicht wie andre Menschen seien. Wie Paulus sagt: „Sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten.”

Der Mensch, welcher heute das Himmelreich im Innern finden möchte, dessen „Gerechtigkeit muß besser sein, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer.” Das Gesetz wird sein Lehrmeister sein, um ihn zu Christus zu bringen, aber bis der Christus nicht erkannt ist, ist der Himmel nicht erreicht. Wenn das Gesetz verstanden und seinen Regeln gehorcht wird, so ist der Christus offenbart, und der Mensch fängt an, den „Weg und die Wahrheit und das Leben” zu erfassen, und in dem Maße seiner Treue, findet er das Himmelreich auf Erden.

Moses ging hinab nach Ägypten und befreite die Kinder Israel von denjenigen, welche sie bedrückten. Nicht in seiner eigenen Kraft war er fähig, dieses große Werk zu tun, denn hätte er nicht Weisheit und Kraft von oben her empfangen, wäre er ebenso machtlos, wie seine Brüder gewesen, die Fesseln, welche sie in Banden hielten, zu zerbrechen. Er hatte die Gewißheit, daß Gott mit ihm sein würde, und er bezweifelte nicht, daß er fähig sein würde, seine ihm zugewiesene Mission zu erfüllen, Pharao und sein Heer waren in das Meer gestürzt, und die Kinder Israel waren freie Menschen, so weit als die unterjochenden Zustände und Umgebungen Ägyptens in Betracht kamen. Aber andere Übel waren zu überwinden, ehe das gelobte Land erreicht werden konnte, und es war notwendig, daß die Kinder Israel für ihre Arbeit ausgerüstet würden.

Während ihres Aufenthalts in Ägypten hatten sie nach und nach den wahren Gott aus den Augen verloren. Befreiung war durch eines anderen Verständnis vom Gott ihrer Väter gekommen, und nun mußten sie beginnen, selbst Gott zu kennen. Moses war ihr Wegweiser, und durch ihn wurden die zehn Gebote gegeben. Die verschiedenen Gebräuche, Ceremonien und Beobachtungen, welche in dem Gesetz Mose inbegriffen waren, dienten alle einem Zweck, indem sie die Natur und den Charakter Gottes offenbarten und ihnen halfen, Seine Gebote zu verstehen und zu halten.

Wahrheit muß auf eine solche Weise dargestellt werden, daß der Mensch sie in gewissem Maße erfassen kann, oder er wird dadurch nicht gefördert. Der Zweck des Dekalogs war, den Kindern Israel den wahren Gott zu offenbaren und sie von den götzendienerischen Wahnvorstellungen und der Praxis der Ägypter zu erretten. Heute ist es seine Mission die verschiedenartigen Formen des Götzendienstes, welche die Menschheit veranlaßt haben, dem unbekannten Gott einen Altar zu errichten, aufzudecken und zu vernichten. Wenn die Wahrheit zuerst dem menschlichen Bewußtsein erscheint, kommt sie oft als ein Zurückweisen dessen, was für wahr gehalten wird, was aber in Wirklichkeit falsch ist. Das „Du sollst nicht” des Gesetzes dient dazu, den Gedanken und die Handlung aufzuhalten und den Blick nach der entgegengesetzten Richtung zu lenken.

Vielen mag es scheinen, daß wenig, wenn überhaupt etwas in den zehn Geboten enthalten ist, was Gott dem Menschen bekannt machen kann. Es muß verstanden werden, daß es nicht die Gebote sind, sondern Gehorsam gegen die Gebote, welcher die Menschheit befähigt, Gott zu erfassen und zu lieben. Wie kann der Mensch, welcher der Götter viele hat, den einen, unendlichen Gott erfassen? Der Mensch, welcher Gott kennt, kann keinen Wunsch oder Neigung haben, Götzenbilder anzubeten, aber der Mensch, welcher an andere Götter glaubt und ihnen dient, ist blind gegen die Wahrheit und Wirklichkeit des einen Gottes, der alles machte, das gemacht ist und es für gut erklärte.

Die erste richtige Auffassung von Gott verbietet dem Menschen andere Götter zu haben. Die Offenbarung Gottes für das individuelle Bewußtsein kommt als ein direkter Befehl, etwas Bestimmtes nicht zu tun. Ist der göttlich Erweckte gehorsam, beginnt er zu sehen, warum er gehorchen sollte, und sein Gehorsam wird durch eine klarere Verwirklichung von Gott als gegenwärtig bei ihm belohnt; wenn er aber in dem Irrtum auf seine Weise fortfährt, weil er nicht sehen kann, warum er anders handeln sollte, hört die Offenbarung Gottes für ihn auf.

Alle die Gebote sind in dem ersten verkörpert. Diejenigen welche folgen, bezeichnen die Irrtümer des Gedankens und der Handlung, welche es scheinbar unmöglich für den Menschen machen, das „vornehmste und größte Gebot” zu halten. Unter diesen Irrtümern sind: demjenigen zu dienen, welches nicht zum Dienst berechtigt ist, den Namen Gottes anzuwenden für das, was nicht gut ist, die Unterlassung das anzubeten und zu ehren, dem Ehre gebührt; Mord, Ehebruch, Diebstahl, Bosheit, Falschheit und Begierde Ausdruck geben. Das Überwinden von allem was Gott unähnlich ist, ist möglich, weil die Vernichtung eines jeden Irrtums die Weisheit und Stärke mit sich bringt, welche für den nächsten Sieg notwendig sind. Der Gott, welcher Allmacht und All-Intelligenz ist, wird in dem Maße erkannt, wie die Täuschungen des sterblichen Glaubens verschwinden.

Um noch klarer zu zeigen, wie es kommt, daß das Gesetz Gott dem Menschen offenbart, laßt uns von jenem bekannten Beispiel — der Mathematik — Gebrauch machen. Das Grund-Gesetz der Zahlen wird, wenn es verstanden und angewendet wird alle mathematischen Aufgaben lösen. Wenn der Anfänger nicht damit vertraut ist, muß es ihm gelehrt werden. Er kann nur durch Anwendung lernen. Er muß gebrauchen was er weiß, er muß sogar von dem Gebrauch machen, was er noch nicht völlig versteht. Um dies zu tun, muß er tun, was ihm gesagt wird. In andern Worten, er muß nach einer Regel arbeiten, welche in solchen Ausdrücken dargestellt ist, die er fähig ist zu erfassen. Indem er tut, wie die Regel vorschreibt, wendet er das Gesetz an, auf welches sie gegründet ist und löst die Aufgabe. Wenn er das gewünschte Ergebnis erlangt, lernt er aus Erfahrung, daß die Regel richtig ist. Wenn er die Grundlagen versteht, wird er sich selbst ein Gesetz und arbeitet unwillkürlich im Einklang mit der Regel. So lange wie diese nicht verstanden wird, ist er genötigt, sich auf die Regel zu verlassen, daß sie ihm den Weg bezeichne. Wir alle haben Schüler gesehen, welche die Regel hersagen konnten, welche aber hülflos waren, wenn sie dazu berufen wurden eine Aufgabe zu lösen, für die sie sich keiner Regel entsinnen konnten. Sie hatten kein wirkliches Verständnis von der Mathematik erlangt.

Der Wegweiser bezeichnet demjenigen den Weg, der ihn nicht kennt, und der Reisende, welcher den rechten Weg zu seinem Bestimmungsort einschlägt, muß dem Wege folgen, den er anzeigt. Wenn er den Weg verläßt, ist sein Glaube an den Wegweiser durch Erfahrung zum Verständnis gereift und er weiß, daß er den Weg vorzeichnet, und daß er von einem angebracht wurde, der den Weg kannte.

Gott ist das göttliche Prinzip von des Menschen Sein. Es besteht die Verheißung, daß alle Menschen von Gott gelehrt werden sollen, und in der Geschichte des geistigen Fortschritts des Menschen haben von Zeit zu Zeit diejenigen, welche auf den Bergeshöhen standen ihren Brüdern, die sich im Tale abmühten eine Botschaft gesandt. Die Männer und Frauen, welche rein genug waren, um von Gott gelehrt zu werden, haben in menschlicher Sprache wiederholt, was sie hörten und verstanden.

Moses richtete seine Botschaft aus und die Welt fühlte den Tadel der Wahrheit. Der demütige Nazarener erhob sich zu größeren Höhen, und er sprach zu einem Volk, welches für die nachdrücklicheren Verkündigungen der Wahrheit vorbereitet war. Er sagte, daß er nicht kam, das Gesetz aufzulösen, sondern das Gesetz zu erfüllen, um der Menschheit eine geistigere Auffassung von dem Gott, der in dem Gesetz Mose offenbart ist, zu geben. Ihm war ein strenger Tadel alles Irrtums eigen; auch ein Gebot, nur Gutes zu tun, war ihm eigen. Wie die Sterblichen sich nicht völlig verwirklichen, warum sie nicht Böses tun sollten, bis sie aufhören, es zu tun, so können sie nicht verstehen, warum sie Gutes tun sollten, bis sie es tun. Die Worte Jesu werden nicht verstanden, bis ihnen gehorcht wird.

Die Lehren des Meisters sind die Regeln, welche die Anwendung des göttlichen Prinzips möglich machen; sie sind die Wegweiser, welche den Weg von der Erde zum Himmel bezeichnen. Diese Regeln waren von einem gebildet, der das Prinzip des ewigen und harmonischen Seins des Menschen verstand. Diese Wegweiser waren von einem angebracht, der den Weg kannte, und der solch überzeugenden Beweis davon erbrachte, daß es einen Weg aus Sünde, Krankheit und Tod in Gesundheit, Heiligkeit und ewiges Leben gibt. Es ist das Vorrecht von allen, welche in diesem Wege wandeln und diese Regeln anwenden, für sich selbst die Wahrheit über Gott und den Menschen zu wissen.

Wenn der Christus dem individuellen Bewußtsein offenbart ist, dann kommt des Gesetzes Ende, dessen einschränkende Einflüsse nicht länger gebraucht werden, weil der Mensch von Gott gelehrt ist, zu tun was recht ist, und sich dessen was unrecht ist, zu enthalten. Derjenige, dem der auferstandene Christus nicht erschienen ist, steht noch unter dem Gesetz, und von ihm wird gefordert, daß er tue, was darin enthalten ist. Indem er seinen Regeln gehorcht, gelangt er zu der Gerechtigkeit des Gesetzes und wenn er erkennt, daß der Zweck des Gesetzes ist, ihn zu Christus zu führen, ist er bereit, in das Verständnis und die Beweisführung der Wahrheit geleitet zu werden.

Das bürgerliche Gesetz ist auf die zehn Gebote gegründet, und sein Zweck ist, dem Menschen den Weg zu bezeichnen, an seinem Mitmenschen recht zu handeln und zu gleicher Zeit für sich selbst das größte Gute zu erlangen. Wäre der menschliche Gedanke geistig genug, um die Stimme der Wahrheit zu hören, und würden alle Menschen von Gott gelehrt, so würde es der Staatsgesetze nicht bedürfen, denn die Menschen würden von Natur das im Gesetz Enthaltene tun, und der harmonische Zustand der Dinge, welchen das bürgerliche Gesetz herbeizuführen sucht, würde eine feststehende Tatsache sein.

In religiösen Organisationen gibt es Regeln und Vorschriften, dazu bestimmt, den Mitgliedern jener Organisationen zu dem geistigen Guten zu verhelfen, das sie wahrscheinlich ohne dieselben nicht erlangen würden. Unsere eigene Kirche hat ihre Regeln und Gesetze, von derjenigen vorgeschrieben, welche Christian Science entdeckte und welche deren göttliches Prinzip versteht. Die Mitglieder mögen nicht stets unmittelbar das Wie und Warum der Gesetze verstehen, aber Gehorsam gegen dieselben offenbart das göttliche Prinzip der Christian Science und ermöglicht den Fortschritt. Derjenige Zustand des Gedankens, welcher zu handeln zögert, weil er nicht versteht warum, beraubt sich selbst. Wir müssen im Glauben wandeln, ehe wir im Schauen wandeln können. Unbedingtes Vertrauen zu einer weisen und liebenden Führerin erzeugt Gehorsam, und Gehorsam sichert Fortschritt.

Wir haben Glauben an den Mann, welcher die Regeln der Mathematik bildete, wenn wir jene Regeln demonstrieren; wir haben Glauben an den Mann, welcher den Wegweiser anbrachte, wenn wir dem nachgehen, wohin er weist, und wir haben auch Glauben an die eine, welche uns die Regeln, Christian Science zu beweisen, gegeben hat und noch gibt, und wir werden uns bemühen, in dem engen und schmalen Weg, welchen die Wissenschaft bezeichnet, zu wandeln, bis Christus für einen jeden des Gesetzes Ende geworden ist.

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