„Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernet hat?”
Johannes 7. 15.
In der Zeit, als Jesus Christus den Weg des Lebens lehrte, bildete „die Schrift,” das heißt die Gesetzbücher und die Bücher der Propheten, begleitet von Erklärungen und Ausführungen des Textes, den Inbegriff der Gelehrsamkeit unter den Juden. Dies erscheint beim ersten Blick einfach genug und ein leichtes Werk, aber der Text der Schriften war in der hebräischen Zunge geschrieben, welche schon damals für die Masse des Volkes eine tote Sprache geworden und nur für Gelehrte verständlich war, da sie zu einer Grundlage so vieler Kommentare gemacht worden war, daß ein langes Studium des Gesetzes mit berühmten Lehrern oder Doktoren, wie dasjenige des Paulus zu Füßen des Gamaliel, für notwendig erachtet wurde, ehe ein Mann als gelehrt angesehen und als Lehrer anerkannt wurde.
Die Evangelien geben keinen Bericht, daß Jesus einen derartigen Lehrkursus gehabt hatte. Er blieb augenscheinlich in seiner Heimat, seinen Eltern untertan, denn wie uns Markus erzählt, war er den Mitbürgern seiner Stadt als „der Zimmermann” bekannt. Seine Sprache war diejenige des Volkes, welches er belehrte, denn Gelehrte, welche die Bibel studieren, finden darin Beweise, daß er die verschiedenen Sprachen reden konnte, welche in Palästina gesprochen wurden: „griechisch und aramäisch, ebenso wohl wie kleine Andeutungen, daß er mit lateinisch und mit hebräisch bekannt war” (F. W. Farrar, „Das Leben Christi”). Ob nun Jesus aramäisch zu den Landleuten sprach oder griechisch zu der gemischten Bevölkerung der Städte, seine Sprache war einfach, stark und immer dem Gegenstande angepaßt und rief die Bewunderung der einfachen Leute wie der Gelehrten hervor; bis zum heutigen Tage ein Beispiel vollkommener Ausdrucksweise. Wie der oben angeführte Archidiakonus sagt: „Seine Lehrer waren, menschlich gesprochen, die Bücher der Schrift, der Natur und des Lebens und die Stimme Gottes in seiner Seele.”
Die menschliche Vorbereitung Jesu für sein Erlösungswerk weicht bedeutend von der andrer Führer und Lehrer Israels ab. Abraham schied nach einem langen Aufenthalt im Alter von fünfundsiebzig Jahren aus dem Hause seines Vaters Terah, auf den Ruf seines höheren Bewußtseins, um für die Nachkommenschaft, die ihm versprochen war, von dem Lande Kanaan Besitz zu ergreifen; dort führte er das Leben eines großen Schecks, leitete seine Diener, seine Schaf- und Rinderherden dorthin, wo er Wasser und Weide fand, führte Krieg und machte Frieden mit benachbarten Königen, wie die Notwendigkeit es verlangte und fand auch Muße und Gelegenheit zur Betrachtung geistiger Dinge, wie durch die „Engel” bewiesen wurde, welche ihn besuchten, und welche ihm den göttlichen Willen mitteilten. Diese freie ungebundene, kühne Lebensweise befähigte Abraham, seiner Nachkommenschaft ein von Gott gegebnes Machtgefühl, eine Fürstengröße zu hinterlassen, welche Jahrhunderte der Unterdrückung und der Bedrängnis nicht zerstören konnten, und welche so sichtbar in dem Charakter Mose leuchteten.
Von allen irdischen Menschenführern, zeigt Moses die gründlichste und vollständigste Vorbereitung auf allen Gebieten, die für den Propheten, Führer und Gesetzgeber notwendig waren. Nach vierzig Jahren der Erziehung und Belehrung in dem Palaste von Pharaos Tochter, als Moses in alle Gelehrsamkeit und Weisheit der Ägypter und in die Geheimnisse ihrer Religion eingeweiht worden war, empfing er eine weitere Erziehung von vierzig Jahren in der Wildnis Midians wo er die Aufsicht über Hirten und Hüter führte und wurde so mit dem Lande und seinen Hilfsmitteln bekannt und dadurch vorbereitet, für das Volk Israel bei seinen Wanderungen während fernerer vierzig Jahre zu sorgen. Jene vollkommene Periode von Jahren trug edle Frucht, denn sie brachte Moses zu einer wahreren Erkenntnis Gottes als des einzigen Herrn, und sie befähigte ihn für seine schwierige Mission als ein Vertreter Jehovahs dem Pharao gegenüber und später als Führer Israels; denn nichts weniger als ein Verständnis göttlicher Liebe konnte ihn an der Spitze jener rebellischen und eigensinnigen Rasse unterstützt haben, welche stets gegen die Forderungen ihres göttlichen unsichtbaren Führers murrte, trotz der beständigen täglichen Beweise Seiner allgegenwärtigen und allmächtigen Fürsorge, welche all ihre Notdurft stillte, jener Rasse, die stets gegen ihren menschlichen sichtbaren Führer Ränke schmiedete, welcher Stellung, Macht und irdische Vorteile aufgegeben hatte, um dem Rufe der Liebe Gehorsam zu leisten; der Mann von dem Stephanus bezeugte: „Moses ward gelehret in aller Weisheit der Ägypter und war mächtig in Werken und Worten.” Während der Periode zwischen Moses und Jesus war Israel ein Volk geworden, dessen Erhebung und Wohlfahrt und dessen Fall und Untergang jede Phase des menschlichen Gedankens und Glaubens darstellt; aber sie zeigten noch dieselben rebellischen, scharfen Gedanken, wie damals als sie noch eine bloße wandernde Horde Hirten waren.
„Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernet hat?” Weder Schriftgelehrte noch Pharisäer waren willens den neuen Lehrer anzunehmen, obgleich seine Werke derartig waren, wie sie nie ein Mensch vorher vollbracht hatte; denn war er nicht einer der Ihren? kannten sie nicht seine Brüder, die unter ihnen wohnten? war er nicht als ein Arbeiter bekannt und sollte er sich vermessen sie zu belehren? Vergebens zeigte Jesus seine Kenntnis des Gesetzes; die neue Auslegung der Schrift, welche seine Gegner nur zu gut kannten, vermehrte nur ihren Zorn gegen ihn, und reizte sie zu einer bittereren Verleugnung seiner Autorität als Lehrer und Heiler, je stärker und klarer seine geistige Macht erstrahlte.
Die erste und häufigste Beschuldigung gegen jede neue Lehre ist, daß der Verkündiger derselben „unwissend” ist, Mangel an Bücherweisheit und eine schlechte Erziehung zeigt; und dann, während diese Behauptungen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigen, werden andere und wenn möglich schlimmere Waffen gesucht und zum Gebrauch vorbereitet. Wenn unseres Herrn Verständnis der Schrift als unanfechtbar bewiesen war, dann wurden seine Beweggründe falsch dargestellt, seine Treue zu seinem Vater wurde angegriffen und seine wunderbaren Werke wurden der Macht Beelzebubs zugeschrieben! Die Antwort, welche Jesus auf diese spöttische Anschuldigung gab, beweist, daß er ein Beobachter der öffentlichen Angelegenheiten war, denn, wie eine Anzahl der Parabeln zeigt, war es Jesus wohl bekannt, daß das Haus des Herodes durch bittere und grausame Streitigkeiten zerrissen war.
Jesus der Sohn der Maria hatte nicht die reichen Gelegenheiten, welche sein irdischer Ahnherr Abraham genossen hatte, um bei seinem Volke den Glauben an den einen Herrn — Gott — einzusetzen; noch hatte er die fürstliche Erziehung Mose zur Führerschaft und Gesetzgebung; er führte das einfache Leben eines Arbeitersohnes, in einer kleinen Stadt, ohne mehr Gelegenheiten zur Belehrung als andere jüdische Knaben seines Alters durch Lesen und Erklärung des Gesetzes und durch das Singen der Psalmen am Sabbat in der Synagoge hatten. Daher die Frage: „Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernet hat?” von denjenigen, welche die Weisheit seiner Rede hörten und die Wunder seiner Werke sahen, denn sie sahen und hörten nur den Mann Jesu, da sie zu rohen Herzens waren, um in der reinen und vollkommenen Wiederspiegelung der Liebe, welche sie in all das geistige Besitztum geführt haben würde, welches ihnen durch Patriarchen und Propheten versprochen worden war, den Christus, den Messias zu erkennen, nach dem sie sich so sehnten; sie hatten Augen, aber sie sahen nicht, sie verstanden nicht die Gegenwart und Macht der Idee der Wahrheit, nicht sein Verständnis und seinen Beweis, daß Gott bei dem Menschen ist, nicht, daß Gott durch ihn sprach, was ihn zum Heiland der Menschen machte.
Die Versprechen waren erfüllt worden, so weit materieller Besitz in Frage kam, aber die geistigen Gaben waren, da sie nicht verstanden, geschätzt und gepflegt worden waren, ihrer Macht entglitten, und die Leute wußten nicht einmal mehr, auf was sie warteten, und sie kannten ihren „Erlöser” nicht, als er zu ihnen kam.
Hier besteht die Frage: Was für einen Nutzen hatten die tiefen Forschungen der Rabbiner und Schriftgelehrten, der Doktoren und derer die das Gesetz studierten, wenn nicht einer den Messias an seinen Lehren oder an seinen Werken erkannte? Und doch waren diese Werke vor Jahrhunderten vorhergesagt worden, und die Lehren der Propheten waren von den Doktoren des Gesetzes erlernt und derartig zergliedert worden, daß sie für die Masse des Volkes unverständlich geworden waren, welches ohne das Licht des Wortes, wie Schafe ohne Hirten hin und her getrieben wurde, und welches für eine Weile irgend einem wandernden Wundertäter folgte, in der Hoffnung, daß er der Messias sein könnte. Sie fragten nicht nach Wundern scholastischer Gelehrsamkeit, sondern sie nahmen schnell die geistige Natur der Lehren Jesu wahr. So geschah es mit der Frau aus Samaria; und sie brachte ihm viele, welche an ihn glaubten; es wird uns nicht erzählt, daß er irgend welche wunderbare Werke bei ihnen verrichtete, doch als sie seine Worte gehört hatten, sagten sie zu der Frau, welche ihn zuerst getroffen hatte: „Wir glauben nun hinfort, nicht um deiner Rede willen; wir haben selber gehöret und erkannt, daß dieser ist wahrlich Christus der Welt Heiland.”
Hätten die Kinder Israel ein ebenso offnes Herz gehabt für die geistige Überzeugung wie die verachteten Samariter, so würde „der Welt Heiland” in der Tat durch Liebe erkannt worden sein; aber die Unwissenheit ist niemals so gereizt und niemals so heftig, als wenn ihr geistige Wahrheit gegenübertritt, welche in solch einfacher Sprache verkündet wird, daß die Niedrigsten sie verstehen können; und unser Meister trank den bittern Kelch des Verrats, ehe er über das Bereich des Hasses emporstieg, welcher ihm ohne irgend eine andere Ursache zu teil wurde, als sein überlegenes geistiges Wesen und seine Güte.
Wieder hat uns die göttliche Liebe in unsern Tagen einen neuen Offenbarer gesandt, um den Menschen die wahre Wissenschaft des Seins zu lehren. Nach Jahren liebevoller Bemühungen, die Lehren Christi Jesu zu verstehen und zu beweisen, steht diese Offenbarerin jetzt in den Augen aller Menschen durch ihr Heilungswerk an Tausenden von Leidenden, als von Gott gesegnet da, nicht nur durch ihre eignen Demonstrationen der Macht der göttlichen Liebe, sondern auch durch diejenigen ihrer Schüler, welche sie in gehorsamer Beobachtung des Befehls Jesu an seine Jünger, ausgesandt hat, die Kranken gesund zu machen, die Aussätzigen zu reinigen, die Toten aufzuwecken und die Teufel auszutreiben. Und wieder hat sich der Ruf erhoben: „Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernet hat?” In ihrer Jugend gab es keine Universitäten für Frauen, wie konnte sie also die Gelehrsamkeit besitzen, welche nach der öffentlichen Meinung für jemand erforderlich war, der lehren und für andere den Weg himmelwärts erleuchten wollte? Die lärmenden Sophisten vergaßen, daß in ihrer Jugend und durch dieselben Mittel, welche ihr durch die göttliche Liebe gegeben wurden, die sie für ihre Mission ausbildete, jene Männer und Frauen belehrt und vorbereitet wurden, welche die Hochschulen gründen sollten, die jetzt voller Frauen sind, welche sich nach einem weitern Verständnis aller Dinge, nach einem tieferen Einblick in Dinge welche außerhalb des Bereichs der Materie liegen, sehnen; diesen war es vergönnt in der intellektuellen Sphäre zu arbeiten, während sie auf den sicheren erhebenden Flügeln der Eingebung zu der geistigen Sphäre emporstieg, jener Eingebung, welche nur zu denen kommt, die in liebender Selbstaufopferung alle Gaben und Kräfte heiligen Diensten und göttlichen Zwecken widmen, damit durch Liebe die Harmonie bei dem Menschen weilen möge; damit der Tod überwunden und das Grab in seiner eignen Leere verzehrt werden möge.
Die Mission unsrer verehrten Führerin ist in so edler Weise erfüllt worden, daß der törichte Ruf: „Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernet hat?” zum Schweigen gebracht worden ist. Obgleich sie stets gelehrt hat, daß das geistige Wesen, welches den Christian Scientisten befähigt, Sünde und Krankheit zu heilen, nicht eine Sache der Erziehung, der Gelehrsamkeit, sondern daß es eine Gabe der göttlichen Liebe für ein liebendes Herz ist, so hat sie nicht gelehrt, daß die Art und Weise, Gottes ewigwachende Liebe und Sorgfalt, seine heilende Macht auszudrücken, eine Sache ohne Bedeutung wäre; im Gegenteil, ihre Lehre ist in einer so reinen Sprache ausgedrückt, die so einfach in ihrer Würde, so beredt im Ausdruck geistiger Wahrnehmung ist, daß es nicht schwierig ist einzusehen, wie stark die Grundlage des Wissens ist, auf welchem das stattliche Gebäude ihrer christlichen Werke ruht.
Im Wetteifer mit dem Beispiel ihrer Führerin sollten Christian Scientisten sicherlich darnach streben, täglich in Gedanken und Werken höher zu steigen, und in demselben Maße Reinheit des Ausdrucks erlangen, alle müßigen, unnützen und unschönen Formen der Rede und der Lebensart abwerfen, damit man von ihnen nicht nur als von glücklichen und froh aussehenden Leuten sprechen kann, sondern auch als von intelligenten, vornehmen und wohlerzogenen Männern und Frauen. All das mag trivial erscheinen neben dem großen Werk, die Menschheit und die Welt zu heilen und zu reinigen, aber in Wirklichkeit ist es das nicht. Es ist sowohl passend wie wichtig, daß der Vertreter einer großen Macht, anständig gekleidet ist, gute Manieren besitzt und fähig ist, sich richtig in der Sprache des Landes, in welches er geschickt ist, auszudrücken. Nun jeder Christian Scientist vertritt seinen Herrn, nicht nur für ein Land oder für eine Phase des Gedankens, sondern für viele, und er sollte vorbereitet sein, der Botschaft seines Vaters jene Form und jenen Ausdruck zu verleihen, welcher der geistigen Auffassungsgabe angepaßt ist, mit der er es zu tun hat. Er sollte sich an die Heiligkeit und an die Würde seiner Mission erinnern, und zur selben Zeit soll er die Liebe wiederspiegeln, die er für das Prinzip des Daseins erklärt. Das verlangt keine große akademische Weisheit, noch eine große Kenntnis socialer Gebräuche. Einige der beredtesten und großartigsten Redner sind Männer gewesen, welche das Studium der Bibel als die Grundlage der Macht ihrer Ausdrucksweise angaben, als das, was ihren Begriff für Kraft und Schönheit der Sprache genährt hatte; und alle Werke unsrer Führerin dienen demselben Zwecke.
Man macht oft die Beobachtung, daß Personen, die bei ihrem ersten Eintritt in Christian Science, menschlichen Begriffen nach, ganz roh und unwissend erscheinen, je nach dem Fortschritt in dem Verständnis und in der Wertschätzung der köstlichen Wahrheiten, die sie in ihrer Literatur finden, ihre Redeweise und ihre Lebensart bessern. In dem Maße, in dem sich die Studierenden dem läuternden Einfluß der reinen Gedanken und der selbstlosen Liebe hingeben, welche diese Schriften belebt, werden sie von den Banden der Sinnlichkeit befreit werden, während Gedanke und Ausdruck gereinigt und veredelt werden.
Die Versammlungen an den Mittwoch Abenden, welche allen eine Gelegenheit geben für den neubelebenden Einfluß der Christian Science Zeugnis abzulegen, bieten alle Phasen der Kultur dar, und es ist nicht ungewöhnlich, daß man Personen erzählen hört, daß sie englisch lesen lernten, dadurch daß sie sich durch „Science and Health“ durchbuchstabierten, von dem großen Wunsche angetrieben, das Buch zu lesen, welches sie geheilt hatte. Sie bezeugen, daß sie in der Tat den Schlüssel zu der Heiligen Schrift gefunden haben, da er für sie das erschloß, was sie immer für Geheimnisse gehalten hatten, die zu lösen gelehrten Menschen vorbehalten war. Diejenigen, welche die offenbarte Wahrheit studieren, haben eine Redeweise und eine damit übereinstimmende Lebensart angenommen, welche für die Quelle dieser Besserung spricht. Bei einer Mittwoch Abend Versammlung einer Christian Science Kirche in einer kleinen Landstadt zeigte ein Besucher großes Interesse bei einem Zeugnis, welches von einem jungen Mann gegeben wurde; „aber,” sagte der Besucher, „ich war erstaunt über die seltsame Ungleichmäßigkeit in seiner Rede; manchmal brauchte er eine gewöhnliche, ungrammatikalische Sprache, und dann war der nächste Satz wieder vollkommen rein und wohlgeformt — es war sehr merkwürdig.” Sein Interesse wurde noch mehr erweckt, als man ihm erzählte, daß die gewöhnliche Sprache des jungen Mannes roh und inkorrekt gewesen war, aber daß er, nachdem er „Science and Health“ gelesen hatte, natürlich in jenen reinen und kraftvollen Stil des Textbuches verfiel, jedesmal wenn er von irgend etwas sprach, was mit einer wissenschaftlichen Demonstration verbunden war, und daß er auf diese Weise die neue Sprache übe. Diejenigen, welche die gesegneten Folgen nicht kennen, welche das Studium und die Ausübung der Christian Science begleiten, können weder die Anhänglichkeit der Christian Scientisten an Mrs. Eddy, noch den Wert, den ihre Werke für sie haben, verstehen und oft brandmarken sie den Studierenden als engherzig, welcher, da er in ihren Schriften Leben, Kraft und Schönheit findet, gleichgültig gegen den Reiz vieler Werke der modernen Literatur geworden ist, welche sich so allgemein mit sozialen und andern Problemen abgibt, die man im großen Ganzen mit Irrtum bezeichnen und in Ruhe lassen könnte.
Der Christian Scientist mag wohl ein solches Verdikt unbemerkt vorübergehen lassen, aber, was er nicht übersehen darf, ist die große Notwendigkeit, fähig zu sein, die vielen Fragen, die von denen, die sich für Christian Science interessieren, an ihn gerichtet werden, einfach korrekt und überzeugend zu beantworten, denn auf jener Fähigkeit beruht die Macht, die heilende Wahrheit der Wissenschaft so darzubieten, daß sie sofort die sorgenvollen Gedanken, die verstörten Gemütsbewegungen erreicht und heilt, aus denen alle Krankheiten und alles Elend entsteht. Um dies zu tun, ist eine Kenntnis der Bibel und der Werke unserer Führerin erforderlich; sie bieten uns all das, was die Philosophie versucht hat, der Welt zu geben. Keine große Wahrheit, keine Wahrnehmung des Guten, die einmal erkannt und gefühlt worden ist, kann verloren werden, gleichgültig, wer der Verkünder gewesen sein mag; aber in „Science and Health“ sind alle wesentlichen Wahrheiten, die Gott den Menschen gegeben hat, hier zusammen gebracht, um die Wissenschaft Christi zu bilden, welche Jesus befähigte, seine mächtigen Werke zu tun. Es steht in unsrer Macht, diese Wissenschaft zu lernen, und sie im Dienste Gottes und des Menschen auszuüben. Sie ist die köstliche Perle, und keiner, der einen Schimmer ihrer Schönheit gesehen hat, kann gleichgültig dagegen werden, noch kann er sie gegen irgend einen anderen Schatz, welchen das Weltall bieten kann, zurückstellen. Diejenigen, welche diese Wissenschaft studieren, müssen all die Schätze ihrer Gelehrsamkeit, ihres Intellekts und ihres geistigen Wesens darbringen; sie müssen ihre Lampen putzen und sie hoch halten damit alle sehen können, wie mächtig die Wahrheit ist.
Die Weisen aus alten Zeiten brachten dem Jesuskinde aus fernen Landen Gaben von den Dingen, welche sie für am kostbarsten hielten, denn in ihm erblickten sie den König, der die Welt von Sünden und Leiden erlösen sollte; sollen Christian Scientisten, zu denen der heilige Geist gekommen ist, um sie zu stärken, zu trösten und sie in alle Wahrheit zu leiten — sollen sie das Gold ihrer Liebe, die Myrrhe ihres Gehorsams, oder den Weihrauch des dankbaren Lobes jenem Geiste oder Seinem Diener vorenthalten, welcher viele Jahre lang mit Wort und Tat Seine Gegenwart unter den Menschen bezeugt hat?
Da Gott dem Menschen alle Dinge gegeben hat, und da er ihm die Herrschaft über alles gegeben hat, deshalb dürfen wir Ihm unser bestes, unser edelstes Besitztum bringen, unsere Kenntnis der Wahrheit, mit Ehre und Dank für diejenige, welche am Fuße des Kreuzes, jener Liebe dient, welche sie so weit auf dem Wege des Lebens gebracht hat.
Das Studium unseres Lehrbuches zeigt uns, daß Gott uns von Sünde und Krankheit heilt, nicht durch eine Kenntnis dessen, was nicht existiert, sondern dadurch, daß Er Gott bleibt, das Gute — allgegenwärtiges Leben, Wahrheit und Liebe, — die Quelle der unveränderlichen, ewigen Güte und Harmonie. Wenn wir nur einen Schimmer davon gewinnen, was Gott wirklich ist und dann alles ausschließen, was Gott unähnlich ist und nicht existieren kann, weil Gott alles ist, sind wir geheilt.
Copyright, 1906, Mary Baker G. Eddy.
Verlagsrecht im Jahre 1906, Mary Baker G. Eddy.