Meine Frau hat durch die Hilfe der Christian Science ihre Gesundheit und Lebenskraft wiedergewonnen und ist nun von einem Frieden erfüllt „welcher höher ist denn alle Vernunft”; und dies nicht dank der Überredung irgend eines Menschen, sondern infolge der Tatsache, daß alle andern Mittel versucht wurden und versagten.
Du sagst: „Ich halte diese Wissenschaft für ganz falsch.” Nun, lieber Freund, ist es Dir je in den Sinn gekommen, daß wir alle manches für falsch halten, was tatsächlich richtig ist, und daß unsere Meinung nicht das Geringste an der Wahrheit ändert? Jahrhunderte hindurch glaubten die Menschen, daß die Erde flach sei. Aber diese irrige Meinung änderte nichts daran, daß die Erde eine Kugel ist.
Wieder sagst Du: „Christian Science behauptet, daß es in der Welt keine Sünde gibt und daß wir gut und heilig sind.” Wenn Du „Science and Health“ gelesen hättest, anstatt es nur durchzublättern, würdest Du bemerkt haben, daß es nicht lehrt, daß es in der Welt keine Sünde gibt, sondern daß die Sünde ganz und gar von der Welt ist und absolut keinen Geist besitzt, sondern daß der wahre Mensch, im Gegensatz zur irdischen Auffassung, die man vom Menschen hat, heilig ist.
Dieselbe alte Bibel, aus der Du zitierst, stellt den Satz auf, daß Gott alles schuf und daß ohne Ihn nichts gemacht ist, das gemacht ist, und in der Schöpfungsgeschichte steht geschrieben: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.” Wenn nun die Sünde in Wirklichkeit eine Tatsache, eine Wesenheit ist und Gott alles machte, was gemacht ist, wer hat dann die Sünde, alles was nicht gut ist, geschaffen? Kann die Antwort anders lauten, als daß die Sünde unwirklich ist, denn wenn die Bibel wahr ist, so ist alles, was geschaffen wurde, durch Gott geschaffen und wurde von Ihm für gut befunden; und Seine Worte sind wahr, sonst wäre Er nicht Gott.
„Science and Health“ lehrt nicht, daß das „wir” der persönlichen oder leiblichen Sinne ohne Sünde ist. Es lehrt, wenn ich es recht verstehe, daß die Sünde Teil hat an der innersten Natur und dem Wesen der körperlichen Sinne und, daß daher, sobald die Herrschaft dieser Sinne über unser Bewußtsein aufhört, Sünde, Krankheit und all die verschiedenartigen Formen des Bösen ebenfalls schwinden.
Keiner, der die Christian Science studiert, der wirklich weiß, was dies Studium bedeutet, wird je sagen, daß seine Persönlichkeit frei von Sünde ist, oder nicht gesündigt hat, aber, wenn jemand die geistige Auffassung begreift, erkennt er „daß Gott den Menschen aufrichtig gemacht hat.”
In der Wissenschaft wird der Heiland zum auferstandenen Christus für das Denken jedes gläubigen Jüngers. Anstatt ihn zu verleugnen, bekennt man ihn mit Worten und beweist ihn durch Taten, die alles übertreffen, was in andern Glaubensbekenntnissen und Lehren zu finden ist. Und wir haben einen Gott, der gegenwärtig ist und den wir nicht erst nach dem Tode schauen werden.
Du gibst gern zu, daß Gott die Liebe ist und gerade dies ist der Grundstein der Christian Science. Weil Gott die Liebe ist, sind Seine „Augen rein, daß” Er „Übels nicht sehen” mag. Wenn Gott sich des Bösen bewußt wäre, würde Er für dessen Dasein verantwortlich sein. Ebenfalls würde ein sich der Sünde bewußter Gott, weder ein Gott der Liebe, noch ein Gott der Wahrheit sein, denn Sünde ist Unwahrheit und faßt alle Dinge falsch auf.
Das Gericht Gottes, von dem Du sprichst, wird nicht für zukünftige Zeiten aufgehoben, denn nach der Christian Science „findet das Gericht der göttlichen Weisheit stündlich und fortwährend statt, nämlich das Gericht, durch das dem vergänglichen Menschen aller materielle Irrtum genommen wird. Geistigen Irrtum gibt es nicht” (Science and Health S. 291).
Nun, lieber Freund, wenn Gott überall ist, dann können wir uns doch wohl keinen Raum oder keine Zeit denken, die Ihn uns näher bringen könnte als die Gegenwart, hier und jetzt. Wenn Er ein Gott der Liebe ist, warum sollen wir uns nicht hier schon am Sonnenschein Seiner Liebe wärmen anstatt uns an dem Gedanken, den uns die Furcht einflößt, festzuhalten, daß wir den Gott der Liebe mit uns versöhnen müssen, damit wir nicht endlosen Höllenstrafen verfallen?
Und weiter, ist es Dir je in den Sinn gekommen, daß, wenn Gott allgegenwärtig, d. h. an allen Orten gegenwärtig ist, Er dann ebensogut in der Hölle (wenn die Hölle überhaupt ein Ort ist), wie anderswo ist? Ich meine nichts Unehrerbietiges damit, wenn ich sage, daß ich mich nicht fürchte, da hinzugehen, wo Gott ist, und da Er überall ist, gibt es also keinen Ort, wo ich nicht hingehen könnte. Wenn wir im Himmel anlangen, indem nichts als Harmonie herrscht, müssen wir alle erkannt haben, daß der Mensch, als Reflex seines göttlichen Schöpfers vollkommen ist und ein vollkommener Schöpfer bedingt eine ebenso vollkommene Schöpfung.
Wenn also die materiellen Auffassungen, die Götter, die wir angebetet haben, nicht mehr vorhanden sind, werden wir die Wahrheit von Angesicht zu Angesicht sehen und nicht „durch einen Spiegel in einem dunklen Wort.”
Die Bibel ist nicht ein kleines Buch, in dem das Todesurteil über irgend eines der Geschöpfe Gottes geschrieben steht, sondern sie ist ein gewaltiges Buch, daß uns die geistige Wahrheit, die die Sinne nicht erkennen können, erschließt; und „Science and Health“ ist in Wahrheit der Schlüssel zu diesem Buch, denn Werke der Heilung folgen seiner Lehre, die niemand, der in die Sache eingedrungen ist, in Frage stellen kann.
Aufrichtig Ihr
